Mit: Pierce Brosnan, Jeff Fahey, Jenny Wright, Mark Bringelson, Geoffrey Lewis, Jeremy Slate, Dean Norris, Colleen Coffey u.a.
Kurzinhalt:
Dr. Lawrence Angelo forscht im Auftrag eines Unternehmen – hinter dem ohne sein Wissen das amerikanische Militär steht – an Möglichkeiten, das Potential des menschlichen Gehirns, welches von uns nur zu einem Bruchteil genutzt wird, auszuschöpfen. Dies soll die behandelten Personen klüger und reaktionsfähiger machen. Das Militär interessiert sich hingegen eher dafür, seine Forschungen dazu zu verwenden, um einen Supersoldaten zu schaffen – der mittels Drogen gefügig gemacht und kontrolliert wird. Als eines von Angelos Testobjekten, ein Schimpanse, nach seiner letzten Behandlung aus dem Forschungsgelände ausbricht und Amok läuft, steht seine Forschung vor dem Ende. Seine letzte Chance ist es nun, zu Hause weiterzuarbeiten, und das Unternehmen mit bahnbrechenden Fortschritten davon zu überzeugen, ihn weiterhin zu unterstützen. Er beschließt, den Versuch an Menschen zu wagen. Als Testobjekt wählt er sich den zurückgebliebenen Jobe Smith aus. Dieser wird durch seine Behandlung tatsächlich von Tag zu Tag klüger – und beginnt sogar schließlich, übernatürliche Fähigkeiten zu entwickeln. Als sich dann das Militär einmischt und man Jobe jenes Mittel verabreicht, dass schon den Schimpansen aggressiv gemacht hat, nimmt das Unglück seinen Lauf…
Review:
"Der Rasenmähermann" ist die bislang einzige – mir bekannte – Verfilmung eines Stoffes von Stephen King, bei der dieser vor Gericht zog, um seinen Namen vom Projekt entfernen zu lassen. Der Grund ist weniger die Qualität des Films, als die Tatsache, dass sie mit der ursprünglichen Kurzgeschichte nur mehr eine kurze, 1-minüte Sequenz gemein hat, und davon abgesehen eine völlig neue und eigenständige Geschichte erzählt. Unter diesem Gesichtspunkt wirkt es doch etwas befremdlich und unverständlich, dass die Filmemacher meinten, ihn mit "Stephen Kings The Lawnmower Man" bewerben zu müssen, um im Fahrwasser der damals angesagten King-Verfilmungen ein paar Dollar mehr an der Kinokasse zu lukrieren. Das Einzige, was Vorlage und Film gemein haben, ist eine kurze Szene, in der Jobe einen Rasenmäher mittels seiner telekinetischen Fähigkeiten steuert, und damit in weiterer Folge einen Mann tötet. Eine Sequenz, die ca. 2 Minuten in einem (im Director's Cut) 140 Minuten langen Film ausmacht. So gesehen ist Kings Unwillen, den Film mit seinem Namen zu bewerben, zu verstehen.
Zugleich muss man jedoch auch festhalten, dass es a) deutlich schlechtere Filme gibt, die auf einer Vorlage von Stephen King basieren, und b) die Kurzgeschichte für eine Verfilmung viel zu wenig hergab, und man diese daher auf jeden Fall hätte ausbauen müssen. Ob es danach unbedingt noch notwendig war, den Titel zu behalten – und ihn dadurch, dass alle Jobe den Rasenmähermann nennen, weil er in ihrer Nachbarschaft (no na) den Rasen mäht, krampfhaft zu erklären – sei dahingestellt. Anstelle der Filmemacher hätte ich wohl gleich einen anderen Titel genommen und die Referenz auf Stephen King entfernt. Immerhin kann so ein Schuss auch nach hinten losgehen, wenn dann alle King-Fans den Kinosaal enttäuscht bis wutentbrannt verlassen. Doch unabhängig davon gefällt mir die Geschichte aus "Der Rasenmähermann" eigentlich sehr gut. Ja, sie ist nichts neues, mit ihrer Warnung vor neuen Technologien und einem gefährlichen Forschungsprojekt des amerikanischen Militärs, aber vor allem der Racheplot im letzten Drittel gefällt mir sehr gut – wie auch das Konzept eines künstlich erschaffenen Supermenschen, der schließlich für uns alle zu einer Gefahr wird. Zugegeben, eine gewisse Trash-Toleranz sollte man schon mitbringen. Vor allem der Einstieg, mit der Flucht und dem Amok-Lauf des Schimpansen zu Beginn, ist etwas unfreiwillig komisch geraten, und auch danach gibt es noch den einen oder anderen trashigen Moment. Auch die CGI-Effekte, so revolutionär sie damals waren, wirken heutzutage doch etwas veraltet – vor allem der Gehirn-fressende digitale Jobe sowie der brennende Pfarrer. "Der Rasenmähermann" ist definitiv ein B-Movie im klassischen Sinn des Wortes. Das allein macht ihn aber noch lange nicht schlecht.
Was qualitativ hervorsticht, ist sicherlich die Besetzung. Pierce Brosnan war damals bereits aus dem Fernsehen wohlbekannt, während es für Jeff Fahey eine seiner ersten größeren Rollen war. Beide zeigen sehr gute Leistungen und werten den Film auf – wobei vor allem Jeff Fahey mit seiner überzeugend dargestellten Wandlung von Jobe besticht. Seine Figur ist generell für mich eine der ganz großen Stärken des Films. Zu Beginn konzentriert man sich darauf, unsere Sympathien für ihn zu wecken, diesen einfältigen, aber gutmütigen jungen Mann – was sich später bezahlt macht, als dieser aufgrund von Dr. Angelos Therapie immer klüger, vor allem aber aufgrund der Einmischung des Militärs immer gewalttätiger wird. Selbst am Ende, wenn er seinen Rachefeldzug beginnt, kommt man nicht umhin, in ihm zumindest teilweise ein Opfer zu sehen. Dadurch wird "Der Rasenmähermann" eine moralische Ambiguität verliehen, welche den Film ebenfalls ungemein aufwertet, und von dem insbesondere das letzte Drittel enorm profitiert.
Dieses ist generell der mit Abstand beste Abschnitt des Films. Während manche Filme stark beginnen, und dann stark nachlassen, wird "Der Rasenmähermann" von Minute zu Minute besser. Das Herzstück sind dann Jobes Rachefeldzug, der so denkwürdige Momente beinhaltet wie den (wenn auch schlecht getricksten) brennenden Pfarrer, oder die sich auflösenden FBI-Agenten, sowie das großartige, packende Finale in der Virtuellen Realität, als Dr. Angelo versucht, Jobe lange genug abzulenken, damit dieser die Bombe nicht bemerkt und keinen Ausweg aus seinem virtuellen Gefängnis findet. Wie dieser ein Tor nach der anderen öffnet, war eine jener Szenen, die mir nach der Erstsichtung damals bei der TV-Erstausstrahlung im Gedächtnis geblieben ist, und auch nie wieder aus dem Gedächtnis gegangen sind. Eine phantastische, packende, eindringliche Szene. Auch das Ende ist sehr gut gemacht (wenn auch natürlich ein bisschen klischeehaft, im Sinne von "es ist vorbei – oder doch nicht?!"). Was mir ebenfalls sehr gut gefällt, ist das Set-Design von Dr. Angelos Labor. Insbesondere die Virtual-Reality-Sets, die Erinnerungen an Leonardo da Vincis weltberühmter Skizze des menschlichen Körpers wecken, bleiben mit ihrer 360°-Bewegungsfreiheit im Gedächtnis. Die letzte große Stärke sind dann die CGI-Effekte. Heutzutage mögen diese zwar kaum mehr begeistern können, und es findet sich auch die eine oder andere Einstellung, die schon damals nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit war, aber vor allem die Szenen in der virtuellen Realität waren in der damaligen Zeit durchaus revolutionär und sehr beeindruckend, und können mir selbst heute immer noch gefallen. Einfach nur phantastisch designt und sehr gut umgesetzt.
Fazit:
"Der Rasenmähermann" ist das ungeliebte Kind unter den Stephen King-Verfilmungen. Aus Adaptions-Sicht kann ich das verstehen; beurteilt man ihn jedoch davon unabhängig und als eigenständigen Film, fallen mir auf Anhieb fünf schlechtere King-Verfilmungen ein. Die Vermischung von Science Fiction- und Horrorelementen gelingt dem Film sehr gut, der zudem mit Jobe einen interessanten Protagonisten zu bieten hat, mit dem man trotz seiner späteren düsteren Wandlung bis zuletzt doch auch ein wenig mitfühlt und sympathisiert. Die Spezialeffekte mögen heutzutage veraltet wirken, waren damals aber absolut phantastisch, und können mir von Design und Gestaltung her auch heute nach wie vor gefallen, wenn auch Auflösung und Detailreichtum etwas zu wünschen lassen mögen. Die größte Stärke ist aber das packende letzte Drittel des Films, welches mich auch bei der x-ten Sichtung immer noch famos zu unterhalten vermag. Demgegenüber stehen der etwas gemächliche Einstieg, der teils etwas trashig-billige Unterton des Films, einige klischeehafte Elemente, sowie die Vorhersehbarkeit der Handlung. Soweit es SF/Horror-B-Movies betrifft, zähle ich "Der Rasenmähermann" aber eindeutig zu den originelleren und gelungeneren Vertretern des Genres.