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Equilibrium Drucken E-Mail
Durchwachsener SF-Action-Thriller Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 16 Dezember 2012
 
Advents-Special

Equilibrium
(Equilibrium, USA 2002)
 
Equilibrium</
Bewertung:
Studio/Verleih: Dimension Films/Highlight
Regie: Kurt Wimmer
Produzenten: U.a. Jan de Bont, Lucas Foster, Bob & Harvey Weinstein
Drehbuch: Kurt Wimmer
Filmmusik: Klaus Badelt
Kamera: Dion Beebe
Schnitt: Tom Rolf & William Yeh
Genre: Science Fiction/Action
DVD-Release Deutschland: 04. September 2003
Kinostart UK: 14. März 2003
Laufzeit: 107 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD
Mit: Christian Bale, Dominic Purcell, Sean Bean, William Fichtner, Taye Diggs, Emily Watson u.a.


Kurzinhalt: In einer nicht zu fernen Zukunft hat die Menschheit den dritten Weltkrieg gerade noch einmal so überstanden – zugleich ist jedoch allen bewusst, dass ein vierter uns endgültig vernichten und vermutlich die gesamte Menschheit auslöschen würde. Um diesen zu verhindern, wird eine sehr radikale Lösung gefunden: Es wird ein totalitäres Regime eingerichtet, Kunstgegenstände strengstens verboten, und jeder Bürger dazu verpflichtet, Drogen zu sich zu nehmen, welche seine Gefühle unterdrücken. Fortan herrscht zwar Frieden, dafür gleichen die Menschen eher seelenlosen Robotern. Man existiert, lebt aber nicht mehr. An vorderster Front dieses totalitären Systems stehen die Kleriker, welche die Aufgabe haben, auf die Einhaltung der Regeln zu achten, Abtrünnige gefangen zu nehmen, und verbotene Gegenstände zu konfiszieren oder gleich zu verbrennen. Einer dieser Kleriker ist John Preston, der selbst die Gefangennahme und darauffolgende Hinrichtung seiner Frau mit stoischer Emotionslosigkeit zur Kenntnis genommen hat. Doch der Verrat seines engsten Kollegen, der sich als Widerständler entpuppt, animiert ihn dazu, seine Rationen der Droge ebenfalls auszulassen. Langsam beginnt Preston wieder etwas zu fühlen, und sich gegen das totalitäre Regime zu wenden…

Review: In dieser Dystopie sind nicht nur Bücher, sondern auch andere Kunstwerke verboten.Im englischen Sprachraum gibt es den wunderschönen Begriff "mixed bag", für den ich leider noch keine passende deutsche Entsprechung finden konnte. Dieser beschreibt üblicherweise ein Produkt (wie z.B. einen Film) mit positiven als auch negativen Eigenschaften. Durchwachsen, könnte man also wohl auch sagen. Bei "Equilibrium" drängt sich der Begriff "mixed bag" förmlich auf – bekommt jedoch noch eine zusätzliche Bedeutung; kann man im Hinblick auf diesen Film nämlich auch darunter verstehen, dass er aus verschiedensten Elementen besteht, die leider kein stimmiges Ganzes ergeben wollen. Am meisten spießen sich diesbezüglich die Action sowie die anspruchsvolleren Elemente. Der sich daraus ergebende Widerspruch ist für mich das größte Problem des Films. Für eine ernsthafte, erschreckende Dystopie besitzt "Equilibrium" nicht genug Tiefgang bzw. zu viele Kampfszenen, für einen packenden Actionkracher ist aber diese wiederum zu spärlich gesät, und auch zu unspektakulär. Damit ist "Equilibrium" leider nichts Halbes und nichts Ganzes, weder Fisch noch Fleisch.

Es hilft auch nicht, dass beide Aspekte auch für sich genommen nicht vollständig überzeugen können – und zudem ihre Inspirationsquellen zu deutlich offenbaren. Bei der Darstellung des totalitären Regimes fragt man sich unweigerlich, warum Kunstwerke verboten sind – außer, um "Fahrenheit 451" zitieren zu können. Wenn alle Menschen brav ihre Drogen nehmen, sollte Kunst jedenfalls keinen Unterschied machen, da die Emotionen ja ohnehin unterdrückt werden, ganz egal, welchen "Input" es gibt. Wenn selbst der Tod der eigenen Frau nichts bewirkt, sollte das – bei allem Respekt vor Kunst – auch sonst nichts schaffen. So gesehen erscheint das Verbot ein bisschen wie "Overkill", und etwas unlogisch. Auch sollte man meinen, dass man die Kleriker strengen Kontrollen unterzieht, um sicherzugehen, dass sie ihre Dosis auch wirklich nehmen. Das sollte sich ja eigentlich mit einem Bluttest schnell nachweisen lassen, oder? Zudem fällt auf, dass auch das mit der Emotionslosigkeit nicht immer konsequent durchgezogen wird. Vor allem Taye Diggs sticht diesbezüglich als auffälliger Kritikpunkt hervor, zeigt er doch ständig Gefühle. Er lächelt, scheint Selbstverliebt, verfügt über Stolz, verhöhnt Preston, wird wütend. Kurt Wimmer hätte ihm wohl sagen müssen, was genau mit emotionslos gemeint ist, und dass sich das nicht nur darauf bezieht, dass man nicht heulend zusammenbricht. Letzteres ist ein weiterer Kritikpunkt; Preston verhält sich einfach viel zu auffällig und verdächtig, und wirkt dadurch ziemlich dämlich. Auch ist mir unklar, warum er nach seiner Entscheidung, sich dem Widerstand anzuschließen, nicht einfach wieder die Drogen genommen hat, um nicht aufzufallen. Die Entscheidung, gegen "Vater" anzutreten und das Regime zu stürzen, sollte davon ja eigentlich nicht beeinflusst werden, oder? Wenn ich mal diese Entscheidung getroffen habe und dazu entschlossen bin, bleibe ich auch dabei, egal ob ich Emotionen habe oder nicht. Aber ohne Gefühle wäre es ihm wohl deutlich leichter gefallen, seine Mission erfolgreich zu beenden.

Das Konzept des Gun-Kata hat mich leider nicht wirklich überzeugt.Was die Action betrifft, fällt einerseits auf, dass diese von "Matrix" inspiriert wurde, ohne sich mit den dortigen Einlagen messen zu können. Es gibt einige Zeitlupeneinsätze, und vor allem auch bei der Schießerei im Gang drängt sich unweigerlich der Vergleich zu "Matrix" auf. Generell konnte mich diese ganze Gunkata-Geschichte nicht wirklich überzeugen. Bale steht mitten in einer Gruppe von bewaffneten Menschen, und doch trifft ihn keine Kugel, dank seiner Bewegungen, und er wiederum erledigt sie alle. Ja, ne, is klar. Und nach all dem Aufbau empfand ich auch den Showdown als sehr enttäuschend – insbesondere den Kampf zwischen Preston und Brandt. Nach ihrer "Trainingseinheit" mit in ihren Scheiden steckenden Schwertern hatte ich am Ende auf nette, packende Schwert-Action gehofft, aber nichts da. Der Kampf war bereits vorbei, noch ehe er so richtig begonnen hat. Das anschließende Herumgefuchtel mit dem "Ober-Boss" (will ja nicht spoilern) war dann auch eher unfreiwillig komisch als packend.

Gut gefallen konnte mir in erster Linie die Handlung rund um Emma Watson, und deren Ausgang. Auch das mit den emotionslosen Kindern, bei denen mal befürchten muss, dass sie ihren eigenen Vater verraten, war ein erschreckender Gedanke. Sehr gefreut habe ich mich auch über den Auftritt von Sean Bean, wenn dieser auch von kurzer Dauer war. Seine gemeinsame Szene mit Christian Bale in der Kirche ist mit Abstand das Highlight des Films. Christian Bale erweist sich ebenfalls als eine wesentliche Stärke von "Equilibrium". Vor allem die unterdrückten Emotionen seiner Figur bringt er sehr gut und überzeugend zur Geltung. Bei aller Kritik an der nicht ganz durchdacht wirktenden Zukunftsvision – und deren Ähnlichkeiten zu z.B. "Fahrenheit 451" – muss man Kurt Wimmer doch zu Gute halten, dass er ein paar tolle Szenen schafft, die einem den Wert von Kunst und Kunstwerken spürbar und begreiflich machen. Dabei beschränkt er sich eben im Gegensatz zur Inspirationsquelle nicht nur auf Bücher, sondern lässt gleich zu Beginn z.B. die Mona Lisa verbrennen; dass solch ein Kunstwerk durch mutwillige Zerstörung unwiederbringlich verloren gehen könnte, ist schon ein trauriger Gedanke. Und auch auf die Wirkung von (klassischer) Musik vergisst er nicht. Andere Szenen, wie z.B. alles rund um den Welpen, mögen zwar extrem manipulierend sein, verfehlen aber nichtsdestotrotz ihre Wirkung nicht. Zumal das mit dem Kofferraum zweifellos zu den spannendsten Szenen des Films gehört. Kurt Wimmers Inszenierung kann generell durchaus gefallen. Dass sich viele der Actionszenen eher im Dunkeln abspielen, mag zwar in erster Linie dem schmalen Budget geschuldet sein, verleiht ihnen aber trotz aller Ähnlichkeiten zu "Matrix" doch eine gewisse Eigenständigkeit. Und auch die wendungsreiche Handlung wertet den Film zweifellos auf. Insgesamt gibt es jedenfalls einige gelungene Einzelszenen und –elemente; lediglich das Gesamtbild, bzw. wie diese ineinandergreifen (oder eben nicht) lässt zu wünschen übrig, und hinterlässt einen etwas unharmonischen und/oder unausgegorenen Eindruck.

Fazit: Christian Bale als Kleriker, dem zunehmend Zweifel an seinem Beruf kommen."Equilibrium" kann sich leider nicht entscheiden, ob er lieber anspruchsvolles SF-Drama mit düsterer Zukunftsvision sein mag, oder packender Actionthriller. Nicht falsch verstehen, natürlich wird der Film durch die hier dargestellte Dystopie - auch wenn diese nicht immer 100%ig durchdacht und in der Darstellung nicht immer konsequent erscheint - zweifellos aufgewertet, da er mehr dadurch bietet als nur hohle Action. Dennoch wirkt der Film insgesamt etwas unausgegoren, und auch nicht immer ausgereift. Die Action empfand ich doch überwiegend als enttäuschend, und das Konzept des Gun-Kata konnte mich ebenfalls nicht wirklich überzeugen. Es gibt starke Einzelszenen und Elemente, die wirklich gefallen können, aber insgesamt ergeben diese für mich bei "Equilibrium" leider kein stimmiges Gesamtbild. Zumal es mindestens genauso viele Szenen und Elemente gibt, an denen ich etwas auszusetzen habe, wie solche, die gelungen sind. Womit wir wieder beim zu Beginn meines Reviews angesprochenen "mixed bag" wären…

Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Highlight)


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Weiterführende Links:
Advents-SPECiAL 2012






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