Mit: Michael Rogers, Eva Allan, Scott Hylands, Marilyn Norry, Rondel Reynoldson u.a.
Kurzinhalt:
Im Jahre 1967 wird von einem visionären Wissenschaftler das Arboria-institut gegründet, welches sich dem Ziel verschreibt, das volle Potential des menschlichen Geistes zu ergründen, freizusetzen, und auszuschöpfen. 16 Jahre später scheint man am Ziel zu sein: Elena, die im Institut festgehalten wird, verfügt über außergewöhnliche Fähigkeiten – die von der rechten Hand Dr. Arborias, Barry Nyles ausgiebig erforscht werden. Elena kennt indes nur ein Ziel: Die Freiheit…
Review:
Zu sagen, "Beyond the Black Rainbow" sei ein bisschen schräg, wäre ungefähr so, als wenn man sagen würde, "Modern Times Forever" hat ein wenig Überlänge. Mit anderen Worten: Eine geringfügige Untertreibung. "Beyond the Black Rainbow" ist das, was man im anglikanischen Raum als "mood piece" bezeichnet. Soll heißen: Es geht ihm weniger darum, eine Geschichte zu erzählen, als Stimmung(en) zu erzeugen. Ob ihm dies gelingt oder nicht, wird wesentlich davon abhängen, ob man sich mit der extrem ausgedehnten, langsamen und meditativen Erzählweise anfreunden kann. "Beyond the Black Rainbow" bietet einen faszinierenden Rausch aus Bildern und Musik. Er ist visuell bestechend und sehr beeindruckend – vor allem was die Farbgebung betrifft – und bietet einen der besten Synthesizer-Scores seit "Blade Runner" von Vangelis. Auch die Set-Gestaltung, die stellenweise Erinnerungen an "2001 – Odyssee im Weltraum" (das sich in vielerlei Hinsicht als offenkundige Inspirationsquelle des Films offenbart) weckt, muss positiv hervorgehoben werden.
Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls eine lobende Erwähnung wert. Michael Rogers kann als für lange Zeit undurchschaubarer Antagonist absolut überzeugen, und verströmt eine herrliche Boshaftig- und Bedrohlichkeit. Eva Allan wiederum überzeugt als das unschuldige (?) Opfer, und versteht es nicht nur, in einer überwiegend stummen Performance uns dennoch an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben zu lassen, sondern auch, dass ihr unsere Sympathien sehr schnell zufliegen. Dies ist insbesondere für das letzte Drittel des Films wichtig, welches ich für das stärkste und beste erachte – nicht zuletzt, da Cosmatos dort dann (vergleichsweise) auf das Gaspedal steigt, was das Erzähltempo betrifft. Im Gegensatz zu vielen ähnlichen Filmen war für mich auch die Handlung, bis auf einzelne Details (z.B. warum Barry Nyle gerade jetzt auf einmal das tut, was er tut) durchaus verständlich, und kein undurchdringliches Mysterium. Angesichts meiner diesbezüglichen Erwartungshaltung empfand ich sie sogar schon richtiggehend geradlinig und vergleichsweise simpel. Dies ist jedoch unter der Voraussetzung zu verstehen, dass man a) nicht einschläft oder b) nicht gänzlich das Interesse verliert. Womit wir schon beim größten (und eigentlich auch einzigen) Kritikpunkt wären, den man gegenüber "Beyond the Black Rainbow" anführen muss: Viel zu viele Szenen und Einstellungen ziehen sich zu lange, und stellen die Geduld des Zuschauers unnötig auf die Probe. Ich bin nun wahrlich niemand, der ein Problem mit langsamen Filmen bzw. einem gemächlichen Erzähltempo hat – dass ich "2001 – Odyssee im Weltraum" als den besten Film aller Zeiten ansehe, sollte dies ausreichend belegen – doch selbst mir ging Panos Cosmatos mit seinen ausgedehnten Szenen teilweise zu weit.
Oftmals ertappt man sich dabei, wie man nach der Fernbedienung greifen und vorspulen will (was bei mir angesichts der Tatsache, dass ich ihn beim /slash Filmfestival und somit im Kino sah, natürlich nicht möglich war; wobei "Beyond the Black Rainbow" von der großen Leinwand wohl enorm profitiert haben dürfte). In erster Linie betrifft das Szenen, die nicht mit besonderen visuellen Reizen und beeindruckenden Bildern aufwarten können, wie z.B. jene, als Barry Nyle sich gegen Ende des Films auf den Weg ins Institut macht, und sich mit seiner Frau unterhält. Genauer will ich nicht werden, um nicht zu viel vorwegzunehmen, aber es scheinen teilweise Stunden zwischen Barry's einzelnen Sätzen zu vergehen. Hier wäre weniger definitiv mehr gewesen, und hätte die Dramaturgie von einer strafferen Erzählweise enorm profitieren können. Denn so wird "Beyond the Black Rainbow", so fürchte ich, viele verlieren, die ihm mit einer weniger ausgedehnten Inszenierung durchaus wohlgesonnen gewesen wären.
Fazit:
Visuell bestechend, mit einem grandiosen Synthesizer-Score und einer atmosphärischen Inszenierung, ist "Beyond the Black Rainbow" als audiovisuelle Sinneserfahrung zweifellos ein besonderes filmisches Erlebnis. Mit seinem meditativ-hypnotischen Erzähl"tempo" wird er jedoch viele vor den Kopf stoßen, und auch mir war dieses leider stellenweise zu langsam. Vor allem einzelne Einstellungen scheinen sich ewig hinzuziehen – worunter Wirkungsgrad und Zugänglichkeit des Film unnötig leiden. Trotz dieses Mankos empfand ich "Beyond the Black Rainbow" aber als faszinierendes Erlebnis, und freue mich schon auf einen hoffentlich in Bälde anstehenden Blu Ray-Release – welcher dann zudem über den Vorteil verfügt, dass sich allfällige zähe Passagen, welche die Geduld des Zusehers zu sehr auf die Probe stellen, mittels "Fast Forward"-Taste überspringen lassen. Es ist wirklich schade… mit einer etwas strafferen Inszenierung hätte "Beyond the Black Rainbow" ein kleines modernes Meisterwerk des phantastischen Kinos sein können. So reicht es leider nur für das Prädikat eines faszinierenden Experiments.