Mit: Brad Pitt, Scoot McNairy, Ben Mendelsohn, James Gandolfini, Richard Jenkins, Vincent Curatola, Ray Liotta u.a.
Kurzinhalt:
Während sich Amerika im 2008er Wahlkampf befindet, suchen zwei Kleinkriminelle nach ihrer Entlassung aus dem Knast Arbeit und die Aussicht auf schnelles Geld. Es soll nicht lange dauern und sie bekommen einen todsicheren Auftrag: den Überfall auf ein Pokerspiel der Mafia. Niemand würde sie verdächtigen noch verfolgen, denn der Veranstalter dieser Spiele um schmutziges Geld, hat vor Jahren schon einmal sein eigenes Spiel hochgehen lassen und der Verdacht würde sofort auf ihn – obwohl völlig unbeteiligt – fallen. Als der Überfall glatt geht, wird der Profikiller Jackie Cogan engagiert, um das Vertrauen der Spieler in das Syndikat wiederzugewinnen. Die Diebe sollen möglichst ohne viel Tamtam gefunden werden ohne zu viel Blut auf dem Weg zu ihnen zu vergießen. Diese Zurückhaltung macht die Sache kniffliger für Cogan, der es bevorzugt, seine Ziele sanft – aus einiger Entfernung – zu töten, um ihnen nicht in die Augen sehen zu müssen.
Review:
Die zweite Zusammenarbeit von Regisseur Andrew Dominik und Produzent & Hauptdarsteller Brad Pit, führt also weg aus dem staubigen Wilden Westen ("Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford") in den Wilden Westen der Neuzeit – die dunklen Winkel der Großstadt, in denen der Mob regiert. Sie versuchen sich an einer Milieustudie die einen Vergleich zieht zwischen dem Zusammenbruch der Finanzmärkte und dem Zusammenbruch des Wirtschaftssystems innerhalb eines Unterwelt-Syndikats. Ein scheinbar unbedeutender Vorfall führt zur Krise. Der Film basiert auf dem Buch Cogan’s Trade aus dem Jahre 1974, an dessen Inhalt sich der Film angeblich sehr nah hält. Ich kann das diesmal leider nicht bestätigen oder verneinen, da ich das Buch nicht kenne. Wie dem auch sei, der Film ist nicht geschmückt mit extravaganten Dialogen oder atmosphärisch inszenierten Stadtansichten, sondern sehr geradlinig mit sehr trockenem Humor. Die Dialoge werden geführt als würden sich Freunde über Fußball unterhalten und strahlen so auf den ersten Blick eine gewisse Belanglosigkeit aus und doch wird darin - und vor allem dem nicht Gesagten - über Schicksale entschieden.
Besonders deutlich wird das zwischen den Gesprächen des Killers Cogan (Brad Pitt) und dem Fahrer des Syndikats (Richard Jenkins, "The Cabin in the Woods"), womit wir die Highlights auch schon fast abgehandelt hätten. Cogan hat immer weniger Lust auf diesen Auftrag und holt sich einen Mann fürs Grobe, einen alten Kollegen Mickey (James Gandolfini, "Die Sopranos"), der sich allerdings zu einem Wrack entwickelt und seine besten Tage hinter sich hat. Keiner hat so richtig Lust auf seinen Job in diesem Film, was sich auch negativ auf die Stimmung des Zuschauers auswirkt. Man wird einer auf Film gebannten Langeweile – denn es passiert halt streckenweise einfach nichts – ausgesetzt und die eingestreuten, dazu im krassen Gegensatz stehenden, blutigen und rohen Gewaltausbrüche, sollen wohl Authentizität vermitteln. Als wäre man in einer Doku Eine Woche im Leben eines Auftragsmörders - das vermutlich genauswenig glamourös ist, wie hier auch dargestellt. Es gibt leider auch keine überraschenden Twists in der eigentlichen Geschichte. Der eine Dieb verplappert sich bei Einem vom Mob und schon ist der geniale Schachzug den Bach runter. Dass es für alle Beteiligten nur schlecht enden kann, steht mit dem Auftritt von Cogan fest. Killing Them Softly hat dasselbe Level von Brutalität und ein ganz ähnliches Setting wie Drive. Es hätte der perfekte Gegenpol zur Geschichte rund um Driver ("Ryan Gosling") sein können, doch fehlt dem Film leider etwas Stil. Dafür, dass es dem Syndikat um seine Einnahmen geht, werden sie eben erschreckend zurückhaltend dargestellt und auch die beiden Diebe verhalten sich halt eher dämlich und wecken nicht wirklich Sympathien, auch wenn das mit der Figur des Frankie (Scoot McNairy, "Monsters") krampfhaft versucht wird. Es gibt niemanden, für den das Publikum wirklich mitfiebern kann, zumal man Frankie - den man in der ersten Hälfte des Films tatsächlich noch als Hauptrolle wahrnimmt - in der zweiten wenn, dann nur noch panisch erlebt.
Der Film ist irgendwie ein Stückwerk aus nur zufällig zusammengehörenden Szenen und über die größtenteils außerhalb davon stattfindende Handlung wird nur geredet. Klar hat Pitt als Cogan den ein oder anderen trockenen Spruch auf Lager und Ray Liotta spielt mal wieder einen halbseidenen Mafioso, aber das Gesamte als Charakterstudie zu bezeichnen halte ich schon für gewagt. Musikalisch ist hier leider auch nichts hängengeblieben. Der Soundtrack unterschreibt damit wohl die selbstgewählte Langsamkeit des Films. Von den großen Namen des Films sieht man leider auch zu wenig, Gandolfini z.B. miemt halt einen rumhurenden Säufer, dessen Geschichte in zwei Szenen und nicht abendfüllend erzählt wird. Die immer mal wieder auftauchenden Nachrichten um dem Wahlkampf, haben irgendwie auch keine weitere Bedeutung, außer, dass das Syndikat in Verkörperung des Killers, keine Veränderung will und Obama damals nun genau damit als Leitspruch angetreten ist. Aber die Verbindung zwischen dieser Metaebene und der Handlung an sich, bleibt oberflächlich. Der Holzhammer mit dem das Publikum am Ende die Message und Relevanz des Films eingebläut bekommen soll, entpuppt sich als Attrappe.
Fazit:
Yay! Brad Pitt! Gandolfini! Liotta! Jenkins! Alle Schauspieler irgendwie verbraten und kaum sinnvoll eingesetzt, in einer mittelmäßigen Mafiastory um zwei Kleinkriminelle deren blödsinniger Coup nach hinten losgeht. Wer so auf Gnadenlosigkeit steht und leichte Spannung ohne sich groß für eine Figur begeistern zu müssen, kann sich das gerne ansehen.