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James Bond 007 - Leben und sterben lassen Drucken E-Mail
Roger Moore übernimmt die Lizenz zum Töten Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 10 November 2012
 
50 Jahre Bond… James Bond

Leben und sterben lassen
(Live and Let Die, UK 1973)
 
Leben und sterben lassen , Romanvorlage
Bewertung:
Studio/Verleih: Eon Productions/United Artists/MGM
Regie: Guy Hamilton
Produzenten: Albert R. Broccoli & Harry Saltzman
Drehbuch: Tom Mankiewicz, nach dem Roman von Ian Fleming
Filmmusik: George Martin
Kamera: Ted Moore
Schnitt: Bert Bates, Raymond Poulton & John Shirley
Genre: Action/Thriller/Komödie
Kinostart Deutschland: 19. Dezember 1973
Kinostart UK: 06. Juli 1973
Laufzeit: 121 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: YouTube (Englisch)
Kaufen: Blu Ray Komplettbox, DVD Komplettbox, Blu Ray, DVD, Soundtrack
Mit: Roger Moore, Jane Seymour, Yaphet Kotto, David Hedison, Clifton James, Julius Harris, Geoffrey Holder, Gloria Hendry, Bernard Lee, Lois Maxwell u.a.


Kurzinhalt: Binnen weniger Stunden werden drei britische Geheimagenten, die in verschiedensten Teilen der Welt operierten, ermordet. Ihnen allen ist gemein, dass sie Dr. Kananga, dem Diktator einer kleinen karibischen Insel, auf der Spur waren. Nun setzt der MI6 ihren besten Agenten auf ihn an: 007. Bond soll die Morde untersuchen und herausfinden, was Kananga vorhat – und ihn aufhalten. Dafür begibt er sich zuerst nach New York, wo er Hilfe von seinem Freund und Kollegen Felix Leiter erhält. Er verfolgt einen von Kananga's Schergen, und trifft schließlich auf Mr. Big, sowie auf die Wahrsagerin Solitaire. Mit knapper Not gelingt es ihm, zu entkommen. Er begibt sich daraufhin nach San Monique – ist er doch davon überzeugt, dass in Kananga's Inselstaat der Schlüssel zu seinen Plänen liegt. Um diese zu vereiteln, ist er jedoch auf die Hilfe von Solitaire angewiesen…

Review: Roger Moore in seinem ersten Einsatz. Besser als Lazenby, aber kein Vergleich zu Connery.Mit "Leben und sterben lassen" ist die Evolution der Bond-Filme vorerst abgeschlossen. Begann man mit "Dr. No" und "Liebesgrüße aus Moskau" noch vergleichsweise ernst und bodenständig, und wurde daraufhin (vom Ausreißer "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" abgesehen) laufend "pulp"iger, luftig-lockerer und extravaganter, vollzieht man bei "Leben und sterben lassen" endgültig den Wandel zur Farce – ist dieser doch mindestens so sehr Komödie wie Actionfilm und/oder Thriller. Das bereits ansatzweise im Vorgänger etablierte Konzept, dass Bond im Laufe eines Films immer wieder in bedrohliche Situationen gerät, nur um diesen dann mit Hilfe seiner Gadgets, mit seiner Cleverness, oder auch mit Hilfe von außen zu entkommen, wird hier nun endgültig auf die Spitze getrieben. Auch Bond selbst verkommt zur Karikatur. War er bereits in den Vorgängern ein Superagent und Frauenheld, lässt man hier nun endgültig jegliche Verankerung in der Realität hinter sich. Ganz egal wie bedrohlich die Situation auch ist: Bond bleibt immer cool, und ist stets Herr der Lage.

Nachdem Sean Connery nach "Diamantenfieber" – wo er aus der Not heraus und dank eines großzügigen Gehaltsschecks eingesprungen ist – die Walter PPK endgültig an den Nagel gehängt hat (zumindest vorläufig, bzw. innerhalb der offiziellen Bond-Reihe), engagierte man Roger Moore, um in seine Fußstapfen zu treten. Dieser war zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Fernsehen wohlbekannt, wo er jahrelang als Simon Templar für seine Rolle als James Bond geübt hat. Er macht seine Sache nicht schlecht, und verfügt definitiv über den nötigen Charme, den 007 so auszeichnet. Mit seinem Engagement hat man jedoch auch die Rolle deutlich verändert. Bei Sean Connery blitzte trotz allen Charmes doch auch eine Härte durch, die man bei Moore vermisst. Dieser spielt Bond einfach nur ein Gentle- und Ladies-man durch und durch. Man könnte sagen, er schleift die Ecken und Kanten der Figur, die sie zu mehr gemacht haben, ab. Das Ergebnis ist nicht mein Lieblings-Bond, dennoch merkt man bereits bei "Leben und sterben lassen", dass er keine schlechte Wahl für die Rolle war. Immerhin hat er – im Gegensatz zu George Lazenby – schauspielerische Erfahrung und Talent. Etwas suboptimal empfand ich allerdings die eher unspektakuläre Art und Weise, wie man ihn vorstellt. Während man für Sean Connery eine der besten ersten Auftritte einer Figur der Filmgeschichte geschaffen hat, und uns selbst bei George Lazenby etwas auf die Folter gespannt hat, sehen wir Moore im Bett neben einer Frau. Schon eine etwas unaufregende Vorstellung. Bevor es soweit ist, bekommen wir jedoch natürlich einerseits einen kurzen Teaser (noch ohne Bond), und andererseits die gewohnte Titelsequenz. Diese ist von einem großen Totenkopf geprägt und zählt definitiv zu den ungewöhnlicheren Einstiegssequenzen, die Maurice Binder für Bond geschaffen hat. Auch der Titelsong war damals noch eher ungewöhnlich; nach den sehr klassischen Liedern der Vorgänger ging man auch hier mit der Zeit, und verpflichtete Ex-Beatle Paul McCartney, dessen rockige Nummer vor allem aufgrund der einprägsamen Melodie in Erinnerung bleibt.

In 'Leben und sterben lassen' bekommt es Bond mit okkulten Mächten zu tun.Während der Hauptdarsteller wechselte, blieb hinter der Kamera soweit alles beim Alten. Nach "Goldfinger" und dem unmittelbaren Vorgänger "Diamantenfieber" kommt Guy Hamilton hier zu seinem dritten Bond-Einsatz auf dem Regiestuhl. Wie schon beim Vorgänger kann er zwar auch diesmal nicht an seinen genialen ersten 007-Auftritt anknüpfen, inszeniert vor allem aber auch die Action erneut recht spektakulär, und beweist sein Gespür für interessante Bilder und Einstellungen. Auch Kameramann Ted Moore, der bis auf "Man lebt nur zweimal" und "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" für alle Bond-Filme hinter der Kamera stand, kehrt wieder zurück. Etwas irritiert war ich jedoch von der Tatsache, dass man – nachdem die Bond-Abenteuer seit "Feuerball" im weiten Cinemascope-Format gedreht wurde – für "Leben und sterben lassen" wieder zum engeren 1.66:1 Seitenverhältnis zurückgekehrt ist, was schon irgendwie einen Rückschritt darstellt, und den Film weniger cineastisch wirken lässt. Generell kann dieser was den "scope" betrifft nicht ganz mit den Vorgängern mithalten.

Was die Besetzung betrifft, stechen neben Roger Moore vor allem noch Yaphet Kotto, die bezaubernde Jane Seymour und David Hedison hervor. Letzterer ist der mittlerweile 5. Felix Leiter im fünften Auftritt der Figur. Man könnte fast das Gefühl bekommen, dass sich die Macher hier an einem running gag versucht haben. Yaphet Kotto, der neben Kananga wohl vor allem auch für seine Rolle in Ridley Scotts "Alien" bekannt ist, gibt einen überzeugenden und durchaus bedrohlichen Bösewicht – zählt jedoch unter diesen nicht zu meinen Favoriten. Was vielleicht auch damit zusammenhängen darf, dass er sich im Verlauf des Films als simpler Drogendealer offenbart. Jane Seymour zählt sicherlich zu den schönsten Bond-Girls der Filmgeschichte, und spielt ihre Rolle auch keineswegs schlecht – allerdings konnte ich mit ihrer Figur eher weniger anfangen. Gleiches gilt übrigens für Clifton James, der als Sheriff Pepper eine Art Kurzfilm im Film erhält, der mir jedoch zu sehr Karikatur und Klischee war – dementsprechend konnte mich der Humor in diesem Abschnitt leider nicht wirklich überzeugen. Vielmehr fand ich, dass sein Auftritt von der spannenden (wenn auch einen Hauch zu lang geratenen) Motorboot-Jagd – für mich das Action-Highlight des Films – abgelenkt hat. Was "Leben und sterben lassen" generell gut gelingt, ist denkwürdige Szenen und Momente zu schaffen. Hierbei stach für mich unter anderem die Begräbnis-Prozession in New Orleans hervor. Wie diese zuerst Trübsal blasend durch die Straßen zieht, nur um – nachdem man einen Agenten ermordet hat – in Jubel und Heiterkeit auszubrechen, bleibt definitiv in Erinnerung. Gleiches gilt für den Mordversuch mit der Schlange – und der Art und Weise, wie sich Bond ihrer entledigt –, das Verhör in dem man droht, Bonds kleinen Finger mit der mechanischen Hand von Tee Hee abzutrennen, Kananga's außergewöhnlicher Tod, sowie meine absolute Lieblingsszene des Films: Die Krokodile.

Yaphet Kotto gibt als Kananga einen guten, wenn auch nicht überragenden, Bösewicht.Bei "Leben und sterben lassen" gab es nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera eine große Umstellung. Nach 6-1/2 Einsätzen wurde John Barry hier von George Martin abgelöst. Dieser bleibt dem von Barry geprägten Stil, altbekannte Melodien – allen voran das Bond-Thema – mit Variationen und Interpretationen des Titelsongs zu verknüpfen, treu. Was ihm ebenfalls gut gelingt, ist typische Klänge der bereisten Locations einzubringen – hat sein Soundtrack doch einen deutlichen karibischen Einschlag. Insgesamt liefert er keinen schlechten Score ab – mit John Barry kann er sich aber meines Erachtens nicht messen. Wofür er nichts kann, worunter der Film jedoch meines Erachtens doch nicht unwesentlich leidet, ist die Tatsache, dass man in vielen Szenen wo man eine solche eigentlich erwarten würde auf Filmmusik verzichtet. Exemplarisch sei die Verfolgungsjagd mit den Motorbooten genannt. So nett anzusehen sie auch sein mag, aber die Tatsache, dass diese fast gänzlich ohne Soundtrack stattfindet, nimmt ihr einiges an Spannung und Effektivität. Generell verwendet man die Musik oftmals eher als Hintergrundrauschen, als um bestimmte Momente und Szenen zu akzentuieren – was ihr teilweise Fahrstuhlmusik-Charakter verleiht.

Die Handlung von "Leben und sterben lassen" zählt ebenfalls sicherlich nicht zu den Highlights innerhalb der Bond-Reihe. Besonders seltsam fällt mir dabei der mangelnde rote Faden auf. Gerade auch was die bereisten Schauplätze betrifft, folgte man bei den Vorgängern meist einer deutlichen Spur. Hier springt man allerdings recht willkürlich und unmotiviert zwischen den verschiedenen Schauplätzen (New Orleans, New York, San Monique) hin und her. Dadurch mangelt es "Leben und sterben lassen" an einer klaren Linie, und auch an einem konsequenten Spannungs- und Handlungsaufbau. Wenn man über die Schwächen des Films betrifft, darf man auch die rassistischen Untertöne nicht vergessen. Bis auf einen CIA-Kollegen sind die afroamerikanischen DarstellerInnen in "Leben und sterben lassen" allesamt böse schwarze Männer (und Frauen). Selbst Rosie, das erste afroamerikanische Bond-Girl, erweist sich in weiterer Folge als Verräterin. Zugegeben, das ist nur mehr ein Schatten dessen was im Roman zu finden ist; Drehbuchautor Tom Mankiewicz hat hier eh schon sein Bestes getan, um das ganze etwas zu entschärfen. Dennoch fühle ich mich dabei doch irgendwie immer etwas unbehaglich. Eine der weniger gelungenen Elemente ist auch der abschließende Kampf im Zugabteil – wirkt dieser doch wie eine billige Kopie der entsprechenden grandiosen Szene aus "Liebesgrüße aus Moskau". Mein größter Kritikpunkt sind aber die eingestreuten okkulten, übernatürlichen Elemente. Trotz aller teils überzogener Action und futuristischer Gadgets waren die Bond-Filme bis dahin doch recht klar in der Realität – oder zumindest einer überzeichneten Version eben dieser – verankert. Mit der Wahrsagerin verlässt man diese realistischen Gefilde aber endgültig, und begibt sich ins Reich der Märchen bzw. der Fantasy. Etwas, dass sich mit der Reihe meines Erachtens nicht unwesentlich spießt, und letztlich auch dafür hauptverantwortlich ist, dass ich "Leben und sterben lassen" nicht ganz auf dem Niveau der ohnehin schon nicht mehr überragenden Vorgänger sehe.

Fazit: Roger Moore umwirbt Jane Seymour.Der erste Einsatz von Roger Moore als 007 ist ok – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Im Vergleich zum Vorgänger wurde der Humor-Anteil noch einmal erhöht, und insgesamt lässt man die zumindest noch ansatzweise in der Realität verwurzelten Anfänge der Reihe hier nun endgültig hinter sich, was sogar so weit geht, dass man okkulte und übersinnliche Elemente (wie z.B. eine jungfräuliche Wahrsagerin, die nach ihrer ersten Nacht mit James Bond ihre Fähigkeit verliert) in die Handlung einführt – die jedoch für mich nicht wirklich zu Bond passen wollten, und sich für mich als der größte Schwachpunkt des Films erwiesen. Roger Moore gibt zwar bereits bei seinem ersten Auftritt als James Bond bereits eine bessere Leistung ab als George Lazenby, und bringt vor allem auch die charmante-elegante Seite sowie die augenzwinkernd-ironischen Aspekte der Figur perfekt zur Geltung, lässt es jedoch in seiner Darstellung der Figur an jener Härte, Skrupellosigkeit und Kaltblütigkeit vermissen, die bei Connery immer wieder durchgeblitzt ist. Vom eiskalten Killer fehlt bei ihm jedenfalls jede Spur, sein Bond wirkt vielmehr wie der freundliche Agent aus dem Nobelviertel von nebenan. Schade fand ich auch, dass man zu einem engeren Seitenverhältnis zurückgekehrt ist, und dass nicht erneut John Barry für den Soundtrack verpflichtet wurde – wenn sich George Martinez auch durchaus als würdiger (wenn auch keinesfalls gleichwertiger) Ersatz erweist. Weiteren Schwachpunkten – wie der kurzen Nebenhandlung rund um den Sheriff – stehen dann gelungene Aspekte wie die zahlreichen denkwürdigen Szenen und Elemente und der erneut gefälligen Inszenierung von Guy Hamilton gegenüber. Insgesamt halte ich "Leben und sterben lassen" für einen eher durchwachsenen Bond-Film, bei dem sich die positiven und negativen Aspekte in etwa die Waage halten.

Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM)


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Weiterführende Links:
50 Jahre James Bond - SPECiAL






Kommentare (3)
RSS Kommentare
1. 10.11.2012 23:04
 
Also den 20 Minütigen Abschnitt von der Szene, wo Bond ins Krokolager gebracht wird, bis zum Ende der Bootsjagt, finde ich einfach nur geil. Selbst den Sheriff finde ich zum Brüllen! :grin  
 
Dafür hat er aber die schlechteste Anfangsszene, zusammen mit der aus In tödlicher Mission. Zum einen finde es total bescheuert, dass die farbigen erst total einen auf Trauer machen, aber dann übelst abfeiern, zum anderen finde ich beim Tod des Agenten die Schlange schlecht gemacht und den Tod schlecht gespielt. Dagegen war der Tod von Captain Needa in Das Imperium schlägt zurück oscarreif.
 
2. 27.11.2012 16:05
 
Ich merke, beim Humor haben wir einen sehr konträren Geschmack. Den Sheriff fand ich nervig, die Szene zu Beginn mit der Beerdigung dafür herrlich schwarzhumorig und köstlich :).
 
3. 12.12.2012 23:38
 
Guter Bond, aber nicht überragend. 
 
Solitär fand ich ganz entzückend. :-) Richtig packend war das mit Bond und den Krokodilen. Sehr spannend dargestellt. Und den Sheriff fand ich auch nicht schlimm. 
 
Was mir auch gegen den Strich ging, war das ganze mit diesem übernatürlichen. Das passt einfach nicht zu Bond. Aber sonst guter Einstieg für Moore.
 
Danny

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