Kurzgeschichten-Anthologie im Spiegel-UniversumKategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 05 November 2012
Titel:
"Star Trek - Mirror Universe: Shardas and Shadows"
Bewertung:
Autoren:
Christopher L. Bennett, Margaret Wander Bonanno, Peter David, Keith R.A. DeCandido, Michael Jan Friedman, Jim Johnson, Rudy Josephs, David Mack, David Stern, James Swallow, Susan Wright, Dayton Ward & Kevin Dilmore
Klappentext:Fractured history. Broken lives. Splintered souls. Since the alternate universe was first glimpsed in the classic episode "Mirror, Mirror", something about Star Trek's dark side has beckoned us, called to us, tempted us – like forbidden fruit on the Tree of Knowledge. To tast it is to lose oneself in a world of startling familiarity and terrifying contradictions, where everything and everyone we knew is somehow disturbingly different, and where shocking secrets await their revelation.
What began in 2007 with "Glass Empires" and "Obsidian Alliances" – the first truly in-depth foray into the turbulent history of this other continuum – now continues in twelve new short tales that revisit and expand upon that so-called "Mirror Universe", spanning all five of the core incarnations of Star Trek, as well as their literary offshoots, across more than two hundred years of divergent history.
Inhalt & Review:
"Shards and Shadows" besteht aus 12 Kurzgeschichten, die chronologisch historisch bedeutende Ereignisse aus dem Spiegeluniversum schildern. Besonders gut gefiel mir dabei, wie man auf die ersten beiden Bände, "Glass Empires" und "Obsidian Alliances", aufgebaut hat, und die dort erzählten Geschichten teilweise fortgeführt hat. Zudem empfand ich als positiv, dass man sich diesmal auch solchen Figuren bzw. Star Trek-Reihen zugewandt hat, die in der Duologie noch außen vor gelassen wurden, wie z.B. die "Vanguard"-Reihe, oder auch William Riker. Den Anfang macht die von Dave Stern verfasste Geschichte "Nobunaga", die einige Jahre nach den Ereignissen aus dem "Enterprise"-Teil von "Glass Empires" angesiedelt ist. "Nobunaga" erzählt eine recht unabhängige, eigenständige Geschichte, die aber nichtsdestotrotz einen guten, interessanten Einblick in die Ereignisse nach "Age of the Empress" gibt, und dabei einige überraschende Offenbarungen für uns bereit hält. Das Grundkonzept der Handlung hat mich jedoch etwas zu sehr an die TNG-Episode "Illusion oder Wirklichkeit" erinnert. Nichtsdestotrotz, sehr unterhaltsam und interessant. 7/10
"Ill Winds" von Dayton Ward & Kevin Dilmore beschäftigt sich mit einem Abenteuer des ersten Captains der Enterprise NCC-1701, Robert April. Zwar grundsätzlich nicht schlecht, empfand ich die Jagd nach einer Art Massenvernichtungswaffe weder sonderlich originell noch besonders packend. Zudem fehlt dadurch, dass wir April auch im "richtigen" Universum wenig bis gar nicht kennen, der Anreiz, die Spiegel-Version von ihm kennenzulernen. 5/10. Die nachfolgende Geschichte, "The Greater Good" von Margaret Wander Bonanno, war für mich das klare Highlight der Anthologie. Diese ist eine Art Prequel zu "Ein Parallel-Universum", und erzählt, wie Kirk das Kommando über die Enterprise übernahm – und auch, wie er an das Tantalus-Gerät gelangte. Vor allem auch dessen Ursprung war ein genialer Einfall, stellt Bonanno doch hier überzeugend einen Konnex zu einer anderen TOS-Episode her. Und auch, wie sie die Ereignisse aus "The Cage" für das Spiegeluniversum uminterpretiert, konnte mir gefallen. Alles in allem würde ich sagen, schon allein ihre Kurzgeschichte ist den Kauf dieser Anthologie wert. 9/10
"The Black Flag" beschäftigt sich dann mit der Frage, wie wohl die Abenteuer der Station Vanguard im Spiegeluniversum aussehen könnten – und findet darauf eine gefällige, überzeugende Antwort. Und das, obwohl die Kurzgeschichte nicht von den "üblichen Verdächtigen" der Original-Vanguard-Reihe (David Mack, Dayton Ward und Kevin Dilmore), sondern vielmehr von James Swallow geschrieben wurde. Kein Überdrüber-Highlight, aber eine interessante Interpretation mit einigen gelungenen Momenten. 7/10. "The Traitor" von Michael Jan Friedman, in dem er seine Stargazer-Reihe "spiegelt", ist für mich ganz klar der Tiefpunkt der Anthologie. Mir fehlte hier völlig der Konnex zu den restlichen Spiegel-Geschichten. Sein Beitrag wirkt wie ein Fremdkörper, und baut zudem zwei Figuren ein, die sich im weiteren Verlauf als Formwandler herausstellen – und das noch dazu von einer zumindest mir bisher unbekannten Rasse. Die entsprechende Offenbarung wird wie ein Betrug, und zieht die Kurzgeschichte zusätzlich herunter – nicht, dass sie davon abgesehen sonderlich gut gewesen wäre. 3/10
"The Sacred Chalice" von Rudy Joseph ist auch kein Highlight – trotz des Auftritts des diesmal echten Picards, sowie der Vorstellung der dunklen Deanna und Lwaxana Troi. Irgendwie fehlte mir hier im Vergleich zu den anderen Geschichten die Spannung, sowie die interessanten Offenbarungen. Dass Lwaxana ein Bordell betreibt, war mir diesbezüglich einfach zu wenig, und auch die Handlung rund um Kestra fand ich jetzt nicht so prickelnd. Ok, aber nicht mehr. 5/10 "Bitter Fruit" von Susan Wright fand ich schon wieder deutlich gelungener. Diese erzählt die Geschichte aus "The Mirror-Scaled Serpent" rund um die gespiegelten Voyager-Charaktere weiter, und findet für manche von ihnen auch einen Abschluss. Fast hat man das Gefühl, der weitere Verlauf wäre Susan Wright damals schon bewusst gewesen, und sie musste aufgrund von editorialen Gründen die letzten paar Kapitel ihrer Geschichte d rausstreichen. Mit "Bitter Fruit" gelingt ihr jedenfalls eine gefällige, überzeugende und auch spannende Fortführung der Geschichte. 8/10
In "Family Matters" spiegelt Keith R.A. DeCandido seinen Klingonen-Roman rund um die IKS Gorkon. Mangels Kenntnis der Vorlage fehlte mir auch hier der Anreiz, die dunklen Spiegelbilder kennenzulernen. Der größte Schwachpunkt war für mich aber, wie er die Geschichte erzählt hat, nämlich mit Protokollen von Aufzeichnungen sowie persönlichen Briefen. Zumindest ich fühlte mich dadurch vom Geschehen distanziert, und konnte nie so recht in die Handlung eintauchen. 4/10 "Homecoming" von Peter David erzählt dann die Geschichte von Mackenzie Calhoun aus der "New Frontier"-Spiegelstory "Cutting Ties" weiter, ist aber auch als eigenständiges Abenteuer zu genießen. Am besten gefiel mir an seiner Geschichte sein Schreibstil und der Wortwitz; während ich die Handlung an sich jetzt nicht unbedingt als großes Highlight empfand. Der Ausgang der Geschichte war aber zumindest für mich zugegebenermaßen durchaus überraschend, und angenehm düster. 7/10
"A Terrible Beauty" von Jim Johnson knüpft an "Saturn's Children" aus "Obsidian Alliances" an, und klärt uns über die Vorgeschichte – sowie das Geheimnis – von Keiko auf. Kein absolutes Highlight, aber durchaus interessant und unterhaltsam. 7/10 Als nächstes kümmert sich Christopher L. Bennett darum, die "Titan"-Reihe ins Spiegel-Universum zu bringen – wodurch wir auch unseren ersten Blick von William Riker im dunklen Spiegel erhaschen können. Im Gegensatz zu manch anderen Figuren, die nur unwesentlich schlechter erscheinen als ihre Gegenparts im "normalen" Universum, bekommt Riker die volle Dosis Düsternis ab – sehr zu meinem Gefallen. Auch einige andere Interpretationen von bekannten Figuren aus der "Titan-"Reihe wusste zu gefallen. Schade fand ich allerdings, dass man sich im Verlauf der Geschichte viel zu schnell von zu vielen Figuren trennt, und damit einen weiteren Auftritt in einer späteren Fortsetzung der "Mirror"-Romane ausschließt. 6/10
Die letzte Geschichte ist dann "For Want of a Nail" von David Mack. Angesichts der Tatsache, dass eine der Stärken die ich von ihm so schätze die Verknüpfung verschiedenster "Star Trek"-Elemente ist, fand ich es schade, dass er eine weitestgehend vom Rest unabhängige Geschichte erzählt – und wir zudem nur eine der Hauptfiguren, Reginald Barclay, gut genug kennen (bzw. sein Gegenpart aus dem bekannten Universum), um eine Verbindung zu ihm aufzubauen. Die Handlung an sich ist zwar sehr spannend umgesetzt und auch gut geschrieben, aber im Vergleich zu vielen seiner anderen Romanen und Erzählungen empfand ich es schon als kleine Enttäuschung. Mittlerweile erwarte ich von Mack einfach deutlich mehr, als er hier abliefert. Möglichst objektiv bewertet kann und muss ich aber auch seinem Beitrag eine mehr als solide 7/10 einräumen.
Fazit:
Wie bei solchen Anthologien üblich fällt das Urteil etwas durchwachsen aus. Aufgrund der wenigen verfügbaren Seiten haben die Autoren nur dementsprechend wenig Platz, um ihre Geschichten zu erzählen, was die Komplexität der Handlungen von vornherein stark begrenzt. Manchem gelingt es besser, mit dieser Einschränkung umzugehen, als anderen; dementsprechend schwankt auch die Qualität zwischen den einzelnen Geschichten teilweise sehr stark. Insgesamt empfand ich "Shards and Shadows" aber als durchaus interessante Weiterführung bzw. als Ergänzung der "Mirror Universe"-Duologie, mit der man, sofern einem "Glass Empires" und "Obsidian Alliances" gefallen haben, sicherlich nichts falsch macht.