Originaltitel: Conduit Episodennummer: 1x04 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 01. Oktober 1993 Erstausstrahlung D: 26. September 1994 Drehbuch: Alex Gansa & Howard Gordon Regie: Daniel Sackheim Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully Gastdarsteller: Carrie Snodgress als Darlene Morris,
Michael Cavanaugh als Sheriff Jack Withers,
Don Gibb als Kip,
Joel Palmer als Kevin Morris,
Charles Cioffi als Section Chief Scott Blevins u.a.
Kurzinhalt:
Im Revolverblatt einer Kleinstadt wird davon berichtet, dass eine Jugendliche von Außerirdischen entführt wurde – und Mulder nimmt diesen Bericht sehr ernst, ist dies doch nahe eines Sees geschehen in dem schon seit Jahren immer wieder über Ufo-Sichtungen und Entführungen berichtet wird. Aufgrund Mulders Enthusiasmus sieht sich Scully wieder mal genötigt sein Verhalten gegenüber den Vorgesetzten im FBI zu verteidigen, die davon überzeugt sind, dass Mulder hier einer fixen Idee nachjagt – glaubt er doch, dass seine eigene Schwester von Außerirdischen entführt wurde. Vermutlich auch deshalb identifiziert sich Mulder sofort mit dem kleinen Jungen, der so wie er die Entführung mit eigenen Augen gesehen hat. Dieser verhält sich zudem recht merkwürdig, behauptet er doch, aus dem Fernsehen Signale zu empfangen, die er fast ständig niederschreibt – er ist sich sicher, in den Signalen steckt der Schlüssel zum Auffinden seiner Schwester…
Review:
Nach einem kurzen Ausflug in andere phantastisch-unheimliche Gefilde kehrt man in "Signale" wieder zur Alien-Thematik zurück – und beschäftigt sich insbesondere auch erneut mit Fox Mulder und seiner Überzeugung, dass seine Schwester als er ein kleiner Junge war von Außerirdischen entführt wurde. Generell ist "Signale", trotz der im Zentrum stehenden UFO-Entführung, schon fast so etwas wie eine Charakterfolge. Es ist unverkennbar, dass Mulder sich selbst in gewisser Weise in dem kleinen Jungen wiederzuentdecken scheint – und er ihm nicht nur deshalb helfen will, damit dieser seine Schwester wieder in die Arme schließen und ihm so den Schmerz und das Leid seiner eigener Kindheit ersparen kann. Denn wenn Kevins Schwester wieder auftaucht, besteht aus Mulders Sicht auch Hoffnung für seine Schwester Samantha. Vor allem auch die Hypnose-Session gibt einen faszinierenden Einblick in seine Persönlichkeit, und warum er so bereitwillig an übersinnliche Phänomene glaubt – wird dort doch das bekannte Motto "I want to believe" durch ein fast verzweifelt klingendes "I have to believe" ersetzt.
Dementsprechend verbissen widmet sich Fox Mulder auch diesem Fall. Er hofft, zusammen mit Kevins Schwester vielleicht auch seine eigene finden zu können. Und auch wenn es für Kevin letztendlich ein Happy End gibt, bleibt Mulder dieses verwehrt. So verständlich es aus Sicht der Mutter auch ist, die einfach nur ihre Familie beschützen und dieses traumatische Ereignis hinter sich lassen will, so kann man auch Mulders Frust gut nachvollziehen. Nicht nur, weil gemeinsam mit ihm auch uns definitive Antworten verwehrt bleiben, sondern auch, da man angesichts der Tatsache, wie nah er eben diesen offensichtlich war – und damit einer möglichen Chance, seine Schwester wieder zu finden – unweigerlich mit ihm mitfühlt. Eben dies macht den Ausgang sogar ansatzweise berührend. Was "Signale" ebenfalls aufwertet, ist die interessante Handlung rund um die titelspendenden Signale, die der Junge aus dem Fernseher aufschnappt und niederschreibt. Die Offenbarung dessen, was er die ganze Zeit notiert hat, und dass die Blätter nebeineinandergelegt das Gesicht seiner Schwester ergeben, ist sehr gut gemacht, und definitiv einer jener Momente, die in Erinnerung bleiben. Besonders gut gefiel mir auch das Finale in den Wäldern, wo die Inszenierung mit einer phantastischen (ein wenig an "E.T." erinnernden) Farbgebung besticht – wo sich der vermeintliche UFO-Besuch dann allerdings als Finte (und vielmehr als Biker-Gang) herausstellt. Was jedoch bereits hier wiederum etwas konstruiert erscheint, und bereits so früh in der Serie negativ aufzufallen beginnt, ist wie die Autoren krampfhaft und verzweifelt versuchen müssen, Scully wesentliche wichtige Ereignisse verpassen zu lassen, damit sie sich ihre Skepsis bewahren kann. Hier war es genau genommen eh noch recht gut und nachvollziehbar gelöst, dennoch fällt es einfach unweigerlich auf.
Die gravierendste Schwäche von "Signale" ist aber meines Erachtens die Einstiegssequenz. Nicht nur, dass diese atmosphärisch etwas misslungen ist und an das mittlerweile von der Serie gewohnte Niveau nicht anknüpfen kann, nimmt es der weiteren Episode jegliches Mysterium – da diese Szene keine Frage mehr offen lässt, was mit der verschwundenen jungen Frau passiert ist. Ich denke, "Signale" wäre eine deutlich bessere Episode gewesen, wenn man die Untersuchung ohne jegliches Vorwissen verfolgen hätte können. Wurde sie wirklich von Außerirdischen entführt, oder steckt ein deutlich irdischeres Verbrechen dahinter? Vor allem ließ sich durch diesen Einstieg Scully's Skepsis schwer nachvollziehen, und im Gegenzug wirkte Mulders Vorgehen – aufgrund des Informationssprungs des Zusehers – völlig logisch. Zudem nimmt man damit dem Zuschauer die Möglichkeit, sich als weitgestehend unabhängiger Beobachter die Handlung und die Beweise möglichst unvoreingenommen anschauen zu können und dann für sich selbst zu entscheide, welche Version der Ereignissen man eher Glauben schenken will – Mulders oder Scullys. Sehr schade, und ein gutes Beispiel dafür, wie bereits die erste Szene eine Episode eben diese ansatzweise zu ruinieren vermag.
Fazit:
"Signale" überzeugt vor allem mit den Einblicken in Mulders Psyche, als man erneut das Verschwinden seiner Schwester thematisiert, und damit aufzeigt, was ihn antreibt. Schade nur, dass die erste Szene bereits zu deutlich macht, was passiert ist, und es uns daher nicht erlaubt, unsere eigenen Schlüsse zu ziehen und die Ermittlungen von Mulder und Scully vorurteilsfrei zu verfolgen – was die Spannung meiner bescheidenen Meinung nach deutlich erhöht hätte.