Mit: Karl Urban, Olivia Thirlby, Lena Headey, Rakie Ayola u.a.
Kurzinhalt: In nicht allzu ferner Zukunft konzentriert sich das Leben in einigen wenigen aber sehr ausgedehnten Megacities, außerhalb derer Mauern unbewohnbares Ödland den Großteil des Planeten bedeckt. In diesen Megacities leben die meisten Menschen mit niedrigem Einkommen in turmartigen Ghettos - Orte, in denen tausende von Menschen auf 200 Etagen versuchen zu überleben. Die Städte werden von Gewalt und Verbrechen heimgesucht und die einzigen, die sich dem Verfall entgegenstellen, sind die Judges - Richter, Geschworene und Henker in Personalunion. Als eine neue Droge beginnt ihr Unwesen zu treiben, schreibt sich Judge Dredd, der berühmteste und berüchtigtste Judge, auf die Fahnen, diese auszuradieren. Als in einem der Türme ein Mord geschieht, werden Dredd und eine Anwärterin zum Tatort gerufen und es entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod um dessen Kontrolle…
Review von Tobi Thandor: Als jemand, der mit den Comics nur geringe und mit der Stallone-Version aus dem Jahr 1995 gar keine Berührungspunkte hat, war ich überaus gespannt, was mich bei "Dredd" erwartet. Im Vorfeld konnte ich lediglich in Erfahrung bringen: Er ist äußerst brutal. Eine Wertung, die ich schon nach 15 Filmminuten ohne schlechtes Gewissen mittragen kann. Wir lernen Dredd als kompromisslosen Vertreter des Gesetzes kennen, ein berühmter und gefürchteter Judge, also Polizist, Richter und Geschworener in einem. Bei der Verfolgung von Gesetzesbrechern kennt Dredd wenig Gnade. Das wird schon in der ersten Einstellung klar, die neben drei toten Delinquenten auch einige Kollateralschäden mit sich zieht. Diese werden auch im gesamten Filmverlauf Teil des Schadensausmaßes sein, wenn sich Dredd mit den bösen Buben und Mädchen der Unterwelt anlegt. Unschuldige Zivilisten sind ihm zwar keinesfalls gleichgültig, er nimmt bei der Verbrecherjagd aber nur wenig Rücksicht darauf, ob sie in die Schussbahn (natürlich der Bösen!) geraten. So darf es niemanden verwundern, dass beim Kampf gegen Ma-Ma und ihre Schergen zahllose Zivilisten ihr Leben lassen.
Ohnehin ist "Dredd" geprägt von sehr expliziter Gewalt. Es werden Menschen gehäutet, vom Balkon geworfen, zerquetscht und noch viel öfters erschossen, meist kann der Zuschauer das Blut nur so spritzen sehen. Regisseur Pete Travis greift dabe, ähnlich wie Zack Snyder in "300" und "Watchmen", auf einen leicht überzeichneten Comicstil zurück. Eine andere Altersfreigabe als "ab 18" kam für ihn offensichtlich nie in Frage. Eine besondere Rolle in "Dredd" kommt auch der Droge Slo-Mo zu. Wer die Droge verwendet, nimmt in der Folge seine Umwelt nur mehr in Zeitlupe wahr, in Slow-Motion also. Verdeutlicht wird dies durch entsprechende Kamerazeitlupen, ein Stilmittel, das mehrfach Anwendung findet in einem ansonsten sehr temporeichen Film. Je öfter diese Zeitlupe eingesetzt wird, desto mehr habe ich mich in diese Inszenierung verliebt. Wer an diesen Stellen zudem gut aufpasst, wird bemerken, dass sämtliche Szenen, in denen die Droge konsumiert wird, mit dem Tod einer oder mehrerer Personen enden. Eine Botschaft von Pete Travis, wonach Drogenkonsum nur im Tod enden kann? In Mega-City One ist das jedenfalls die Konsequenz. Generell erleben wir Mega-City One, den riesigen Stadtkomplex, in einem äußerst futuristischen Bild. Wir befinden uns, erkennbar für jeden, eindeutig in der Zukunft. Erst in den mieseren Ecken der Stadt, hier der Hochhauskomplex Peach Trees, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die ärmeren Menschen leben mit kleinen Ausnahmen auf dem Stand von heute, was einen schönen Kontrast zu Judge Dredd und seiner Rekrutin Anderson bildet. In dieser Umgebung sehen sie aus wie Krieger aus der Zukunft – dabei haben sie gar keine Zeitreise hinter sich gebracht. Atmosphärisch verdichtet werden die tollen Bilder durch den perfekten Soundtrack von Paul Leonard-Morgan. Der von Synthesizern beherrschte Elektrosound lässt Vergleiche mit Daft Punks Score für "Tron: Legacy" zu, was allerdings als klarer Pluspunkt zu werten ist.
Die Darsteller zeigen eine solide Leistung, insbesondere Karl Urban als Judge Dredd. Aufgrund des Helms, der die Hälfte von Urbans Gesichts bedeckt, ist sein Spiel zwar limitiert, er verleiht dem Judge dennoch die notwendige Präsenz auf der Leinwand. Den stets grimmigen und entschlossenen Gesichtsausdruck hätte auch Sylvester Stallone nicht besser hinbekommen. "Ich bin das Gesetz!" lautet Judge Dredds Kultspruch und man nimmt ihn Karl Urbans Version ohne zu zögern ab. Olivia Thirlby, die Dredds Rekrutin Cassandra Anderson verkörpert, überzeugt ebenso, vor allem in den Szenen, in denen ihre Psi-Fähigkeiten zum Einsatz kommen. Mit Antagonistin Ma-Ma, eine Drogenbaronin gespielt von Lena Headey, wird dem Zuschauer eine brauchbare Gegenspielerin zu Judge Dredd entgegengesetzt. Headey kann die verschlagenen und grausamen Wesenszüge Ma-Mas glaubhaft rüberbringen, wenn auch die Figur an sich keinen Preis für den "Best Villain" erhalten wird.
Fazit: Bei "Dredd" handelt es sich um temporeiche Comicverfilmung im Science-Fiction-Gewand, mit einem gnadenlosen Judge Dredd als Hauptfigur, der begleitet von extremer Gewalt und eine Menge Tod für Recht und Ordnung sorgt. Die Kameraarbeit und der Soundtrack runden ein klasse Filmerlebnis ab, bei dem Fans von Actionkrachern absolut auf ihre Kosten kommen. Um den Film mit Judge Dredds Worten zu bewerten: "Sein Vergehen ist hervorragende Unterhaltung eines Zuschauers. Das Urteil: Ansehen!"
Wertung:8 von 10 Punkten
Tobi Thandor
Review von Michael Spieler: Mit Sylvester Stallones "Judge Dredd" hat die Neuauflage tatsächlich wenig gemeinsam, auch wenn Karl Urban ("Star Trek") in der Rolle des futuristischen Polizisten ebenso wortkarg und brutal unterwegs ist wie sein Vorgänger. "Dredd" ist viel mehr die Geschichte eines Tages im Job des Judges, als die große Verschwörungsgeschichte von damals. Das wird auch am Schauplatz 'Peach Trees' deutlich, der während des Films eben nie verlassen wird - Stallone hatte da mehr Umgebungsänderungen. Ich habe "The Raid" jetzt nicht gesehen, aber die Story scheint so ziemlich die selbe zu sein, nur dass bei "Dredd" das Gebäude höher, die Droge "Slo-Mo" drogiger und der Drogenbaron eine Drogenbaronin und Ex-Prostituierte ist. Die Gegenspielerin Ma-Ma (Lena Headey, "Game of Thrones"), die mit ihrem Clan die Stadt mit Slo-Mo überschwemmt, hat nämlich zufällig ihr Hauptquartier und Drogenlabor in Peach Trees, in dass sie nach der Festnahme eines der ihren alle Bewohner und die Judges einschließt.
"Dredd" in 3D ist eine Gewaltorgie und nicht ohne Grund ab 18. Wer den Red-Band-Trailer gesehen hat, weiß eigentlich alles über die visuelle Ausschmückung der massakerartigen Konfrontationen. Auch aufgrund der Droge, gibt es sehr viel Slow Motion und so geht das ca. 90% des Films. Stylisch ins Gras beissen in Slo-Mo, 3D und mit Glitter. Ist dann trotzdem weniger glamourös als es klingt. Schauspielerische Leistungen beschränken sich auf Rumgerenne und Ballern, die Dialoge sind eher notwendiges Übel und sind durchsetzt von Einzeilern, die allerdings nicht an den makaberen Witz des Originals heranreichen. Aber vielleicht sehe ich den auch in meiner Erinnerung geschönt - ein Meisterwerk war das damals ja jetzt auch nicht gerade. Trotzdem macht "Dredd" schon auf so einer niederen-Instinkt-Stufe Spaß. Weil die Gewaltdarstellung eben völlig übertrieben ist, wird es dem Zuschauer ermöglicht, sich nicht so mies zu fühlen, wenn man trotzdem lacht. Er ist mit seinen 95 Minuten Länge auch gerade lang genug, sonst hätte man sich noch ne Story einfallen lassen müssen. Im Gegensatz zu "Battleship" allerdings gibt der Film nicht vor etwas anderes sein zu wollen, als ne Schießerei zwischen Cops und Dealern und tut nicht so verkrampft cool. Urban ist als Dredd einfach cool. Da kann Rihanna noch 10x Aliens anbrüllen.
Fazit: Visuell und vom Krawall den der Film generiert, ist er sicherlich ganz weit oben dabei, aber es gab auch andere Krawallfilme dieses Jahr, die deutlich mehr zu bieten hatten. Vermutlich ist die Verfilmung so ganz ganz nah am Comic, den ich allerdings nicht kenne und wenn er wirklich so ist, auch nicht lesen wollen würde. Das 3D ging mir mehr als einmal auf den Keks, da es hier natürlich äußerst plakativ angewendet wird. "Dredd" ist ein Film für nen Hangover-Sonntag, und kann bestimmt irgendwann als "kultig" durchgehen, jetzt jedoch würde ich von einem Kinobesuch absehen.