Originaltitel: Ghost in the Machine Episodennummer: 1x07 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 29. Oktober 1993 Erstausstrahlung D: 24. Oktober 1994 Drehbuch: Alex Gansa & Howard Gordon Regie: Michael Jerrold Freedman Hauptdarsteller: David Duchovny als Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Agent Dana Scully Gastdarsteller: Jerry Hardin als Deep Throat,
Rob LaBelle als Brad Wilczek,
Wayne Duvall als Agent Jerry Lamana,
Blu Mankuma als Claude Peterson u.a.
Kurzinhalt:
Ein alter Kollege von Mulder ruft diesen bei einem mysteriösen Mordfall zu Hilfe. Nachdem er einen anderen Fall vermasselt hat, braucht er unbedingt einen Erfolg, um seine Karriere zu retten. Mulder soll für ihn ein Täterprofil erstellen – fehlt doch vorläufig von einem Verdächtigen noch jede Spur. Beim Opfer handelt es sich um den Geschäftsführer eines großen Softwareriesen. Dieser arbeitete u.a. gerade an einem intelligenten Computer, der ein komplettes Hochhaus steuern kann. Mulder vermutet schon bald, dass sich der Gründer der Firma – nach seinem Streit mit dem CEO, im Zuge dessen er vor die Tür gesetzt wurde – von zu Hause aus in das System gehackt und es dazu benutzt hat, um seinen Rivalen zu ermorden. Dann kommt es jedoch auch nachdem man ihn als Hauptverdächtigen eingesperrt – und dieser auch die Morde gestanden hat! – noch zu weiteren mysteriösen und tödlichen Vorfällen…
Review:
Im August 1993, nur wenige Wochen vor der Ausstrahlung dieser Episode, lief ein sehr ähnlich gelagerter TV-Film mit Paul Reiser ("The Tower") im Fernsehen (interessanterweise ebenfalls auf FOX). Auch dort geht es um einen Computer, der ein Hochhaus steuert (genauer gesagt ist er für das Sicherheitssystem zuständig), und der es auf diesen letztendlich abgesehen hat (eine Prämisse, die wiederum Erinnerungen an die McGyver-Folge weckt, als dieser das Sicherheitssystem eines Atomkraftwerks testen soll, und schließlich von diesem angegriffen wird). Nun sind Inspirationsquellen bei "Akte X"-Episoden ja nichts Neues; auch kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob das Drehbuch zu "Die Maschine" nicht schon längst geschrieben und die Folge vielleicht zu diesem Zeitpunkt sogar schon abgedreht war (wobei festzuhalten ist, dass auch der TV-Film bereits ein Remake einer kanadischen Produktion war). Dennoch ist es mir schon damals als ich die Folge zum ersten Mal gesehen habe (da dieser TV-Film auch in Deutschland, wenn ich mich richtig erinnere sogar auf dem "Akte X"-Sender ProSieben, ausgestrahlt wurde) aufgefallen.
Während ich bei "The Tower" nicht mit Sicherheit sagen kann, ob sie wirklich als Inspiration diente, ist eine andere dafür nur allzu offensichtlich: Wann immer man im Fernsehen oder im Kino einen mordenden Computer hat, weckt dies unweigerlich Erinnerungen an HAL 9000 aus "2001 – Odyssee im Weltraum" – ein Vergleich, bei dem praktisch jede Variation dieses Themas unweigerlich den Kürzeren zieht. Wobei zumindest ich den Eindruck hatte, dass die Macher diese Ähnlichkeiten gar nicht verhehlen wollen, und die an HALs flehen in Richtung Dave erinnernden Szenen ("What are you doing Ryan? Don't do this to me Ryan") durchaus als bewusste Hommage und Verbeugung vor der Vorlage gedacht waren. Die wirklich großen, relevanten Probleme von "Die Maschine" liegen meines Erachtens aber ohnehin weniger daran, dass sie teilweise Erinnerungen an andere Filme weckt. So fehlt es – vom durchaus packenden Finale abgesehen – erneut etwas an Spannung. Die Auflösung rund um die Computerintelligenz war zumindest für mich zu früh zu offensichtlich. Die Darstellung des Hackens in Scullys Computer wirkt doch eher peinlich und unfreiwillig komisch. Die Verschwörungs-Thematik fand ich in dieser Folge doch eher unpassend und etwas verkrampft (um Deep Throat wieder auftreten lassen zu können). Die eine oder andere Kleinigkeit ist logisch nicht nachvollziehbar (z.B. warum Mulder seinem Freund vorwirft, Brad Wilczek in Gewahrsam zu halten – immerhin hat dieser ein Geständnis abgelegt!). Und mit den klischeehaften "Es ist noch nicht vorbei!"-Horrorenden beginnt man es langsam aber sicher nun wirklich zu übertreiben. Immerhin hatten wir in "Die Maschine" nun schon das dritte in Folge!
Völliger Reinfall ist die Episode aber auch nicht. So mag das Grundkonzept vielleicht nicht mehr unbedingt originell sein, weiß aber grundsätzlich durchaus zu gefallen. Die Szene mit dem Mord im bzw. durch den Fahrstuhl ist recht gelungen, und erhöht kurzzeitig die Spannung. In erster Linie sind es aber die letzten rund 10 Minuten, mit Mulders und Scullys Einbruch in das Hochhaus, die für gute Unterhaltung sorgen, und "Die Maschine" noch so halbwegs herausreißen. Angefangen vom falschen Nummernschild über die spannenden Szenen mit Scully im Schacht bis hin zum Showdown, als der Sicherheitsbeamte Scullys Loyalität zu Mulder auf die Probe stellt, vermochte das Finale der Episode wirklich glänzend zu unterhalten, und bot – endlich! – auch einiges an Spannung. Umso bedauerlicher, dass das danach folgende, bereits angesprochene Ende, die Begeisterung doch nicht unwesentlich trübt, und damit erst recht wieder für einen bitteren Nachgeschmack sorgt.
Fazit:
Auch "Die Maschine" muss ich insgesamt leider eher zu den schwächeren Episoden der ersten Staffel zählen. Während die Grundidee noch recht interessant (wenn auch nicht originell) ist, fehlt es in der ersten halben Stunde doch ordentlich an Spannung. Erst in den letzten rund 10 Minuten bietet "Die Maschine" noch einmal gute, packende Unterhaltung, davor plätschert die Handlung doch eher unmotiviert vor sich hin. Vor allem aber ist es das neuerliche, einfach ungemein klischeehafte und abgedroschene "Es ist noch nicht vorbei!"-Ende, welches "Die Maschine" für mich auf unterdurchschnittliches Niveau drückt.