Mit: Charlie Tahan, Catherine O'Hara, Martin Short, Martin Landau, Atticus Shaffer, Winona Ryder u.a. (Originalbesetzung)
Kurzinhalt:
Victor Frankenstein ist ein wissbegieriger Junge mit einer Vorliebe für Horrorfilme. Sein bester Freund ist der Familienhund Sparky. Als dieser jedoch von einem Auto überfahren wird und stirbt, bricht für Victor eine Welt zusammen. Er kann sich mit seiner Trauer nicht abfinden. Er konstruiert eine Vorrichtung, mit der er in einer Gewitternacht die elektrische Energie eines Blitzes einfängt und in Sparkys Körper leitet. Und tatsächlich gelingt es ihm auf diese Weise, den Hund wiederzubeleben. Allerdings bekommen Victors Mitschüler Wind von diesem sensationellen Experiment, und sie zwingen ihn, ihnen das Geheimnis um Sparkys Wiederbelebung zu verraten. Folglich versucht ein jeder, sein verstorbenes Haustier zu neuem Leben zu erwecken, was aber missglückt: Die Tiere mutieren zu Monstern und ziehen fortan über die Stadt her. Nachdem es Victor gelungen ist, die Kreaturen unschädlich zu machen, nehmen die aufgebrachten Bürger die Jagd auf den "untoten" Sparky auf…
"Hinter den Kulissen"-Special und Gewinnspiel!
Pünktlich zum Kinostart ist bei uns ein Artikel erschienen, der euch einen Einblick in die Produktion von Tim Burtons neuestem Stop Motion-Film bietet: "Frankenweenie: Ein Blick hinter die Kulissen". Außerdem habt ihr bis zum 22. Februar 2013 bei uns die Chance, eines von drei Fanpaketen zum Film zu gewinnen. Die Gewinnfrage sowie die Teilnahmebedingungen findet ihr auf unserer Gewinnspiel-Seite. Viel Glück!
Review:
Als großer Verehrer der "Frankenstein"-Klassiker von James Whale, als Liebhaber der Stop-Motion-Filme von Tim Burton ("Nightmare before Christmas", "Corpse Bride") und als Fan des originalen "Frankenweenie"-Kurzfilms von 1984 wartete ich sehnsüchtig auf das heuer vorliegende Gesamtwerk, um es einmal so zu nennen. Jahrelang bereitete Burton die endgültige Filmfassung seiner Vision aus Jugendtagen vor, und berücksichtigt man die gesamte Zeitspanne angefangen bei der Idee, den ersten Skizzen, über den Kurzfilm bis hin zum aktuellen, abendfüllenden Film, dürfte es sich bei "Frankenweenie" um eine rekordverdächtige Produktionsgeschichte handeln. Aber erfüllt der Film die Erwartungen, vollendet Burton hiermit seine "Frankenweenie"-Geschichte? Bemerkenswerterweise kopiert Burton nicht einfach nur die Story seines Kurzfilms, sondern schmückt sich weiter aus und setzt gänzlich neue Akzente. Damit werden selbst die Kenner der ursprünglichen "Frankenweenie"-Geschichte überrascht.
Die vielfältigen Charaktere, die wiederum ein detailliertes Gesellschaftsbild ergeben, deren Motive, deren Handlungen und Auswirkungen zeugen von der präzisen Beobachtungsgabe, aber auch den umfangreichen Genrekenntnissen Burtons. Auf raffinierte Weise führt er den gemeinen Pöbel vor und zitiert die Ikonen des Horrorfilms, insbesondere "Frankenstein" und "Frankensteins Braut", aber auch die populären Monsterfilme wie "Godzilla" oder "Panik in New York". Herrlich. Und es wird deutlich, welche Filme Tim Burton wohl am meisten beeinflusst haben. Ohnehin ist "Frankenweenie" der wohl persönlichste Film des Regisseurs. Wie er vor längerem in einem Interview gestand, hatte er als Kind selber einen Hund, den er auf tragische Weise verlor, und es ist unübersehbar, dass er die Figur des Victor seiner selbst nachempfunden hat - sowohl optisch als auch biographisch. So erweist sich der junge Victor als ausgesprochen neugieriger Zuhörer seines Lehrers, der dem grandiosen Vincent Price nachempfunden ist. Price machte sich als Darsteller in zahllosen Horrorfilmen der 1950/1960er Jahre einen Namen, Burton widmete ihm 1982 gar einen Kurzfilm, in welchem Price sogar persönlich als Erzähler fungierte, eine seiner letzten Filmrollen spielte er in Burtons "Edward mit den Scherenhänden" (1990). Weiterhin inszeniert der junge Victor eigene Horrorfilme, in denen er seinen geliebten Sparky (in typischer Monster-Manier) ganze Städte verwüsten lässt. Als Zuschauer spürt man anhand dieser Gegebenheiten, mit welchem Herzblut und welchem Ehrgeiz Tim Burton seinen "Frankenweenie" inszenierte. Und dementsprechend emotional ist der Film. Das bestürzende Ableben Sparkys, Victors Trauer, seine beharrlichen Versuche, seinen geliebten Hund ins Leben zurückzuholen und letztendlich die finale Szene, in der Leben und Tod einem Sinn gegeben werden, gehen über die bloße Beobachtung hinaus - Diese Momente berühren zutiefst, und vielleicht versteht man nach "Frankenweenie" Burtons (bisheriges) Gesamtwerk anders.
Es ist spektakulär, wozu die Stop-Motion-Animation imstande ist. Rasch hat man vergessen, dass man es hier mit künstlich erzeugten Figuren zu tun hat, sie wirken trotz ihrer Überzeichnung absolut authentisch. "Frankenweenie" überragt in dieser Disziplin mühelos jede Computeranimation und selbst Burtons vorherige dementsprechende Filme. Man bedenke auch, dass eine Filmsekunde aus bis zu 24 Einzelbildern besteht. Jeder Wimpernschlag erfordert mehrere Einstellungen, und dennoch ist man versucht, die Akteure eben nicht als Puppen, sondern als leibhaftige Akteure zu sehen. So viel Charakter hat man in einer Animation selten (oder niemals?) zuvor gesehen! Dazu trägt maßgeblich die punktgenaue Synchronisation u.a. durch Martin Landau und Martin Short bei, und es ist zu hoffen, dass es die deutschsprachige Fassung versteht, eben diesen Charakter zu vermitteln.
Mit einem großen Fragezeichen habe ich allerdings auf den Soundtrack von Burtons Hauskomponist Danny Elfman reagiert. Durchaus trägt er unverkennbar seine signifikante Handschrift, jedoch unterliegt er seinen früheren Burton-Kompositionen (insbesondere "Edward mit den Scherenhänden", dessen Soundtrack für mich als ewiges Meisterwerk gilt) und kann losgelöst vom Bild kaum überzeugen. Insbesondere in den Finalszenen übertreibt es Elfman maßlos mit seinem Versuch, die Dramatik zu unterstreichen. Zuvor scheitert er daran, die Bilder in Musik umzuwandeln. Allzu beliebig klingen viele Tracks und lassen sich in der Quintessenz keinem Szenario zuordnen. Und insgesamt muss ich "Frankenweenie" vorwerfen, dass er zum Ende hin den roten Faden verliert und sich offenbar nicht entscheiden kann, was er sein will: Ein Jugenddrama, eine Horrorkomödie oder vielleicht doch lieber ein Monsterfilm? Lange Zeit geht es um Victors Schicksal, seinen Versuch, Sparky zu reanimieren und wie sein Umfeld darauf reagiert. Und auf einmal entwickelt sich der Film zu einer Monsterinvasion, in der mutierte Urzeitkrebse, Schildkröten, Hamster und Katzen-Fledermaus-Kreuzungen die Stadt terrorisieren. Ich denke, hier wird allzu deutlich, wie sehr sich Burton bemühen musste, seine "Frankenweenie"-Story zu strecken, um eine abendfüllenden Spielfilm zu arrangieren. Nötig hätte er es nicht gehabt, denn abgesehen von diesem gescheiterten Versuch, einen actiongeladenen, aufregenden Höhepunkt zu simulieren, ist "Frankenweenie" ein emotionales Horrordrama, das Burtons Liebe zum Genre, zum Film als solchen und nicht zuletzt seine sentimentale Umgangsweise mit dem Erwachsenwerden verdeutlicht.
Fazit:
"Frankenweenie" verfehlt sein Ziel knapp, Tim Burtons bisheriges Gesamtwerk zu krönen und seinen "Frankenweenie"-Mythos zu vollenden. Zum Ende hin schwächelt der Film stark. Abgesehen davon bleibt aber ein sehr persönlicher und emotionaler Film übrig, der raffiniert die Ikonen des Horrorfilms persifliert und das Publikum wieder durch die Augen des Kindes sehen lässt, das nachts heimlich Horrorfilme angeschaut hat und mit vollem Herzen an das Gute und die Hoffnung glaubt. In edelstem Schwarz-Weiß und dezenter 3D-Optik ist der Film durchweg ein Augenschmaus, und insgesamt sollte man als Zuschauer den Mut respektieren, den Tim Burton bereit war, für seine endgültige "Frankenweenie"-Fassung aufzubringen.