Mit: Arnold Schwarzenegger, Kathryn Harrold, Darren McGavin, Sam Wanamaker, Paul Shenar, Steven Hill, Joe Regalbuto, Robert Davi, Ed Lauter, Blanche Baker u.a.
Kurzinhalt:
Vor ein paar Jahren verlor der Agent Mark Kaminsky seinen Job beim FBI, nachdem er beim Verhör eines Verdächtigen, der ein Kind entführt und misshandelt hatte, gegen die Vorschriften verstoßen hat. Seither fristet er als Sheriff einer Kleinstadt sein Dasein – ein Leben, mit dem sich vor allem seine Frau so überhaupt nicht anfreunden kann. Nun wendet sich sein ehemaliger Boss Harry Shannon an ihn. Erst kürzlich wurde sein Sohn während dieser einen Kronzeugen bewacht hat von der Mafia ermordet – nun sinnt Shannon auf Rache. Er möchte den Mafiaboss Luigi Patrovita ein für alle Mal zur Strecke bringen – koste es was es wolle. Mark Kaminsky soll ihm dabei helfen, und sich in dessen Organisation einschleichen. Falls es ihm gelingt, Patrovita zur Strecke zu bringen, verspricht Shannon, ihn wieder ins FBI zurückzubringen. Kaminsky muss nicht lange überlegen, und nimmt den gefährlichen Auftrag an. Langsam aber sicher gelingt es ihm, als Joseph P. Brenner das Vertrauen der Mafia zu gewinnen und sich als wertvolles Mitglied der Organisation zu erweisen. Dann jedoch wird Kaminsky darauf angesetzt, einen Polizisten zu ermorden…
Review:
Einer jener Aspekte, die "Phantom Kommando" so großartig gemacht haben, war das perfekte Aufeinandertreffen von Inhalt und Hauptdarsteller. Niemand hätte diese Rolle besser spielen können als Schwarzenegger, und ohne ihn wäre der Film wohl nur halb so gut geworden. Zu "Der City Hai" muss man nun leider das Gegenteil festhalten. Der Film erlaubt es Arnie leider nicht (oder zumindest kaum bzw. zu selten), seine Stärken – wie die große Leinwandpräsenz, sein Charisma, den "larger than life"-Charakter seiner Figuren sowie seinen trockenen Humor – so richtig auszuspielen. Zugleich aber kann auch Arnold dem Film nicht das geben, was er braucht. "Der City Hai" ist mehr ein Undercover-Mafiathriller denn ein groß angelegter Actionfilm; dementsprechend sind auch schauspielerische Fähigkeiten wichtiger als Auftreten und Präsenz. Im Gegenteil, ein Undercover-Agent soll ja eigentlich in seiner Rolle (also der Rolle, die seine Figur spielt) verschwinden. Arnie ist aber immer dann am besten, wenn er die Leinwand dominieren kann. Hier spießt es sich leider, und das ist ein Manko, dass der Film bis zum Ende nicht in den Griff bekommt.
Was Schwarzenegger auch nicht zu Gute kommt, ist der sehr ernste Ton des Films. Ja, zu Beginn gibt es eine kurze amüsante Szene rund um einen gebackenen Kuchen und einen recht netten, von Arnold auf gewohnt trockene Art und Weise dargebrachten Gag. Auch danach gibt es noch sporadisch Grund zum Schmunzeln – z.B. wenn "Joseph P. Brenner" dem Mafia-Boss die Frage beantwortet, wofür denn das Initial steht. Doch die Gags sind viel zu selten, und wollen auch nicht wirklich zum doch eher ernsten Ton des Films passen. Generell ist "Der City Hai" ein sehr schizophrener Film, der sich bis zuletzt nicht entscheiden kann, was er denn nun eigentlich sein will: Actionkracher oder doch eher ein packender Mafia-Thriller? Anstatt sich klar und deutlich für eines von beiden zu entscheiden, versucht sich "Der City Hai" an einer Gratwanderung, die doch eher misslingt. Für einen interessanten, eindrucksvollen Undercover-Thriller fehlt es dem Film an spannenden Situationen, moralischen Herausforderungen für den Hauptprotagonisten, sowie einem Gefühl der Bedrohlichkeit, da er jeden Moment auffliegen könnte. Die einzige ansatzweise Szene, die in diese Richtung geht, ist als man "Brenner" losschickt, um einen Cop zu ermorden – und da wiederum wunderte ich mich über die Darstellung dieser Szene, die andeutet, dass Kaminsky eigentlich vor hatte, den Cop wirklich zu ermorden – bis er gesehen hat, um wen es sich handelt (die schockierte Reaktion als er erkennt um wen es sich handelt ist auch sehr schlecht umgesetzt, und zieht den Film ebenfalls deutlich runter). Leider erhalten wir überhaupt keinen Einblick in die Gedanken und Gefühle seiner Figur, um ein allfälliges moralisches Dilemma erkennen zu können. Jedenfalls erschien es mir seltsam, dass Kaminsky dazu bereit war, so weit zu gehen – ich hätte eigentlich gedacht, das war von vornherein der Moment, in dem er Stellung bezieht und er seine Deckung aufgibt.
Generell ist die ganze Undercover-Mission eher mäßig und wenig spannend umgesetzt. Womit wir wohl auch schon beim Grund wären, warum De Laurentiis Arnold darum gebeten hat, die Rolle zu übernehmen, obwohl sie ihm nicht gerade auf den Leib geschneidert scheint: Denn ohne Schwarzenegger in der Titelrolle hätte kein Hahn nach diesem Film gekräht. Dafür ist das Drehbuch einfach nicht gut genug, und lässt es an interessanten Ideen und spannenden Momenten vermissen. Was leider auch überhaupt nicht funktioniert, ist die Nicht-Romanze von "Brenner" und Monique. Obwohl man sie gleich nach dem Beginn des Films versteckt und sie danach nie wieder zeigt, wissen wir einfach, dass Kaminsky verheiratet wird, und zwischen den beiden daher keine ernsthafte Romanze entstehen kann. Vielmehr nutzt er sie, um sich das Vertrauen der Mafiosi zu erschleichen, und auch etwas mehr über diese zu erfahren. Damit haben wir leider auch keinen Grund, emotional in diese Beziehung zu investieren, was ihr Geplänkel eher mühsam macht und ihre gemeinsamen Szenen sehr überflüssig erscheinen lässt.
Sehr entbehrlich fand ich auch die Offenbarung, dass just jener Agent der damals die Ermittlungen gegen Kaminsky geleitet hat, korrupt ist und mit dem Mob zusammenarbeitet. Warum konnte das nicht einfach ein normaler, ehrlicher Agent/Polizist sein, dem einfach Kaminskys Methoden nicht gefielen? Der letzte Knackpunkt ist: Wenn es dann endlich mal kracht, kann selbst die Action nur bedingt überzeugen. Die mit "Satisfaction" von den Rolling Stones unterlegte Schießerei auf dem Schotterplatz ist zwar nett – leider aber ist diese "nette" Szene zugleich das Action-Highlight des Films. Davor gibt es nur vereinzelte Actionszenen, und der danach folgenden Showdown in der "Höhle" des Gangsterbosses ist aufgrund des kleinen, unbeeindruckenden Sets und der damit einhergehenden eingeschränkten inszenatorischen Möglichkeiten eine herbe Enttäuschung. Einfach nur ein wildes Drauflosgeballere, und fertig. Sehr einfallslos. Das ist überhaupt ein gutes Wort, um "Der City Hai" in seiner Gesamtheit zu beschreiben. Einfallslos, und ohne Besonderheiten. Allerdings beweist "Der City Hai" auch, dass ein gewöhnlicher Film nicht unbedingt auch gleich schlecht sein muss. Zwar kann der Film selten packen, wird jedoch auch nie wirklich langweilig. Die schauspielerischen Leistungen reichen von passabel bis wirklich gut. Während Sam Wanamaker als Bösewicht etwas blass bleibt, kann Robert Davi als sein Handlanger völlig überzeugen, und strahlt eine angenehme Bedrohlichkeit aus. Vor allem sein Hickhack mit Kaminsky sorgt für einige unterhaltsame Momente. Und das Erzähltempo ist gerade schnell genug, dass keine Langeweile aufkommt. Damit ist "Der City Hai" einer jener Filme, die in die Kategorie "kann, muss man sich aber nicht anschauen" fallen. Für einen Action-Film mit Arnold Schwarzenegger ist dieses Prädikat nur halt leider keine allzu große Auszeichnung.
Fazit:
"Der City Hai" krankt an mehreren Problempunkten. So kann sich der Film nicht entscheiden, ob er doch eher ernstes Undercover-drama, ein packender Thriller oder doch ein groß angelegter Actionkracher sein will – und erreicht letztendlich alles davon nicht. Arnold scheint im Film stellenweise fehl am Platz, und der Film leidet wiederum darunter, dass es ihm kaum gelingt, seine Stärken auszuspielen. Zudem ist der Film überwiegend bierernst und lässt den Gefühl für Spaß und Unterhaltsamkeit vermissen, den die meisten Arnie-Actionfilme auszeichnen. Auch ist die Action rar gesät, und zudem wenig spektakulär und ohne besondere Einfälle. Vor allem der Showdown ist diesbezüglich sehr enttäuschend, und verkommt zu einer plumpen Schießerei auf engstem Raum. Und angesichts des mäßigen Drehbuchs ohne Besonderheiten hätte "Der City Hai" wohl niemanden hinterm Ofen hervorgeholt, wenn nicht Arnold Schwarzenegger in die Hauptrolle geschlüpft wäre. Schlecht ist "Der City Hai" zwar nicht, dafür bleibt er – vor allem dank gelegentlicher Lichtblicke – die ganze Zeit über zu unterhaltsam – aber für einen Schwarzenegger-Film ist er leider doch eher eine Enttäuschung.