Originaltitel: Jersey Devil Episodennummer: 1x05 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 08. Oktober 1993 Erstausstrahlung D: 10. Oktober 1994 Drehbuch: Chris Carter Regie: Joe Napolitano Hauptdarsteller: David Duchovny als Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Agent Dana Scully Gastdarsteller: Claire Stansfield als Jersey Devil,
Wayne Tippit als Detective Thompson,
Gregory Sierra als Dr. Diamond,
Michael McRae als Ranger Peter Broullet,
Jill Teed als Glenna,
Tamsin Kelsey als Ellen,
Andrew Airlie als Rod u.a.
Kurzinhalt:
Als in einem Wald in New Jersey ein Mann verschwindet, ist sofort Mulders Interesse geweckt. Denn bereits seit Jahrzehnten gibt es das Gerücht, dass in den Wäldern ein seltsames Wesen sein Unwesen treibt: der "Teufel von Jersey". Scully ist naturgemäß skeptisch, was dieses sagenumwobene Wesen, ähnlich dem Yeti oder auch Bigfoot, angeht, weshalb sie auch schon bald wieder abreist. Mulder jedoch forscht weiter, und auch wenn ihm die örtliche Polizei nur Steine in den Weg legt, findet er zudem doch noch eine heiße Spur. In der Nacht sieht er schließlich eine seltsame Gestalt über die Dächer von New Jersey wandeln. Doch wie soll man die Kreatur ausfindig machen, und worum handelt es sich bei dieser denn nun wirklich?
Review:
"Der Teufel von Jersey" ist grundsätzlich ein sehr gutes Beispiel dafür, was ich mir von "Akte X" erhofft hatte, und was ich – neben der Alien-Verschwörung (bevor man bei dieser irgendwie den Faden zu verlieren schien) – als eine der größten Stärken und/oder Potentiale der Serie erachte: Nämlich Mythen und Legenden zu nehmen, und zu versuchen, für diese eine plausible naturwissenschaftliche Erklärung zu finden. Ich muss gestehen, dass mir die übernatürlichen Episoden der Serie zweifellos mehr liegen als die übersinnlichen (Wiedergeburt, Geister, etc.). Insofern trifft "Der Teufel von Jersey" im Kern mal ziemlich genau meinen Geschmack. Natürlich, allzu sehr darf man über die hier dargebotene Erklärung nicht nachdenken. Ansonsten müsste man sich darüber wundern, dass dieser Seitenstrang der menschlichen Evolution über hunderte von Generationen hinweg keine Gendefekte durch Inzucht erleidet. Insgesamt setzt man sich aber angenehm ernsthaft mit dem Thema auseinander, und findet eine ansatzweise plausible potentielle Erklärung.
Was mir ebenfalls gut gefällt, ist die Message der Episode, die in Richtung Artenschutz bzw. aussterbende Tierarten geht. Der tragische Ausgang ist definitiv eine der größten Stärken der Episode. Eine weitere ist die Inszenierung, allen voran die phantastische, atmosphärische Jagd nach dem Wesen. Heutzutage würde man diese schnell geschnitten, mit Wackel-Cam und Zooms inszenieren; zudem wäre sie nach allerlängstens einer Minute vorbei. Zu groß ist die Angst, den Zuschauer zu langweilen, auf das dieser auf einen anderen der ihm zur Verfügung stehenden 500 Kanäle wechselt – oder aber in seinem Smartphone versinkt. Anfang/Mitte der 90er gab es noch keine entsprechenden Bedenken, weshalb man sich ausreichend Zeit nehmen kann, um bei der Verfolgungsjagd eine ungemein dichte Atmosphäre – und natürlich auch eine Erwartungshaltung ob der Konfrontation – aufbaut. Jedenfalls war diese Jagd sehr spannend umgesetzt, und überzeugte mit einigen gelungenen Einstellungen – allen voran jene mit dem Ventilator im Hintergrund ist mir in Erinnerung geblieben – sowie einer angenehm vagen Auflösung des Aussehens dieses "Teufels von Jersey". Generell fällt auch bei dieser Folge wieder einmal auf, dass "Akte X" von Anfang an keine Angst vor dunklen Szenen hatte – etwas, dass vor allem für die TV-Landschaft der frühen 90er höchst ungewöhnlich war. Zudem darf auch der Beitrag von Mark Snow nicht vergessen werden, was die teils dichte Atmosphäre – allen voran bei der Verfolgungsjagd – betrifft. Zudem darf auch der Humor nicht vergessen werden. Vor allem bei den Dialogen finden sich wieder einige diesbezügliche Highlights, wobei vor allem Mulder mit seinem trocken-ironischen Humor wieder für einige amüsante Momente sorgt.
Wirkliches Highlight ist "Der Teufel von Jersey" für mich aber dennoch keines. Trotz einiger atmosphärisch dichter Szenen leistet man sich bei der Ausführung doch auch die eine oder andere Schwäche – vor allem das sehr horrortypische "Es nicht noch nicht vorbei!"-Ende fällt hier negativ auf. Darüber hinaus leidet die Episode auch darunter, dass Mulder und Scully für einen Großteil der Folge getrennt sind, und Mulder überwiegend auf eigene Faust arbeitet und ermittelt. Dafür dürfen wir, quasi als Ausgleich, Scully mal in ihrem Privatleben betrachten, zuerst mit ihrer Schwester, dann bei einer Verabredung. Grundsätzlich zwar gut gespielt – man merkt Scully deutlich an, dass sie jetzt lieber mit Mulder durch dunkle Gassen streifen würde, auf der Jagd nach irgendwelchen geheimnisvollen Mysterien – und mit der netten Offenbarung, dass Scully Mulder bzw. ihrem Job den Vorzug gibt, dennoch fühlte sich das ganze einerseits etwas fehl am Platz an, und war andererseits jetzt nicht unbedingt übertrieben interessant. Es wirkt eher wie Füllmaterial, um die Sendezeit voll zu bekommen bzw. auch Scully etwas zu tun geben zu können. Zumindest mein Interesse konnte man mit dieser B-Story aber leider nicht wecken, weshalb sie mir doch eher überflüssig erschien.
Fazit:
Nach einer weiteren Alien-Folge haben wir nun wieder eine davon unabhängige Geschichte – die aber leider längst nicht so gut gelungen ist wie "Das Nest". Was mir gefallen konnte, waren die Dialoge zwischen Mulder und dem Sheriff und die atmosphärisch dichten Szenen gegen Ende im Haus, als sich Mulder, Scully & Co. auf die Suche nach der geheimnisvollen Frau machen. Insgesamt fehlte es dem "Teufel von Jersey" aber doch etwas an der nötigen Spannung. Auch war das zugrundeliegende Mysterium längst nicht so interessant, dass es von selbst hätte packen können. Auf die wenig interessante B-Story rund um Scullys öde Verabredung hätte ich ebenfalls verzichten können. Und die letzte Szene war ungemein klischeehaft und viel zu typisch, und hat mich insbesondere nach der wirklich gelungenen üblen Wendung unmittelbar zuvor doch ziemlich enttäuscht. Insgesamt reicht es aufgrund der vorhandenen Stärken aber doch noch knapp für eine durchschnittliche Wertung.