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Unwürdige Verfilmung des PC-Spiele-Klassikers Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 17 Dezember 2012
 
Advents-Special

Doom
(Doom, USA 2005)
 
Doom</
Bewertung:
Studio/Verleih: Di Bonaventura Pictures/Universal Pictures
Regie: Andrzej Bartkowiak
Produzenten: U.a. Lorenzo di Bonaventura & John Wells
Drehbuch: Dave Callaham & Wesley Strick
Filmmusik: Clint Mansell
Kamera: Tony Pierce-Roberts
Schnitt: Derek Brechin
Genre: Action/Science Fiction
Kinostart Deutschland: 27. Oktober 2005
Kinostart USA: 21. Oktober 2005
Laufzeit: 100 Minuten
Altersfreigabe: Ab 18 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD, Soundtrack
Mit: Karl Urban, Dwayne Johnson, Rosamund Pike, Richard Brake, Al Weaver, Dexter Fletcher, Brian Steele, Ben Daniels u.a.


Kurzinhalt: In einer Forschungsstation auf dem Mars kommt es zu einer Katastrophe, woraufhin die Verbindung zur Kolonie abbricht. Eine Gruppe von Marines wird zur Station geschickt, um die Lage zu erkunden und eine allfällige Bedrohung auszuschalten – darunter auch John Grimm, dessen Schwester Samantha als Wissenschaftlerin in besagter Forschungsstation tätig ist. Unter dem Kommando von Sarge schleicht man sich durch die engen, dunklen Gänge und sieht sich schon bald verschiedensten Monstern gegenüber, die aussehen als wären sie der Hölle entsprungen. Und während man noch verzweifelt versucht, die Evakuierung der Station voranzutreiben und die Ungeheuer möglichst zurückzudrängen, macht man schließlich eine grauenhafte Entdeckung, was den Ursprung der Monster betrifft…

Review: Die Monster sind in der 'Doom'-Verfilmung leider rar gesät.Verfilmungen von Computer- und Videospielen sind in den späten 90ern erstmals in Mode gekommen, wurden jedoch zumeist – sowohl von Fans als auch der Kino-Allgemeinheit – eher verhalten aufgenommen. "Doom" zeigt auf anschauliche Weise eines der Hauptprobleme dieses Genres an Filmen: Allzu oft verfilmt Hollywood nämlich keine Geschichten, sondern Marken. In "Doom" geht es darum, dass auf einer Forschungsstation auf den Mars-Monden im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle losbricht, und der Spieler sich als Einzelkämpfer u.a. mit Schrotflinte, Maschinengewehr, Kettensäge und natürlich der BFG bewaffnet durch eine Horde von Monstern schießt. Handlung? Fehlanzeige! Angesichts dessen drängt sich mir schon die Frage auf, warum man meinte, unbedingt dieses Spiel verfilmen zu müssen. Und bei der Antwort sind wir eben wieder bei der Marke: "Doom" ist ein bekanntes, populäres Spiel, mit dem sich schon mal ein Grundstock an Interessierten ins Kino locken lässt, und man quasi nicht von 0 anfangen muss. Angesichts des inhaltleeren Spiels ergibt sich jedoch für die Filmemacher ein nicht unerhebliches Problem, an dem der Film – unter anderem – letztendlich auch scheitert.

Nun gebe ich unumwunden zu, nicht der größte Fan des Spiels zu sein. Das erste "Doom" ist mir natürlich ein Begriff. Ich bekam erst relativ spät (es müsste 1994 gewesen sein) einen eigenen PC, und als ich einen hatte interessierte ich mir eher für Adventures, und "Wing Commander". Ballerspiele sprachen mich damals wie heute eher weniger an. Zumindest an ein Highlight mit "Doom" kann ich mich aber erinnern. In der Gymnasiums-Unterstufe besuchte ich in den letzten beiden Jahren einen freiwilligen Computerkurs, wo die PCs mit Netzwerk untereinander verbunden waren. Damals gab es ja noch kein Internet in dem Sinne – oder zumindest nur so langsame Modems, das an ein Spielen übers Internet nicht zu denken war. Auch LAN-Partys waren noch einige Jahre entfernt. Und so war es schon etwas Besonderes, als wir eines Abends das Netzwerk in der Schule dazu verwenden durften, um gegeneinander "Doom" zu spielen (und ja, ich war damals erst 14, also pssst). Darüber hinaus habe ich hin- und wieder einem Kindheits- und Jugendfreund beim "Doom"-spielen über die Schultern geschaut (analoges "Lets Play", sozusagen). Und vor ein paar Jahren, als ich in Klassiker-Laune war, begann ich mal die ersten Levels durchzuspielen, und konnte immerhin den ersten Teil erfolgreich beenden – ehe ich am ewig gleichen Muster irgendwie das Interesse verlor, bzw. sich andere, interessantere Spiele vordrängten. Damit erschöpfen sich meine Erfahrungen mit den Spielen dann auch schon. Immerhin reicht es, um die mangelnde Handlung beurteilen zu können. Nach wie vor frage ich mich, warum man sich gerade für einen "Doom"-Film entschieden hat, statt z.B. "Half-Life" zu verfilmen. Auch ein Ego-Shooter mit ähnlichem Konzept, aber zumindest mit dem Hauch einer Handlung. "Doom" war jedenfalls für eine Verfilmung denkbar ungeeignet – und dann haben es die Macher zudem, von einer einzigen Szene abgesehen, verabsäumt, die größte Stärke des Spiels erfolgreich auf die Leinwand zu retten: Die dichte Atmosphäre.

Karl Urban und Dwayne Johnson tun ihr bestes; es ist nur leider nicht genug.Sagt über "Doom" was ihr wollt, aber mit der Spielewelt voller Monster, wo hinter jeder Ecke ein brennender Satansschädel, ein besessener Marine oder ein einäugiger fliegender roter Dämon lauern kann – gepaart mit der Anzeige von einem selbst, die je nach Verletzungsgrad immer blutiger aussieht – verströmte das Spiel eine ungeheure Spannung, die für die damalige Zeit revolutionär war. Ein ähnliches Spannungslevel erreicht die "Verfilmung" leider zum keinen Zeitpunkt. Dies liegt unter anderem daran, dass es mir – im Gegensatz zur Spielfigur, wo wir das Geschehen quasi aus ihren Augen erleben – schwer gefallen ist, auch nur zu einem der Soldaten eine Beziehung aufzubauen. Sie sind überwiegend eindimensionale, nicht charakterisierte Schießbudenfiguren, die nur dazu da sind, von den Monstern abgeschlachtet zu werden. Mit der Söldnertruppe bricht man auch mit einem der wesentlichen spannungserzeugenden Elementen des Spiels: Denn dort war die Spielfigur ein Einzelkämpfer, und auf sich allein gestellt. Hätte man es auf ein, maximal zwei Protagonisten beschränkt, hätte man zwar auf die Rothemden-Tode verzichten müssen, insgesamt wäre es aber glaube ich um einiges spannender geworden.

Auch die Inszenierung vermag es leider nicht, eine ähnlich dichte Atmosphäre aufzubauen – was zu einem nicht unwesentlichen Teil an der Techno-Mucke liegen mag, die damals für solche Filme so beliebt war (siehe "Ghosts of Mars" und den ersten "Resident Evil"), und die jegliche möglicherweise aufkommende Atmosphäre im Keim erstickt. Und dadurch, dass man bis kurz vor dem Ende lediglich besessene Wissenschaftler präsentiert, und die originelleren Monster ausspart, wirkt das ganze endgültig wie ein einfallsloser Zombie-Film-Klon (wobei sich erneut der Vergleich mit "Resident Evil" aufdrängt, der wohl insgesamt Pate gestanden zu sein scheint). Womit wir in gewisser Weise schon beim nächsten Problem wären. Wie zuvor erwähnt, verfügt "Doom" kaum über eine nennenswerte Handlung – aber selbst das bisschen an Geschichte, welches sich dort finden lässt, mit dem Tor zu Hölle und den Kreaturen welche dieses durchschreiten, wird nicht übernommen. Stattdessen präsentiert man uns Mutanten. Erneut drängt sich mir die Frage auf, warum man ein PC-Spiel verfilmt, wenn man in Wahrheit eh nur den Titel übernimmt? Ok, das, und den Ton der öffnenden Tür. Super, das war wichtig! Damit sind all die Änderungen vergeben und vergessen. Schön zu sehen, dass ihr eure Prioritäten richtig setzt, liebe Filmemacher. Ok, zugegeben, es gibt natürlich noch die eine oder andere Anspielung auf das Spiel, wie die BFG, oder den Satz "Dieser Ort ist die Hölle". Insgesamt denke ich aber, dass es besser gewesen wäre, sich deutlicher an den Spielen zu orientieren. Dann hätte den Film zwar immer noch der sich aus der Vorlage ergebende Mangel an Handlung geplagt, aber wenigstens wäre der Film deutlich origineller gewesen, und nicht zum "Resident Evil"-Klon verkommen.

Die mit Abstand beste Szene des Films!Die einzige wirklich gute Szene des Films ist die innovative "first person"-Sequenz. Hier orientiert man sich mal wirklich an dem Spiel, das man adaptiert, und bietet mit dem Springen, der Kettensäge, dem Nachladen etc. dem Doom-Spieler ein herrliches Déjà-vu. Vor allem tricktechnisch ist die Szene, mit den Reflexionen von Karl Urban im Spiegel, sowie den zwar sicherlich vorhandenen, jedoch nicht erkennbaren Schnitten, 1A. Hier kam für kurze Zeit tatsächlich Adrenalin auf, und vermochte es der Film, mich so richtig zu packen. Leider ist es nicht nur die mit Abstand Beste, sondern zugleich auch die einzig richtig gute Szene des Films. Der Showdown ist dann zwar, nicht zuletzt aufgrund der Identität des Endgegners, auch ganz nett, kommt aber an diesen Höhepunkt nicht einmal mehr ansatzweise heran. Jedenfalls sind diese paar unterhaltsamen, packenden und spannenden Minuten für einen rund 100 Minuten langen Film halt doch etwas zu wenig. Der Rest war zwar immerhin nicht langweilig, was eine schlimmere Wertung gerade noch so verhindert, konnte mich aber halt auch nicht begeistern. Selbst unter Berücksichtigung der Beschränkungen, denen die Vorlage – vor allem was die Handlung betrifft – unterworfen ist, ist "Doom" als Verfilmung des PC-Klassikers somit eine herbe Enttäuschung.

Fazit: Ich gehöre ja zu jenen Cineasten, die mit einem anspruchsvollen Drama ebenso viel anfangen können wie mit einem belanglosen und oberflächlichen Actionkracher – wie meine Reviews glaube ich auch ausreichend belegen. Einzige Bedingung: Der Film muss gut gemacht und unterhaltsam sein. Auf "Doom" trifft leider keines dieser beiden Kriterien zu. Nun sollte man meinen, dass der mangelnde Unterhaltungswert des Films angesichts der größtenteils vernichtenden Kritiken in der Presse und im Internet für mich keine große Überraschung mehr gewesen sein sollte. Allerdings habe ich, gerade bei solchen Filmen, spätestens seit "Wing Commander" – der von der Allgemeinheit mit ganz ähnlichen Argumenten verrissen wurde wie "Doom" – gelernt, nichts auf die "öffentliche Meinung" zu geben und mir mein eigenes Urteil zu bilden. Und so war ich dann doch ein wenig überrascht, dass ich der mehrheitlichen Meinung nur vorbehaltlos zustimmen konnte. Die Handlung ist praktisch nicht vorhanden – wobei dies zugegebenermaßen ein Aspekt ist, den er mit dem Spiel gemein hat – und vor allem was die Spannung und die Atmosphäre betrifft lässt "Doom" sehr zu wünschen übrig. Vor allem letzteres ist, angesichts der Tatsache, wie die PC-Spiele nur vor eben solcher überschäumten, ein fast unverzeihliches Vergehen. Generell wirkt "Doom" weniger wie eine Verfilmung des PC-Spiels, als vielmehr wie ein einfallsloser "Resident Evil: Genesis"-Klon… und ist nur eine packend-innovative 1st Person-Szene, ein paar nette Einfälle (die Nano-Wände und die Identität des "End-Gegners") sowie die guten schauspielerischen Leistungen von Karl Urban und Dwayne Johnson von einem filmischen Debakel im Stile seines "Vorbilds" entfernt.

Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Universal Pictures)


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Weiterführende Links:
Advents-SPECiAL 2012






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