Originaltitel: A Private Little War Produktionsnummer: 2x16 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 02.02.1968 Erstausstrahlung D: 07.03.1988 Drehbuch: Gene Roddenberry & Jud Crucis Regie: Marc Daniels Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Walter Koenig als Pavel Chekov, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: Nancy Kovack als Nona, Michael Witney als Tyree, Ned Romero als Krell, Booker Bradshaw als Dr. M'Benga, Majel Barrett als Christine Chapel u.a.
Kurzinhalt:
Captain Kirk kehrt zusammen mit Spock und McCoy auf einen Planeten zurück, den er vor Jahren als Lieutenant besucht hat. Damals fand er eine friedliche Zivilisation vor, die sich noch auf einem recht niedrigen Entwicklungsstand befand. Deshalb ist er auch höchst überrascht und schockiert, als er mitansehen muss, wie eine Gruppe von Dorfbewohnern mit Schießgewehren Jagd auf die in der Wildnis lebenden Stammesvölker machen. Wie konnten die Bewohner des Planeten so schnell derart "moderne" Waffen erfinden und anfertigen? Ehe Kirk dieser Frage nachgehen kann, wird Spock angeschossen und schwer verletzt. Während Doktor M'Benga an Bord der Enterprise um dessen Leben kämpft, schwenkt ein Schiff der Klingonen in den Orbit des Planeten sein. Beliefern diese etwa die Dorfbewohner mit den Schießgewehren? Kirk und McCoy beamen auf den Planeten hinunter, um der Sache nachzugehen, und um einen Weg zu finden, das Gleichgewicht der Kräfte wiederherzustellen…
Denkwürdige Zitate:"We once were as you are – spears, arrows. There came a time when our weapons grew faster than our wisdom, and we almost destroyed ourselves. We learned from this to make a rule during all our travels – never to cause the same to happen to other worlds."
(Ein weiser Vorsatz.)
"That will be quite enough."
(Spock zu Dr. M'Benga, nachdem dieser ihm aus der Bewusstlosigkeit geschlagen hat.)
"Here, let me help you, Mister Spock." "Thank you, nurse. I'm quite fully recovered." "Yes, I see you are."
(Die simplen Worte können diesem genialen Austausch, mit Chapels Reaktion irgendwo zwischen Enttäuschung und Verachtung, leider nicht gerecht werden.)
"Spock, are you alive?" "An illogical question, Doctor, since obviously you are hearing my voice." "Well, I don't know why I was worried. You can't kill a computer."
(Sagt der, der neben James "Computerkiller" Kirk steht.)
Review:
"Der erste Krieg" hat zwar ein paar sehr gute, interessante Ansätze – aber leider auch so einiges, dass weniger gut gelungen ist. Was Letzteres betrifft, ist in erster Linie Hexe Nona zu nennen. Vor allem das Ritual, dass sie durchführt und Kirk zu heilen, wirkt unfreiwillig komisch, und regt zum ungläubigen Kopfschütteln ein. Das hat man wirklich ganz schlecht umgesetzt; trashiger als hier war die klassische "Star Trek"-Serie jedenfalls selten. Mit Abstand die schlechteste Szene der Episode, die ihr allein einen halben Wertungspunkt kostet. Auch davon abgesehen fand ich Nona entbehrlich. Vor allem auch ihr Verrat am Ende machte auf mich überhaupt keinen Sinn. Zuerst drängt sie Tyree dazu, gegen die Dorfleute vorzugehen, und dann bietet sie ihnen Kirks Phaserwaffe an? Zudem verfliegt in dieser Szene angesichts der Tatsache, wie leicht sie sich von den Schergen überwältigen lässt, jegliche Freude darüber, dass sie sich zuvor als Kriegerin gebarte, welche ihren männlichen Kollegen was Kampfgeist etc. betrifft in nichts nachsteht.
Generell konnte ich mit dieser ganzen mystischen Hexen-Geschichte wenig bis gar nichts anfangen. Diese ganzen Diskussionen rund um die Tatsache, inwieweit Kirk nach der Heilungszeremonie nun unter ihrer Kontrolle steht, oder eben nicht, lenkt unnötig von den um einiges interessanteren Themen und Gedanken der Episode ab. Dementsprechend entbehrlich empfand ich neben dem Ritual vor allem auch ihre Bezirzungsversuche bei Kirk. Vor allem die Szene, als die beiden sich küssen, und Tyree sich dabei ertappt, stieß mir sauer auf. Letztendlich empfand ich auch den Ausgang des Ganzen ein wenig konstruiert, und nur bedingt plausibel und nachvollziehbar. Die ganze Zeit will Tyree nicht kämpfen, dann wird Nora – die ihn zuvor mit Kirk hintergangen hat – getötet, und auf einmal wird er zum rach- und mordlustigen Krieger. Haben die Dorfleute nicht zuvor schon viele von seinen Leuten getötet? Jedenfalls empfand ich es als etwas seltsam, dass er diese Wandlung erst dann vollzieht, nachdem es seine (untreue) Frau erwischt hat (die ihn und sein Volk noch dazu verraten wollte, wobei aus der Episode nicht klar hervorgeht, inwiefern er davon wusste). Wenn wir über die negativen Aspekte der Episode sprechen, darf auch der Mugato nicht vergessen werden. So sehr man auch versucht, ihn nicht zu unfreiwillig komisch wirken zu lassen und so gut als möglich zu verbergen, dass es sich um einen Mann in einem wenig überzeugenden Kostüm handelt, gelingt dies nur bedingt. Man bemüht sich zwar, ihn so wenig als möglich zu zeigen, und da er sich ständig bewegt (von der Szene als er erschossen wird abgesehen) zu verhindern, dass wir ihn so ganz bzw. so richtig erkennen können, aber das, was wir von ihm erhaschen können, wirkt doch eher unfreiwillig komisch, und keineswegs bedrohlich.
Last but not least leidet "Der erste Krieg" auch darunter, dass Spock die Episode nach dem Angriff zu Beginn auf der Krankenstation der Enterprise liegt. So gelungen manche der darauffolgenden Szenen auch gewesen sein mögen – wie Christine Chapel, die Spocks Hand hält, oder auch jene Momente, in denen Kirks Sorge um Spock deutlich wird – seine Logik hat mir bei der Diskussion rund um die Situation und die Zukunft des Planeten sehr gefehlt. Ich hätte wirklich gerne erfahren, wie er zu Kirks Lösung steht, ob er sie unterstützt oder logische Gründe dagegen anführen kann. Das im Zentrum stehende Dilemma hätte jedenfalls meines Erachtens von seiner sachlich-analytischen Perspektive profitiert. Darüber hinaus fand ich vor allem auch jene Szene seltsam, in der Spock sich wieder ins Bewusstsein ohrwatschen lässt. Unweigerlich fragte ich mich, wie er denn eigentlich um diese Ohrfeigen ersuchen kann wenn er bewusstlos ist. Zwar bringt uns das ganze einen köstlich-amüsanten Dialog ein, aber weniger (Watschen) wären in diesem Fall aus meiner Sicht mehr gewesen.
Trotz der ausführlichen Kritik, "Der erste Krieg" ist keinesfalls eine schlechte Episode. Das im Zentrum stehende Dilemma, welches zur damaligen Zeit in erster Linie auf den Vietnam-Krieg referenzierte, sich jedoch vielfältig interpretieren lässt und auch 40 Jahre später immer noch zu faszinieren vermag, gefällt mir ungemein gut. Nun, da die Klingonen den Dorfbewohnern die Waffen geliefert und ihnen auch gezeigt haben, wie sie mehr davon herstellen können, ist der Schaden angerichtet. Angestachelt von der Macht, welche ihnen diese überlegenen Waffen geben, haben sich die einst friedlichen Dorfbewohner gegen die in der Wildnis lebenden Stämme gerichtet. Wie kann man diesen Konflikt beenden, kann man dem beikommen? Kirks Lösung hat zweifellos einen höchst bitteren Nachgeschmack, der auch am Ende deutlich anklingt, und die Episode somit auf untypisch nachdenklich-deprimierende Art und Weise ausklingen lässt. Damit zwingt man uns auch, uns selbst die Frage zu stellen, ob Kirks Entscheidung, für ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis zu sorgen, die richtige war. Und so sehr mir Spock in den Diskussionen auch gefehlt haben mag, zumindest etwas Positives hatte seine Verletzung zu Beginn der Episode: Konnte doch dadurch McCoy wieder stärker ins Zentrum ins Geschehen rücken, und erneut seinem Ruf als das moralische Gewissen des Dreiergespanns gerecht werden. Sein Dialog mit Kirk ist großartig, und ganz klar der Höhepunkt der Episode. Jedenfalls finde ich es insgesamt ungemein schade – die höchst interessante Thematik, die sich einer optimalen Lösung verschließt, hätte sich eine bessere Episode rundherum verdient.
Fazit:
"Der erste Krieg" ist keinesfalls eine schlechte, aber doch irgendwie eine frustrierende Episode, da die vorhandenen Stärken durch überflüssige Elemente verwässert werden, und sie dadurch nicht ihr volles Potential ausschöpfen kann. In erster Linie betrifft dies alles rund um Hexe Nona, insbesondere aber ihre Verzauberung von Kirk, ihr nicht nachvollziehbar verrat, sowie das irgendwo zwischen trashig, unfreiwillig komisch und peinlich anzusiedelnde Ritual. Auch die Angriffe des Mugato waren nicht optimal umgesetzt. Die Nebenhandlung rund um Spock und seine Heilung war zwar grundsätzlich nicht schlecht, und bereicherte die Episode um einige gelungene (jedoch auch die eine oder andere weniger gelungene) Szenen, dafür habe ich gerade auch bei dieser Thematik Spocks logischen Verstand und seine analytische Sichtweise vermisst. Das im Zentrum stehende Dilemma weiß dafür absolut zu gefallen, zu überzeugen, und den Zuschauer über die Episode hinaus zu beschäftigen und zum Nachdenken anzuregen. Das überraschend bittere Ende – wo auf eine Deus Ex Machina-Lösung, durch die sich alles in Wohlgefallen auflöst, dankens- und lobenswerterweise verzichtet wird – hebt "Der erste Krieg" letztendlich aber doch noch knapp über den Durchschnitt.