Mit: Calvin Reeder, Lane Hughes, Kentucker Audley, Adam Wingard, Hannah Fierman, Mike Donlan, Joe Sykes, Drew Sawyer, Jas Sams, Joe Swanberg, Sophia Takal u.a.
Kurzinhalt:
Eine Gruppe krimineller Jugendlicher werden dazu angeheuert, in das Haus eines fremden Mannes einzubrechen und ein ganz bestimmtes VHS-Video zu stehlen – laut dem Auftraggeber werden sie wissen, worum es sich handelt, wenn sie es sehen. Allerdings finden sie, nachdem sie eingebrochen sind, eine gigantische Sammlung Videokassetten vor. Man teilt sich auf: während die einen im Keller nach dem gewünschten Video suchen, bleibt einer beim toten Mann im Wohnzimmer zurück. Auch dort liegen VHS-Kassetten herum, und so beginnt er, sich eines nach dem anderen anzusehen. Was er darauf entdeckt, sind entsetzliche Aufnahmen grauenvoller Ereignisse von ganz normalen Menschen – eine davon schrecklicher als die andere…
Review:
Im Gegensatz zu den meisten im deutschsprachigen Raum, die "V/H/S" nur zu Hause auf dem TV-Gerät erleben werden können, sah ich ihn auf dem /slash Filmfestival. Nach dem Vorschusslorbeeren aus Übersee und auch von einigen überschwänglichen Stimmen hierzulande, die ihn als extrem spannend und beängstigend bezeichneten, hatte ich – trotz meiner Skepsis gegenüber "found footage"-Horrorfilmen – hohe Erwartungen an "V/H/S" – die er dann nicht im Geringsten erfüllen konnte. Wobei ich hier noch einmal darauf hinweisen will, dass ich kein großer Fan dieses "Heimvideo"-Horrors bin, der – durch die amateurhafte Art und Weise, mit der er gedreht ist, und dem damit einhergehendem Verzicht auf inszenatorische Mittel wie einen Soundtrack (oder ein Stativ) – suggerieren will, dass sich alles in Wirklichkeit zugetragen hätte. Darauf bin ich selbst damals bei "Blair Witch Project" (den ich, da es damals noch eine innovative Idee war, noch recht gelungen – wenn auch nicht übertrieben spannend – fand) schon nicht mehr reingefallen. Mir gefiel "Cloverfield" noch recht gut, da es interessant war, ein Monster-Movie aus dieser Perspektive zu erleben. Davon abgesehen bin ich diesem Trend aber eher überdrüssig, bzw. haben die wenigsten entsprechenden Filme bei mir funktioniert.
Ein Hauptgrund dafür ist für mich die Art und Weise, wie viele dieser Filme – und auch manche Segmente dieser Horror-Anthologie – inszeniert sind. Manchmal glaube ich, die Hollywood-Regisseure halten alle Amateure zugleich auch für unfähige Dilettanten. Ich habe auch schon so manches Urlaubsvideo gesehen, und auch selbst gedreht, aber bis auf das Hinein- und Herauszoomen sind mir die meisten jener Tricks, mit denen man uns zu überzeugen versucht, es würde sich um echte Amateuraufnahmen halten, selten bis nie untergekommen. Z.B.: Glaubt es oder glaubt es nicht, aber ich kann doch tatsächlich eine Kamera ansatzweise ruhig halten, und wackle nicht ständig damit herum. Am konstruiertesten finde ich aber immer diese Stellen, wo man uns auf einmal zeigt, was vorher auf dem Band drauf war – etwas, dass man ja auch bei "Cloverfield" ausgiebig eingebaut hat. Nun mal ehrlich, wem ist das schon mal passiert, dass mitten in der Aufnahme plötzlich mehrere Sekunden des Materials zuvor enthalten waren, da diese quasi übersprungen wurden? Maximal ein paar Frames, vielleicht, aber ansonsten passiert das doch nur, wenn ich mutwillig vorspule. Was diese Tricks betrifft, stieß mir das erste Segment, welches alle anderen quasi umgibt und den Rahmen für die Handlung geben soll, besonders sauer auf, und machte es für mich von Anfang an ziemlich ermüdend. Es hilft auch nicht, dass die Handlung durch die anderen Geschichten immer wieder unterbrochen wird, und dadurch keine Spannung aufkommt. Da die kurzen Segmente nicht genug Zeit bleibt, um eine dichte Atmosphäre aufzubauen, verlegt sich Adam Wingard auf "überraschende" Veränderungen im Hintergrund zwischen den einzelnen Geschichten, sowie auf billige Schockeffekte. Dass sich die Einbrecher bereits in der ersten Minute als Arschlöcher offenbaren, und ich daher mit ihnen in keinster Weise mitfiebern konnte, half auch nicht. Insgesamt war "Tape 56" für mich jedenfalls der schwächste Teil dieser Anthologie.
"Amateur Night" von David Bruckner ergeht es da schon etwas besser. Die Idee, das Geschehen mit einer in der Brille versteckten Kamera zu filmen, ist durchaus originell, und sorgt für einige beeindruckende "mittendrin statt nur dabei"-Einstellungen. Vor allem ein Sturz über Stiegen ist grandios gemacht – man meint förmlich, den Aufprall am eigenen Leib spüren zu können. Leider machte es mir die Tatsache, dass die drei jungen Männer Frauen in ein Motelzimmer locken wollen, um dort mit der versteckten Kamera ihre amourösen Abenteuer – natürlich ohne das Wissen ihrer "Opfer" – zu filmen, schwer bis unmöglich, mit ihnen mitzufiebern. Ernsthaft, was für Arschlöcher. So gesehen dachte ich nach jedem Tod nur "Gut, dass wir den los sind!". Die dritte Geschichte, "Second Honeymoon", war eine der stärkeren Einträge. Erstens war es ausnahmsweise tatsächlich mal nachvollziehbar, glaubhaft und nicht übertrieben verruckelt gedreht. Außerdem hat Ti West die Amateur-Kamera mal wirklich originell und spannungssteigernd verwendet, als er sie in die Hand der das Pärchen verfolgende Stalkerin gibt. Der Abschlussgag hat mich hingegen nur bedingt überzeugt.
"Tuesday the 17th" von Glenn McQuaid wäre nicht einmal so eine schlechte Geschichte. Nicht sonderlich originell zwar, mit einer Art Predator-Wesen in den Wäldern, aber angenehm geradlinig und nicht unatmosphärisch. Die unangenehmen Geräusche, die immer dann auftreten, wenn das Monster erscheint, haben mir dieses Segment aber gänzlich verdorben. Ehrlich, mir taten jedes Mal die Ohren weh, und ich war im Endeffekt einfach nur froh, als der Mist endlich vorbei war. Dank des schmerzhaften Sounddesigns für mich der absolute Tiefpunkt der Anthologie. "The Sick Thing That Happened to Emily When She Was Younger" hat mich dank des Einsatzes eines Nachtsichtmodus an "Paranormal Activity" erinnert, bietet aber immerhin den einen oder anderen gelungenen und gut aufgebauten Schockmoment. Und die Idee, eine Geschichte über Webcams zu erzählen, war nicht unoriginell. Schade nur, dass es auch hier einen Twist in letzter Sekunde gab, mit dem ich nicht wirklich etwas anfangen konnte. Die letzte Geschichte ist dann "10/31/98", und sie war für mich neben "Second Honeymoon" das Highlight der Anthologie. Wir erleben dabei, wie sich vier Freunde zu einer Halloween-Party aufmachen, stattdessen aber in einem echten Spukhaus landen. Für mich war es das einzige Segment, wo wirklich Spannung aufgekommen ist, und ich mich den Figuren ansatzweise verbunden gefühlt habe. Und vor allem der Einsatz von Special Effects hebt diese Geschichte deutlich über die anderen Erzählungen. Da waren ein paar sehr imposante Einstellungen darunter. Und auch das Ende konnte mir hier sehr gut gefallen – wenn es vielleicht auch etwas absehbar war.
Ein Problem, dass alle Geschichten eint, ist, dass es aufgrund der kurzen Laufzeit der Geschichten kaum gelungen ist, mich eine Beziehung zu den Figuren aufbauen zu lassen. Bei "Katzenauge" verbrachten wir wenigstens noch eine knappe halbe Stunde mit den Protagonisten, hier waren es meistens nur wenige Minuten, ehe die Kacke am Dampfen war, wie man sprichwörtlich so schön sagt. Mein größtes Problem mit "V/H/S" war allerdings die konstruierte und völlig unglaubwürdige Art und Weise, mit der man die Geschichten miteinander verbunden hat. Als ich ursprünglich von dieser Horror-Anthologie hörte, bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass man uns hier ältere Amateuraufnahmen zeigen würde. So von den 70ern bis in die frühen 0er-Jahre. Stattdessen sind alle, bis auf "10/31/98" in der Gegenwart angesiedelt, und nutzen modernste digitale Camcorder, Kameras in Brillen, Webcams etc. Und jetzt Frage ich euch: Wer zum Teufel lädt sich solche digital gespeicherte Filme herunter, und überträgt sie dann auf eine VHS-Kassette?!?! Das ergibt doch bitte schön überhaupt keinen Sinn. Eben diese Idee hat dem Film dann für mich endgültig das Genick gebrochen…
Fazit:
Wie jede Horror-Anthologie schwankt die Qualität von "V/H/S" mitunter sehr stark. Einzelne Geschichten und Szenen sind ganz gut, andere konnten mich wenig bis gar nicht überzeugen. Zudem leidet man darunter, dass es aufgrund der Kürze der einzelnen Segmente fast unmöglich ist, uns die Figuren ans Herz wachsen zu lassen – von so manchen Vollspackos, die man uns hier vorstellt, ganz zu schweigen. Darunter leidet dann im Endeffekt die Spannung. Generell fand ich "V/H/S" nicht sonderlich beängstigend und/oder packend. Weitere Schwachpunkte sind die oftmals zu übertrieben auf dilettantisch-amateurhaft getrimmte Inszenierung, sowie das grauenvolle und für meinen Ohren schon richtiggehend schmerzhafte Sounddesign im Segment "Tuesday the 17th". Aufgrund der völlig unglaubwürdigen Art und Weise, wie die Geschichten miteinander verbunden sind, ist "V/H/S" zudem im Endeffekt nicht mehr, sondern weniger als die Summe seiner Teile. Was bleibt, sind vereinzelte gute Szenen und Momente – sowie die neuerliche Bestätigung meiner Überzeugung, dass "found footage"-Horror irgendwie nicht meins ist.