Mit: Selma Blair, Joshua Close, James D'Arcy, Rachel Miner, Quinn Lord, Alex Ferris u.a.
Kurzinhalt:
Nach einem tragischen Schicksalsschlag ziehen sich Mark und Mary gemeinsam mit ihrem Sohn Brendon in ihr abgelegenes Ferienhaus zurück. Schon bald bekommen sie Besuch von aufdringlichen Nachbarn – Bobby, Jane und deren Sohn Jared. Man möchte nicht unfreundlich sein, und lässt daher zu, dass diese sich quasi selbst einladen. Doch der Abend verläuft zunehmend ungemütlich, und es wird von Minute zu Minute deutlicher, dass ihre Besucher unhehre Absichten verfolgen. Als man Hilfe rufen will, erkennt man, dass die Telefonleitung gekappt wurde. Die Reifen des Autos wurden aufgeschlitzt. Die Familie sitzt im Ferienhaus in der Falle, und ist den Angreifern scheinbar schutz- und hilflos ausgeliefert. Doch was genau wollen diese von den Hughes' eigentlich?
Review:
Die größte Stärke von "Replicas" sind die schauspielerischen Leistungen. Vor allem Selma Blair besticht mit einer phantastischen Performance, und holt aus ihrer für meinen Geschmack zu sehr nach dem "Fräulein in Nöten"-Muster gestrickten Rolle das Maximum heraus. James D'Arcy schafft es auf angenehm natürliche Art und Weise, seinem Psychopaten eine Bedrohlichkeit zu verleihen, und deutlich zu machen, dass er die Triebfeder der kriminellen Energie dieser Familie ist – wenn ihm auch sein Sohn zunehmend nachzueifern scheint. Dieser wird von Alex Ferris ebenfalls sehr gut dargestellt, und auch Quinn Lord als Brendon weiß zu gefallen. Rachel Miner ist mit einer denkbar undankbaren Rolle bedacht, und tut ihr bestes. Einzig just "leading man" Joshua Close bliebt meines Erachtens doch etwas blass, und konnte mich nicht vollständig überzeugen; wobei auch er zugegebenermaßen etwas unter dem Drehbuch leidet.
Womit wir auch schon beim größten Schwachpunkt des Films wären. "Replicas" ist ein Horror-Invasion-Film, der überwiegend nach dem Schema F abläuft, und es an interessanten Abweichungen von der Standardformel, oder gar richtigen Innovationen, vermissen lässt. Das geht soweit, dass sich die Hughes' sogar mit einer kürzlichen Familientragödie herumschlagen müssen, deren Auswirkungen immer noch deutlich nachhallen. Dies ist nicht nur ungemein klischeehaft – und erinnert vor allem in der weiteren Entwicklung an 08/15-Katastrophenfilme mit ähnlich zerrüttet-angespannten Familienverhältnissen – sondern wirkt auch wie ein extrem billiger Trick, um möglichst schnell möglichst leicht die Sympathien des Publikums zu erhaschen. Auch vom gelegentlichen wenig nachvollziehbaren Verhalten bleiben die Figuren (bzw. wir Zuschauer) nicht verschont. Und während die Motivation der böswilligen Eindringlinge vielleicht sogar noch recht nett ist, und mit einem Hauch von Sozialkritik aufwartet, ergibt ihr Plan bei genauerer Betrachtung eigentlich überhaupt keinen Sinn. Nichtsdestotrotz, den einen oder anderen gelungenen Moment gibt es durchaus. Der Höhepunkt des Films ist zweifellos das Dinner. Von vornherein beschleicht uns bei diesen angeblichen Nachbarn ein mulmiges Gefühl, welches während ihres Besuchs zunehmend stärker wird und schließlich in richtige Besorgnis umschlägt. Auch danach gibt es noch die eine oder andere gelungene Szene (wenn es auch stellenweise an Konsequenz fehlt). Und die Inszenierung von Jeremy Power Regimbal ist durchaus gefällig, wenn auch nichts Besonderes. Aber: Genau da sind wir schon bei der Krux des Films angekommen. Denn meine Worte zur Inszenierung lassen sich fast 1:1 auf den Film übertragen: Gefällig, aber eben nichts Besonderes.
Fazit:
"Replicas" hat mich leider nicht wirklich überzeugt. Der Einstieg ist noch durchaus verheißungsvoll, und die schauspielerischen Leistungen überwiegend sehr gelungen, wobei vor allem Genre-Veteranin Selma Blair besticht. Auch gibt es vereinzelte gelungene Momente und spannende Szenen, wie z.B. das Abendessen, wo sich die Atmosphäre von verhalten-höflich über unbehaglich und angespannt bis hin zu richtiggehend bedrohlich wandelt. Insgesamt hat man solch ähnliche Filme jedoch mittlerweile schon etwas zu oft gesehen, und die wenigen Abwandlungen im Konzept waren meines Erachtens nicht ausreichend, um "Replicas" eine Daseinsberechtigung zu geben. Zudem folgte auf kurze Momente der Hochspannung immer wieder deutlich ruhigere – und für meinen Geschmack zu ruhige – Passagen, in denen sich dann teilweise auch etwas Langeweile eingeschlichen hat. Klischeehafte Elemente, wie die menschliche Tragödie, welche die Familie zu überwinden versucht, gaben dem Film dann den Rest. "Replicas" ist nicht schlecht, aber insgesamt trotz einiger Stärken nicht gut genug, um den teilweise wenig erbaulichen Rest auszubügeln.