Mit: Gary Sinise, Tim Robbins, Don Cheadle, Connie Nielsen, Jerry O'Connell, Peter Outerbridge, Kavan Smith, Kim Delaney, Armin Mueller-Stahl u.a.
Kurzinhalt:
Im Jahr 2020 startet die erste bemannte Raumfahrtmission zum Mars. Nach ihrer Ankunft auf dem Roten Planeten erkundet die internationale Gruppe von Astronauten die Umgebung, und stößt schon bald auf Anzeichen von Metall. Die Spur führt sie zu einem riesigen Berg, aus dem nach ihrer Ankunft seltsame Töne erklingen. Kurz darauf erhebt sich ein riesiger Sandsturm vom Boden, und verschlingt sie – lediglich Luke Graham gelingt es noch rechtzeitig, sich in Sicherheit zu bringen. In der Raumstation im Orbit der Erde, von wo aus die Mission geleitet wird, herrscht Ratlosigkeit. Der Kontakt mit den Astronauten ist abgebrochen, und Aufnahmen die ein paar Tage später entstanden sind zeigen ausgehobene Gräber. Was genau ist vorgefallen? Und hat vielleicht einer der Astronauten überlebt? Um das herauszufinden, wird der geplante Start der zweiten Marsmission vorgezogen. Die vier Astronauten Jim, Woody, Terri und Phil brechen auf, um das Rätsel des Roten Planeten zu lösen. Doch noch ehe sie dessen Orbit erreichen, geraten sie in einen Meteoritenschauer…
Review:
"Mission to Mars" ist Brian De Palmas Versuch, ein neues "2001 – Odyssee im Weltraum" zu erschaffen – leider bleibt es beim Versuch. Die Ähnlichkeiten zu Stanley Kubricks Meisterwerk sind offensichtlich, und zeigen sich sowohl im Design (man Vergleiche mal das Raumschiff Mars II mit der Discovery; und auch der weiße Raum am Ende erinnert an "Odyssee"), vereinzelten Szenen und Elementen (wie die Zentrifuge) sowie der eher gemächlichen Erzählweise, sowie dem Mysterium, dass die Ereignisse umgibt. Mit letzterem sind wir aber zugleich schon bei einem meiner größten Kritikpunkte an "Mission to Mars". Wo "2001 – Odyssee im Weltraum" ein Ende präsentiert hat, dass gerade genug Informationen bietet, um es vielfältig interpretieren und zumindest ansatzweise verstehen zu können, Stanley Kubrick aber genug Vertrauen in die Intelligenz der Zuschauer hatte, um nicht alles vorzukaufen und definitive Antworten zu geben, klärt Brian De Palma am Ende alles bis ins kleinste Detail auf, damit auch der Dümmste noch versteht, was hier vor sich geht. Dass die Auflösung an sich noch dazu schrecklich banal ist, schlägt dem Fass den Boden aus.
Und dabei fing alles so vielversprechend an. Gut ok, leichte Gewitterwolken waren bereits am Anfang zu erblicken. Nach einer für De Palma so typischen langen Einstellung bei der Abschiedsfeier, wo die Kamera von einem Astronauten zum nächsten schwenkt, offenbart das Drehbuch zum ersten Mal seine Schwäche: Die Dialoge der Astronauten fühlen sich extrem verkrampft und künstlich an, und sind in erster Linie darauf ausgerichtet, dem Zuschauer wichtige (?) Hintergrundinformationen zu vermitteln. Sehr realistisch und plausibel klingen diese Gespräche aber nicht. Ist die erste Mannschaft dann mal auf dem Mars gelandet, schafft man es sehr gut, das Mysterium rund um den Berg aufzubauen. Der Sandsturm ist zwar der erste von zwei Effektszenen, die aufgrund der überdeutlichen CGI-Herkunft nur bedingt überzeugen können – zumal er an das "Die Mumie"-Remake erinnert – aber dennoch weiß diese Szene grundsätzlich zu gefallen. Das Beste am "Mission to Mars" ist aber ganz klar das zweite Drittel, vom Abflug der Mars II bis zur (Bruch-)landung auf dem Roten Planeten. Zugegeben, selbst diese Teil ist nicht ganz frei von (Drehbuch-)Problemen, wie z.B. wenn Jim doch tatsächlich fragen muss, was der DNA-Strang ist, den sich Phil aus M&Ms in der Schwerelosigkeit zusammenbastelt – eine Szene, die mich frappant an "Panic Room" erinnert hat, als Jodie Fosters Charakter ihre Tochter fragt, was sie da tut, als diese mit ihrer Taschenlampe ein Morse-Signal verschickt. Etwas mehr Mut, liebe Filmemacher! Dann passiert es halt einmal, dass der eine oder andere Zuschauer etwas nicht versteht – wobei der DNA-Strang mittlerweile nicht zuletzt dank "Jurassic Park" eigentlich so ziemlich jedem bekannt sein sollte – aber die Figuren dumm zu machen, nur damit die Zuschauer nichts verpassen, ist immer ein schlechter Tausch.
Ich war aber eigentlich gerade dabei, den Mittelteil zu loben, oder? Bis auf diese kurze DNA-Szene ist dieser nämlich wirklich phantastisch. Vor allem ab dem Meteoritenschauer wird das Geschehen sehr spannend, was nicht zuletzt der Filmmusik von Ennio Morricone zu verdanken ist. Dieser reichert "Mission to Mars" einerseits mit ein paar wunderschönen, für ihn eher typischen Melodien an, scheut aber auch vor etwas unharmonischeren Klängen nicht zurück, was er gerade auch in dieser Sequenz beweist. Die Art und Weise, wie man die Löcher in der Hülle findet und stopft, ist sehr clever, und weiß zu gefallen. An dieser Stelle kann ich auch gleich die Weltraumszenen lobend hervorheben. Die Außenansichten des Raumschiffs sind einfach nur phantastisch. Kurz darauf kommt es zur Katastrophe, als der Treibstofftank explodiert und die Crew das Schiff verlassen muss. Der "Weltraumspaziergang" ist definitiv der packendste Teil des Films – nicht zuletzt dank des bitteren Ausgangs. Hier schafft es Brian De Palma wirklich, eine ungeheure Spannung aufzubauen.
Nachdem sie dann auf dem Mars gelandet ist, bekommen wir zuerst noch ein paar wunderschöne und wirklich tolle Einstellungen der Mars-Landschaft präsentiert, die meines Erachtens in keinem anderen Film bislang so glaubhaft und beeindruckend vermittelt wurde wie hier. Trotz des recht offensichtlichen Farbfilter-Einsatzes hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, Aufnahmen von der Erde zu betrachten, die halt rot/orange eingefärbt wurden, sondern wähnte mich bzw. die Figuren in der Tat auf dem Mars. Leider fällt der Film danach sehr schnell in sich zusammen, und vor allem die zuvor angesprochene Auflösung vermag es fast, ihn zu ruinieren. Wenn man wenigstens nur die Simulation der Ereignisse gezeigt hätte, ok. Aber dass dann ein holographisches Alien erscheint – dass noch dazu eine der schlechtesten und unecht aussehendsten CGI-Kreationen aller Zeiten ist; ILM sollten sich für ihre Arbeit hier wirklich schämen! – und sie alle Händchen halten (fehlt nur noch, dass sie "Kumbaya" singen), war dann einfach zu viel des Guten. Das Ende klaut dann ebenfalls brav von einem anderen SF-Klassiker, aber ich will hier nicht zu viel spoilern. Etwas seltsam finde ich es aber, das im Kreis nur für einen Platz ist. So als hätten die Marsianer das geahnt. Ich hoffe, das war vage genug. Zugegeben, die tolle, erhebende Musik von Ennio Morricone schafft es am Ende fast noch, mich versöhnlich zu stimmen. Und trotz aller Schwächen ziehe ich diese philosophische, gemächliche und insgesamt zweifellos anspruchsvollere Reise zum Roten Planeten dem im gleichen Jahr erschienenen SF-Thriller "Red Planet" jederzeit vor. Dennoch finde ich es schade, dass aus dieser interessanten Grundprämisse nicht mehr herausgeholt wurde – wobei sich das Drehbuch als das mit Abstand größte Problem des Films erweist. Brian De Palma tut was er kann, und inszeniert den Streifen wunderbar – doch am nicht wirklich überzeugenden Inhalt kann halt leider auch er nichts ändern.
Fazit:
"Mission to Mars" wäre gern ein zweites "2001 – Odyssee im Weltraum" – reichen tut's im Endeffekt nicht mal für "2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen". Brian De Palma tut mit seiner gewohnt stilvollen Regie, die erneut auf lange Einstellungen setzt, sein bestes, wie auch Ennio Morricone, der einen seiner ungewöhnlichsten Scores abliefert. Beide kommen jedoch im Endeffekt nicht gegen die Schwächen des Drehbuchs an. Das Beste an "Mission to Mars" ist zweifellos das mittlere Drittel, mit dem Flug durch den Weltraum. Einstieg und Ausstieg sind jedoch mit Problemen behaftet, wobei vor allem letzterer aufgrund eines grauenhaft designten und umgesetzten CGI-Aliens sowie der bis ins kleinste Detail vorgekauten Erklärung nicht überzeugen kann, und einen doch eher enttäuschenden Eindruck hinterlässt. Von der Banalität der dort präsentierten Aufklärung ganz zu schweigen. Von der Komplexität, der Faszination und dem Interpretationsspielraum eines "2001" ist "Mission to Mars" jedenfalls Lichtjahre entfernt. Die noch banalere unmittelbare Konkurrenz aus dem Kinojahr 2000, "Red Planet", lässt diese Mission zum Mars aber selbst in ihrer suboptimalen Form klar hinter sich.