Kurzinhalt:
Eine bemannte Raumsonde der US-Navy umkreist den Mars, als ein Meteorit genau auf sie zukommt. Colonel McReady muss daraufhin vom Kurs abweichen, und verliert danach die Kontrolle über das Schiff. Die beiden Astronauten sowie ihr tierischer Begleiter, die Schimpansen-Dame Mona, steigen daraufhin in zwei Rettungskapseln, um auf dem Mars zu landen. Commander Christopher Draper überlebt den Absturz zwar, kämpft jedoch nach der Landung in der steinigen Wüste des Mars ums Überleben. Die Atmosphäre des Planeten ist zu dünn, als dass er dort atmen könnte. Er benötigt dringend Atemluft, da sein Sauerstoffvorrat nur mehr für wenige Stunden reicht. Falls er dieses Problem lösen kann, muss er sich daraufhin auf die Suche nach Wasser machen. Er findet eine Höhle, und findet dort brennende Steine, die ihm Wärme spenden. Am nächsten Morgen bricht er auf, um nach seinem Freund und Kollegen McReady zu suchen – findet diesen jedoch nur mehr tot vor. Dafür hat Mona überlebt – die auch in der dünnen Atmosphäre des Planeten ohne Probleme atmen kann. Draper kehrt in seine Höhle zurück, und nimmt seine letzte Nachricht für die Nachwelt auf. Gerade, als er sich mit dem Tod abgefunden hat, riecht er plötzlich Sauerstoff…
Review:
Lasst uns zu Beginn gleich mal den offensichtlichsten Kritikpunkt an "Robinson Crusoe auf dem Mars" aus der Welt schaffen: Die Behauptung auf dem damaligen Filmposter, die sich auch noch auf dem aktuellen DVD- und Blu Ray-Release finden lässt, dass der Film "absolut authentisch" und wissenschaftlich akkurat – und halt "nur" seiner Zeit voraus sei – erweist sich als eher mutige und letztendlich zu optimistische Aussage. Der Beginn ist ja noch recht vielversprechend. Draper kann die Luft auf dem Planeten nicht atmen, da die Atmosphäre zu dünn ist. Dann findet er jedoch heraus, dass die grünen Steine wenn man sie verbrennt Sauerstoff freisetzen, und ab da wird der Film von Minute zu Minute phantastischer. Zugegeben, wäre er dies nicht, wäre es ein sehr kurzer Film geworden. Außerdem muss man den Machern zu Gute halten, dass man es Mitte der 60er auch einfach noch nicht besser wusste – die ersten Nahaufnahmen des Planeten konnten Ende 1964 von der Raumsonde Mariner 4 aufgenommen werden, und die erste Landung einer Sonde erfolgte (bzw. gelang) überhaupt erst 1971. Dennoch erfordert der weitere Verlauf der Handlung vom Zuschauer einen "suspension of disbelief", der sich mit der Werbeaussage am Poster spießt.
Der in Steinen gefangene Sauerstoff selbst wäre dabei ja noch nicht einmal das große Problem. Im Gegenteil, ich finde diese Lösung für das Problem der zu dünnen Atmosphäre sogar ziemlich raffiniert. Womit ich mir allerdings schon schwerer tue, ist die Tatsache, dass sich Draper zunehmend an die dünne Luft auf dem Planeten gewöhnt – so, wie wenn man sich länger auf einem Gipfel aufhalten würde – und nur mehr sporadisch auf kurze Luftzufuhr angewiesen ist. Der Fund von Wasser – das noch dazu nicht mit irgendwelchen gefährlichen Bakterien oder ähnlichem verseucht macht, dass es für ihn untrinkbar macht – sowie von Nahrung erscheint ebenfalls sehr glücklich; wobei man auch hier wieder sagen muss, ohne diese Szenen wäre der Film schnell vorbei gewesen. Im letzten Drittel wird es dann aber endgültig sehr phantastisch. Draper findet das Skelett eines menschlich aussehenden Wesens, und stößt schließlich auf eine Gruppe von menschlich aussehenden Sklaven, die von Aliens in fliegenden Untertassen scheinbar für eine Art Bergbau auf dem Mars verwendet werden. Anstatt dass sich diese menschlich aussehenden Wesen wenigstens auch als (entführte) Menschen offenbaren würden, erfahren wir später vielmehr, dass sie der Andromeda-Galaxie entstammen. Zudem gelingt es Draper relativ problemlos, sich nach einiger Zeit mit "Freitag" zu verständigen. Jedenfalls fliegt mit dem Auftauchen der Aliens dann endgültig der letzte Anspruch auf wissenschaftliche Akkuratesse beim Fenster raus, und der Film offenbart sich als reine "Science Fantasy" – was weniger ein Problem wäre, wenn man beim Zuschauer nicht diesbezüglich gänzlich falsche Erwartungen geschürt hätte.
Der zunehmend phantastische Verlauf der Handlung ist nicht das einzige Problem des Films. So gibt es zwischendurch doch ein paar seltsam anmutende Szenen, wie z.B. wenn Draper sich eine Art Dudelsack zusammenbaut und damit zusammen mit Mona über die Mars-Oberfläche spaziert. Auch auf das Äffchen Mona hätte ich verzichten können – fiel mir das doch etwas zu sehr unter das Klischee des typischen niedlichen tierischen Begleiters. Auch die Effekte ließen teilweise doch etwas zu wünschen übrig. Die Matte Paintings waren zwar durchaus beeindruckend, aber die Raumschiffe, die Weltraumszenen sowie die Angriffe der Aliens – wo sich zudem die gleiche Sequenz wieder und wieder wiederholt, was mit der Zeit sehr negativ und störend auffällt – waren selbst Mitte der 60er schon nicht mehr unbedingt auf der Höhe der Zeit. Man muss die Effekte hier nur mit der klassischen "Raumschiff Enterprise"-Serie vergleichen – noch dazu eine TV-Serie, und kein Kinofilm! – die zwei Jahre später die Bildschirme eroberte. Und auch den Vergleich mit z.B. dem im gleichen Jahr gestarteten (und ähnlich gelagertem) "Die erste Fahrt zum Mond", oder sogar mit dem damals bereits ein paar Jahre altem "Alarm im Weltall", hält "Robinson Crusoe auf dem Mars" nicht stand.
Nichtsdestotrotz gibt es auch viele positive Aspekte, die dafür sorgten, dass mir der Film – trotz meiner ausführlichen Kritik – recht gut gefallen konnte. Das Gestein des Mars würde man sich zwar mit dem heutigen Wissen etwas rötlicher vorstellen, dennoch ist die Mars-Landschaft insgesamt sehr beeindruckend und auch durchaus überzeugend umgesetzt. Besonders gut gefällt mir dabei der rote Horizont, der schließlich in einen schwarzen Himmel übergeht. Sehr gelungen ist auch die schauspielerische Leistung von Paul Mantee, der den Film über weite Strecken allein tragen muss, und uns an seinen sehr unterschiedlichen Stimmungen – mal Verzweiflung, mal Hochgefühl, mal Einsamkeit – immer sehr überzeugend teilhaben lässt. Sehr gut gefällt mir auch, wie man sich über weite Strecken des Films wirklich auf den auf dem Mars gestrandeten Menschen konzentriert, statt – wie damals für SF-Films durchaus üblich – irgendwelche Monster in den Mittelpunkt zu rücken. Viele andere Filmemacher hätten Draper wohl sehr früh im Film auf feindlich gesinnte Marsmännchen treffen lassen, gegen die er sich zur Wehr setzen muss, und die er dann letztendlich besiegt. In "Robinson Crusoe auf dem Mars" steht hingegen die Isolation und Einsamkeit von Draper für sehr lange Zeit im Zentrum, und sorgt für eine düster-bedrückende Stimmung, die ich als weitere essentielle Stärke des Films ansehen würde. So gesehen finde ich es doch ein wenig schade, dass man im letzten Drittel doch noch die damals so typischen Aliens einbauen musste. Dafür muss man diesem Abschnitt des Films zugutehalten, dass er sehr spannend geraten ist, mit Drapers und Freitags Flucht vor den sie verfolgenden fliegenden Untertassen – die noch dazu sehr gut designt sind. Und das Ende mag zwar etwas plötzlich kommen, sorgt jedoch für eine der optisch imposantesten Szenen des Films.
Fazit:
Trotz der vollmundigen Versprechungen auf dem damaligen Poster, welches auch die aktuelle DVD- und Blu Ray-Veröffentlichung ziert, ist es mit der wissenschaftlichen Akkuratesse von "Robinson Crusoe auf dem Mars" nicht allzu weit her. Bis zu einem gewissen Grad kann man dies damit entschuldigen, dass man es damals einfach noch nicht besser wusste. Spätestens im letzten Drittel driftet der Film dann aber endgültig in zu phantastische Gefilde ab, als dass sich dieser Werbespruch noch entschuldigen ließen. Von der damit einhergehenden Enttäuschung sowie kleineren Schwachpunkten, wie den sich ständig wiederholenden Angriffssequenzen der fliegenden Untertassen, sowie den damals schon nur mehr bedingt zeitgemäßen Spezialeffekten abgesehen, weiß "Robinson Crusoe auf dem Mars" aber durchaus zu gefallen. Im Gegensatz zu vielen anderen damaligen SF-Filmen stellt er (vom letzten Drittel abgesehen) nicht irgendwelche Monster und/oder Außerirdische in den Mittelpunkt, sondern konzentriert sich auf den Überlebenskampf eines Menschen in einer unwirtlichen Umgebung – wobei seine Isolation, Einsamkeit und Verzweiflung sehr gut herausgearbeitet wird und für eine teils sehr bedrückend-düstere Stimmung sorgt, die für mich zu den größten Stärken des Films zählt. Und auch die Mars-Landschaft hat man sehr eindrucksvoll und durchaus überzeugend umgesetzt. Insgesamt macht das "Robinson Crusoe auf dem Mars" zu einer interessanten Kuriosität, die man als Fan des Science Fiction-Genres schon einmal gesehen haben sollte.