Originaltitel: Elaan of Troyius Produktionsnummer: 3x02 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 20.12.1968 Erstausstrahlung D: 20.10.1973 Drehbuch: Lee Cronin Regie: Vincent McEveety Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Walter Koenig als Pavel Chekov, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: France Nuyen als Elaan, Jay Robinson als Petri, Majel Barrett als Christine Chapel u.a.
Kurzinhalt:
Elaan, ihres Zeichens Dohlman von Elas, soll auf Troyius den Anführer des Planeten ehelichen. Damit soll der Frieden zwischen den beiden verfeindeten Nachbarplaneten gesichert werden. Doch Elaan erweist sich als äußerst widerspenstige Braut, und so kommt es an Bord der Enterprise schon bald zu ersten Komplikationen. Generell geht Elaan mit ihrem arroganten Verhalten der Crew schon bald auf die Nerven. Als sie den Botschafter der Troyianer verletzt, reicht es Captain Kirk, und er liest ihr die Leviten. Bis zu ihrer Ankunft auf dem Planeten möchte er sich nun darum kümmern, ihr gutes Benehmen beizubringen. Doch die Frauen von Elas verfügen über eine besondere Fähigkeit: Kommt eine ihrer Tränen mit der Haut eines Mannes in Berührung, verfallen sie ihnen mit Haut und Haaren, und können ihnen keinen Wunsch mehr abschlagen. Eben dies macht sich Elaan zu Nutze, und zieht Kirk in ihren Bann. Dieser hat kurz darauf auch noch mit einem anderen Problem zu kämpfen: Ein Schlachtschiff der Klingonen verfolgt die Enterprise. Nach einem Sabotageakt der Delegation von Elas ist der Warpantrieb ausgefallen. Wenn es nicht gelingt, den Antrieb wieder zu aktivieren, ist die Enterprise den Klingonen schutzlos ausgeliefert…
Denkwürdige Zitate:"Mister Spock, the women on your planet are logical. That's the only planet in this galaxy that can make that claim."
(Wo Kirk recht hat, hat er recht.)
"Well, I've heard of reluctant brides, but this is ridiculous."
(McCoy, nachdem Elaan versucht hat, Petri zu erstechen.)
Review:
"Brautschiff Enterprise" wirft einen kritischen Blick auf die Tradition – für die sich in der Vergangenheit der Menschheit unzählige Beispiele finden lässt – die beiden Anführer zweier verfeindeter Gruppierungen zu vermählen, in der Hoffnung, dadurch den Frieden zu gewährleisten. Grundsätzlich kein uninteressanter Gedanke, sich dieser Thematik im Kontext einer Science Fiction-Serie zu nähern – leider aber ist das Drehbuch voller Probleme, Ungereimtheiten, und Schwächen. Eines der Hauptprobleme dabei ist, dass Elaan von der ersten Minute an derart unsympathisch dargestellt wurde, dass ich keine Verbindung zu ihr aufbauen konnte – dementsprechend konnte ich auch ob dieser Zwangsheirat und ihrem bevorstehenden Schicksal auf einem fremden Planeten nicht im geringsten mit ihr mitfühlen. Hier schoss man meines Erachtens deutlich übers Ziel hinaus, nur um ein paar billige Lacher zu kassieren, und schädigte dadurch die Episode in weiterer Folge meines Erachtens enorm. Denn gerade auch das Ende verliert so völlig an Wirkung.
Auch die Romanze zwischen Kirk und Elaan funktioniert nicht im Geringsten. Ich habe keine Sekunde lang geglaubt, dass sie wirklich etwas für den Captain empfindet. Vielmehr schien es ihr darum zu gehen, ihn zu manipulieren, um ihre eigene Haut zu retten. Neben ihrem arroganten Verhalten war vor allem das jener Knackpunkt, der es mir am Ende unmöglich machte, mit ihr mitzufühlen. Auch in die andere Richtung funktioniert diese angedachte Liebesbeziehung nicht, denn Kirks Gefühle sind nicht echt, sondern eine Illusion. Er ist nicht wirklich in sie verliebt, sondern steht nur unter dem Einfluss ihres Tränen-Zaubers. Damit gibt es auch keinen Grund, mit ihm mitzufühlen. Die komplette Romanze ist einfach zum vergessen, was auch dazu führte, dass ich "Brautschiff Enterprise" über weite Strecken als elendslangweilig empfand. Schade ist dies vor allem deshalb, da die Episode meines Erachtens wenn man sich das mit der Träne erspart und uns an die Gefühle beider füreinander hätte glauben lassen, wirklich toll sein könnte. Wenn wir sie als tragisches Liebespaar hätten sehen können, die sich am Ende zum Wohle zweier Völker trennen müssen, um den Frieden nicht zu gefährden, hätte "Brautschiff Enterprise" berühren können, und wohl das erreicht, was – wie ich vermute – John Meredith Lucas' Intention war. Stattdessen bekommen wir falsche Gefühle – und logische Schwächen noch obendrein. So muss ich mich doch fragen, wie bescheuert McCoy eigentlich sein muss, dass er dem Captain – von dem er weiß, dass er die Mission des Botschafters fortführen und Elaan Manieren beibringen will – nicht gleich darüber informiert, was er von Petri über die Tränen der Elasianer erfahren hat. Sorry, aber das war einfach nur lachhaft.
Auch der Angriff der Klingonen – der von Lucas wohl dazu gedacht war, etwas Spannung in die Episode zu bringen – funktioniert aufgrund der einen oder anderen Logikschwäche leider nicht wirklich. So stellt sich mir grundsätzlich mal die Frage, was der Elasianer mit seiner Sabotage eigentlich bezweckt hat. Angeblich war er ja in Elaan verliebt – der Angriff der Klingonen und seine Sabotage hätten ihr aber fast das Leben gekostet. Wenn es eine Vereinbarung gab, dass die Klingonen Elaan befreien, verabsäumte es die Episode, mir das auch mitzuteilen. So kann man ob seines Handelns nur den Kopf schütteln, und wird das Gefühl nicht los, dass sich hier jemand (genauer gesagt: John Meredyth Lucas höchstselbst) das Drehbuch so zurechtgeschneidert hat, wie er das für notwendig erachtete – ungeachtet allfälliger logischer Überlegungen. Noch viel schwerer wiegt aber natürlich die Tatsache, dass Kirk nicht zurückschießt. Die Episode versucht uns weiß zu machen, dass dies mit dem nicht funktionstüchtigen Warpantrieb zu tun hat – aber seit wann braucht man diesen, um Phaser und/oder Photonentorpedos abzufeuern?!?!
Durch diesen gravierenden Logikfehler verpufft leider auch in diesen Szenen die Spannung völlig. Das Ergebnis ist eine Episode, in der weder das angedachte moralische Dilemma noch die angedacht packenden Elemente funktionieren. Dementsprechend langweilig fand ich "Brautschiff Enterprise" im Endeffekt. Kleinere Schwächen wie der sehr trashig und unfreiwillig komisch umgesetzte Tod des Technikers im Maschinenraum (der Elasianer fast ihm kurz ans Gesicht, und schon ist angeblich sein Genick gebrochen) komplettieren den negativen Gesamteindruck. Und dabei ist "Brautschiff Enterprise" keineswegs frei von Stärken. Die Effekte sind über jeden Zweifel erhaben – und das in beiden Versionen. Die neuen Effekte sind etwas dynamischer, aber für die damaligen Möglichkeiten wissen auch die alten Effektszenen – trotz der einen oder anderen Wiederholung der gleichen Aufnahmen – zu gefallen. Vor allem das Design des klingonischen Schlachtkreuzers hat es mir angetan. Es ist das erste Mal innerhalb der klassischen Serie (sofern man die überarbeiteten Effekte außer acht lässt), dass wir dieses Schiff, von dem wir zuvor immer nur gehört haben, auch zu Gesicht bekommen, und der Anblick enttäuscht keineswegs. Auch die Musik von Fred Steiner muss gelobt werden. Nachdem das Musik-Recycling Ende der zweiten Staffel langsam aber sicher mühsam zu werden begann, da man fast nur mehr auf die bestehende Bibliothek zurückgegriffen hat, nahm man zum Beginn der dritten Staffel wieder etwas Geld in die Hand, um neue Themen komponieren zu lassen. Fred Steiners Arbeit für "Brautschiff Enterprise" steht seinen früheren Kompositionen in nichts nach, und wertet die Episode zweifellos auf. Im Endeffekt können aber auch diese kosmetischen Aspekte nicht ausreichend über die inhaltlichen Schwächen hinwegtrösten.
Fazit:
In den ersten beiden Staffeln war es oftmals so, dass die Idee bzw. das Drehbuch zwar zu gefallen wusste, es manchmal aber doch recht stark an der Ausführung haperte. "Brautschiff Enterprise" zeigt das genau gegenteilige Bild: An der Inszenierung, den Effekten, der wieder einmal tollen Musik von Fred Steiner etc. gibt es nicht das Geringste auszusetzen. Im Gegenteil, genau dort verbergen sich die Stärken der Folge; vor allem das Design des klingonischen Schlachtkreuzers bleibt in Erinnerung. Vielmehr ist es das Drehbuch, das eklatante Schwächen offenbart, und die Episode trotz der positiven Aspekte deutlich auf unterdurchschnittliches Niveau drückt. Die Romanze zwischen Kirk und Elaan funktioniert einfach nicht, da seine Gefühle auf den Tränen-Zauber zurückzuführen sind, und es Elaan weniger um den Captain zu gehen scheint als darum, ihr drohendes Schicksal abzuwenden. Leider wirkt sie ab der ersten Minute derart unsympathisch, dass es mir unmöglich war, mit ihr mitzufühlen. Die eine oder andere logische Schwäche gibt "Brautschiff Enterprise" schließlich den Rest. Trotz einiger positiver Aspekte war die Episode somit – aufgrund der Tatsache, dass vieles nicht so funktioniert hat, wie das von John Meredyth Lucas wohl gedacht war – für mich vor allem eines: Langweilig.