Mit: Sylvester Stallone, Jason Statham, Arnold Schwarzenegger, Bruce Willis, Chuck Norris, Jean-Claude Van Damme, Dolph Lundgren, Jet Li, Terry Crews, Randy Couture, Liam Hemsworth, Nan Yu, Scott Adkins u.a.
Kurzinhalt:
Gerade erst sind sie von einem Einsatz in Somalia zurückgekommen, wo sie sowohl einen Chinesen aus der Gefangenschaft befreit als auch einen alten Kollegen gerettet haben, da wartet schon der nächste Auftrag auf Barney Ross und seine Söldnertruppe. Mr. Church erwartet, dass sie nun die Schulden aus ihrem vorherigen Einsatz für ihn begleichen – der ja nicht wirklich nach Plan verlaufen ist – und zusammen mit einer chinesischen Computerspezialistin in die russischen Berge fliegen, um wichtige Dokumente aus dem Safe eines abgestürzten Flugzeugs sicherzustellen. Dies gelingt ihnen zwar, doch als sie sich auf den Rückweg begeben, werden sie vom Gangster Jean Vilain und seiner Truppe gestellt, und dazu gezwungen, ihm die Pläne zu übergeben. Auf diesen ist der Standort von 5 Tonnen waffenfähigem Plutonium verzeichnet, welches dieser an Terroristen weiterverkaufen will. Doch die Expendables sind nicht bereit, sich so leicht geschlagen zu geben, und verfolgen ihn bis in seinen Unterschlupf. Auf den Weg dorthin erhalten sie tatkräftige Unterstützung von alten Freunden und Kollegen…
Review:
Unmittelbar bevor ich ins Kino aufgebrochen bin, um mir "The Expendables 2" anzuschauen, habe ich mir den Vorgänger erneut angesehen. Es war erst die zweite Sichtung seit meinem damaligen Kinobesuch, und ich musste erkennen, dass er leider sogar noch schlechter und weniger unterhaltsam war, als ich ihn in Erinnerung hatte. Die Gründe habe ich in meinem damaligen Review (dessen Wertung ich nun auf 4/10 korrigiert habe) bereits ausführlich dargelegt, hauptverantwortlich war aber für mich die mies inszenierte Action. Mit nach dieser Ernüchterung noch einmal deutlich gesenkten Erwartungen, setzte ich mich dann schließlich gestern am späten Abend ins Kino – und wurde überaus positiv überrascht. "The Expendables 2" macht ungemein viel Spaß. Er ist ein sehr unterhaltsamer Actionkracher, der vieles richtig macht, was beim Vorgänger noch schief gelaufen ist, und ist diesem in jeglicher Hinsicht überlegen. In vielerlei Hinsicht ist die Fortsetzung genau jener Film geworden, den wir uns 2010 schon von "The Expendables" erhofft hatten – und erfüllt damit spät aber doch die in den Vorgänger gehegten Erwartungen.
Einer der wesentlichen Gründe hierfür ist die deutlich besser inszenierte Action. Ich war bislang nicht gerade ein großer Fan von Simon West. Kein einziger seiner Filme, ja nicht mal der von vielen gefeierte "Con Air" (den ich von den Blockbuster-Actionfilmen der 90er Jahre schon immer als einen der schwächeren empfand, der sich keinesfalls mit z.B. "The Rock" oder "Face/Off" messen kann), konnte mich zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Mit "The Expendables 2" liefert er das bisherige Meisterstück seiner Karriere ab, und empfiehlt sich als Regisseur weiterer Actionfilme. Im Gegensatz zu Sylvester Stallone, der sich beim Vorgänger, der ja eigentlich ein 80er-Jahre-retro-Actionfilm sein wollte, viel zu sehr am modernen Inszenierungsstil orientiert hat, der die Action derart zerschneidet und heranzoomt, dass man dieser nicht mehr folgen kann, verfolgt West einen deutlich klassischeren Zugang. Sowohl er als auch wir verlieren bei seinen Actionszenen nie die Übersicht. Er setzt auf deutlich längere Einstellungen, findet eine gute Mischung aus Nah- und Weitwinkelaufnahmen, und bietet auch zahlreiche coole "money shots", die wirklich beeindrucken und in Erinnerung bleiben. Auch was die Brutalität betrifft, setzt man im Vergleich zum Vorgänger noch einmal deutlich eins drauf, und orientiert sich an den Actionmovies der 80er und frühen 90er. Es nimmt zwar nie so extreme Ausmaße an wie bei "Rambo 4", ich würde es aber insgesamt irgendwo zwischen diesem und "The Expendables" einordnen. Es gab schon ein paar ziemlich brutale Kills und denkwürdige Todesszenen, die man dank des steten ironischen Untertons auch ohne allzu große Gewissensbisse genießen kann.
Womit wir schon bei einer weiteren Stärke wären: "The Expendables 2" ist zwar nicht unbedingt eine Actionkomödie per se, macht aber insgesamt deutlich mehr Spaß als der Vorgänger. Einerseits, da die Schlagabtäusche innerhalb der Expendables diesmal um einiges besser gelungen sind als beim Vorgänger, der einen uncoolen, lahmen Spruch nach dem anderen gebracht hat. Auch der eine oder andere nette Oneliner hat sich diesmal eingeschlichen. Am Wichtigsten jedoch – wobei das vermutlich genau der Punkt sein dürfte, wo sich die Gemüter spalten werden: Man hat in "The Expendables 2" unzählige Anspielungen auf die bisherigen Filme der auftretenden Actionstars eingebaut. Überraschend oft wird somit die 4. Wand zum Zuschauer durchbrochen; was einen Großteil des zuvor angesprochenen ironischen Untertons ausmacht. Damit wird man wohl nicht jedermanns Geschmack treffen – manchem wäre es wohl lieber gewesen, man hätte einen geradlinigen, ernsthaften Actionfilm gemacht, und auf diese parodistischen Elemente verzichtet – für mich trug es jedoch maßgeblich zum Unterhaltungswert des Films bei.
Auch abseits der coolen Sprüche ist das Drehbuch diesmal um einiges besser gelungen als noch beim Vorgänger. So wird den Expendables diesmal ein persönlicher Grund mit auf den Weg gegeben, warum sie den Bösewicht aufhalten wollen. Dieser ist auch um einiges eindrucksvoller als die wenig überzeugende Diktator/Ex-CIA Agent-Kombo aus dem ersten. Wie ich in meinem Review zu Teil 1 schon geschrieben habe, braucht ein Actionfilm sympathische Helden, mit denen wir uns identifizieren können, eine nachvollziehbar Motivation – je persönlicher, desto besser – warum diese den Gegner zur Strecke bringen wollen, und einen hassenswerten Bösewicht, dem man auch zutraut, für sie eine Bedrohung darzustellen. Im Gegensatz zum Vorgänger sind in "The Expendables 2" all diese Punkte erfüllt. Die letzte große Stärke – und ein weiterer Vorteil gegenüber dem Vorgänger – ist dann die Besetzung. Der Grundgedanke eines Allstar-Actionteams war ja grundsätzlich nicht schlecht, aber halt leider bei "The Expendables" noch nicht so wirklich erfüllt. Randy Couture und Terry Crews waren wohl den wenigsten Actionfans ein Begriff, und auch Steve Austin kannte man damals noch eher als Wrestler denn als Actionstar. Mit Sylvester Stallone, Dolph Lundgren, Jet Li und Jason Statham war die Besetzung zwar grundsätzlich nicht schlecht, dennoch fehlten da einfach noch ein paar große Namen, um dem Anspruch bzw. dem Ziel, dass man sich ursprünglich gesetzt hatte, gerecht zu werden. Und, ganz ehrlich, so nett es auch gewesen sein mag, Stallone, Willis und Schwarzenegger zum ersten Mal vereint auf der Leinwand zu sehen, aber die kurze Szene in der Kirche war ein schwacher Trost dafür, dass wir wenn die Action dann mal los ging erst recht wieder auf sie verzichten mussten.
In "The Expendables 2" wird dieses Versehen des Vorgängers nun korrigiert – was uns dann auch die besten Momente des Films beschert. Es bringt einfach einen irren Adrenalinschub und verfügt über einen unbestreitbaren Reiz, als Kind der 80er die drei unübertroffenen Actionikonen dieser Zeit Seite an Seite kämpfen und herumballern zu sehen. Erst nach diesem Film wurde mir auch so richtig bewusst, wie sehr in den "Governator" in seinen Politikerjahren vermisst habe, und wie enorm er dem Actionkino gefehlt hat. Auch wenn seine letzten Filme vor seinem Amtsantritt alles andere als perfekt und oftmals nur mehr ein Schatten seiner früheren Klassiker waren, ist Arnie einfach Kult, und die ganze Riege an jungen Actionstars kann ihm – und Willis und Stallone – in meinen Augen nach wie vor nicht das Wasser reichen. Es war jedenfalls großartig, ihn endlich wieder in Aktion zu erleben, und ich freue mich jetzt schon riesig auf "The Last Stand". Neben ihm sorgt vor allem auch noch der Auftritt von Chuck Norris – der vor allem dank den Internet-Witzen den Status einer lebenden Legende erhielt – für Begeisterung. Einfach eine coole Sau, der gemeinsam mit Schwarzenegger den größten Applaus im Kinosaal geerntet hat.
Der neben Willis und Schwarzenegger wichtigste "Neuzugang" ist jedoch Jean-Claude van Damme. Eigentlich wollte Stallone ihn ja schon beim ersten Teil als Bösewicht haben – damals in der Rolle, die dann von Stone Cold Steve Austin übernommen wurde – doch JCVD hatte damals abgelehnt, da ihm diese zu klein war. Im Endeffekt war dies ein Segen für alle Beteiligten, denn im Nachfolger hat Stallone seinem Kollegen eine großartige Bad Guy-Rolle auf seinen stählernen Leib geschneidert. Außerdem hätte man bei dem hektischen Inszenierungsstil des Vorgängers ohnehin nichts von seinen Kampfkünsten mitbekommen, während er diesmal damit brillieren darf. Vor allem aber scheint er es auch enorm zu genießen, nach seinen zahlreichen Auftritten als Actionheld mal auf der anderen Seite zu stehen, und einen Bösewicht zu mimen. Von der alten Garde stehen natürlich erneut in erster Linie wieder Stallone und Statham im Zentrum, doch auch Li, Couture und Crews – und Neuzugang Hemsworth – bekommen ihre Momente. Daneben war es aber vor allem Dolph Lundgren, der einige der besten Momente des Films bekam, und dessen Gunnar sich wohl bei vielen zum heimlichen Star des Films mausern wird. Ganz perfekt ist "The Expendables 2" aber sicher auch nicht. So war die eine oder andere Entwicklung sehr vorhersehbar. Einer der Expendables verabschiedet sich unerwartet früh, ward danach nicht mehr gesehen, und fehlte meines Erachtens vor allem beim Showdown. Trotz aller gelungener Witze – nicht jeder Gags hat bei mir gezündet, manches davon viel auch flach. Und last but not least: Nach all dem Warten und der damit aufgebauten Erwartungshaltung hätte der Endkampf zwischen Stallone und Van Damme ruhig noch etwas länger sein können. Trotzdem, Teil 3, in dem die Expendables dann gegen eine verfeindete Söldnertruppe bestehend aus Tom Cruise, Mel Gibson, Michael Dudikoff, Nicholas Cage, Wesley Snipes und Steven Seagal antreten müssen*, kann kommen.
* = Reine Fan-Träumerei meinerseits!
Fazit:
"The Expendables 2" ist genau das Actionfeuerwerk geworden, dass wir uns schon vom Vorgänger erhofft hatten. Er löst nun endlich alle Versprechen ein, die vom ersten Film gehegt jedoch dann nicht erfüllt wurden. Die Action ist, wie sich das für einen Film gehört, der in die Fußstapfen der Klassiker der 80er Jahre treten will, schonungslos brutal inszeniert, und von Simon West auch angenehm klassisch inszeniert, statt sich dem modernen Trend zu starken Zooms und schnellen Schnitten zu beugen. Die Besetzung ist einfach nur ein Traum, wobei neben Jean-Claude Van Damme und Chuck Norris vor allem noch die gemeinsamen Szenen von Sylvester Stallone, Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger begeistern. Zwiespältiger werden wohl schon die vielen ironischen Anspielungen auf frühere Filme der Starriege aufgenommen werden; mir hat es jedoch gefallen, und maßgeblich zum Spaß und dem damit einhergehenden hohen Unterhaltungswert des Films beigetragen. Neben der Regie und der Besetzung ist auch das Drehbuch diesmal deutlich besser gelungen als beim Vorgänger. Ein paar kleinere Kritikpunkte mögen zwar den ganz großen Wurf und damit die Einstufung als modernes Action-Meisterwerk verhindern, das sollte jedoch keinen Action-Fan davon abhalten, sich dieses Allstar-Feuerwerk – mit dem die alte Riege der Actionstars unter Beweis stellt, dass sie noch lange nicht "entbehrlich" ist – entgehen zu lassen!
Hab ihn zwar noch nicht gesehen, will aber dennoch was loswerden: wieso werden ruhiges filmen und Brutalität so sehr mit den 80ern verbunden? Sind aber zwei Sachen, die ich anstelle von den schnellen Schnitten und dem Weichspülen auch gerne heutzutage hätte.
ich weiß, ich bin noch ein paar andere Rückmeldungen schuldig, aber das lässt sich verhältnismäßig schnell beantworten . Ich verbinde beide Aspekte nicht unbedingt mit den 80ern. Was ich damit eher zum Ausdruck bringen wollte, ist dass Stallone im 1. Teil an die Actionklassiker der 80er anknüpfen wollte, sich jedoch was den Inszenierungsstil betrifft am modernen Actionkino orientiert hat - was (unabhängig davon, das ich von diesem hektischen Stil nichts halte) sich mit seiner Grundintention IMHO gespießt hat. Expendables 2 sieht hingegen so aus, als könnte er genauso gut auch in den 80ern/frühen 90ern gedreht worden sein.
Und aufgrund der Fülle an entsprechenden Actionfilmen, denen wir ja auch das Aufkommen dieser Ikonen wie Stallone, Schwarzenegger etc. verdanken, sehen wohl viele - und eben auch ich - die Blütezeit des Actiongenres in den 80ern/frühen 90ern. Die eben auch nicht mit Brutalität gegeizt haben (für damalige Verhältnisse). Es mag sowohl davor als auch danach brutale Actionfilme gegeben haben (und der unruhige Inszenierungsstil kam ohnehin erst in den 0er-Jahren auf), aber mir würde keine "actionreichere" filmische Dekade einfallen als die 80er. Daher wohl auch automatisch diese Assoziation.
Ich hab ja nicht gesagt. Also wäre es nicht nötig gewesen zu sagen, du wärst mir noch was schuldig. Antwortest ja aus freien Stücken, obwohl du mich auch genauso gut ignorieren könntest.