Mit: Pierce Brosnan, Halle Berry, Toby Stevens, Rosamund Pike, Rick Yune, Madonna, Michael Maden, Judi Dench, Samantha Bond, John Cleese u.a.
Kurzinhalt:
James Bond wird nach Nordkorea geschickt, um die Söhne eines Generals zu ermorden. Doch die Mission schlägt fehl, und 007 wird gefangen genommen. Achtzehn Monate später erwartet er eigentlich seine Hinrichtung – als er stattdessen dank eines Gefangenenaustauschs wieder in die Freiheit entlassen wird. Doch der Preis dafür war hoch: Zao, einer der beiden Brüder, wurde freigelassen. Bond möchte sofort wieder in den aktiven Dienst zurückkehren, und versuchen, Zao aufzuspüren, ehe dieser untertauchen kann. Als ihn M noch nicht für einsatzfähig hält, flieht er kurzerhand aus dem Krankenhaus, und begibt sich auf eigene Faust nach Kuba, wo Zao zuletzt gesichtet wurde. Dort verbündet er sich mit der CIA-Agentin Jinx Johnson. Bei ihren Nachforschungen werden sie auf den exzentrischen Reichen und Großindustriellen Gustav Graves aufmerksam. Als sie diesem zu einer großen Firmenpräsentation in einem opulenten Eispalast in Island folgen, erkennen sie nicht nur dessen schrecklichen Plan, sondern kommen auch hinter seine geheime Identität…
Review:
Mit "Stirb an einem anderen Tag" hatte man 2002 gleich zwei Jubiläen zu feiern: Einerseits war die Bond-Reihe in diesem Jahr 40 Jahre alt, andererseits war es der 20. offizielle Bond-Film. Um so bedauerlicher, dass sich "Stirb an einem anderen Tag" in keinster Weise als würdiges und/oder angemessenes Geburtstagsgeschenkt erweist, und man uns damit einen der schlechtesten Bond-Filme aller Zeiten bescherte. Und dabei war der Anfang noch so vielversprechend. Also mit Anfang mein ich jetzt in erster Linie die Tatsache, dass Bond gefangen genommen wird. Bei der Waffenlauf-Szene fiel nämlich gleich mal eine Neuerung unangenehm auf: Die Kugel, die durch den Waffenlauf fährt. Verstehe ich das richtig, dass Bond seine Kugel also genau in die Waffe des Gegners schießt? Was für ein blöder Einfall. Auch die Surf-Szene gibt was die Effekte betrifft leider bereits eine erste besorgniserregende Indikation, wo die Reise hingeht. Gut dafür dann die Szene, in der Bond auffliegt, und mittels Hovercraft die Flucht antritt – bzw. auch versucht, den Sohn des Generals zu stellen, und eben dann (wie gerade erwähnt) gefangen genommen wird.
Die nachfolgende Titelsequenz ist etwas ganz Besonderes: Es ist das erste – und bislang auch einzige – Mal, dass diese die Geschichte des Films quasi weitererzählt. Mit kurzen, prägnanten Ausschnitten und Bildern lässt man uns die Tortur, die 007 während seiner 18-monatigen Gefangenschaft erdulden muss, erahnen. Die Sequenz ist zudem von Daniel Kleinman wunderbar gestaltet, und zählt für mich definitiv zu seinen besseren. Als höchst kontrovers erwies sich hingegen die Auswahl des Titelsongs. Madonnas "Die Another Day" wird von nicht wenigen als einer der schlechtesten und schlimmsten Lieder der Bond-Ära angesehen. Einer Einschätzung, der ich mich so nicht ohne weiters anschließen kann. Seitdem ich sie mein eigen nenne, habe ich die Jubiläums-CD "Best of Bond… James Bond. 50 Years – 50 Tracks" nun schon mehrmals abgespielt. Dabei kam es immer wieder vor, dass ich den einen oder anderen Titel übersprungen habe. "Die Another Day" gehört nicht dazu. Und das, obwohl ich nun wahrlich nicht der größte Fan von Techno, Dance oder wie auch immer man das Lied klassifizieren will, bin. Aber Madonna's Titelsong hat einfach etwas. Die Melodie ist peitschend, energiegeladen, aufputschend. "Die Another Day" ist darüber hinaus sehr eigen, originell und unverwechselbar; er hat seine eigene Identität. Für sich genommen gefällt mir der Song also recht gut. Schade nur, dass er als Titelsong für einen Bond-Film denkbar ungeeignet ist. Was das betrifft, kann ich die Kritik so manch anderer also durchaus wieder verstehen. So schlimm, dass es mir die Sequenz völlig verderben würde, ist es aber nicht.
Nachdem diese vorbei ist, sehen wir Bond so, wie wir ihn noch nie zuvor gesehen haben: Lange Haare, ungepflegter Bart… sein Aussehen ist definitiv ein Schock, und macht deutlich, was er in den letzten Monaten durchleben musste. Generell gefällt mir diese Szene sehr gut. Der General versucht ein letztes Mal, von 007 Informationen zu bekommen – und vermittelt ihm den Eindruck, dass dies seine letzte Chance ist, zu reden, ehe er erschossen wird. Doch Bond denkt gar nicht daran, einzuknicken und nachzugeben. Er scheint mit seinem Leben bereits abgeschlossen zu haben, und fordert ihn sogar auf, mit dem Reden aufzuhören und es nun endlich durchzuziehen. Doch es kommt anders: Denn statt die Exekution wartet auf Bond ein Gefangenenaustausch – er gegen Zao, den Sohn des Generals, der bei der Explosion bei Bonds Mission Monate zuvor verletzt wurde. Brosnans Schauspiel in dieser Szene ist phantastisch – er bringt die gemischten Gefühle der Figur sehr deutlich und überzeugend rüber. Fast hat man das Gefühl, Bond bedauert es, mit dem Leben davongekommen zu sein.
Die nachfolgende Szene mit M im Krankenhaus zählt zu meinen absoluten Lieblingsstellen des Films. Diese ist nämlich alles andere als erfreut, ihn wieder zu haben – der Preis war einfach zu hoch. Bond stimmt ihr zu, und will alles daransetzen, Zao entweder gefangen nehmen oder ausschalten zu können – doch M zieht ihn vom Fall ab. Er sei nach seiner Gefangenschaft noch nicht bereit für eine solche Mission. Die Art und Weise, wie Bond die Flucht gelingt – nämlich in dem er mittels Meditation seinen Herzschlag verlangsamt – zählt hingegen wieder zu den großen Schwachpunkten des Films. Das war einfach doch etwas zu übertrieben für meinen Geschmack, und lässt Bond wie einen Supermann erscheinen. Generell durchlebte ich in der ersten Hälfte des Films ein Wechselbad der Gefühle – gute Szenen folgen auf schwache Momente (während in der zweiten Hälfte dann leider die schlechteren Aspekte deutlich überwiegen). Auch gleich darauf wird das wieder einmal deutlich: Wie Bond in seinem ungepflegten Zustand einfach mal die Lobby eines Luxushotels aufsucht, um sich dort die Suite zu mieten – genial, und absolut köstlich. Demgegenüber steht die Art und Weise, wie leicht er die Auswirkungen seiner Gefangenschaft abzuschütteln scheint. Aus der Idee eines gebrochenen Bond der langsam wieder zurückfinden muss hätte man viel machen können (wie "Skyfall" eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat). Schade nur, dass man bei "Stirb an einem anderen Tag" gänzlich darauf verzichtet hat, das vorhandene Potential auch nur ansatzweise auszuschöpfen, und Bond nach ein bisschen Körperpflege im Hotel schon wieder ganz der Alte zu sein scheint.
Auf der Suche nach Zao verschlägt es 007 nun nach Kuba, wo er schon bald auf Jinx Johnson, dargestellt von Halle Berry trifft – die wie einst Ursula Andress (und sogar mit ähnlichem Bikini mit Messer an einem Gürtel) am Strand aus den Fluten steigen darf, es aber zumindest bei mir nicht geschafft hat, ähnlich erotisierende Wirkung zu entfalten. Halle Berry ist in der Rolle grundsätzlich nicht schlecht, und mit Jinx gelingt insgesamt eine überzeugende Mischung aus kompetenter Agentin und Fräulein in Nöten, die sich von Bond retten lassen muss – dennoch sind weder Figur noch Berrys schauspielerische Leistung etwas, dass in der Historie der Bond-Filme besonders hervorstechen würde. Vor allem auch ihre Chemie mit Brosnan fand ich eher weniger überzeugend. Etwas irritierend fand ich auch, wie schnell die beiden im Bett landen. Kurz miteinander gesprochen, und schon geht’s zur Sache (wobei man diesmal vom Beischlaf für Bond-Verhältnisse ungewöhnlich viel mitbekommt; normalerweise sieht man ja nur, wie sie sich hinlegen, und blendet danach zur postkoitalen beiderseitigen Zufriedenheit. Diesmal dürfen wir den Höhepunkt "live" miterleben).
Weil ich gerade den Ursula-Andress-Gedächtnis-Bikini angesprochen habe: Das ist generell ein weiteres Problem von "Stirb an einem anderen Tag". Gelegentliche Anspielungen an frühere Ereignisse und Filme sind ja ok, aber der 20. Bond-Film macht teilweise mehr den Eindruck einer Memorabilia-Sammlung denn eines eigenständigen (geschweige denn überzeugenden) Films. Man übertreibt es einfach, und lädt den geneigten Bond-Fan dazu ein, nach diesen ganzen Anspielungen zu suchen, statt sich auf den Film zu konzentrieren – wobei, ganz ehrlich, das ist in weiterer Folge vermutlich sogar besser so. Dennoch nimmt es mit der Zeit doch etwas störende Ausmaße an, da man nur mehr auf die nächste Anspielung wartet, was verhindert, dass man so richtig in die Handlung eintauchen kann. Generell könnte man argumentieren, dass jede dieser Referenzen einen irgendwie aus dem Film reißt, weil man sich dann immer an einen anderen Bond-Film erinnert. Hier wäre weniger definitiv mehr gewesen. Dennoch muss man ganz e hrlich sein und feststellen, dass das in Wahrheit noch das geringste Problem von "Stirb an einem anderen Tag ist". Ein deutlich größeres zeigt sich bereits kurz darauf beim Einbruch in die geheime Anlage auf der Insel vor Kuba: Die in "Stirb an einem anderen Tag" gezeigte Technologie ist doch etwas zu futuristisch und Science Fiction. Zugegeben, auch frühere Bond-Filme beinhalteten oftmals Zukunftsmusik, aber im Vergleich zur hier vorgestellten Gentherapie welche die komplette DNA eines Menschen (und damit auch sein Aussehen) verändert, sind selbst Elemente wie die Raumstation aus "Moonraker" vergleichsweise bodenständig.
Zurück in London lernen wir nun endlich den großen Bösewicht des Films kennen. Gustav Graves, dargestellt von Toby Stephens, erweist sich dabei als große Enttäuschung. Vom Ehrgeiz und Wahnsinn abgesehen, der gelegentlich bei den Augen der Figur durchblitzt, fehlt es an hervorstechenden Merkmalen, die ihn zu einem beeindruckenden und gefährlichen Gegner machen würden. Vor allem an Charisma fehlte es mir. Nichtsdestotrotz bietet dieser Teil des Films gleich zwei Highlights hintereinander: Nach dem doch etwas irritierendem Gastauftritt von Madonna gibt es mit dem Fechtkampf die wohl beste Actionszene des Films – vor allem auch, da wir solch einen Schwertkampf bei Bond bisher noch nicht gesehen habe – und danach trifft sich 007 mit M im Untergrund, in einer weiteren phantastischen Szene, welche erneut die ganz besondere Beziehung zwischen den beiden hervorstreicht.
Nach einer mehr als überflüssigen Virtual Reality-Einlage (wo wir wieder beim Thema der zu fortschrittlichen Technologie wären) gibt es dann den Auftritt von Q. Nachdem John Cleese beim Vorgänger noch den Clown gegeben hat, tritt er hier nun in die Fußstapfen von Desmond Llewelyn, und spielt Q de facto genau so wie sein Vorgänger. Es ist eine deutlich bessere Performance, die es mich doch bedauern lässt, dass John Cleese nicht noch in ein paar Filmen in der Rolle auftreten durfte. Zugleich ist die Szene ein gutes Beispiel für die zuvor erwähnten Anspielungen auf frühere Filme – wobei es in dieser Szene in Q's Werkstatt sogar noch passt, und nicht so störend wirkt wie an anderer Stelle. Kurz darauf gibt es dann Bonds neues Dienstfahrzeug – und damit zugleich eins der kontroversesten Elemente des Films – zu bestaunen: Den unsichtbaren Aston Martin. Womit wir wieder beim Thema der zu fortschrittlichen Technologie wären (Déjà-vu!). Ein unsichtbares Auto ist einfach zu viel des Guten, und erforderte einen Grad an "suspension of disbelief", den ich selbst in einem Bond-Film nicht einzugehen bereit war. Das hätte man sich wirklich sparen sollen. Generell ist das so ziemlich der Moment, an dem "Stirb an einem anderen Tag" über den Hai springt, wie man so schön sagt. Zwar war auch schon die ersten Stunde nicht frei von Schwächen, doch spätestens Bonds Ankunft in Island bei Graves Eispalast ist jener Moment, an dem der Film umkippt wie ein mit Abwässern verschmutzter See. Soll heißen: Ab da überwiegen die negativen Aspekte, und es gibt nur noch gelegentliche, kurz aufflackernde positive Elemente. Einer davon ist das extravagante Design des Eispalastes, das Erinnerungen an beste Ken Adams-Zeiten weckt.
Ein weiteres ist Rosamund Pike als eiskalte Miranda Frost. Sie ist zweifellos und mit Abstand das bessere Bond-Girl – nicht nur, weil sie sich in weiterer Folge als Verräterin herausstellt. Sie verfügt genau über jene erotisch-anziehende Ausstrahlung, die Berry in der Rolle meines Erachtens fehlt. Durch ihre kühle Performance gibt sie ihrer Figur eine anregende Unnahbarkeit. Herrlich auch Bonds Begrüßung: "A palace of ice. You must feel right at home." Jedenfalls ist Pike nicht nur hübsch und sehr attraktiv, auch ihre schauspielerische Leistung kann überzeugen. Sie ist einer der wenigen Lichtblicke der zweiten Hälfte des Films. Der Rest hingegen… nicht lange nach seiner Ankunft wird Jinx gefangen gehalten, und wir bekommen eine weitere völlig überzogene Actionszene, nämlich die mit den herumschwirrenden Laserstrahlen. Es sollte wohl dynamisch, interessant und packend wirken, ich empfand es hingegen einfach nur als wirr, chaotisch und konfus. Hier fällt auch zum ersten Mal (außerhalb der VR-Umgebung, wo es zuvor bereits einen ähnlichen Effekt zu "bestaunen" gab; da dies nur beim Ende der Simulation auftrat, hat es mich dort aber nicht gestört) der Einsatz von Zeitlupen und einer Art "Bullet Time" auf – etwas, dass überhaupt nicht zu Bond passen will.
In etwa zur gleichen Zeit offenbart sich uns Gustav Graves als der verstorben geglaubte Koreaner aus der Prä-Titel-Sequenz. Auch hier wären wir wieder beim Thema: zu futuristisch, zu unglaubwürdig, zu viel des Guten. Recht gut gefällt mir dafür jene Szene, als Bond glaubt, ihn gestellt zu haben und ihn aufhalten zu können – nur um mitansehen zu müssen, wie Miranda ihre Waffe auf einmal auf ihn richtet. Dieser kurze gelungene Moment wird aber sogleich durch zwei der schlimmsten Kalauer in der Geschichte der Bond-Filme ruiniert: " I've missed your sparkling personality." War ja schon schlimm genug, aber Zaos Replik "How's that for a punchline" verursachte auch mir körperliche Schmerzen, so als hätte er mir ebenfalls einen Schlag in die Magengrube verpasst. An dieser Stelle dachte ich dann, der Tiefpunkt des Films wäre erreicht – doch kurz darauf belehrte man mich eines Besseren. Bonds Flucht mit dem Raketenauto ist ja schon schlimm genug – zumal er kurz darauf erst recht zurückkehrt, um Jinx zu retten; warum fährt er dann überhaupt mit dem davon? Aber als graves seinen Satelliten einschaltet, beginnt ein absoluter CGI-Effekte-Overkill, wie wir ihn bei Bond noch nicht erleben mussten, und wie er auch überhaupt nicht zur Reihe passen will. Selbst damals schon war der riesige Laserstrahl aus dem All und das davor flüchtende Raketenauto nicht wirklich überzeugend umgesetzt, und 10 Jahre später sehen sie noch einmal eine ganze Ecke mieser aus. Absolut hirnrissig auch, wie Graves den Laserstrahl schließlich vor der Klippe verharren lässt, anstatt den Kurs beizubehalten. Hätte er das getan, wäre Bond nämlich Toast gewesen.
Erneut dachte ich, damit wäre der absolute Bodensatz dessen erreicht, was Lee Tamahori und seine Crew uns bieten können – und erneut musste ich kurz darauf meinen Irrtum eingestehen. Bonds Paragleit-Wassersurf-Einlage ist derart schlecht, dass mir ehrlich gesagt die Worte fehlen. Extrem schlecht getrickst, völlig übertrieben, ein gänzlicher CGI-Effekte-Overkill ohne echte Stunt-Elemente, alles nur um Studio vor einem blauen Schirm entstanden – entsprechend künstlich wirkt es. Einfach nur grauenhaft und lächerlich; für mich der absolute Tiefpunkt aller Bond-Filme. Noch tiefer sank der Film dann Gott sei Dank nicht mehr. Was nicht heißen soll, dass der Rest frei von Schwächen gewesen wäre. Immerhin gibt es aber kurz nach diesem absoluten Tiefpunkt ein kurzes Highlight, nämlich den Kampf der beiden Super-Autos. Zwar war auch dieser etwas übertrieben dargestellt, aber mit den auf dem Eis dahinschlitternden Autos war er wenigstens cool, weshalb ich es verschmerzen kann. Die Rettung von Jinx aus dem Eispalast ist dann auch noch ok, wenn auch nichts Besonderes.
Der Showdown kann dann aber wiederum überwiegend nicht überzeugen. Das einzige gute an ihm war für mich der Kampf zwischen Miranda und Jinx. Der war wirklich sehr gut umgesetzt, und bot erneut für Bond eher untypische Schwertkampfaction – noch dazu von leicht bekleideten Damen. Ich gebe unumwunden zu, das hatte durchaus seinen Reiz. Zumal Jinx nachdem sie Miranda besiegt hat den mit Abstand besten Kalauer des Films von sich geben darf ("I think I broke her heart"; und ja, echtes Highlight ist selbst der keins, aber im Vergleich zu den restlichen Gags des Films…). Der Rest des Showdowns war aber eher zum Vergessen. Der Kampf zwischen Bond und Graves war überhaupt nicht packend, und dabei störte ich mich zum wiederholten Mal an der zu futuristischen Technologie. Als das Flugzeug dann durch den Strahl des Satelliten fliegt – und das doch tatsächlich übersteht! – bekommen wir einen weiteren CGI-Overkill zu Gesicht. Damit ist der Schrecken aber leider noch nicht ganz vorüber. Glaubte ich kurzfristig, man würde uns im 20. Film endlich den lang ersehnten Kuss zwischen Bond und Moneypenny schenken, erweist sich dies kurz darauf als feuchter VR-Traum. Dass man Moneypenny nach der noch recht selbstbewussten Darstellung in "Goldeneye" sich derart erniedrigen lässt, ist einfach nur grauenhaft, und eine absolute Schande. Das hat sich die Figur nun wirklich nicht verdient. Und auch hier wieder: Wenn du glaubst, schlimmer geht’s nimmer, belehrt dich "Stirb an einem anderen Tag" eines bessern. Denn was darauf folgt, ist die peinlichste Ansammlung vorpubertärer Zweideutigkeiten ("Don't pull it out") die ich abseits von Teenie-Sex-Komödien je erlebt habe. Damit endet "Stirb an einem anderen Tag" an einem weiteren Tiefpunkt – aber immerhin, danach ist es endlich vorbei.
Fazit:
Der erste Film der Brosnan-Ära, "Goldeneye", hat James Bond erfolgreich in die 90er gebracht und gezeigt, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. Es gelang, die Reihe zu modernisieren, ohne dabei das zu opfern, was Bond auszeichnet. Mit "Stirb an einem anderen Tag" schließt sich der Kreis insofern, als er das genaue Gegenteil ist. Man passt sich viel zu sehr dem damaligen Trend zu CGI und übertriebenen Effektszenen an, und geht baden. Wo "Goldeneye" bewiesen hat, dass Bond immer noch seine Daseinsberechtigung hat, wirkt "Stirb an einem anderen Tag" wie der Beweis des genauen Gegenteils. Er ist ein völlig überzeichneter, von Anspielungen erschlagener und in seiner Überzeichnung zur Selbstparodie verkommener Abgesang auf 007, nachdem man ernstlich zu hinterfragen beginnt, ob Bond noch einen Platz im Medium Film hat – und/oder diesen verdient.
Als sein größter Schwachpunkt erweisen sich die vielen übertriebenen CGI-Szenen, aber auch das Drehbuch ist kein Highlight. Gustav Graves ist ein ungemein schwacher Bösewicht, und die teils grauenhaften Kalauer tun ihr übriges. Lediglich vereinzelte starke Szenen, wie der gelungene Einstieg, und Lichtblicke wie Rosamund Pike oder auch der erneut gelungene Score von David Arnold, verhindern Schlimmeres. Jedenfalls setzte man Bond mit "Stirb an einem anderen Tag" ein denkbar unwürdiges Jubiläumsdenkmal, und landete, so wie zum Ende der Moore-Ära, wieder einmal in einer kreativen Sackgasse – und auch wenn mir die folgende Radikalkur in "Casino Royale" wiederum etwas zu radikal gewesen sein mag, so überzeugt mich jede (schmerzhafte) neuerliche Sichtung von "Stirb an einem anderen Tag" doch immer wieder aufs Neue davon, dass diese notwendig war. Jedenfalls ist "Stirb an einem anderen Tag" der absolute Tiefpunkt der Brosnan-Ära, und zählt für mich, neben "Der Mann mit dem goldenen Colt" und "Moonraker", zu den schlechtesten Bond-Filmen aller Zeiten.
Bevor ich mir die Wertung ansah, murmelte ich schon vor mir "Bestimmt ist es ne 4, bestimmt ne 4!", und als ich sah, dass ich richtig lag, sagte ich "Ha!"
Ich halte den ja für ziemlich unterbewertet. Die meisten mögen den doch nur deswegen nicht, weil etwas mehr von den bösen Effekten zum Einsatz kommt.
Was die Anspielungen angeht: das ist doch ein allgemeines Problem bei späteren Teilen. Während die ersten Filme wunderbar für sich funktionieren, müssen die späteren ständig auf sie anspielen. So war es ja auch bei Star Wars 1-3 und dem letzten Terminator.
Ja, Anspielungen auf die Bond-Historie gibt es immer wieder, aber bei DAD hat man es einfach damit übertrieben. Ich habe damals nach dem Kinorelease eine erschöpfende Aufstellung im Netz gefunden und als Word-Dokument weggespeichert. Ich würde die Seite nur zu gern verlinken, aber obwohl ich sie im Google mit den richtigen Stichworten noch finde, zeigt er mir die Seite als nicht mehr verfügbar an.
Ein paar Anspielungen hie und da sind ja ok, aber das war einfach zu viel des guten, und hat völlig vom Rest des Films abgelenkt. Was im vorliegenden Fall aber in gewisser Weise auch wieder ein Segen war, genau genommen. Ich muss ja gestehen, je mehr ich drüber nachdenke, desto schwerer tue ich mir mit der 4er-Wertung. Aber das mag auch daran liegen, dass DAD von Minute zu Minute schlechter wird, und man sich zunehmend an den guten Einstieg nicht mehr erinnern kann .
Die Effekte sind keinesfalls das einzige Problem, aber für mich zweifellos eines der größten. Ein solcher CGI-Overkill passt einfach nicht zu Bond. Zumal die Effekte selbst damals schon nicht mehr zeitgemäß waren.
Mich würde allerdings sehr interessieren, was dir an diesem Film gar so gut gefällt, dass du ihn als 2.-besten Bond-Film aller Zeiten ansiehst?!
Ich fand den Film jetzt auch nicht so schlimm. Rosamund Pike fand ich absolut klasse als Miranda Frost, die Fechtszene war sehr spannend und Island ist auch mal eine tolle Location. Und sogar Michael Madsen ist mal (auch wenn nur kurz) in einem Bond-Film zu sehen. :-)
Blöd fand ich aber auch die vielen CGI-Effekte. Ich bin kein Freund davon. Ich mag es lieber, wenn handgemachte Stunts zu sehen sind. Und das mit dem unsichtbaren Auto war dann wirklich sehr übertrieben.