Originaltitel: And the Children Shall Lead Produktionsnummer: 3x05 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 11.10.1968 Erstausstrahlung D: 23.04.1974 Drehbuch: Edward J. Lakso Regie: Marvin J. Chomsky Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Walter Koenig als Pavel Chekov, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: Craig Hundley als Tommy Starnes, James Wellman als Professor Starnes, Melvin Belli als Gorgan, Pamelyn Ferdin als Mary, Caesar Belli als Steve, Mark Robert Brown als Don, Brian Tochi als Ray, Majel Barrett als Christine Chapel u.a.
Kurzinhalt:
Die U.S.S. Enterprise folgt einen Notruf der Kolonisten auf dem Planeten Triacus. Als sie dort ankommen, finden sie jedoch alle Bewohner bis auf einen tot vor – und auch dieser verliert kurz nach ihrer Ankunft sein Leben. Einzig die Kinder scheinen nicht betroffen zu sein – und zwar in allen Bedeutungen des Wortes, spielen sie doch fröhlich auf der Planetenoberfläche herum, als wäre nichts geschehen. Weder Spock noch McCoy können eine Erklärung für das seltsame Verhalten der Kinder liefern. Kirk hat keine andere Wahl, als sie an Bord der Enterprise zu bringen, und eine neue Heimat für sie zu suchen. Doch schon bald zeigt sich, dass die Kinder unter der Kontrolle eines bösen fremden Wesens namens Gorgan stehen, der ihnen zudem übernatürliche Kräfte verliehen hat. Die Kinder vermögen es, die Besatzungsmitglieder mit Illusionen zu täuschen und/oder indem sie ihre Ängste schüren sie handlungsunfähig zu machen. Dank dieser Fähigkeit gelingt es den Kindern schon bald, das Kommando über die Enterprise zu übernehmen und Kurs auf Marcus 12 zu setzen, wo Gorgan für sich und seine Anhänger eine neue Heimat schaffen will. Doch Kirk und Spock denken gar nicht daran, sich so einfach geschlagen zu geben – und arbeiten an einer Gegenstrategie…
Denkwürdige Zitate:"Humans do have an amazing capacity for believing what they choose and excluding that which is painful."
(Dieser Analyse von Spock wage ich nicht zu widersprechen.)
"Without followers, evil cannot spread."
(Eine simple, wichtige Wahrheit, die wir uns alle zu Herzen nehmen sollten.)
Review:
Die qualitative Erholung der Serie, mit der guten und unterhaltsamen Episode "Die unsichtbare Falle", hielt nur denkbar kurz an. "Kurs auf Marcus 12" zerschlägt leider alle Hoffnungen eines dauerhaften Kurswechsels, und offenbart die vorangegangene Episode rund um die Spionagemission an Bord des Romulanerschiffs vielmehr als Ausreißer, denn als die erhoffte und ersehnte Trendumkehr. Dabei erreicht "Kurs auf Marcus 12" noch dazu qualitative Untiefen, die bis dato in der Serie nur von "Die Frauen von Mr. Mudd" und "Meister der Sklaven" erreicht wurden – und selbst denen lagen teilweise interessantere Ideen zugrunde, als man dies von dieser Episode behaupten kann. Wer jedoch glaubt, mit "Kurs auf Marcus 12" wäre der Bodensatz nun endlich erreicht, irrt, steht uns doch als nächstes die berüchtigte Folge "Spocks Gehirn" ins Haus; anerkanntermaßen das grauenhafteste Stück "Star Trek"-Geschichte, zumindest wenn es um die klassische Serie geht. Doch noch ist es nicht soweit – kommen wir daher wieder zurück zu "Kurs auf Marcus 12".
Die (nach der Produktionsreihenfolge) fünfte Episode der dritten Staffel ist wieder einmal eine jener Folgen, wo man gar nicht weiß, wo man mit der Kritik anfangen soll. Eines der Hauptprobleme von "Kurs auf Marcus 12" ist meines Erachtens, dass es an einem Haken fehlt, der das Interesse des Zuschauers wecken könnte. Es geht um kein interessantes, faszinierendes Phänomen, auch die Bedrohung ist lange Zeit nicht nachvollziehbar, und das im Zentrum stehende Mysterium rund um das seltsame Verhalten der Kinder bzw. den Tod der Kolonisten schaffte es einfach nicht, mich zu packen. Wo andere Episoden trotz aller Schwächen von einer interessanten Grundidee ansatzweise gerettet werden, fehlt "Kurs auf Marcus 12" dieses Fundament gleich mal. Was danach folgt, ist eine Studie der Langeweile, der unfreiwilligen Komik, und der Inkompetenz. Der Versuch, die Ängste der Crew deutlich zu machen – wenn die Kinder eben diese nutzen, um die Besatzung handlungsunfähig zu machen und das Schiff zu übernehmen – ist dies im besten Falle peinlich (Sulu und seine Schwerter im Weltraum, oder auch der verzweifelte Kirk, der seine Enterprise verloren hat), und im schlimmsten Fall unverschämt, sexistisch und anstößig (Uhura, die auf einmal auf der Brücke einen Spiegel hat, um ja immer ihr Antlitz bewundern zu können, und die ob des Anblick ihres Alters und des Verlustes ihrer Jugend und Schönheit zu einem nutzlosen Häufchen Elend verkommt). Leider versteht man es auch nicht, uns die Kinder sympathisch zu machen, weshalb es zumindest mir nicht gelang, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Sie wirken einfach von Beginn an mit ihrem Verhalten zu seltsam, und wirken frech bis hin zu richtiggehend arrogant.
Auch der Bösewicht Gorgan hat für mich überhaupt nicht funktioniert. Einerseits wird er von Melvin Bell nicht unbedingt besonders gut und/oder charismatisch dargestellt, andererseits lässt ihn aber auch das Drehbuch im Stich, das es verabsäumt, uns seine Motivation näherzubringen. Warum genau will er denn eigentlich nach Marcus 12? Wir hören zwar, was er dort vor hat, und warum es gilt, ihn unbedingt zu stoppen, dennoch erfahren wir über ihn, über seine Motive und über seine Fähigkeiten zu wenig, als das er als nachvollziehbare Bedrohung funktionieren würde. Zumal er scheinbar nicht viel mehr tun kann, als grün zu funkeln, und Kinder zu manipulieren. Boah. Furchteinflößend! Apropos Kinder: Die Art und Weise, wie man ihre Fähigkeiten umgesetzt hat, ist einfach nur grauenhaft, und gibt der Episode dann schließlich den Rest. Es soll wohl das mit der Faust auf dem Tisch schlagen symbolisieren, wirkt aber einfach nur ungemein billig, trashig, peinlich und unfreiwillig komisch. Dass jeder "Faustschlag" mit einer entsprechenden musikalischen Begleitung versehen ist, hilft auch nicht gerade, den Nerv-Faktor dieser Umsetzung zu reduzieren.
Natürlich ist nicht alles an "Kurs auf Marcus 12" schlecht. Es gibt den sporadischen gelungenen Dialog (siehe Zitate zur Folge), im Gegensatz zu vielen anderen "Star Trek"-Episoden gibt es einen (von George Duning) eigens komponierten Score (statt auf die bestehende Musikbibliothek zurückzugreifen), die Szene als Kirk und Spock erkennen dass sie soeben zwei Wachleute ins Nichts gebeamt haben vermochte mich ansatzweise erschaudern zu lassen, die schauspielerischen Leistungen der Stammbesetzung wissen erneut zu gefallen, und auch unter den Kindern findet sich die eine oder andere gefällige Performance (allen voran das kleine Mädchen, gespielt von Pamelyn Ferdin, spielt sehr natürlich). Leider beweist "Kurs auf Marcus 12" aber auch, dass zwar alle Aspekte wichtig sind, um eine wirklich gute Folge zu produzieren… aber alle anderen Aspekte so gut sein können wie sie wollen; wenn das Rückgrat einer Produktion – das Drehbuch – nichts taugt, können sie den Absturz letztendlich nicht verhindern. Und auch wenn ich Edward J. Lakso keinesfalls die alleinige Schuld an diesem Debakel zuschreiben will (wenn ich auch auf so manch weiteren Kritikpunkt, wie die eine oder andere logische Schwäche – so frage ich mich, warum die restlichen Kinder eigentlich auf die Brücke kommen, als Kirk das Lied abspielt – noch gar nicht eingegangen bin), und u.a. auch der Regisseur Marvin Chomsky für die eine oder andere Schwäche zu schelten ist, so hat Lasko mit seinem Drehbuch nichtsdestotrotz alle anderen im Stich gelassen, und damit das Schicksal der Folge weitestgehend besiegelt.
Fazit:
"Kurs auf Marcus 12" ist eine überwiegend misslungene Episode. Die Handlung ist einfallslos, unspannend und uninteressant, und auch bei der Inszenierung ist einiges schiefgelaufen. So wirkt die sich ständig wiederholende Handbewegung der Kinder mit der Zeit einfach nur mehr lächerlich und/oder nervig, und auch bei der Visualisierung der Ängste der Besatzungsmitglieder leistet man sich einen Faux Pas nach dem anderen, wobei insbesondere Uhuras diesbezügliche Vision einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Zu allem Überfluss funktioniert auch Gorgan als Bedrohung/Widersacher für die Crew der Enterprise nicht im Geringsten, was nicht nur an der uncharismatischen Darstellung von Melvin Belli liegt, sondern vor allem auch am Drehbuch, dass es verabsäumt, uns seine genauen Absichten, seine Motivation und seine Fähigkeiten deutlich zu machen. Den einen oder anderen positiven Aspekt gibt es zwar auch – wie z.B. die gefällige, sehr natürliche darstellerische Leistung von Pamelyn Ferdin, oder auch jene erschreckende Szene, als man zwei Besatzungsmitglieder ins All beamt – aber insgesamt sind diese bei weitem nicht stark und/oder zahlreich genug, um es mit den vorhandenen Schwächen auch nur ansatzweise aufzunehmen.