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Ein völlig inkohärentes Durcheinander Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 30 November 2012
 
50 Jahre Bond… James Bond

Casino Royale
(Casino Royale, UK/USA 1967)
 
Casino Royale
Bewertung:
Studio/Verleih: Columbia Pictures/MGM
Regie: Val Guest, Ken Hughes, John Huston, Joseph McGrath, Robert Parrish, Richard Talmadge
Produzenten: Charles K. Feldman
Drehbuch: U.a. Wolf Mankowitz, John Law & Michael Sayers, "vorgeschlagen" vom Roman von Ian Fleming
Filmmusik: Burt Bacharach
Kamera: Jack Hildyard
Schnitt: Bill Lenny
Genre: Komödie
Kinostart Deutschland: 21. Dezember 1967
Kinostart UK: 14. April 1967
Laufzeit: 131 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: David Niven, Peter Sellers, Ursula Andress, Orson Welles, Joanna Pettet, Woody Allen, Barbara Bouchet, Jacqueline Bisset, Terence Cooper, Daliah Lavi, Deborah Kerr, John Huston u.a.


Kurzinhalt: Die Geheimorganisation SMERSH hat in den letzten Tagen zahllose Agenten ausgeschaltet. Um sie zu stellen, versucht M Sir James Bond aus dem Ruhestand zurückzuholen. Dieser lehnt zu Beginn ab – als dann jedoch auch M einem Attentat zum Opfer fällt, übernimmt er die Leitung von dessen Abteilung im MI6 und macht sich daran, den Kampf gegen die gefährliche Organisation aufzunehmen. Sein erster Befehl: Ab sofort heißen alle Agenten James Bond; damit soll der Gegner verwirrt werden. Auch eine erste Spur zu SMERSH hat man gefunden: Le Chiffre hat jenes Geld, dass ihm von der Organisation anvertraut wurde, verspielt. Um dieses wieder hereinzubringen, veranstaltet er in Berlin eine Versteigerung. Als es dem MI6 dank der Tochter von Sir James Bond und Mata Hari gelingt, diese zu vereiteln, sieht Le Chiffre nur mehr einen Weg, das benötigte Geld in der ihm verbliebenen Zeit aufzutreiben: am Baccarat-Tisch im Casino Royale. Damit auch dieser Plan scheitert, verpflichtet der MI6 mit Hilfe der verführerischen Vesper Lynd den anerkannten Baccarat-Spieler Evelyn Tremble, der ein bekanntes Buch zum Spiel verfasst hat, und Le Chiffre besiegen und ihn damit endgültig in den Ruin treiben soll…

Review: David Niven als Sir James Bond und Barbara Bouchet als Moneypenny.Man muss weder die problemgebeutelte Produktionshistorie kennen, noch sich dessen bewusst sein, dass bei "Casino Royale" stolze zehn Leute am Drehbuch gearbeitet haben und der Film ganze sechs Regisseure verschlissen hat, um zu erkennen, dass es sich bei ihm um ein wirres, inkonsistentes Durcheinander ohne klare Linie und/oder Vision handelt. "Casino Royale" wirkt mehr wie eine Aneinanderreihung voneinander weitestgehend unabhängiger Sketches, denn wie ein Film mit kohärenter Handlung. Wir springen unmotiviert von einem Handlungsort, von einer Figur zur nächsten, und erleben relativ unabhängige Abenteuer, die sich in ihrem Humor und auch ihrem Unterhaltungswert enorm voneinander unterscheiden. Manchmal funktioniert die Verknüpfung so halbwegs, an anderen Stellen ist ihr Fehlen eklatant; wie z.B. gleich zu Beginn. In einer Szene sehen wir M noch quicklebendig, dann explodiert Bonds Schloss, und in der nächsten Szene ist er dabei, M's Witwe zu besuchen. Dass M bei der Explosion scheinbar ums Leben kam, muss sich der Zuschauer erst einmal mühsam zusammenreimen, um nicht völlig den Faden zu verlieren.

Generell fehlt es dem Film an einer klaren Struktur und an Fokus. Ich könnte wirklich nicht sagen, wer denn nun eigentlich die Hauptfigur ist. Sir James Bond? Evelyn Tremble? Mata Bond? Die "screen time" zwischen den dreien, die überwiegend recht unabhängige Abenteuer voneinander erleben (erst am Ende laufen ein paar der einzelnen Handlungsfäden zusammen), ist jedenfalls nahezu identisch. Überhaupt ist "Casino Royale" mit Figuren völlig überladen. Zusätzlich zu den drei genannten gibt es dann auch noch Le Chiffre, Vesper Lynd, Cooper, Jimmy Bond, die weibliche 007-Agentin, Mimi, die Leiterin der Schule für weibliche Spione, und und und… und das in einem "nur" zweistündigen Film, und noch dazu in vielen verschiedenen Mini-Episoden, statt in einer gemeinsamen, zusammenhängenden Handlung. Auch wird so manches zwar groß vorbereitet, man wartet dann aber bis zuletzt vergeblich darauf, dass es wieder aufgegriffen wird. Exemplarisch sei die Frauenabwehr-Ausbildung von Cooper erwähnt. Zwar darf er beim Showdown dann wieder in Erscheinung treten, die Fähigkeiten, die er zuvor in einer viel zu ausgedehnten Szene erlernen durfte – nämlich, den Verführungskünsten von Frauen gegenüber immun zu sein – braucht er aber in weiterer Folge nie. Wozu war das dann eigentlich gut? Zu allem Überfluss sind dann die – zündenden – Gags viel zu dünn gesät, um diesen Schwachpunkt halbwegs übertünchen zu können. Zumal mir so manches dann doch etwas zu skurril und absurd war, wie z.B. Le Chiffres Verhör von Evelyn Tremble mit dem Auftritt der Dudelsack-Armee im Nebel, der Kanonenkugelwurf-Wettbewerb, oder auch die "Entenjagd". Vom wirren, chaotischen Finale ganz zu schweigen.

So heruntergekommen haben wir unseren Bond noch nie gesehen.Am besten funktionierten für mich jene Szenen, in denen man sich wirklich bemühte, die 007-Filme zu parodieren. Die beim Finale im Hintergrund kurz herumhuschenden "Golden Girls", die Verballhornung der typischen Bond-Girl-Namen mit Miss Goodthighs, Sir James Bonds Kommentare über seinen lüsternen Nachfolger ("It's depressing that the words 'secret agent' have become synonymous with 'sex maniac.'"; generell war der Einfall, Connery quasi als Niven-Nachfolger darzustellen, der seinen Namen bekam, damit die Legende weiterleben kann, einer der wenigen Geniestreiche des Films), der größenwahnsinnige Bösewicht mit seiner riesigen, futuristischen Basis, und einem ausgeklügelten Plan, um DIE WELT ZU EROBERN!!!, und so weiter. Auch abseits der parodistischen Elemente gibt es den einen oder anderen gelungenen Gag, wie z.B. "It's a one way mirror." "Which way?". Und man muss dem Film zu Gute halten, dass er, auch wenn sich die Figuren manchmal nicht übertrieben geschickt anstellen, darauf verzichtet, uns debile Clowns vorzusetzen, die mit ihrem trotteligen Verhalten für billige Lacher sorgen sollen.

Großartig auch der Titelsong ("The Look of Love") von Burt Bacharach, der es für mich durchaus was die Ikonographie und Ohrwurmqualität betrifft durchaus mit den besten Liedern der offiziellen Bond-Filme aufnehmen kann. Überhaupt erweist sich seine Filmmusik als eine der wenigen konstanten Stärken. Eine weitere sind die fabelhaften Sets. Vor allem zum Ende hin, in der Basis des Oberschurken, gelingt es auf grandiose Art und Weise, an die für die frühen Bond-Filme so typischen futuristisch-opulenten Sets von Ken Adams anzuknüpfen – und das, ohne dessen Stil einfach nur zu kopieren. Vielmehr verleiht man den Sets von "Casino Royale" eine eigene, bestechende Optik, die stark vom Stil der 60er geprägt ist. Die größte Stärke des Films ist aber zweifellos die beachtliche, hochkarätige Besetzung, die für ihn gewonnen werden konnte. David Niven, Peter Sellers, Orson Welles, Woody Allen, Deborah Kerr, John Huston, Kurt Kasznar (der Schachmeister aus "Liebesgrüße aus Moskau") John-Paul Belmondo, sowie die bildhübschen Joanna Pettet, Barbara Bouchet, Jacqueline Bisset, sowie das Ur-Bond-Girl Ursula Andress. Die Besetzung wertet den Film definitiv auf, wobei vor allem Orson Welles mit einer köstlichen Interpretation des kultivierten Bond-Bösewichts, Woody Allen als exzentrischer, egomanischer Widersacher, sowie der wie immer grandiose Peter Sellers, der in seinem Evelyn Tremble Anleihen bei Jacques Clouseau erkennen lässt, ohne sich selbst zu kopieren (oder zu parodieren), und mit seiner spielfreudigen Performance und seinem unvergleichlichen komödiantischen Talent für die besten Momente des Films sorgt. Schade nur, dass die Besetzung teilweise auf verlorenem Posten zu stehen scheint, und bis auf wenige Ausnahmen verschwendet wird.

Fazit: Peter Sellers ist einer der wenigen Lichtblicke dieses Fiaskos.Es ist eine alte Binsenweisheit, die sich auch bei "Casino Royale" wieder einmal eindrucksvoll bewahrheitet: Zu viele Köche verderben den Brei. Anstatt eines – sowohl von der Handlung als auch dem Ton her – kohärenten Films präsentiert man uns vielmehr eine zweistündige Parade von lose miteinander verbundenen Sketches, die in ihrer Gagdichte und ihrem Unterhaltungswert doch stark schwanken. Die einzelnen Visionen und Episoden der unzähligen Drehbuchautoren sowie der sechs Regisseure fügen sich zu keinem Zeitpunkt zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Was bleibt, sind der eine oder andere inspirierte Moment, der kurzzeitig für Lacher und gute Unterhaltung zu sorgen mag. Darüber hinaus ist es in erster Linie die hochkarätige Besetzung (und da allen voran der wieder einmal grandiose Peter Sellers), die es schafft, "Casino Royale" halbwegs zu retten. Nichtsdestotrotz ist der Film insgesamt ein Fiasko; ein völliges Durcheinander an unterschiedlichen Ideen und Ansätzen, dem es viel zu selten gelingt, das Versprechen einer gefälligen, cleveren und vor allem amüsanten Bond-Parodie einzulösen.

Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM)


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Weiterführende Links:
50 Jahre James Bond - SPECiAL






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