Kurzinhalt:
Die in ihrer Freizeit als Barkeeperin arbeitende Studentin Shae wurde gerade von ihrem deutlich älteren, verheirateten Freund verlassen. Als Lu, ebenfalls Barkeeperin, sie nach der Schicht weinend vorfindet, nimmt sie sie auf einen wilden Trip durch die heißesten Clubs von New York. Nach einer rauschenden Nacht begleiten sie schließlich drei junge Männer in deren Wohnung. Als der Tag schon wieder anbricht und Shae nach Hause möchte, um sich auszuruhen, bietet der fesche Eric an, sie nach Hause zu bringen. Doch dort angekommen wird er dann aufdringlich und besteht darauf, sie zu einem kleinen Tête-à-tête in ihre Wohnung zu begleiten. Als sie ablehnt, wird er aggressiv, und greift sie schließlich an und vergewaltigt sie. Völlig verstört und verzweifelt wendet sie sich schließlich an Lu. Nachdem man den Angriff bei der Polizei gemeldet hat, beschließen die beiden, nicht einfach die Hände in den Schoß zu legen, sondern vielmehr das Gesetz in ihre eigene Hand zu nehmen. Und so begeben sich Shae und Lu auf einen blutigen Rachefeldzug…
Review:
Als das Programm zum /slash Filmfestival veröffentlicht wurde, stöberte ich das erste Mal durch und schrieb mir alle Filme auf, die interessant klingen. Als ich dabei auf knapp über 10 Filme kam, die ich mir ansehen wollte, beschloss ich, das Programm noch einmal genauer zu durchforsten, um zwei volle 10er-Blöcke zusammen zu bekommen. Beim ersten Durchschauen ist mir "Girls Against Boys" noch nicht sonderlich aufgefallen, und fand sich demnach auch nicht auf meiner "Must See"-Liste. Ich meine, Rape-Revenge-Thriller gibt’s ja nicht unbedingt erst seit gestern, und auch die Reviews die ich dazu gefunden hatte, klangen jetzt nicht soooo positiv. Beim erneuten Durchforsten des Programms achtete ich dann genauer auf Inhaltsangabe, Crew und Besetzung, und da stach mir bei "Girls Against Boys" Danielle Panabaker ins Auge, und ich wusste: Den Film muss ich sehen! Ich meine, ein Vergewaltigungs-Rache-Thriller?! Was für eine originelle Idee! So einen Film wollte ich schon immer mal sehen. Und soooo negativ sind die Reviews dann ja auch wieder nicht. Und die 4.5-Wertung auf IMDB basiert gerade mal auf 59 User-Stimmen. Was wissen denn die schon?!?!?!
In "Girls Against Boys" geht es, zumindest oberflächlich und/oder in der ersten Stunde darum, dass die Männer für ihre Taten und Gelüste bezahlen. So gesehen könnte man auf die Meta-Ebene gehen und sagen: Auch ich bekam als Panabaker-lüsterner Zuschauer das, was ich "verdient" habe, und musste büßen. Denn leider: Die 59 User-Stimmen wissen doch eine ganze Menge. "Girls Against Boys" ist nämlich genau genommen gar kein Rape-Revenge-Thriller, denn die Vergewaltigung von Shae dient den Girls, allen voran Lu, lediglich als Ausrede für mehr oder weniger willkürliche Gewalt gegen Boys. Womit die Frage erlaubt sein muss, was uns der Film damit sagen will: Dass Frauen genauso brutal sein und verabscheuungswürdige Dinge tun können, wie Männer?!?! Jedenfalls fand ich die Message des Films, zumindest so wie ich sie verstanden habe, als ansatzweise frauenfeindlich – und damit das genaue Gegenteil dessen, was man sich eben von einem Rape-Revenge-Thriller (der normalerweise eine Frauen-"empowering" Aussage transportiert) erwartet. Dabei ist der Anfang des Films ja noch nicht einmal so schlecht. Leider macht man allzu früh deutlich, dass es sich bei Lu um eine waschechte Psychopatin handelt, die um nichts besser ist als selbst das verabscheuungswürdigste Opfer, dass sich die beiden vorknöpfen (nämlich eben den Vergewaltiger Eric). Die anderen haben hingegen das, was sie bekommen, nicht verdient. Ja, die eigene Frau zu betrügen ist ebenfalls nicht in Ordnung, und ich will solch ein Verhalten weder entschuldigen noch verharmlosen. Aber den Tod verdient es meiner bescheidenen Meinung nach dann doch nicht. Von den anderen Opfern, die sich – zumindest soweit wir wissen – überhaupt nichts zu Schulden kommen lassen, und unschuldig (und damit auch völlig unverdient) zum Handkuss kommen, ganz zu schweigen.
Jedenfalls hätte ich definitiv eine andere, besser durchdachte Reihung der Morde vorgezogen. Nämlich, wirklich mit dem Vergewaltiger zu beginnen, und dann immer harmlosere Taten rächen. Den Zuschauer quasi abholen, und ihn fragen: Wie weit bist du bereit, mit uns zu gehen? Stattdessen hat man mich spätestens mit dem zweiten Mord stehen gelassen, und in weiterer Folge konnte ich sowohl mit Lu als auch mit Shae nicht mehr mitfühlen und –fiebern – wobei Shae meine Sympathien vor allem aufgrund ihrer irritierenden Reaktion auf den ersten von ihr bezeugten Mord verloren hat. Ich konnte danach einfach nicht mehr auf ihrer Seite stehen – und die Krux daran ist: Erst danach, nachdem mich die beiden quasi verloren hatte, kommt endlich ihr verabscheuungswürdigstes Opfer, nämlich der Vergewaltiger dran, und erhält, was er wohl verdient. Doch gerade bei dieser Szene wäre es ungemein wichtig gewesen, völlig hinter den beiden zu stehen – denn nur dann kann man ihre blutige Rache so wirklich "genießen" und kommt in Versuchung, eine moralisch ebenso fragwürdige Tat wie die ursprüngliche Vergewaltigung eventuell zu entschuldigen. Denn genau darin liegen ja der Tiefgang und der psychologische Reiz solcher Filme, dass man dazu angehalten/manipuliert wird, mit Mörder(inne)n zu sympathisieren.
Oder aber, man macht einen völlig überzeichneten, ironischen Horrorfilm voller schwarzem Humor, der es uns dann wiederum relativ leicht und vorwurfsfrei erlaubt, den oder die Killer anzufeuern. Doch auch das ist bei "Girls Against Boys" nicht der Fall. Für diese Art der luftig-lockeren Slasher-Unterhaltung nimmt er sich selbst einfach zu ernst. Ein weiteres Problem der mangelnden Sympathie für die beiden Täterinnen ist auch, dass es dem Film enorm an Spannung fehlt. Denn wenn ich mich einer Figur nicht emotional verbunden fühlte, habe ich auch keinen Grund, mich in die Handlung hineinzusteigern und mitzufiebern. Ein weiterer Schwachpunkt war für mich die öde, sich ständig wiederholende Filmmusik von Nathan Larson, die mit der Zeit ordentlich an meinen Nerven zehrte. Er versucht, Cliff Martinez zu kopieren, scheiterte damit jedoch meines Erachtens auf der ganzen Linie. Den absoluten Vogel schoss dann aber das Ende ab. Dort hat mich der Film dann endgültig verloren, und jeglicher zuvor angesammelter Goodwill aufgrund des einen oder anderen gelungenen Aspekts zuvor löste sich in Luft auf. Denn ja, natürlich ist nicht alles an "Girls Against Boys" schlecht. Vor allem Danielle Panabaker und Nicole LaLiberte können sich sehen lassen – also, ihre schauspielerischen Leistungen meine ich da jetzt natürlich. Die Performance der beiden zählt zu den wenigen, essentiellen Stärken des Films. Auch die Inszenierung von Austin Chick bzw. die Kameraarbeit von Kathryn Westergaard konnten mir gefallen. Die Morde sind sehr abwechslungsreich gestaltet, wobei vor allem der erste sowie die Rache am Vergewaltiger überzeugen können; wobei letztere besonders blutig ausgefallen ist. Auch von diesen abgesehen gibt es die eine oder andere gelungene Szene zwischendurch. Und vor allem eine Szene kurz vor dem Ende hat es mir angetan, und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben (Stichwort Schwert), die war nämlich wirklich gut gemacht. Schade, dass ich das vom Rest des Films leider nicht behaupten kann.
Fazit:
Als Fantasievorstellung für Frauen mit – akutem oder chronischem – Männerhass, die auf diese Art und Weise Dampf ablassen wollen, funktioniert "Girls Against Boys" vermutlich recht gut. Dem Rest des Publikums dürfte er aber leider nur äußerst wenig zu bieten haben. Dafür fällt es aufgrund der Opferauswahl einfach zu schwer, mit den Mädels zu sympathisieren, wenn sie sich auf ihren blutigen "Rachefeldzug" begeben. Und um sie trotz ihrer unmoralischen Taten anfeuern zu können, wie dies in einem Fun-Splatter beim Killer schon mal vorkommen kann, ist der Ton des Films zu ernst. Den Vogel schoss für mich aber die Wendung am Ende ab, die mir "Girls Against Boys" noch einmal zusätzlich verdorben und ihr einen vollen Wertungspunkt gekostet hat. Immerhin, es gab die eine oder andere nette Szene zwischendurch, die schauspielerischen Leistungen von Danielle Panabaker und Nicole LaLiberte konnten sich sehen lassen, die Kameraarbeit von Kathryn Westergaard wusste ebenfalls zu gefallen, und vor allem an eine denkwürdige Einstellung kurz vor dem (dann wiederum grauenhaften) Ende hat es mir angetan. Das reicht gerade noch so dafür, dass ich es immerhin nicht bereue, ihn gesehen zu haben – ist aber doch deutlich zu wenig, um ihn guten Gewissens und vorbehaltlos weiterempfehlen zu können.