Kurzinhalt:
In rund 200 Jahren wurde der Mars besiedelt. Dank Terraforming ist er soweit bewohnbar, dass die Menschen nur mehr gelegentlich etwas Sauerstoff zu sich nehmen müssen, und sich ansonsten frei und ohne Raumanzüge auf dem Planeten bewegen können. Eine Gruppe von Polizisten wurde damit beauftragt, den des mehrmachen Mordes beschuldigten Schwerverbrecher Desolation Williams aus einem Gefängnis in einer abgelegenen Stadt nahe einer Mine abzuholen und in die Hauptstadt zu bringen, wo sein Prozess stattfinden soll. Doch Lieutenant Melanie Ballard ist die Einzige, die lebend zurückkehrt. In ihrer Anhörung schildert sie, was passiert ist: Die Polizeitruppe fand die Kolonie wie ausgestorben vor, und stolperte als sie die Gegend untersuchten schon bald auf übelst zugerichtete Leichen, die scheinbar abgeschlachtet wurden. Nur kurz nach ihrer Ankunft werden sie von scheinbar wahnsinnigen Minenarbeitern angegriffen, die sich teilweise auch selbst verstümmelt haben. Von einer Wissenschaftlerin, welche sich in einer Zelle verschanzt hat und den Angriff so überleben konnte, erfahren sie schließlich, was vorgefallen ist: Bei einer Ausgrabung stieg plötzlich seltsamer roter Staub aus einer Höhle hervor, und drang in die Körper der Arbeiter ein. Offenbar handelt es sich dabei um die Geister früherer Marsbewohner, die von den Körpern Besitz ergreifen, um ihren Planeten gegen die "Invasoren" von der Erde zu verteidigen. Der Polizeitrupp sieht sich einer Übermacht an solcherarts besessenen Minenarbeitern gegenüber…
Review:
"Ghosts of Mars" hat ja so einige Baustellen, die ihn zum – bei weitem – schlechtesten Eintrag in Carpenters Filmographie machen. Die möglicherweise größte ist meiner Ansicht nach aber der eigenwillige Aufbau, der vieles was möglicherweise an Spannung dagewesen wäre im Keim erstickt. Die Rahmenhandlung, in der uns die eigentliche Haupthandlung erzählt wird, macht bereits deutlich, dass Melanie überlebt hat, und dass sie vermutlich die einzige Überlebende ist. Damit bleibt nur mehr die Frage offen, was genau vorgefallen ist und wie es dazu kam – was längst nicht so spannend ist, als wenn man uns kalt und unvorbereitet in die Handlung geworfen hätte. Kommentare wie "Ich war allein, draußen, unbewaffnet" verfehlen ihre spannungssteigernde Wirkung völlig, da wir wissen, dass sie überlebt hat. Ohne diese Voice Over-Kommentierung hätte die Szene sogar ansatzweise spannend sein können, aber so. Viel schlimmer als diesen Rahmen an sich ist aber die Tatsache, dass uns die Haupthandlung noch nicht mal in einem Stück erzählt, sondern diese immer wieder unterbrochen wird. Jede Szene der Anhörung riss mich irgendwie komplett aus dem Film. Und spätestens dann, wenn wir Rückblenden von anderen erleben – da Melanie weitergibt, was diese ihr erzählt haben – wird’s lächerlich. Jedenfalls schadet diese zerhackte Erzählweise dem Film enorm.
Die Besetzung ist leider ebenfalls kein großes Highlight. Mein erster Gedanke während der Credits zu Beginn des Films war: Wenn Ice Cube der erstgenannte "Star" ist, verheißt das schon mal nichts Gutes – und ich sollte Recht behalten. Er war mir zu diesem Zeitpunkt bereits aus "Hart am Limit", der zwar später produziert, von mir jedoch vorher gesehen wurde, bekannt, wo er sich abmüht, einen harten Biker zu geben – mit wenig überzeugendem Ergebnis. Hier gibt er den harten Kerl mit weichem Kern, und konnte mich ebenso wenig überzeugen. Der Rest der Besetzung schlägt sich schon etwas besser, wobei "Ghosts of Mars" sicherlich darunter leidet, eine der besten und charismatischsten davon, nämlich Pam Grier, sehr früh über den Jordan zu schicken. Trotzdem machen Natasha Henstridge, Clea DuVall und Jason Statham nicht schlicht – werden aber vom Drehbuch im Stich gelassen, dass ihnen keine Figuren, sondern eindimensionale Abziehbilder, zum Spielen gibt, die oftmals noch dazu bemüht coole und witzige Sprüche von sich geben müssen. Das entscheidende Wort dabei ist bemüht, verfehlten sie doch allesamt die gewünschte Wirkung bei mir. Vor allem der von sich überzeugte, aufdringliche Butler nervt. Dass es diesem zuletzt sogar gelingt, bei Melanie zu landen, und diese mit ihm rummacht und – wenn nicht der Angriff gekommen wäre – mit ihm ins Bett gestiegen wäre, finde ich ebenfalls grauenhaft. Macht sich eigentlich irgendwer der am Film Beteiligten, sei es Drehbuchautor, Regisseur oder auch die Darsteller, Gedanken darüber, welche Message hier vermittelt wird? Sei nur aufdringlich und nervig genug, dann wirst du bekommen, was du willst. Ein "Nein" bedeutet nicht "Nein", sondern "Nicht jetzt, vielleicht später, versuch's weiter". Stalken und aufdringliches Verhalten als Erfolgsgarantie. Jippieh! Da werden sich die Frauen dieser Welt aber freuen…
Ich bin ja der blasphemischen Meinung, dass eine dichte Atmosphäre nicht zu Carpenters Stärken gehört. Auch bei "Ghosts of Mars" tut er nichts, um mich vom Gegenteil zu überzeugen. Vor allem auch die nervige Techno-Mucke (die noch dazu mit der Zeit sehr eintönig wirkt; vor allem beim Filmintro, wo die gleichen Takte ständig wiederholt werden), die ja leider bei solchen Filmen um die Jahrtausendwende in Mode kam (siehe auch den ersten "Resident Evil") ließ bei mir nie Gruselstimmung aufkommen. Was mir an der Inszenierung ebenfalls als seltsam und störend auffiel, sind Überblendungen in laufenden Szenen. Also z.B. die Gruppe geht auf eine Tür zu, und wir überspringen ein paar Schritte, die sie gemacht haben. Wirkt irgendwie seltsam; keine Ahnung, was Carpenter damit beabsichtigt hat. Die Action ist leider ebenfalls wenig packend und verkommt zu einem Baller-Chaos, ohne irgendeinen Spannungsaufbau innerhalb der Szenen, oder auch coolen, denkwürdigen Momenten. Es erscheint auch irgendwie nicht sonderlich clever, die Angreifer zu töten – immerhin verlässt der Geist diesen dann, um sich einen neuen Wirten, also möglicherweise einen selbst, zu suchen. Und trotzdem vermochten die Bösewichte bei mir irgendwie nicht, als ernsthafte, nachvollziehbare Bedrohung rüberzukommen. Was "Ghosts of Mars" dann endgültig das Genick bricht.
Fazit:
"Ghosts of Mars" ist in jeder Hinsicht ein filmisches Debakel. Es kam zu keinen Zeitpunkt Spannung auf, die Rahmenhandlung nimmt nicht schon zu viele Antworten vorweg sondern erweist sich mit den ständigen Hin-, Her- und Rückblenden als ungemein störend, die SchauspielerInnen scheitern weitestgehend daran ihren auf dem Papier klischeehaften, eindimensionalen Figuren Profil zu verleihen und sie interessant zu machen, die nervtötende und eintönige Techno-Mucke lässt jedwede atmosphärische Stimmung im Keim ersticken, die Action ist uninspiriert und langweilig, und Carpenters Inszenierung sehr unatmosphärisch und zudem mit störend-unsinnigen Spielereien wie den Überblendungen innerhalb von laufenden Szenen gespickt. In den ganzen gottverdammten 98 Minuten, die sich jedoch viel länger anfühlen, findet sich nicht eine einzige gute Szene, die positiv in Erinnerung bleiben würde. Einzig die Tatsache, dass es – so unvorstellbar das auch sein mag – trotz allem immer noch schlechter geht, wie Filme wie "Battlefield Erath" oder "House of the Dead" eindrucksvoll beweisen, verhindert, dass ich "Ghosts of Mars" dem absoluten filmischen Bodensatz zuordnen muss. Er ist schlecht, aber zumindest nicht auf absolut haareraufende Art und Weise. Eine filmische Katastrophe ohne nennenswerte Stärken ist und bleibt er aber dennoch.