Originaltitel: Assignment: Earth Produktionsnummer: 2x24 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 29.03.1968 Erstausstrahlung D: 02.09.1972 Drehbuch: Art Wallace & Gene Roddenberry Regie: Marc Daniels Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Walter Koenig als Pavel Chekov, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: Robert Lansing als Gary Seven, Terri Garr als Roberta Lincoln u.a.
Kurzinhalt:
Im Jahre 1968 kam es rund um den Raketenstart der NASA zu mysteriösen Vorfällen. Um die Hintergründe dieser Ereignisse aufzuklären, reist die U.S.S. Enterprise in der Zeit zurück. Nur kurz nach ihrer Ankunft fangen sie einen Transporterstrahl ab. Der wie ein Mensch aussehende Neuankömmling stellt sich als Gary Seven vor. Angeblich stammt dieser von einem fortschrittlichen Planeten in der Galaxis, und wurde damit beauftragt, die Entwicklung der Erde positiv zu beeinflussen. Captain Kirk ist jedoch skeptisch: Sagt Gary die Wahrheit, oder ist der vielmehr der Grund für die mysteriösen Vorfälle, und stellt somit eine Bedrohung für die Erde dar? Noch ehe er diesbezüglich eine Entscheidung fällen konnte, gelingt es Gary Seven, zu entkommen, und sich auf die Erde hinunterzubeamen. Sein Plan sieht offenbar vor, die Rakete, die in Kürze gestartet werden soll, zu sabotieren. Nun sind sich Kirk und Spock sicher, dass sie ihn unbedingt aufhalten müssen. Doch hegt Gary Seven auch wirklich terroristische Absichten? Oder geht es ihm vielmehr darum, mit seiner Einmischung zu verhindern, dass es zum dritten Weltkrieg kommt?
Denkwürdige Zitate:"Where's Three-Four-Seven?" "With Three-Four-Eight?"
(Roberta Lincoln beweist Humor und Schlagfertigkeit.)
"I know this world needs help. That's why some of my generation are kind of crazy and rebels, you know? We wonder if we're going to be alive when we're thirty."
(Der wohl beste Dialog der Episode, der die Angst des Kalten Krieges kurz und prägnant einfängt.)
"Without facts, the decision cannot be made logically. You must rely on your human intuition."
(Spock rät Kirk, auf sein Bauchgefühl zu hören? Es geschehen wohl doch noch Zeichen und Wunder.)
Review:
Gegen Ende der zweiten Staffel sah es für "Raumschiff Enterprise" gar nicht gut aus; es war durchaus wahrscheinlich, dass die Serie danach abgesetzt werden würde. Eben deshalb beschloss Gene Roddenberry, die letzte Folge der Staffel quasi als Pilotfilm einer möglichen neuen Serie zu konzipieren, damit er auch in der darauffolgenden TV-Saison im Geschäft bleibt. Diese hätte sich um die Abenteuer von Gary Seven, Roberta Lincoln und Isis drehen sollen. Wie hinlänglich bekannt sein dürfte, wurde daraus nichts – dafür durften sich "Star Trek"-Fans doch noch über eine dritte Staffel freuen. Das Grundkonzept einer Mischung aus "Star Trek"-Folge und Pilotfilm einer neuen Serie führt jedoch dazu, dass die Crew der Enterprise hier nur eher eine Nebenrolle spielt. Kirk und Spock ergeht es noch am besten, und selbst diese treten sehr in der Hintergrund. Der Rest der Besatzung verkommt überhaupt zu Statisten. Eben dies ist zugleich auch schon das erste – jedoch leider noch lange nicht letzte – Problem, mit dem "Ein Planet genannt Erde" zu kämpfen hat.
Darüber hinaus fallen vor allem auch wieder zahlreiche logische Schwächen bzw. Inkonsistenzen auf. So wirkt es doch wenig glaubwürdig, dass von allen Rätseln aus der Menschheitsgeschichte gerade jenes rund um den Raketenstart als wichtig genug erachtet wird, um die Enterprise in der Zeit zurückzuschicken – trotz aller damit einhergehender Risiken, was eine Änderung der Zeitlinie betrifft. Etwas seltsam wirkt auch, dass die Crew anzunehmen scheint, die Deflektorschilde würden das Schiff nicht nur gegen Sensoren abschirmen, sondern es auch unsichtbar machen. Man sollte meinen, ein solch großes Objekt im Orbit fällt irgendjemandem auf? Dass diese Rakete eine Nuklearplattform ins All befördern soll, erscheint mir auch etwas seltsam. Der Computer, den Gary Seven benutzt, sieht verdächtig wie M5 aus. Wenn Spock und Kirk auf Roberta treffen, drängt sich mir die Frage auf, warum Spock sie nicht einfach mit seinem Nervengriff ausschaltet, ehe sie die Polizei rufen kann. Völlig unplausibel auch, dass jene Bilder, mit denen Scotty an Bord der Enterprise die Startvorbereitungen verfolgt, von einem Wettersatelliten kommen. Ich meine – müssten dann nicht eigentlich alle Einstellungen von oben sein? Stattdessen sehen wir die Rakete teilweise von der Seite, und Scotty kann sogar ganz nah an Gary Seven heranzoomen. Dass Roberta zufällig die Kombination des Safes errät, und just in dem Moment den Transporter aktiviert, in dem Scotty versucht hat, Mister Seven an Bord zu beamen, erscheint auch wie ein überaus glücklicher – und wenig glaubwürdiger – Zufall. Insgesamt fällt abseits solch logischer Schwächen auf, dass der Einstieg noch recht unterhaltsam ist, aber wenn Gary dann man auf die Raketenbasis beamt, zieht sich die Folge ganz schön.
Der Hauptgrund dafür ist zudem mein größter Kritikpunkt an "Ein Planet genannt Erde". Anstatt uns darüber im Unsicheren zu lassen, welche Absichten Gary Seven denn nun wirklich verfolgt, erleben wir ihn dabei, wie er sich in den Computer einloggt und dabei seine – friedliche – Mission schildert. Ab diesem Zeitpunkt ist klar, dass es sich bei ihm um einen Guten handeln – weshalb all jene Szenen, in denen man versucht, aus der Frage nach seinen Absichten Spannung zu erzeugen, einfach nicht mehr funktionieren. Am meisten leidet darunter die Szene am Computer. Hätte man uns diese Information nicht so früh in der Folge gegeben, hätte dieser Moment ungemein spannend sein können. So wirkt es aufgrund des Informationsvorsprungs, den wir gegenüber Kirk und Spock haben, leider sehr öde. Generell wirkt es teilweise fast unfreiwillig komisch, wie man nach dieser Offenbarung noch teilweise auf düstere "Bösewicht"-Musik zurückgreift, wenn man Gary Seven zeigt. Hier ist beim Drehbuch wirklich etwas gründlich schief gegangen – denn ohne dieses Manko hätte sich "Ein Planet genannt Erde" trotz der Schwächen wohl in die Durchschnittlichkeit retten können.
Denn das ist ja die Krux an der Sache: Die Folge hat durchaus auch ihre Stärken. So finde ich Gary Seven als Figur durchaus sehr gelungen. Ich weiß nicht, ob es von Gene Roddenberry so beabsichtigt war, aber auf mich wirkte er teilweise wie ein intergalaktischer James Bond. Stilvoll gekleidet, mit einem "Kugelschreiber"-Gadget, und sogar der eine oder andere coole Spruch kommt ihm über die Lippen (wie z.B. nachdem er den Sicherheitsmann an Bord der Enterprise ausgeschaltet hat). Das Schauspiel von Robert Lansing konnte mir jedenfalls durchaus gefallen. Noch besser fand ich aber Terri Garr. Zugegeben, für eine Romanze, die vielleicht in weiterer Folge zwischen den beiden entstanden wäre, wirkt sie viel zu jung. Hier drängt sich der Verdacht auf, dass Gene Roddenberry quasi sich selbst als Gary Seven gesehen und – angesichts seiner angeblichen Vorliebe für jüngere Frauen – seine eigene Fantasie aufs Blatt Papier gebracht hat. In "Ein Planet genannt Erde" war das aber ohnehin noch kein Thema, und Terri Garr zeigt hier definitiv einiges an komödiantischem Talent. Bei Garys Katze Isis erscheint mir vor allem erwähnenswert, dass damit sowohl im Staffeldebüt als auch dem Staffelfinale (der Produktionsreihenfolge nach) eine schwarze Katze, die sich in eine Frau verwandeln kann, eine Rolle spielt. Auch das Konzept dieser potentiellen Serie fand ich grundsätzlich nicht schlecht, und hätte wohl erwogen sie mir anzusehen, wenn es sie gegeben hätte. Und von den logischen Schwächen abgesehen bot "Ein Planet genannt Erde" in der ersten Hälfte durchaus gute Unterhaltung. Umso bedauerlicher, dass mir die vorhandenen Schwächen die Folge ansatzweise verdarben.
Fazit:
"Ein Planet genannt Erde" leidet darunter, dass sich Roddenberry etwas zu sehr darauf konzentriert, einen Pilotfilm für eine Potentielle neue Serie zu erschaffen, und die Crew der Enterprise dadurch stark in den Hintergrund gedrängt wird. Lediglich Kirk und Spock bekommen längere Auftritte spendiert, und selbst diese beiden wirken eher als Gaststars. Weiters trübten ein paar logische Schwächen den Gesamteindruck. Das größte Problem der Folge ist aber, dass die Frage, ob es sich bei Gary Seven um einen Guten oder einen Bösen handelt, viel zu früh aufgelöst wird. Denn dieses zentrale Dilemma von Kirk, ob man ihm trauen soll oder nicht, hätte die größte Stärke der Episode sein können, und die komplette Folge und insbesondere auch das Ende könnten enorm spannend sein. Stattdessen weiht man uns viel zu früh in seine wahren Absichten ein – und danach funktioniert die Episode zu einem Großteil nicht mehr. Dass sie dennoch kein Reinfall ist, verdankt sie der unterhaltsamen ersten Hälfte, sowie den gelungenen schauspielerischen Leistungen von Robert Lansing und Terri Garr. Als Serienfinale wäre "Ein Planet genannt Erde" aber sehr unwürdig und ungeeignet gewesen (nicht, dass das tatsächliche Serienfinale um so vieles besser wäre).