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Originaltitel: 3:00 P.M. - 4:00 P.M.
Episodennummer: 8x24
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 24.05.2010
Erstausstrahlung D: 24.05.2010 (Sky)
Drehbuch: Howard Gordon
Regie: Brad Turner
Hauptdarsteller: Kiefer Sutherland als Jack Bauer, Mary Lynn Rajskub als Chloe O'Brian, Freddie Prinze Jr. als Cole Ortiz, John Boyd als Arlo Glass, Cherry Jones als Präsidentin Allison Taylor
Gastdarsteller: Nazneen Contractor als Kayla Hassan, Necar Zadegan als Dalia Hassan, Frank John Hudhes als Tim Woods, Reed Diamond als Jason Pillard, Nick Jameson als Yuri Suvarov, Gregory Itzin als Charles Logan

Kurzinhalt: Jack Bauer beobachtet gerade mit Hilfe seines Scharfschützengewehres, wie Charles Logan auf seine Anweisung hin Präsident Suvarov zu sich bittet, als Chloe das Bewusstsein zurückerlangt. Sie fleht ihn an, Suvarov nicht zu töten – er würde damit das Andenken von Renee Walker beschmutzen. Es gäbe einen anderen Weg: Arlo hat in der mobilen CTU-Einheit, die vor dem UN-Gebäude geparkt ist, alles dazu vorbereitet, um die Beweise hochzuladen und zeitgleich an verschiedene Zeitungen, Newsredaktionen etc. zu schicken. Chloe verspricht, dass die Wahrheit ans Licht kommen wird. Jack ringt mit sich selbst – und lässt Suvarov schließlich gehen. Doch damit kein Verdacht auf Chloe fällt, muss sie Jack erschießen. Es ist die einzige Möglichkeit, dass ihr Plan gelingen kann…


Review: ImageDie allerletzte Folge der Serie hat mehrere sehr starke, großartige Szenen zu bieten. Ungemein spannend wird es gleich zu Beginn. Charles Logan lockt Präsident Suvarov zu sich ins Büro, wo Jack diesen erschießen will. Doch gerade, als Suvarov bei Logan ankommt, erlang Chloe das Bewusstsein zurück, und redet ihm ins Gewissen. Sie fleht ihn förmlich an, das Attentat nicht durchzuziehen, und bietet ihm eine Alternative an: Die Veröffentlichung der Beweise. Jack hadert mit sich selbst – und stimmt schließlich zu. Als er dann verlangt, dass Chloe ihn erschießt – da man aufgrund ihrer langen Freundschaft sonst vermuten würde, dass sie ihm hilft und sie die Speicherkarte nie herausschmuggeln könnte – erreicht die Spannung ihren Höhepunkt. Eine sehr intensive Szene – und letztendlich gelingt es Jack nur damit, dass er droht, sich selbst zu erschießen, Chloe dazu zu bewegen, den Abzug zu drücken. Das einzige kleine Fünkchen Humor der ansonsten hochdramatischen Episode: Chloe landet doch tatsächlich zufällig einen Glückstreffer! Jack wird überleben.

Die schlechte Nachricht: Chloes Plan schlägt fehl, denn in letzter Sekunde gelingt es Pillar, die Speicherkarte sicherzustellen, ehe der Datentransfer abgeschlossen ist. Eine üble Wendung, die mich als Zuschauer nicht kalt gelassen hat. Denn auch wenn es für Jacks kaltblütige Morde und seinen skrupellosen Rachefeldzug keine Entschuldigung gibt, so hat er doch in letzter Sekunde noch umgeschwenkt, und den blutigen Pfad verlassen. Man wünscht ihm daher schon, dass der Plan, die Wahrheit ans Licht zu bringen, gelingt, und die Beweise eben nicht unterdrückt werden. Zumal mittlerweile ja ohnehin auch Dalia die Wahrheit kennt, und nur mehr mit vorgehaltener Waffe von Taylor dazu gezwungen wird, den Friedensvertrag zu unterzeichnen – der damit jegliche Legitimation verloren hat. Die Wahrheit ans Licht zu bringen, würde demnach keinen Schaden mehr anrichten. Doch es kommt noch schlimmer: Denn Charles Logan passt es überhaupt nicht, dass Jack überleben wird. Mal ganz abgesehen davon, dass Jack seine persönliche Nemesis ist, der sein Leben ruiniert hat, kennt er ihn einfach zu gut. Er weiß, dass Jack so lange keine Ruhe geben wird, ehe er die Wahrheit ans Licht gebracht hat. Er gibt den Befehl, Jack während des Transfers zur CTU zu entführen und anschließend zu ermorden – und an diesem Punkt übertritt Präsidentin Taylor endgültig eine Grenze, als sie doch tatsächlich die stillschweigende Zustimmung dazu gibt! Das empfand ich dann doch als harter Tobak. Allerdings ruderte man ohnehin kurz zurück. Denn es kam, wie es meines Erachtens kommen musste: Nachdem Suvarov und Dalia das Abkommen unterzeichnet haben, fällt Allison Taylor's Blick auf den Kugelschreiber (bzw. dessen Inschrift), der ihr von Präsident Hassan geschenkt wurde… und schafft es letztendlich nicht, ihre Unterschrift unter ein Abkommen zu setzen, dass mit Blut geschrieben wurde. So vorhersehbar es auch gewesen sein mag, dank der tollen schauspielerischen Leistung von Cherry Jones sowie der gerade auch in dieser Szene gelungenen musikalischen Untermalung von Sean Callery war es ein weiteres Highlight der Episode.

ImageAls Charles Logan erfährt, dass Präsidentin Taylor das Abkommen nicht unterzeichnet hat, und stattdessen eine Erklärung angekündigt hat, ahnt er, was geschehen ist. Und er weiß, dass sich gerade die möglicherweise letzte Chance, sich zu rehabilitieren, in Luft aufgelöst hat. Während Präsidentin Taylor sich auf dem Weg zu ihm macht, um ihm zu befehlen, den Befehl zur Ermordung Jack Bauers zu widerrufen, erschießt er Pillar, und richtet danach sich selbst. Es ist so ziemlich die einzige Entwicklung dieses Serienfinales, der ich etwas zwiespältig gegenüberstehe. Einerseits verstehe ich, dass die Macher dieser wichtigen Figur zum Ende der Serie noch einen Abschluss geben wollten. Auch ist es zweifellos nicht "out of character", immerhin wollte sich Logan bereits während Tag 5 einmal das Leben nehmen. Und ja, es bietet zweifellos ein dramatisches Ende einer der wichtigen Protagonisten der Serie. Aber: Irgendwie kann ich mich doch das Eindrucks nicht erwehren, dass es ein etwas unwürdiges Ende für solch einen grandiosen Widersacher ist. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass ich Gergory Itzin in dieser Rolle unheimlich gern gesehen habe, und ich es dementsprechend vorgezogen hätte, wenn man sich für eine potentielle Fortsetzung in Film-Form eine ebenso potentielle Rückkehr der Figur offen gelassen hätte…

Wie auch immer, Logans Selbstmord lässt zweifellos die Spannung noch einmal ansteigen – verliert man doch damit scheinbar jegliche Möglichkeit, die Attentäter zurückzupfeifen. Zugegeben, dadurch, dass seit längerem über einen "24"-Film diskutiert wird, hielt sich die Spannung insofern in Grenzen, als ich Jacks Tod nicht ernsthaft in Betracht gezogen habe. Hätte ich die Episode damals "live" im TV verfolgt, hätte ich mit dem Wissen im Hintergrund, dass es die letzte Folge der Serie ist, vielleicht sogar in Erwägung gezogen, dass man ihn sterben lässt. So oder so war es aber packend in Szene gesetzt, mit dem Anruf der Präsidentin in letzter Sekunde. Das Gespräch zwischen ihr und Jack war dann wunderbar, und eine durchaus emotionale Szene. Wie sie zugibt, falsch gehandelt zu haben – aber jedoch auch er Fehler begangen hat. Und dass sie nun beide auf ihre Art und Weise für diese büßen werden müssen. Taylor wird ihr Amt zurücklegen – und Jack muss das Land verlassen, da die Russen natürlich seine Auslieferung verlangen werden. Damit wird es also – wie ich es schon fast erwartet hatte – nichts mit einem Happy End für Jack. Statt seinen wohlverdienten Ruhestand mit Kind und Enkelkind zu verbringen, wird er diese womöglich nie wiedersehen. Dementsprechend bewegend war dann auch der Abschied von Chloe. Ein sehr gut geschriebener Dialog, toll geschauspielert (vor allem von Mary Lynn Rajskub), und von Sean Callery gewohnt großartig vertont. Die letzte Szene der Serie zeigt dann Jack, wie er in die Drohne blickt, und diese schließlich abgeschaltet wird – und, unerwartet aber durchaus passend, zählt die darauffolgende, allerletzte Uhr der Serie dann schließlich von 00:00:03 auf 00:00:00 zurück – und signalisiert damit das Ende einer innovativen, manchmal frustrierenden, aber öfter unterhaltsamen Serie mit vielen Höhepunkten und unvergesslichen Momenten.

ImageWomit wir auch schon beim letzten Punkt meines Reviews angelangt sind. Denn bevor wir uns dem Fazit dieser Episode zuwenden, möchte ich auch noch kurz ein Fazit zur Serie an sich ziehen. "24" war eine – dank des Echtzeit-Konzepts – ungemein innovative Thriller-Serie. Vor allem die erste Staffel profitierte enorm von der tickenden Uhr, und wird mir, trotz all ihrer Fehler und Schwächen (ich sag nur Terri's Amnesie), noch lange und gut als Sternstunde der TV-Unterhaltung in Erinnerung bleiben – selbst wenn die Summe der Einzelwertungen diese Ansicht Lügen straft (erweist sie sich doch nominell als die zweitschlechteste Staffel der Serie). Hauptgrund dürfte wohl vor allem der unglaublich schockierende Twist sein, der für ein berührendes Ende gesorgt hat. Denn auch wenn in weiterer Folge die Figuren wie die Fliegen (oder "Star Trek"-Rothemden) dahingestorben sein mögen, damals hat man solch eine Wendung von "24" noch nicht unbedingt erwartet. Teri's Tod war ein Schock und ein Höhepunkt, an den die Serie meines Erachtens selbst in den besten Momenten nie wieder ganz anknüpfen konnte.

Was nicht heißen soll, dass der Rest der Serie nichts zu bieten hatte. Die zweite Staffel bot zwei überzeugende, spannende Drittel, ehe den Machern nach der Explosion der Bombe die Ideen ausgegangen sind, und man sich mühsam bis zu den vollen 24 Stunden gehangelt hat. Die dritte Staffel erzürnte mich vor allem mit einem rückwirkend betrachtet unnötigen Einstieg, erreichte aber wiederum zum Ende hin einiges an Spannung. Staffel 4 hatte zwar ebenfalls den einen oder anderen Schwachpunkt (Stichwort Araz-Familie), bot aber als erste Season ein konstant hohes Niveau, ohne richtigen, längeren Durchhänger. Staffel 5 war dann zweifellos die Sternstunde der Serie. Toller Einstieg, und ein grandioses Finale, mit dem wohl besten "Schurken" der Serie. Staffel 6 konnte hier nicht mithalten, und war im Vergleich zu den beiden Seasons davor wieder ein Rückschritt, hatte aber zumindest einen gelungenen Abschluss zu bieten. Die 7. Staffel mag zwar insgesamt stärker – da wieder konstanter – gewesen sein, bot aber als einzige Staffel keine einzige hervorstechende Episode, die mir die Höchstwertung wert gewesen wäre. Und mit der 8. Staffel hat man, vor allem auch dank des hochdramatischen und auch durchaus mutigen Finales in den letzten Episoden, einen würdigen Abschluss für die Serie gefunden, der sich sogar an der 4. Staffel vorbei auf Platz 2 in meiner Season-Wertung schummeln konnte. Allen Staffeln und Episoden sind als wesentliche Stärken die immer hochwertige Inszenierung (deren Split-Screen-Effekte durchaus revolutionär und originell waren), die fast ausnahmslos tollen schauspielerischen Leistungen, sowie ein toller Soundtrack von Sean Callery gemein. Lediglich bei den Drehbüchern offenbarte sich so manche Schwächen, wie zu viele bzw. unlogische überraschende Wendungen, längere Durchhänger in denen nichts wichtiges passierte, sowie einfallslose bis richtiggehende Nebenhandlungen, die ich darauf zurückführe, dass man manchmal zwar die eine oder andere Figur im Ensemble behalten wollte, aber nicht so recht wusste, was man mit ihr anfangen soll (Paradebeispiel: Kims Abenteuer in Staffel 2). Dennoch, insgesamt war "24" eine sehr gelungene Thriller-Serie; und so sehr ich sie vermissen werde, freut es mich doch, dass man sie vor einem nennenswerten Qualitätsabfall beendet hat.

Fazit: ImageDie allerletzte Folge der Serie ist mir als erste seit dem Finale der 6. Staffel wieder die Höchstwertung wert. Es gab nichts Wesentliches zu kritisieren, dafür aber zahlreiche grandiose Momente, einiges an Spannung, und auch so manche berührende Szenen. Highlights waren die enorm spannende Szene, als Chloe Jack erschießen soll, wie die Übertragung der Beweise in letzter Sekunde verhindert wird, Präsident Taylors Meinungsumschwung bei der Unterzeichnung des Friedensabkommens, der Dialog zwischen der Präsidentin und Jack, sowie der emotionale Abschied zwischen Jack und Chloe. Insgesamt schuf man mit dieser Episode einen würdigen, grandiosen und bewegenden Abschied, der noch einmal alle Stärken der Serie ausgespielt und mich dadurch daran erinnert hat, warum ich damals überhaupt zu einem Fan von "24" wurde.

Wertung: 5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)




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