Klappentext: Am Vorabend einer großen Feier anlässlich ihrer Vergangenheit müssen die ungewöhnlichen und geheimnisvollen Andorianer, eine Spezies mit vier Geschlechtern, entscheiden, wie viel sie zu opfern breit sind, um ihr Überleben zu sichern. Biologische Notwendigkeit kollidiert mit persönlicher Moral; kulturelle Verpflichtungen kämpft mit Liebe - und Ensign Trinishar ch'Thane kehrt auf den Planeten zurück, dem er abgeschworen hatte, um nicht nur die Konsequenzen seiner Entscheidungen gegenüberzutreten, sondern auch einem geheimen Plan, um das Wesen seines ganzen Volkes zu verändern.
Kurzinhalt:
Shar ist immer noch über den Tod von Thriss, welches ihn auch von seinen anderen Bündnispartnern entfremdet hat, nicht hinweg. Nun erfährt er, dass in kürze das andorianische Trauerritual der Entsendung stattfinden wird – doch Shar ist nicht willkommen. Wenn er schon der Entsendung nicht beiwohnen kann, möchte sich Shar wenigstens noch von Thriss verabschieden, und plant, dies auch gleich mit einem Besuch der andorianischen Forschungsakademie zu verbinden. Begleitung erhält er nicht nur von Ensign Prynn Tenmei, mit dem ihm eine immer stärkere Freundschaft verbindet, sondern auch Counselor Phillipa Matthias, die – als Thriss behandelnde Psychologin – zur Entsendung eingeladen wurde. Doch gleich nach ihrer Ankunft geraten die drei in Unruhen. Andor ist in Aufruhr, da es Gerüchte über unmoralische Experimente gibt, mit denen man das Fortpflanzungsdilemma in den Griff bekommen will; auch wenn dies bedeutet, dass die Andorianer in Zukunft nur mehr aus zwei Geschlechtern bestehen. Für viele ist dies wider die Natur, und man verlangt von der Regierung Aufklärung. Inmitten dieser Unruhen wird schließlich auch Shars Zhevay, die Vertreterin Andors im Föderationsrat, entführt. Shar bricht zusammen mit seinen Freundinnen auf, um sie zu befreien…
Review:
Beginnen wir mit dem Positiven: Mit knapp 250 Seiten bekommt man beim zweiten Teil der "Die Welten von Deep Space Nine"-Reihe zumindest quantitativ um einiges mehr für sein/ihr Geld – zumal die Seiten mit kleinerer Schrift bedruckt sind. Fühlte sich "Die Lotusblume" wie eine sehr kurze, banale Novelle an, erzählt "Paradigma" eine richtige Geschichte, die sich was die Länge betrifft nicht groß vor "gewöhnlichen" Star Trek-Romanen zu verstecken braucht. Auch verstand er es besser, uns die Welt und die Kultur der Andorianer vorzustellen. Die Einblicke in Andor, in die Landschaften und in die Lebensweise, Riten und Ansichten der Andorianer waren für mich ganz klar das Highlight des Romans. Die Handlung ist grundsätzlich auch nett, schlägt einige Haken, und fühlt sich um einiges voller an als beim unmittelbaren Vorgänger. Leider ist mehr nicht unbedingt zugleich auch immer besser…
Was mir bei "Paradigma" genauso negativ aufgefallen ist wie bei ihrem ersten DS9-Roman, ist Heather Jarmans Schreibstil. Die von ihr beschriebenen Gedanken und Gefühle sind teils hanebüchen, und die Figuren fühlen sich so glaubwürdig und lebensnah an, wie die Protagonisten in einem Rosamunde Pilcher-Roman. Viel zu oft wird die Seife ausgepackt, und Jarman verliert sich in kitschigen Untiefen, wodurch sie gelegentlich ganz schön an meinen Nerven zehrte, und mich das Weiterblättern stellenweise doch einiges an Überwindung gekostet hat. Vor allem die letzten 50 Seiten tun sich diesbezüglich höchst unrühmlich hervor, und drohten mir den zuvor zwar nicht überragenden, aber durchaus unterhaltsamen Roman fast noch zu verderben. Zumal auch die Entführung inklusive Befreiungsaktion sehr klischeehaft verläuft, und auch die Offenbarung am Ende rund um die Experimente sehr vorhersehbar war.
Fazit:
"Paradigma" beweist wieder einmal eindrucksvoll: Es kommt nicht auf die Länge an, sondern darauf, was man damit macht. Zwar gute 50 Seiten umfangreicher als der ersten Roman der Reihe, würde ich mir diesen jederzeit lieber noch einmal durchlesen, als das teils kitschige Gesülze, dass uns hier vorgesetzt wird. "Die Lotusblume" mag zwar ein äußerst kurzes und auch sehr banales Lesevergnügen gewesen sein, aber er war wenigstens zumindest ansatzweise auch wirklich ein Vergnügen. An "Paradigma" gefiel mir nur der Einblick in die Landschaft und Lebensweise auf Andor. Zwar gab es auch davon abgesehen den einen oder anderen netten Moment, aber die hanebüchene Beziehungskiste zwischen Shar und Prynn zehrte mit der Zeit immer mehr an meinen Nerven. Auch beim zweiten Roman, den ich von ihr gelesen habe, wurde ich mit Heather Jarmans übersentimentalen, rührseligen und seifigen Schreibstil, der Kitsch mit Charaktertiefe verwechselt, einfach nicht warm. Wer "Dieser graue Geist" mochte, darf daher auf die unten angegebene Wertung ruhig noch einen Punkt draufschlagen; aber meins war's nicht.
Christian Siegel
Bewertung: 2/5 Punkten
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