Mit: Liam Neeson, Maggie Grace, Famke Janssen, Leland Orser, Jon Gries, D.B. Sweeney, Luke Grimes, Rade Serbedzija u.a.
Kurzinhalt:
Eigentlich wollte Bryan Mills mit seiner Ex-Frau Lenore und der gemeinsamen Tochter Kim in Istanbul ein paar nette Tage verbringen. Doch die Vergangenheit holt die sich langsam wieder aufeinander zu bewegende Familie ein: Um seine von albanischen Mädchenhändlern entführte Tochter zu finden und zu befreien, ging der ehemalige Top-Agent vor einigen Monaten über Leichen. Doch Leichen hinterlassen immer trauernde Hinterbliebene. Und diese Hinterbliebenen wollen Rache…
Review von Sven Kietzke:
Vor vier Jahren zeigte Liam Neeson uns in "Taken" (deutscher, muahaha, Titel: "96 Hours"), dass a) altmodische Actionfilme noch nicht ausgestorben sind und b) er selbst noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Hart und kompromisslos kämpfte und folterte Neeson sich durch Paris, um das Leben seiner entführten Tochter zu retten. Dem Publikum gefiel das moralisch fragwürdige Actionvergnügen – und mir auch. Eine Fortsetzung war also nur eine Frage der Zeit. Und so läuft seit gestern "Taken 2" (deutscher, muahaha², Titel: "96 Hours – Taken 2") in den Kinos. Ich rede lieber gar nicht erst lange um den heißen Brei herum: Pierre Morels "Taken" war ein gradliniger Actionreißer alter Schule. Wer von Olivier Megatons "Taken 2" eine würdige Fortsetzung im selben Stil erwartet, wird nach dem Kinobesuch stark enttäuscht sein.
Praktisch alles, was den Vorgänger auszeichnet, wurde in der Fortsetzung in den Sand gesetzt. Bryan Mills ist zwar nach wie vor knallhart, kommt aber längst nicht mehr so gnaden- und kompromisslos daher wie in seinem ersten Auftritt, der neben übersichtlicher Action auch noch zahlreiche One-Liner zu bieten hatte. Die markigen Sprüche lassen sich dieses Mal an zwei Fingern ablesen und die Action ist so schnell und vor allem ungünstig geschnitten, dass jegliche Übersicht verloren geht. Ließen sich die Handgemenge des ersten Teils noch hervorragend verfolgen, lässt sich in "Taken 2" nur noch erahnen, wie Bryan seine Gegner gerade erledigt hat. Genau das ist es, was ich in einem Actionfilm nicht erleben möchte. Was ebenfalls negativ auffällt, ist, dass sich die Actionszenen nicht mehr so harmonisch in den Film einfügen, sondern schon beinahe gestellt wirken. Als Beispiel sei hier der finale Kampf gegen den Handlanger des Anführers genannt, in dem selbst vor einer "erst in Ruhe die Jacke ausziehen, dann prügeln"-Szene nicht zurückgeschreckt wird.
Hinzu kommt, dass die Fortsetzung an Dämlichkeit schon fast nicht zu überbieten ist. Und das schreibe ich, der fest davon überzeugt ist, dass auf Logik und Realismus in Actionfilmen doch bitte nicht zu viel Wert gelegt werden sollte. Aber ganz ehrlich: Wer seine Protagonisten mitten in Istanbul Handgranaten werfen lässt, damit diese sich über die Explosionen orientieren können, hat keine Verteidigung meinerseits verdient. Getoppt wird diese Szene jedoch durch eine absolut lächerliche Verfolgungsjagd bis in die amerikanische Botschaft, während der Kim, die in Amerika bereits zwei Mal durch die Führerscheinprüfung gerasselt ist, problemlos die Polizei und sämtliche albanische Schergen abhängt, während ihr Auto sich nach jeder Kollision wie von Geisterhand selbst repariert. Davon, dass Bryan sich durch halb Istanbul mordet und Sekunden nach der Ankunft in der amerikanischen Botschaft schon wieder auf freiem Fuß ist, um eine weitere (tödliche) Rettungsaktion zu starten, möchte ich gar nicht erst beginnen.
Fazit:
Hektisch und unübersichtlich geschnittener Actionreißer, der seinem Vorgänger in jederlei Hinsicht unterlegen ist und dessen Dämlichkeit schon beinahe körperliche Schmerzen verursacht. Dass "Taken 2" kein Totalausfall ist, verdankt er lediglich seinem nach wie vor grandiosen Hauptdarsteller und der Tatsache, dass der Film trotz seiner Fehler niemals wirklich langweilig wird. Für einen großen Actionwurf ist das aber zu wenig. Und für eine würdige Fortsetzung erst recht.
Wertung:4 von 10 Punkten
Wir bedanken uns bei Sven Kietzke für das Review! Mehr von ihm findet ihr auf seinem Blog CineKie.