Mit: Mary Elizabeth Winstead, Joel Edgerton, Ulrich Thomsen, Erich Christian Olsen, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Paul Braunstein, Trond Espen Seim, Kim Bubbs u.a.
Kurzinhalt:
Ein norwegisches Forschungsteam stößt 1982 in der Antarktis auf ein Raumschiff, in dessen inneren sie einen in einem Eisblock eingefrorenen Außerirdischen finden. Die Paläontologin Kate Lloyd wird zu Rate gezogen, um den Fund zu analysieren. Doch das darin gefangene Ding ist nicht so tot, wie die Forscher dies glauben. Als der Eisblock auftaut, kann der Außerirdische entkommen. Schon bald finden die Forscher heraus, dass es sich dabei um einen Organismus handelt, der fremde Formen imitieren kann. Schließlich gelingt es dem Außerirdischen, menschliche Form anzunehmen – einer von ihnen ist demnach nicht mehr der, der er zu sein scheint. Doch wie sollen die Forscher herausfinden, wer von ihnen das "Ding" ist?
Review:
Als ein Prequel zu John Carpenters SF-Klassiker "The Thing" ankündigt wurde, war die Aufregung in der Geek-Welt groß. Wie man in meinem Review zum "Original" lesen kann, bin ich zwar nicht sein größter Fan, nichtsdestotrotz war auch ich skeptisch, was den Sinn eines solchen Prequels betrifft. Und tatsächlich: Auf die Frage, warum dieses denn unbedingt notwendig gewesen sein sollte, bleibt das unsinniger- und verwirrenderweise ebenfalls als "The Thing" betitelte Prequel leider eine überzeugende und/oder befriedigende Antwort schuldig. Atmosphärisch kann er mit dem meines Erachtens diesbezüglich ohnehin schon nicht überragenden Original (ja, ich weiß, Blasphemie!) nicht mithalten, und die Handlung hat das Problem, dass wir größtenteils schon wissen was passieren wird, was die Spannung ordentlich nach unten drückt. Vor allem jene Szenen, in denen man quasi auf den "Nachfolger" hinarbeitet – wie die Axt in der Wand – wirken etwas verkrampft, und geben diesem "Thing" das Gefühl, ihn irgendwie schon zu kennen, obwohl wir ihn noch nicht gesehen haben.
Als weiterer wesentlicher Schwachpunkt erweist sich die Tatsache, dass das Prequel wenn es um das titelspendende Ding geht, scheinbar ausschließlich auf CGI setzt. Nun will ich nicht so tun, als wäre ich der größte Fan der Effekte im Original gewesen – schon gar nicht, wenn für alle so leicht herauszufinden und nachzulesen ist, was ich von diesen aus heutiger Sicht halte. Allerdings wurde mit KNB ursprünglich eine der führenden Firmen für Masken und praktische Effekte beauftragt, und ich bin mir sicher, mit den heutigen Möglichkeiten wäre das Ergebnis nicht nur deutlich besser geworden als im Original, man hätte zudem den nun durch die CGI entstehende optischen Bruch zu eben diesem verhindern können. Denn so erinnert "The Thing" diesbezüglich leider an die "Star Wars"-Prequels: Effektmäßig wirkt das ganze leider nicht mehr wie aus einem Guss. Was insofern schade ist, als dass man sich von den Effekten abgesehen größte Mühe gegeben hat, visuell an Carpenters Klassiker anzuknüpfen. Vor allem Regisseur Matthijs van Heijningen Jr. und sein Kameramann Michel Abramowicz scheinen bemüht, Carpenters Bildersprache aus dem Vorgänger (oder Nachfolger, je nachdem, wie man es sehen will) bestmöglich zu kopieren, was sich u.a. bei den Reflexionen der Taschenlampen in der Kamera eindrucksvoll zeigt. Auch die Schauspieler machen ihre Sache durchwegs gut. Zwar ist mir, wie schon beim Original, keine der Figuren so richtig ans Herz gewachsen, und bei vielen hat man den Eindruck, sie wären ohnehin nur als Kanonenfutter gedacht, aber vor allem Mary Elizabeth Winstead und Joel Edgerton holen das Optimum aus ihren Rollen heraus, und sind stets glaubwürdig.
Inhaltlich und atmosphärisch ist der Film zwar wie gesagt nichts Besonderes, es gibt aber durchaus die eine oder andere gelungene Szene und/oder nette Idee. So gefiel mir das mit dem Eisblock – eine Hommage an den allerersten "Das Ding aus einer anderen Welt" aus den 50ern, und somit das "echte" Original. Das mit den Füllungen war eine interessante Abwandlung der Blutproben-Szene aus dem Carpenter-Film; zwar nicht ganz so spannend und packend, aber dafür konnten durch die Methode lediglich bestimmte Personen ausgeschlossen, aber das Ding nicht eindeutig identifiziert werden. Ein guter Einfall. Am besten haben mir dann aber die letzten 15-20 Minuten gefallen. Nachdem in der Stunde zuvor nur altbekanntes wiedergekäut wurde, und "The Thing" fast mehr den Eindruck einer Kopie denn eines Prequels zum "Original" machte, hatte man hier mit den Besuch des Raumschiffs endlich etwas Neues zu bieten. Die Sets waren durchaus beeindruckend, und zum Ende hin wurde es sogar nochmal so richtig spannend. Zwar ziehe ich das Ende des Carpenter-Films aufgrund seiner Ambivalenz vor, aber die Auflösung am Ende war durchaus clever gemacht. Und wie man dann schließlich direkt in den "Nachfolger" überleitet, war ungemein clever, und machte definitiv Lust, sich den Carpenter-Film gleich im Anschluss anzusehen. Zumindest das ist diesem Prequel meines Erachtens hoch anzurechnen!
Fazit:
Selbst ich, der in Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" kein unantastbares Meisterwerk der Filmgeschichte sieht, muss anmerken, dass diese Mischung aus Prequel und Kopie mit dem "Original" in keinster Weise mithalten kann. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass dieser durch diesen Nachschlag von mir aufgewertet wurde und ich ihn nun mehr zu schätzen weiß, als vorher. Zwar war nichts an ihm wirklich schlecht, und man hat auch Carpenters Bildersprache gut kopiert, so dass beide Filme (bis auf die CGI-Effekte) wie aus einem Guss wirken. Aber von der Story her war das einfach nichts; ein überwiegend langweiliger "Alien"/"The Thing"-Klon, bei dem mir die Figuren genauso wenig ans Herz gewachsen sind wie beim Carpenter-Film. Der einzig wirklich gute Teil waren für mich die letzten 15 Minuten; wohl auch, da man hier endlich etwas ansatzweise originelles und neues zu bieten hatte, und nicht nur altbekanntes wiedergekäut hat. Zugegeben, auch davon war "The Thing" schon nicht unbedingt schlecht, und konnte angemessen unterhalten. Aber ich wage zu behaupten: Was auch immer für ein Film bei euch abgelaufen ist, als ihr in Carpenters "The Thing" die norwegische Station gesehen habt, er war vermutlich spannender, packender und interessanter als das, was uns in "The Thing" gezeigt wird.