Kurzinhalt:
Nach einigen Rückschlägen braucht die russische Geheimorganisation SMERSH unbedingt wieder einen Erfolg, um sowohl intern als auch nach außen hin ihren Ruf als gefürchtete Geheimorganisation wiederherzustellen. Man überlegt sich eine Operation, welche dem westlichen Gegner zwar eine Nachricht schicken, jedoch in der Öffentlichkeit und der Presse kein allzu großes Aufsehen erregen soll, um Russland international nicht zu isolieren. Schließlich entscheidet man sich dazu, einen hochrangigen westlichen Agenten auszuschalten. Als Zielperson wählt man einen britischen Spion, der SMERSH zuletzt einigen Ärger beschert hat: James Bond. Allerdings will man diesen nicht einfach nur umbringen – vielmehr will man ihn in eine Falle locken, um ihn und den MI6 so richtig zu brüskieren. Zudem soll ein Skandal geschaffen werden, der verhindert, dass die Ermordung zu hohe Wellen schlägt. Und so wirft SMERSH zwei verlockende Köder aus: Die russische Chiffriermaschine Spektor, sowie die junge, verführerische MGB-Agentin Tatiana Romanova…
Review:
Einer meiner wesentlichen Kritikpunkte an der Verfilmung war ja, dass man dort leider nicht nachvollziehen konnte, wann – natürlich auf James Bond und Tatiana Romanova bezogen – aus gespielten Gefühlen echte Gefühle wurden; einfach, da es in einem Film nicht ganz so einfach ist, uns an den Gedanken einer Person teilhaben zu lassen (zumindest abseits von Voice Over-Monologen), wie in einem Buch, wo dies jederzeit problemlos möglich ist. Insofern hatte ich die Hoffnung, dass es dem Roman gelingen könnte, mir noch besser zu gefallen als dem Film – immerhin empfand ich ja, trotz eines etwas ausgedehnten Mittelteils, die Handlung grundsätzlich als eine der größten Stärken des Films. Eben dieser Erwartungshaltung wurde "Liebesgrüße aus Moskau" aber leider nur zum Teil gerecht. So lässt uns auch Ian Fleming im Roman weitestgehend darüber im Unklaren, bei wem Tatianas Loyalität liegt, und wann sie begann, echte Gefühle für James zu entwickeln. Es ist zwar etwas deutlicher als im Film, und er zeigt zumindest auf, dass sie sich zunehmend schwer damit tat, ihn zu täuschen. Doch ob sie nun wirklich überlaufen will und/oder in ihn verliebt ist, darauf konnte ich auch im Roman keine eindeutige Antwort finden. Für James Bond gilt überwiegend das Gleiche.
Ein weiterer Schwachpunkt, den sich der Roman mit dem Film teilt, ist das Vorhandensein von Längen. Wo jedoch diese in der Verfilmung vor allem im Mittelteil auftreten, ist es in Ian Flemings Roman in erster Linie der für meinen Geschmack doch etwas zu ausgedehnte Mittelteil, der meine Geduld auf die Probe gestellt hat. Über 100 Seiten nimmt er sich Zeit, um uns SMERSH vorzustellen und zu zeigen, wie in verschiedenen Meetings der Plan zur Ermordung von James Bond geschmiedet wird. Auch einzelne Figuren stellt man uns genauer vor; vor allem Charles Grant. So faszinierend wie erschreckend das ihm gewidmete Kapitel, dass uns das Charakterprofil eines waschechten Psychopaten präsentiert, auch gewesen sein mag – wenn das Ganze dann leider nirgends hinführt und die Figur dann nur mehr kurz vor dem Showdown nochmal für ein paar Seiten auftaucht, muss ich schon hinterfragen ob es notwendig war, sich derart ausführlich mit ihm zu beschäftigen. Grant bekommt jedenfalls eine deutlich ausführlichere Charakterisierung als so mancher deutlich präsenterer "Haupt"-Bösewicht. Und wie schon im Film konnte ich mich auch mit dem Zigeuner-Kapitel nicht so recht anfreunden.
Eben diese Kritikpunkte führen dazu, dass ich "Liebesgrüße aus Moskau" im Gegensatz zu manch anderen als den bisher schwächsten Bond-Roman einschätzen würde. Dies dürfte zu einem nicht unwesentlichen Teil daran liegen, wie nah der Film am Roman ist, und ich daher die Handlung schon kannte. Auch glaube ich, dass so ziemlich jede Änderung die man bei der Verfilmung vorgenommen hat zum Besseren war, was letztendlich meinem Eindruck zum Roman auch nicht gerade geholfen hat. Und der Aufbau der Geschichte, insofern als man uns gleich zu Beginn in den großen Plan von SMERSH einweiht, hat mich einfach auch hier nicht so recht überzeugt – zumal damit der Fokus der Handlung für eine lange Zeit nicht auf James Bond liegt, was dem ersten Drittel auch nicht unbedingt gut tut. Trotz dieser Schwächen ist "Liebesgrüße aus Moskau" aber insgesamt gesehen natürlich wieder ein guter, unterhaltsamer und lesenswerter Agenten-Roman mit vielen tollen Momenten und einer ansprechenden und gegen Ende hin auch packenden Spionage-Handlung – sowie einem Herzschlagfinale (im Hotelzimmer). Ich fand ihn halt nur insgesamt – aus den genannten Gründen- nicht mehr ganz so gelungen wie die Vorgänger.
Fazit:
Grundsätzlich empfinde ich ja die Handlung von "Liebesgrüße aus Moskau" als eine der besten der Filmreihe. Insofern war ich doch überrascht, dass mich der Roman letztendlich nicht – wie eigentlich erwartet – besser, sondern vielmehr etwas weniger gut unterhalten hat als die bisherigen James Bond-Romane. Dass man die Geschichte weitestgehend aus dem Film kennt, mag dabei eine Rolle gespielt haben, ist jedoch meines Erachtens sicherlich nicht allein dafür verantwortlich. Vielmehr finden sich einige Schwächen der Verfilmung leider auch im Buch, die z.B. der Aufbau (den ich auch im Roman für suboptimal hielt), die Längen (wobei im Buch vor allem der Einstieg zu ausgedehnt ist, dauert es doch mehr als 100 Seiten, bis James Bond das erste Mal auftaucht), und auch die teilweise schwer nachvollziehbare Liebesgeschichte zwischen James und Tatiana (wenn uns der Roman hier auch immerhin mehr Einblicke in ihre Überlegungen und Gefühlswert beschert, als der Film). Nichtsdestotrotz ist aber auch "Liebesgrüße aus Moskau" wieder sehr gut geschrieben, verfügt über einige packende Szenen und tolle Momente, und ist insgesamt ein gelungener Agententhriller. Insgesamt empfand ich ihn aber etwas schwächer als die vorangegangenen Romane – und auch als den Film.
Christian Siegel
Bewertung:
3/5 Punkten
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