Mit: Arnold Schwarzenegger, Rae Dawn Chong, Vernon Wells, Dan Hedaya, Alyssa Milano, David Patrick Kelly, Bill Duke, Drew Snyder u.a.
Kurzinhalt:
Der gestürzte südamerikanische Diktator Arius heuert eine Söldnertruppe an, die alle aus jener militärischen Kommando-Spezialeinheit, die an seinem Sturz beteiligt waren, auszuschalten. Lediglich für dessen Anführer John Matrix hat Arius andere Pläne: Denn dieser soll für ihn den jetzigen Anführer des Landes eliminieren, damit Arius danach die Macht wieder an sich reißen kann. Um ihn dazu zu zwingen, lässt Arius von der Söldnertruppe unter dem Kommando des früheren Kollegen von Matrix, Bennett, John und seine Tochter entführen. Doch Matrix denkt gar nicht daran, sich kampflos den Wünschen des Diktators zu beugen. Bei der erstbesten Gelegenheit gelingt es ihm, seinen Häschern zu entkommen. Ihm bleiben nur 11 Stunden, ehe diese seine Abwesenheit bemerken werden. Mit Hilfe einer Zivilistin macht sich John Matrix auf, um den Aufenthaltsort von Arius herauszufinden und seine Tochter aus dessen Fängen zu befreien…
Review:
Als Mitte der 80er "Phantom Kommando" gefilmt wurde und schließlich in die Kinos kam, war Arnold Schwarzenegger natürlich schon längst ein Star – vor allem dank der "Conan"-Filme sowie seinem Auftritt in James Cameron SF-Action-Meisterwerk "Terminator". "Phantom Kommando" war jedoch sein erster reinrassiger Actionfilm ohne Fantasy- und/oder Science Fiction-Elemente, und hat als solcher maßgeblich unser Verständnis dessen geprägt, was wir uns unter einem typischen "Arnie"-Actionstreifen vorstellen. In gewisser Weise war er der Prototyp, und stellte für seine späteren Actionkracher einerseits die Vorlage und andererseits auch gleich den Maßstab dar. "Phantom Kommando" ist sehr brutal und hält sich was die gezeigte Gewalt ist nicht zurück – jedoch auch, ohne dabei zu übertrieben und über Ziel hinauszuschießen. Die Action ist zudem sehr überzeichnet, kümmert sich wenig um Realismus, und besitzt die ganze Zeit über eine "tongue in cheek"-Qualität, die deutlich macht, dass man ihn nicht zu ernst nehmen sollte – wobei dies dennoch nie auf Kosten der Spannung geht, und der Film von der ersten bis zur letzten Minute sehr packend ist.
Dies gilt insbesondere für die letzten 20 Minuten, wo es zu einem groß angelegten Showdown kommt, in dem John Matrix im Alleingang die kleine Privatarmee von Arius ausschaltet. War die Action zuvor zumindest ansatzweise in der Realität verankert, wirft man hier nun alle diesbezügliche Bedenken über Bord, und präsentiert Matrix als unbesiegbare und unverwundbare Kampfmaschine. Damit wird deutlich, dass zuvor bereits der "Terminator" das Image und die Action-Persona von Arnold Schwarzenegger enorm geprägt hat – denn John Matrix ist in Wahrheit nichts anderes als ein Terminator für das Gute; eine Killermaschine, mit der die bösen Burschen hier genauso wenig verhandeln können, wie dies für Sarah Connor und Kyle Reese in "Terminator" möglich war. John Matrix ist auch ähnlich unkaputtbar – wobei dafür im vorliegenden Fall nicht ein metallisches Exoskelett verantwortlich ist, sondern vielmehr das typische Hollywood-Heldenschutzschild, welches auf wundersame Weise dafür sorgt, dass zwar John Matrix einen Gegner nach dem anderen trifft, er aber im Gegenzug unversehrt bleibt. Vor allem während der Schießerei im Garten der Hazienda nimmt das teilweise schon unfreiwillig komische Ausmaße an, wenn John Matrix breitbeinig mitten im Garten steht und einen Gegner nach dem anderen niederwalzt, während diese ständig an ihm vorbeischießen. Bei solch einer miserablen Leistung würden sich ja sogar die Sturmtruppen vor Scham verstecken! Jedenfalls mag dies für manche schon wieder zu viel des Guten sein – für mich gehört es zum leicht trashigen Charme des Films dazu (in dieser Hinsicht erinnert "Phantom Kommando" übrigens an "Rambo II – Der Auftrag", wo Rambo ebenfalls im Alleingang den Vietcong besiegt. "Phantom Kommando" verfügt aber über den klareren humoristischen und überzeichneten Unterton; zudem fehlt es ihm an den fragwürdigen politischen Untertönen der Stallone-Konkurrenz, weshalb ich ihn im Endeffekt klar vorziehe; wobei ich durchaus auch mit "Rambo II" meinen Spaß haben kann).
Auch Schwarzenegger selbst hat in diesem Film seine Action-Persona definiert. Angesichts seines unglaublich durchtrainierten Körpers und seinen riesigen Oberarmen – im direkten Vergleich sieht selbst Rambo vergleichsweise schmächtig aus – würde es von vornherein keinen Sinn machen, zu versuchen, einen "Everyman" aus ihm zu machen. Vielmehr geht man genau die andere Route, und präsentiert ihn als "larger than life"-Helfen, ja fast schon als Superhelden – was ja in gewisser Weise auch wieder eine Grundvoraussetzung für die überzeichnete Action ist, und auch generell gut zum Nicht-Realismus des Films passt. Und dennoch schafft es Schwarzenegger, seiner Figur Wurzeln in der Realität zu geben, und sie plausibel wirken zu lassen – und zudem dafür zu sorgen, dass wir eine Bindung zu ihm entwickeln. Bei "Phantom Kommando" helfen hierbei ungemein die ersten Szenen, die ihn als liebevollen Vater zeigen. Damit bringt Schwarzenegger in die Rolle etwas ein, mit dem wir uns – trotz seines übermenschlichen Aussehens – alle identifizieren können. Aus einer reinen Kunstfigur wird "nur" mehr ein überzeichneter Held, jedoch mit noch erkennbaren und nachvollziehbaren Wurzeln.
Damit schafft "Phantom Kommando" – wie die besten Arnie-Actionstreifen – das Kunststück, dass wir uns bis zu einem gewissen Grade in ihn hineinversetzen können, was in uns wiederum die Wunschvorstellung weckt: Das könnten wir sein! Ähnlich wie Superheldencomics bieten uns die Schwarzenegger-Actionfilme eine Idealvorstellung und ein Vorbild, das wir anstreben können. John Matrix ist ein unbesiegbarer Held, und zugleich ein guter, sympathischer Kerl. Was Arnies Figuren dann noch zusätzlich abhebt, ist ihr trockener Sinn für Humor, den sie immer wieder in coolen One-Linern unter Beweis stellen. Womit wir schon letzten wesentlichen Markenzeichen eines typischen Schwarzenegger-Actionfilms angelangt wären: "Phantom Kommando" ist kein bierernster Actionfilm, sondern möchte vielmehr in erster Linie gut unterhalten, und würzt das Geschehen daher immer wieder nur kleinere Gags und vor allem natürlich markige Sprüche. Was wäre ein Arnie-Actionfilm oder seine kultigen One-Liner?! Und "Phantom Kommando" bietet hier auch gleich einige der denkwürdigsten und insgesamt besten seiner Karriere. Neben "Predator" und "Stirb langsam" (der übrigens ursprünglich als Fortsetzung zu diesem Film konzipiert war) zählt er definitiv zu den zitierbarsten Actionfilmen der 80er. Jeder von uns hat wohl seinen Favoriten, dennoch möchte ich allen die ihn vielleicht noch nicht gesehen haben hier nicht den Spaß verderben. Denn genau das ist "Phantom Kommando": Ein großer Spaß für all jene, die sich auf ihn einlassen können. Die Handlung ist zwar nichts Besonderes, bewegt sich aber mit ausreichendem Tempo. Zudem wird das Geschehen von Mark L. Lester sehr gut inszeniert – wobei er vor allem ein Gespür für coole, denkwürdige Momente beweist. Und auch die Musik von James Horner muss lobend erwähnt werden. Zwar nichts, dass man sich mal so für den Hörgenuss in den CD-Player legt, dafür ist dieser viel zu peitschend, schafft er es im Kontext des Films, die Spannung zu steigern und die Action noch einmal um einiges packender zu machen.
Wenn es überhaupt etwas gibt, dass man an "Phantom Kommando" kritisieren kann, sind es die Bösewichte. Ein "larger than life"-Held wie John Matrix braucht halt auch einen "larger than life"-Widersacher – stattdessen hat man bei "Phantom Kommando" mehr auf die Quantität der Gegner geachtet (Stichwort "Privatarmee"), als auf die Qualität. Dan Hedaya gibt den Diktator zwar nicht schlecht, doch so richtig hassenswert erscheint er uns nie. Und Vernon Wells leidet unter seiner eher wenig bestechenden körperlichen Form – vorsichtig ausgedrückt. Es ist wirklich beachtlich und ein Zeichen für die inszenatorische Qualität des Films, dass es Mark L. Lester gelingt, Bennett beim Showdown tatsächlich zumindest ansatzweise wie eine Bedrohung des Übermenschen John Matrix wirken zu lassen. Damit bleibt es in erster Linie Bill Duke (der wenig später in "Predator" an seiner Seite stehen sollte) überlassen, für kurze Zeit einen würdigen Gegenspieler für Arnold Schwarzenegger zu präsentieren – doch sein Auftritt ist zu kurz, um wirklich Eindruck zu hinterlassen. Angesichts Arnolds Charisma und der Tatsache, dass er sich hier körperlich in Bestform befand und den Film auch problemlos allein auf seinen durchtrainierten Schultern tragen kann, ist das im vorliegenden Fall aber ein verschmerzbares Manko.
Fazit:
Wenn "alternde" Actionfans wie meiner einer von der "guten alten Zeit" des Genres schwärmen, und sich voller Wehmut an die ultra-harten und zugleich ungemein spaßigen Actionfilme aus den 80ern erinnern – dann denken sie an genau solche Filme wie "Phantom Kommando". Arnold Schwarzeneggers erster reinrassiger Actionkracher setzte die Messlatte für seine weiteren Genreeinträge bereits sehr hoch an, und sollte in vielerlei Hinsicht als Vorlage dafür dienen, was wir heutzutage unter einem "Arnie-Äkschn-Fuim" verstehen. "Phantom Kommando" ist kein todernster Film, und lässt sich auch nicht von einer falschen Realismus-Hörigkeit herunterziehen und den Spaß verderben. Vielmehr ist er ein extrem überzeichneter Actionkracher voller amüsanter Szenen und knackiger One-Liner, der in erster Linie Spaß machen und den Zuschauer gut unterhalten soll – was ihm bei mir auch immer wieder vorzüglich gelingt. Neben dem schnörkellosen und temporeichen Drehbuch, Arnies ungemein beeindruckender Leinwandpräsenz, den schauspielerischen Leistungen der Beteiligten, sowie der peitschenden Filmmusik von James Horner liegt dies in erster Linie an Regisseur Mark L. Lester, der im Chaos den Überblick bewahrt und den Film um zahlreiche denkwürdige Einstellungen und coole Momente bereichert. Die Action ist packend und abwechslungsreich, die Locations sehr gut ausgewählt und teilweise durchaus beeindruckend; in erster Linie ist es aber der ungemeine "sense of fun", den "Phantom Kommando" verströmt, der ihn aus der Masse der 80er-Actionfilme hervorstechen lässt.