Mit: Benjamin Walker, Dominic Cooper, Mary Elizabeth Winstead, Rufus Sewell, Anthony Mackie, Marton Csokas u.a.
Kurzinhalt: Hilflos muss Abraham Lincoln als Kind miterleben, wie seine Mutter von einem Vampir getötet wird. Rund 10 Jahre später möchte er endlich Rache üben - erweist sich jedoch dem Vampir als nicht gewachsen, und verliert beim Angriff fast sein Leben. Allerdings wird dadurch der Vampirjäger Henry Sturges auf ihn aufmerksam, der ihn daraufhin unter seine Fittiche nimmt. Mit seiner Hilfe gelingt es Abraham dann auch, seinen lang gehegten Wunsch nach Rache endlich zu erfüllen. Jedoch wird er durch seine Ausbildung auch auf die Ausmaße der Gefahr aufmerksam, die von den Vampiren ausgeht. Schon bald beginnt er aber zu erkennen, dass diesen mit seiner Axt allein nicht beizukommen ist - und er beschließt, in die Politik zu gehen…
Review: Möchte man "Abraham Lincoln - Vampirjäger" genießen, sollte man die absurde Ausgangssituation des Films akzeptieren können. Dass Vampire unter uns leben sollen, damit hat man noch die wenigsten Probleme. Immerhin haben wir das in "Blade", "Underworld" und zahlreichen anderen Streifen schon zur Genüge erlebt. Dass der Vampirjäger eine historische Persönlichkeit ist, darf man jedoch getrost als Neuheit hinnehmen. Insbesondere, da es sich hierbei mit Abraham Lincoln sogar um den beliebtesten Präsidenten der Vereinigten Staaten handelt. Ein Biopic der besonderen Art also, sodass schon vorab für ausreichend Aufmerksamkeit gesorgt wurde. Dem wurde der Film allerdings nur teilweise gerecht, aber der Reihe nach.
Wir erleben gleich zu Beginn einen richtungsweisenden Moment für den jungen Abraham hinsichtlich der Sklavenfrage. Sein bester Freund Will wird vor seinen Augen ausgepeitscht, ein Umstand, der Abraham eingreifen, aber scheitern lässt. Bei dieser Szene wird schon ein Fingerzeig auf seine spätere Berufung gegeben, greift er doch schon hier erstmals zu einer Axt. Diese wird auch später das Werkzeug seiner Wahl, als er vom Vampir Henry Sturgess zum Vampirjäger ausgebildet wird. Zunächst von Rache getrieben, wendet sich Abraham mehr und mehr dem "Großen Ganzen" zu. Hier fließen dann auch erstmals erkennbar reale Einflüsse aus dem Leben Abraham Lincolns ein: Sein Rechtswissenschaftsstudium und der Beginn der politischen Laufbahn. Sein Aufstieg wird zwar nicht im Detail gezeigt, in einigen Sequenzen darf er aber in verschiedenen Reden glänzen, wie etwa der berühmten Gettysburg Address. Auch die Schlacht von Gettysburg dient als Rahmenhandlung. Im Vordergrund steht jedoch weiterhin die Vampirjagd, die allerdings rein von der Handlung keinen allzu großen Lichtblick darstellt. Zu sehr ähneln sich beispielsweise Lincolns beide Hauptwidersacher Jack Barts und Vampirvater Adam. Beide attackieren und töten seine Angehörigen und der einzige nennenswerte Unterschied zwischen beiden ist die offensichtlich größere Stärke von Adam. Während Barts noch ein halbwegs originelles Ende findet, ist das von "Megavampir" Adam vergleichsweise lächerlich simpel. Gerade nach der zugegeben hervorragend umgesetzten Lokomotivenszene hätte man sich mehr erwarten können. Generell zeigt Regisseur Timur Bekmambetow zahlreiche gute, ansehnliche Actionszenen. Wer "Wanted" gesehen hat, wird sich das ein oder andere Mal unweigerlich an diesen erinnert fühlen.
Doch genau wie bei "Wanted" bleiben auch die Charaktere bei "Abraham Lincoln Vampirjäger" überaus blass. Während Benjamin Walker als Abraham Lincoln eine durchschnittliche Leistung bot, wussten lediglich Mary Elizabeth Winstead als Lincolns Ehefrau Mary Todd und Dominic Cooper als unfreiwilliger Vampir Henry Sturgess zu überzeugen. Rufus Sewell gab den relativ uninspirierten Bösewicht Adam, der austauschbar wirkte. Etwas mehr Tiefe hätte hier gut getan. So konsequent die Geschichte des Vampire jagenden Präsidenten durchgezogen wird, so konsequent wird auch auf nahezu jeden Humor verzichtet. Dabei hätte man gerade bei "Abraham Lincoln Vampirjäger" einen kleinen Schuss Selbstironie erwartet – der Plot hätte es hergegeben. Am ehesten kam da noch die Szene aus dem Zug heran, als Lincoln die Überreste eines niedergestreckten Vampirs aus dem Waggon kickt. Diese Momente des Augenzwinkerns kamen jedoch seltener als erhofft.
Fazit: Wer bei diesem Titel etwas anderes, als einen handfesten Actionfilm erwartet, dürfte enttäuscht sein. Der Titel hält exakt, was er verspricht. Bestens umgesetzte Actionsequenzen reihen sich nahtlos aneinander und man sieht deutlich, dass Regisseur Bekmambetow großen Spaß dabei gehabt haben musste. Dennoch bleibt der Großteil der Charaktere zu blass, zu wenig erfährt man über sie und ihre Motive, mit Ausnahmen von Lincoln und seinem Freund Henry. Die Handlung selbst ist wie erwartet absurd, jedoch ohne große Spannung. Der große Twist am Ende ist keiner, der einen gestandenen Filmfan an der Nase herumführen kann. Zu durchschaubar war das für den etwas kritischeren Zuschauer. Auch hat man schon weitaus kreativere Schurkentode erlebt, sodass man hier zu Recht Enttäuschung verspüren darf. Alles in allem aber ein solider Actionstreifen.