Mit: James Woods, Alan King, Robert Hays, Kenneth McMillan, Drew Barrymore, Candy Clark, James Naughton u.a.
Kurzinhalt:
Eine Katze streift durch New York. Als sie vor einem Schaufenster steht, sieht sie plötzlich das Gesicht eines kleinen Mädchens, welches die Katze zu Hilfe ruft. Doch noch ehe sie aufbrechen kann, wird sie von einem Handlanger von Quitters Inc. gefangen genommen. Dieser dubiosen Firma stattet der Kettenraucher Dick Morrison auf Anraten eines Freundes einen Besuch ab, damit sie ihn von seinem Laster ein für allemal befreien. Doch die Methoden von Quitters Inc. sind durchaus drastisch. Der Katze gelingt die Flucht, und es verschlägt sie weiter nach Atlantic City, wo sie einem Gangsterboss in die Hände gerät. Dieser lässt Johnny Norris, den Liebhaber seiner Frau entführen, und zwingt ihn zu einer sadistischen Wette: In Norris' Wagen wurde Kokain deponiert. Entweder er versucht, über den das Hochhaus umgebenden Mauervorsprung eben dieses 1x zu umkreisen, oder man wird die Polizei verständigen. Nachdem die Katze auch diese Geschichte heil überstanden hat, gelangt sie endlich North Carolina, wo ein junges Mädchen von einem Troll bedroht wird, der des nachts aus seinem Versteck schleicht, um ihr den Atem zu stehlen…
Review:
"Katzenauge" ist eine aus drei Stephen King-Geschichten bestehende Horror-Anthologie, wobei es sich bei den ersten beiden Erzählungen um Verfilmungen von Kurzgeschichten (aus der Sammlung "Nachtschicht") und bei der dritten um eine von Stephen King (der das Drehbuch für "Katzenauge" verfasst hat) extra für den Film erdachte neue Geschichte handelt. Als Verbindungsglied zwischen den drei Erzählungen dient eine herumstreunende Katze, die sich auf dem Weg macht, um ein junges Mädchen vor einem Troll zu retten – und dabei unfreiwillig auch in die beiden anderen Abenteuer verstrickt wird. Eben diese Verknüpfung funktioniert leider nur bedingt, da es doch ein wenig verkrampft und konstruiert wirkt. Außerdem erweist sich die Katze in den ersten beiden Geschichten doch ein wenig als Störfaktor, da sie (zu viel) Aufmerksamkeit auf sich zieht. Gut gefallen haben mir dafür einige kleinere – mehr oder weniger gut versteckte – Anspielungen auf andere Verfilmungen von Stephen King, die eingestreut wurden.
Die erste Geschichte ist die Verfilmung von "Quitters Inc.", in der Kettenraucher James Woods von einem Freund zur titelspendenden Organisation verwiesen wird, die auf eine beachtliche Erfolgsrate zurückblicken können, was ihre Patienten betrifft. Kein Wunder, gehen sie doch mit äußerst drastischen Methoden vor. Bei seiner Anmeldung führt der Chef Dr. Donatti seinem neuen Patienten eine Kammer vor, deren Boden elektrisiert ist. Bei der ersten Zigarette, die er raucht, wird man seine Frau dort hineinstellen. Beim zweiten Rückfall seine Tochter. Der dritte Rückfall bringt noch unerfreulicheres, und beim vierten geben sie es überhaupt auf, und ziehen ihn schlicht und ergreifend aus dem Verkehr. Morrison wird Tag und Nacht beobachtet, und Regisseur Lewis Teague gelingt es sehr gut (wenn auch IMHO nicht ganz so gut wie Stephen King in der Vorlage), die daraus entstehende Paranoia spürbar zu machen. Vor allem eine Szene, in der Morrison in einem Schrank in seinem Haus einen Beobachter vermutet, ist atmosphärisch sehr dicht. Der Höhepunkt dieser Geschichte ist aber zweifellos die Party, die nicht nur mit einer kongenial-ironischen Songauswahl besticht, sondern wo wir zudem die skurril-absurden Visionen von Morrison mitverfolgen können. Weitere positive Aspekte sind die starken schauspielerischen Leistungen, allen voran von James Woods, sowie die Wendung am Ende. Insgesamt mag der Ausgang der Geschichte zwar für manchen etwas zu milde und harmlos sein, ich fand es aber um einiges erschreckender als so manch überzogen-hochdramatisches Finale. Ganz kommt man zwar meines Erachtens an die Vorlage nicht heran, aber insgesamt ist "Quitters, Inc." eine würdige Umsetzung der Kurzgeschichte.
"Der Mauervorsprung" ist dann mein persönliches Highlight dieser Anthologie. Auch hier gilt zwar, dass die Kurzgeschichte noch einen Hauch spannender und atmosphärisch dichter war, da es Stephen King enorm gut verstand, uns ins Johnny Norris hineindenken und uns seine Tortur mitfühlen zu lassen, doch auch die filmische Umsetzung ist überwiegend gelungen. Vor allem die Panoramaaufnahmen vom Hochhaus sind beachtlich, und lassen einen angesichts des tiefen Abgrunds erschaudern. Auch das Sounddesign, mit dem Wind, sowie die Einfälle der Hindernisse, die Johnny zu überwinden hat, wissen zu gefallen. Das hervorstechendste Merkmal dieses Abschnitts ist jedoch ganz klar Kenneth McMillan (dem Genre-Fan als Baron Harkonnen aus David Lynchs "Dune – Der Wüstenplanet" wohlbekannt) als sadistisch-skrupelloser und wettsüchtiger Gangsterboss Cressner – während Robert Hays doch ein bisschen blass bleibt. Besonders gut gefällt mir dann auch der Ausgang dieser Geschichte. Auch hier gilt: Die Vorlage war eine Spur packender, dennoch ist die Umsetzung sehr gut gelungen, und unter den drei Geschichten ist diese hier ganz klar mein Favorit.
Die letzte, "Der General", tanzt dann in mehrerlei Hinsicht aus der Reihe. Einerseits natürlich, weil es sich um die einzige Geschichte handelt, die extra für diesen Film geschrieben wurde. Viel wichtiger sind aber ihre Umsetzung und ihr Ton. Die ersten beiden Geschichten waren sehr geradlinig, verzichteten auf übersinnliche Einflüsse und Bedrohungen, und gingen insgesamt eher in Richtung Thriller als Horror – oder Bachmann als King, wenn ihr so wollt. Zudem richteten sich beide meines Erachtens in erster Linie an Erwachsene, da deren Bedrohungen für Kinder wohl weniger greifbar sind, da diese doch eine gewisse Lebenserfahrung und Reife voraussetzen. Als Kinder fürchtet man sich ja doch eher vor Monstern, als vor bestimmten Situationen. Und: Bis auf kurze humoristische Ausreißer waren beide doch eher ernste Angelegenheiten. "Der General" bricht nun mit all diesen Dingen, und präsentiert eine vom Ton her gänzlich unterschiedliche Geschichte. Dies würde vermutlich nicht ganz so unangenehm auffallen, wenn sich die ersten beiden nicht tonal so ähnlich gewesen wären. Aber so fühlt sich "Der General" irgendwie nicht richtig an, wirkt fehl am Platz. Zudem fällt auf, dass sich diese dann doch eher an Kinder richtet, da erwachsene diese Geschichte eines Atem-stehlenden Trolls wohl kaum ernst nehmen werden können – geschweige denn, sich fürchten. Krampfhaft schlecht reden will ich aber auch die letzte Geschichte nicht. Sie hatte zweifellos ihre Stärken und ihre Momente. Kann man sich auf sie einlassen und sie als das akzeptieren, was sie ist, nämlich eher eine leichte, komödiantisch angehauchte Gruselgeschichte, vermag sie durchaus zu unterhalten. Der Höhepunkt ist dann sicherlich der Showdown zwischen der Katze und dem Troll – absolut köstlich. Weitere wesentliche Stärken sind die bezaubernd-süße Drew Barrymore, sowie die beachtlichen Effekte – gerade auch, was die Größenverhältnisse betrifft. Trotzdem, als Abschluss dieser Anthologie erscheint "Der General" schlecht gewählt.
Fazit:
"Katzenauge" ist eine überwiegend gelungene Horror-Anthologie. Am besten hat mir dabei die mittlere Geschichte "Der Mauervorsprung" gefallen, da diese zwar einerseits die geradlinigste, aber zugleich auch die spannendste, packendste und atmosphärischste war. Sehr gut gefallen hat mir auch "Quitters, Inc.". Manchen mag diese zu zahn- und harmlos sein, aber ich fand den Gedanken einer solchen mafia-artigen Organisation, aus deren Griff man sich nicht mehr entziehen kann wenn sie einen einmal erwischt haben, sehr erschreckend, und die darin gestreute Paranoia durchaus wirkungsvoll. Die Party-Szene war zudem eine der absoluten Highlights dieser Anthologie. Die letzte Geschichte, "Der General", ist dann zwar grundsätzlich nicht schlecht, und bietet vor allem Katzenliebhabern (wie auch meiner einer) zahlreiche Höhepunkte. Und der Showdown ist einfach nur köstlich. Dennoch will sie so rein gar nicht zu den ersten beiden Erzählungen passen. Sie richtet sich zu sehr an Kinder, präsentiert ein Monster als Bedrohung, und ist zu keinem Zeitpunkt wirklich gruselig – zumindest nicht für Erwachsene. Dank einzelner gelungener Szenen und einer bezaubernd-süßen Drew Barrymore bietet zwar auch "Der General" gute Unterhaltung, im Vergleich zu den ersten beiden Geschichten fällt sie aber leider merklich ab – und sorgt damit auch leider dafür, dass "Katzenauge" nicht mit dem Höhe- sondern dem Tiefpunkt der Anthologie abschließt.