Originaltitel: Hide and Q Episodennummer: 1x10 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 23.11.1987 Erstausstrahlung BRD: 12.01.1991 Drehbuch: C.J. Holland & Gene Roddenberry Regie: Cliff Bole Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Denise Crosby als Lt. Tasha Yar, Michael Dorn als Lt. Worf,
Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher Gastdarsteller: John de Lancie als Q u.a.
Kurzinhalt:
Q stattet der Besatzung der Enterprise einen weiteren Besuch ab. Diesmal hat er es jedoch nicht auf das Schiff oder Picard abgesehen, sondern vielmehr auf Commander Riker. Diesem möchte er seine Kräfte zum Geschenk machen, damit sich dieser schließlich zu einem Leben als Q entscheidet… könnten die Q doch von diesem viel lernen. Natürlich ist Riker anfangs skeptisch, doch nachdem er Wesley ins Leben zurückgeholt und einige andere Besatzungsmitglieder aus einem konfusen, von Q geschaffenen Szenario gerettet hat, lernt er seine neu gewonnenen Fähigkeiten langsam aber sicher zu schätzen. Doch Picard ahnt, was Q vor hat, erkennt die subtilen Veränderungen in Rikers Charakter und weist ihn an, die Kräfte nicht mehr zu benutzen. Doch die Versuchung ist groß, als die Enterprise auf den Notruf einer Kolonie reagiert, und Dr. Crusher vor Rikers Augen ein totes Kind in den Armen hält…
Denkwürdige Zitate:"You seem to find this all very amusing." "I might, if we weren't on our way to help some suffering and dying humans who…" "Your species is always suffering and dying."
(Qs Mitleid mit den sterbenden Kolonisten hält sich in Grenzen.)
"Let us pray for understanding and compassion." "Let us do no such damned thing!"
(Picard reagiert auf Qs Vorschlag eher ungehalten.)
"Worf, is this your idea of sex?"
(Gut, dass Troi gerade nicht auf der Enterprise war. Wenn die gewusst hätte, worauf sie sich da einlässt…)
Review:
Zwar kann ich anerkennen, was man mit dieser Episode erreichen wollte – muss den Machern jedoch attestieren, damit überwiegend gescheitert zu sein. "Rikers Versuchung" ist leider ziemlich langweilig. Vor allem die erste Hälfte zieht sich sehr; hier lässt man sich einfach viel zu lange Zeit, ehe man dann endlich zum Punkt kommt und uns offenbart, worum es in der Episode denn eigentlich geht. Bis Riker die Fähigkeiten endlich erhält, vergehen mehr als 20 Minuten, in denen nichts passiert, außer dass Q auftaucht und sich mit Riker einen Drink auf einem fremden – möglicherweise auch von Q künstlich erschaffenem – Planeten genehmigt. Und als er dann schließlich offenbart, was er mit Riker vor hat, trägt das kaum dazu bei, für Spannung zu sorgen – glaubt man doch keine Sekunde lang, dieser könnte die Enterprise am Ende der Episode wirklich verlassen. Somit ist der Ausgang der Episode von Anfang an vorherbestimmt.
Eben diese Vorhersehbarkeit – die sich bis zur letzten Szene der Episode, mit Rikers "Geschenken" an seine Freunde, erstreckt – lässt die Episode doch ziemlich langweilig werden. Dennoch glaube ich, dass es trotz des gewissen Ausgangs interessant hätte sein können, zu sehen, wie Riker mit diesen Fähigkeiten umgeht – und wie ihn diese langsam verändern. Das Stichwort dabei ist: Langsam. Denn genau darin liegt für mich die größte Krux dieser Episode: Rikers Verwandlung erfolgt viel zu überhastet, und ist dadurch nicht im Geringsten nachvollziehbar. Da hat er gerade alle von Q's Phantasieplaneten gerettet, und schon steht er mit vor der Brust verschränkten Armen und mit arrogantem Gesichtsausdruck auf der Brücke. In der darauffolgenden Szene nennt er den Captain dann plötzlich "Jean-Luc", usw. Ja, ok, ich weiß, die Message der Folge ist "Macht korrumpiert, und grenzenlose Macht korrumpiert grenzenlos", und die wollen die Macher unbedingt rüberbringen, und wenn es mit dem Holzhammer sein muss… aber man kann's einfach auch übertreiben. Ich meine, so schnell und so sehr wie sich Riker als Mensch ändert… es wirkt einfach nicht realistisch, zu gekünstelt – und daher konnte ich auch überhaupt nicht mitfühlen bzw. mich in seine Lage versetzen. Besonders ärgerlich ist dies vor allem deshalb, da die erste Hälfte so unendlich langsam verläuft. Hätte Q Riker sein Angebot viel früher unterbreitet, und hätte man die Entwicklung langsamer – und damit glaubwürdiger – vonstatten gehen lassen, hätte das wirklich interessant werden können. Aber so hat man sämtliches Potential, dass vielleicht bei der ursprünglichen Idee noch in der Folge gesteckt haben mag, beim Fenster raus geworfen.
Zugegeben, in vereinzelten, gelungenen Szenen – wie jenem Moment, als Riker das tote Kind wieder ins Leben zurückbringen soll, oder auch am Ende, als alle seine Abschiedsgeschenke ablehnen – blitzt es kurz auf. Leider aber sind diese Momente zu selten, um die Folge rehabilitieren zu können. Zumal selbst die Szene mit dem toten Mädchen nicht perfekt ist. So muss man sich schon fragen, warum Picard die Kommandocrew nicht darüber informiert, was los ist, und dass Riker seine Kräfte nicht einsetzen soll. Aber natürlich will man es mit dem Flehen von Dr. Crusher sowie dem Unverständnis von Data Commander Riker besonders schwer machen, seine Kräfte nicht einzusetzen – als wäre ein totes Kind allein nicht schon genug. Und interessanterweise: Nur kurz darauf ist Crusher dann davon überzeugt, dass er richtig gehandelt hat, und reagiert mit Skepsis auf Riker. Auch das wirkt nicht wirklich durchdacht. Jedenfalls ist auch in solchen Details das Problem der Episode offensichtlich, durch übertriebene Darstellung jedwedes eventuell vorhandene Potential im Keim zu ersticken.
Komplettiert wird der eher negativ Eindruck dann dadurch, dass auch vom Hauptkonflikt mal abgesehen einiges sehr konstruiert erscheint. Vor allem die Szene, in der Wesley von den Aliens umgebracht wird, wirkt arg an den Haaren herbeigezogen, passt es doch zum sonst so neunmalklugen Wesley gar nicht, dass er blindlings ins Verderben rennt. Und die Tatsache, dass ihn niemand zurückhält, und man ihn erst dann zurückruft, als er kurz davor ist aufgespießt zu werden, rückt die TNG-Crew in ein äußerst schlechtes Licht. Generell war der Angriff dieser Aliens, deren Masken mich nicht wirklich überzeugen konnten, bzw. generell die Szenen auf dem Planeten nicht sonderlich gelungen. Zwar bin ich grundsätzlich durchaus ein Freund von solcher Studioplaneten, da sie außerirdischer erscheinen, als wenn man einfach Außenaufnahmen einstreut, aber etwas mehr Mühe als einen grünen Himmel an die Wand zu pinseln und Pappfelsen ins Studio zu stellen hätte man sich schon geben dürfen. Selbst wenn ich ein Auge zudrücke, muss ich festhalten, dass dieses Sets für Mitte der 80er einfach nicht mehr zeitgemäß war, und ziemlich billig wirkte. Was die Folge hingegen ansatzweise rettet, sind die wieder einmal großartigen Leistungen von John DeLancie und Patrick Stewart, und die Schlagabtäusche ihrer jeweiligen Figuren. Auch fällt positiv auf, dass man sich bereits früh in der Serie um eine etwas stärkere Kontinuität bemüht, in dem man einen früheren Widersacher neuerlich auftreten lässt. Die Szene mit der weinenden Tasha finde ich zwar persönlich insofern etwas schade, da damit selbst die einzige starke Frau auf der Brücke zusammenbrechen und sich vom Captain trösten lassen darf, dafür darf Picard dann wenigstens seine väterlich-fürsorgliche Seite zeigen. Und auch die Musik ist wieder einmal durchaus gelungen. Für eine Q-Folge, noch dazu mit derart interessanter Ausgangsposition, ist das aber zu wenig.
Fazit:
Bei "Rikers Versuchung" ist leider so einiges schief gegangen. Die erste Hälfte der Episode zieht sich wie Kaugummi, und in der zweiten fehlt dann die Zeit, um die Entwicklung von Commander Riker glaubwürdig verlaufen zu lassen. Stattdessen wirkt alles viel zu übertrieben und überhastet, was es mir unmöglich gemacht hat, in die Handlung einzutauchen und mich entweder in die Lage von Riker oder auch vom Rest der Crew zu versetzen. Zwar gibt es auch vereinzelte gute und Szenen – allen voran die Gespräche zwischen Picard und Q, den erschütternden Moment rund um das tote Mädchen, sowie Rikers Abschiedsgeschenke – aber diese waren letztendlich nicht genug, um dieses Manko ausgleichen zu können. Von der über weite Strecken der Episode vorherrschenden Langeweile ganz zu schweigen. "Rikers Versuchung" hätte einiges an Potential geboten, um eine interessante, faszinierende, ja vielleicht sogar nachdenkliche Episode daraus zu machen – was das Endergebnis nur umso ärgerlicher, frustrierender und enttäuschender macht.