Originaltitel: Bread and Circuses Produktionsnummer: 2x14 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 15.03.1968 Erstausstrahlung D: 26.01.1974 Drehbuch: Gene Roddenberry & Gene L. Coon Regie: Ralph Senensky Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Walter Koenig als Pavel Chekov, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: William Smithers als Merikus, Logan Ramsey als Claudius Marcus, Ian Wolfe als Septimus, Rhodes Reason als Flavius, Lois Jewell als Drusilla u.a.
Kurzinhalt:
Bei ihrem Flug durchs All stößt die U.S.S. Enterprise auf die Wrackteile eines Raumschiffs, dessen Kommandanten Captain Kirk noch von der Sternenflottenakademie kennt. Spock kann die Trümmer bis zu ihrem Ursprungsplaneten zurückverfolgen. Dieser ist der Erde sehr ähnlich, sowohl was Aussehen als auch die kulturelle Entwicklung betrifft – jedoch mit einem wesentlichen Unterschied: Auf diesem Planeten ist das römische Reich nie untergegangen, sondern hat stattdessen nun einen technologischen Stand erreicht, der in etwa der Mitte des 20. Jahrhunderts entspricht. Kirk, Spock und McCoy beamen auf den Planeten herunter, um nach der Crew des Raumschiffs zu suchen. Von in den Bergen versteckten Rebellen müssen sie erfahren, dass es sich bei Merikus, der rechten Hand des Prokonsuls Claudius Marcus, um Captain R.M. Merrick handeln dürfte. Hat dieser etwas tatsächlich gegen die oberste Direktive verstoßen und in die natürliche Entwicklung des Planeten eingegriffen? Das Außenteam macht sich in die Stadt auf, wird jedoch von einer römischen Patrouille aufgegriffen und eingesperrt. Als Kirk darauf besteht, mit Merikus zu sprechen und seinen Namen nennt, gewähren Merikus und Claudius ihm tatsächlich eine Audienz. Sie fordern von ihm, dass er die Crew der Enterprise auf den Planeten beamen lässt. Weigert er sich, wird er mitansehen müssen, wie seine beiden Freunde Spock und McCoy in der Gladiatorenarena ums Leben kommen…
Denkwürdige Zitate:"I think he means it, Spock." "There would seem to be evidence to that effect."
(Spocks köstlich-trockener Humor schlägt wieder einmal zu.)
"I believe you all swear you'll die before you'd violate that directive. Am I right?" "Quite correct." "Must you always be so blasted honest?"
(Da hat McCoy nicht unrecht; einen guten Pokerspieler würde Spock wohl kaum abgeben.)
"I'm trying to thank you, you pointed-eared hobgoblin!"
(Und das machst du auch ganz hervorragend, Pille!)
"Do you know why you're not afraid to die, Spock? You're more afraid of living. Each day you stay alive is just one more day you might slip and let your human half peek out."
(Die mit Abstand beste Szene der Episode.)
Review:
"Brot und Spiele" erfordert wieder einiges an zeitweiser Aussetzung der Ungläubigkeit (um den englischen Begriff "suspension of disbelief" mal verkrampft einzudeutschen). Die Idee, ähnliche planetare und kulturelle Entwicklungen mit dem "Gesetz" eines fiktiven Wissenschaftlers zu erklären, gefällt ja soweit noch recht gut. Aber bei "Brot und Spiele" gehen die Ähnlichkeiten dann doch entschieden zu weit. Selbst auf der Erde gab es zum Zeitpunkt des römischen Reichs weltweit gesehen so viele andere Kulturen – warum sollten sich auf diesem Planeten gerade die Römer durchsetzen? Dann die Kleidung, die Architektur, die ganze Kultur… das ist alles dann doch etwas zu menschlich für meinen Geschmack. Seltsam erscheint auch, dass die Römer englisch sprechen. Den Vogel schießt aber die Offenbarung am Ende ab, dass die Rebellen in den Bergen nicht die Sonne, sondern den Gottessohn anbeten – es sich also um Christen handelt. Die parallele Entwicklung der Erde und dieses Planeten geht also scheinbar so weit, dass es auch dort einen Jesus gab?!?! Hallelujah!
Auch die Darstellung des Christentums als Glauben der Liebe und Brüderlichkeit ist mir angesichts der blutdurchtränkten Geschichte sowie der selbst heutzutage noch auftretenden Skandale dann doch etwas zu positiv verklärt – aber ich will hier keine religiöse Debatte anzetteln. Seltsam erscheint auch, dass man zwar in die Entwicklung des Planeten nicht eingreifen will, aber dennoch in ganz normalen Sternenflottenuniformen herunterbeamt – mit denen man wohl oder übel auffallen wird. Wäre es nicht klüger, in einer auf dem Planeten gängigeren Kleidung herunterzubeamen, wie man das sowohl davor als auch danach zumeist getan hat? Und, ganz ehrlich… auch die Motivation von Claudius Maximus, und warum dieser unbedingt meint darauf bestehen zu müssen, dass sich die komplette Besatzung der Enterprise auf den Planeten beamt, ergibt nicht wirklich Sinn. Wie er ja selbst feststellt – und es gegenüber Kirk als Argument anführt, warum er nicht einfach mit seinen Phaserwaffen Gebäude nach Gebäude den Erdboden gleichmachen kann, bis man sie freilässt – ist die Föderation an ihre erste Direktive gebunden. Ich verstehe daher nicht, warum er Einmischung von außen erwartet, wenn er die drei einfach wieder ziehen lässt. Und so interessant die Idee auch sein mag, ein römisches Reich auf dem technologischen Stand des 20. Jahrhunderts zu zeigen, aber… etwas einfallslos ist man dabei – wohl auch aufgrund des beschränkten Budgets – schon vorgegangen. Römer in altmodischen Rüstungen, aber mit Maschinenpistolen bewaffnet, und Autos, die durch Städten mit römischer Architektur fahren. Viel Einfallsreichtum hat man hier jedenfalls meines Erachtens leider nicht bewiesen.
Die größte Stärke der Episode sind für mich die Wortgefechte zwischen Spock und McCoy. Diese sind in erster Linie wieder einmal von viel Humor geprägt, und sorgen für den einen oder anderen köstlich-amüsanten Moment. Mit ihrem Dialog in der Zelle schenkt man den beiden dann aber auch einen ungewohnt nachdenklichen Moment, der für mich eines der besten Gespräche zwischen den beiden aus der kompletten Serie, sowie die mit Abstand beste Szene der Folge darstellt. Man merkt, dass sich hinter ihrer ständigen Sticheleien doch eine gegenseitige Wertschätzung versteckt, die hier ausnahmsweise einmal unverhohlen zum Vorschein kommen darf. Dabei beweist McCoy sehr viel Scharfblick und Menschen(oder Vulkanier-)Kenntnis, als er Spocks ständigen inneren Zwiespalt offenlegt, und damit auch uns Zuschauer wieder an den Kampf im inneren des Vulkaniers erinnert. Das Zusammenspiel der beiden ist in dieser Szene absolut grandios, wobei vor allem Leonard Nimoy besticht, da man die im inneren verborgenen Gefühle des Vulkaniers richtiggehend in seinem Gesicht ablesen kann.
Wo wir gerade von gelungenen schauspielerischen Leistungen sprechen… Logan Ramsey ist als Prokonsul Claudius Marcus einfach nur phantastisch. Vor allem, wie die Figur ihre Machtposition so richtig auskostet, und ihren mangelnden Respekt gegenüber seinem Vertrauten Merikus, den er ihn auch immer wieder mit abschätzigen Kommentaren spüren lässt, bringt Ramsey sehr gut rüber. Der Gladiatorenkampf (bei dem erneut auf die von Gerald Fried für das Duell zwischen Kirk und Spock aus "Pon Farr" komponierte Musik zurückgegriffen wird) ist ebenfalls anständig inszeniert. Gut gefiel mir dabei vor allem Dingen, dass man Chefarzt McCoy jetzt nicht einfach zu einem Paradekämpfer macht, nur weil es die Situation erfordert. Hätte er nicht das Glück, gegen Flavius anzutreten, der gegen ihn gar nicht kämpfen will, wäre es um ihn wohl schlecht bestellt. Großartig fand ich auch, wie man uns – nachdem wir zuvor eine TV-Übertragung eines solchen Kampfes erlebt haben – die Kulisse der Gladiatorenarena offenbart. Köstlich auch die mit "Empire TV" beschrifteten Kameras, oder das Pult für die Soundeffekte, wo je nach Bedarf Applaus oder auch ein buhendes Publikum eingespielt werden können. Hier deutet "Brot und Spiele" ganz sanft an, wie leicht sich TV-Bilder manipulieren lassen. Generell liegt die größte Stärke der Episode definitiv im Humor bzw. im anständigen Unterhaltungswert. Immer wieder gibt es Momente, die zum Schmunzeln anregen, wie z.B. als sich Spock und McCoy Sorgen wegen Jim machen, und dieser gerade von einer aufreizenden Sklavin (bei der ich drauf wetten würde, dass sie von einer Wienerin synchronisiert wurde) verführt wird. Eben diesem Unterhaltungswert verdankt es "Brot und Spiele" dann auch, dass sie sich, trotz aller Schwächen, noch über eine durchschnittliche Wertung freuen kann.
Fazit:
"Brot und Spiele" ist eine eher durchwachsene Episode. Richtige Spannung vermag nie so recht aufzukommen, und auch die angedacht dramatischen Elemente rund um Merikus, der seine gesamte Besatzung dem Tod geweiht hat, schaffen es nur bedingt, zum Nachdenken anzuregen. Letzteres wäre aber bei dieser Episode ohnehin nicht günstig – würden einem dann doch die logischen Schwächen noch stärker ins Auge fallen, als sie dies ohnehin schon tun. Vor allem der Gedanke einer derart parallelen Entwicklung zur Erde vermag einfach nicht zu überzeugen, und wirkt teilweise sogar unfreiwillig komisch. Apropos komisch… damit wären wir nämlich auch schon bei jenem Aspekt angekommen, der die Episode zu retten vermag. Denn die zahlreichen amüsanten Einfälle wie rund um die Übertragung der Gladiatoren-Kämpfe, sowie wie wieder einmal köstlichen Sticheleien zwischen Spock und McCoy, sorgen dafür, dass die Episode trotz aller Schwächen zu unterhalten vermag. Die großartige, nachdenkliche Szene zwischen Spock und McCoy bringt "Brot und Spiele" dann eigenhändig einen weiteren halben Wertungspunkt ein, und hebt die Episode damit knapp auf durchschnittliches Niveau.