Originaltitel: The Doomsday Machine Produktionsnummer: 2x06 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 15.09.1967 Erstausstrahlung D: 12.01.1974 Drehbuch: Theodore Sturgeon Regie: Joseph Pevney Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Walter Koenig als Pavel Chekov, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: William Windom als Commodore Matt Decker, Elizabeth Rogers als Lt. Palmer, John Winston als Lt. Kyle, Richard Compton als Washburn u.a.
Kurzinhalt:
Die Enterprise folgt einem Notruf der U.S.S. Constellation. Auf dem Weg zu ihrem letzten bekannten Standort stößt man auf ein ehemaliges Sonnensystem, in dem nur mehr zwei der zuletzt kartografierten sieben Planeten noch existieren. Als man die U.S.S. Constellation schließlich ausfindig gemacht hat, und an Bord Commodore Decker – den einzigen Überlebenden der Katastrophe – entdeckt, berichtet dieser von einem riesigen Ungetüm, das durchs All fliegt, und mit seiner mächtigen Strahlenwaffe Planeten zuerst in kleine Stücke schneidet und danach verschlingt. Eben dies ist auch mit jenem Planeten passiert, auf den er seine Crew hinuntergebeamt hat, um ihnen nachdem das Schiff so gut wie zerstört war das Leben zu retten. Während Captain Kirk und Scotty an Bord der Constellation bleiben, und ihre Systeme soweit als möglich wieder in Betrieb zu nehmen, begleitet Dr. McCoy den verstörten Commodore zurück auf die Enterprise. Als diese schließlich den Planeten-Killer ausfindig macht, übernimmt Decker das Kommando. Davon besessen, die Entität um jeden Preis zu vernichten, bringt er die Enterprise und ihre Crew in größte Gefahr…
Denkwürdige Zitate:"Random chance seems to have operated in our favor."
"In plain, non-Vulcan English, we've been lucky."
"I believe I said that, doctor"
(Spock und McCoy, nachdem man den ersten Angriff des Planetenkillers überlebt hat.)
"You're bluffing."
"Vulcans never bluff."
(Gut zu wissen. Ich werds mir für die nächste Pokerrunde merken.)
"The commander is responsible for the lives of his crew, and for their deaths. Well, I should have died with mine."
(Die letzten Worte von Commodore Decker, ehe er sich mit dem Shutlle in den Schlund des Planetenkillers stürzt.)
"Am I correct in assuming that a fusion explosion of 97 megatons will result if a starship impulse engine is overloaded?"
"No, sir. 97.835 megatons."
(Spock nimmt es mal wieder sehr genau.)
"Gentlemen, I suggest you beam me aboard."
(Kirk, als die Constellation kurz davor steht, vom Planetenkiller verschlungen zu werden und zu explodieren.)
Review:
Nach einem etwas schwachen Einstieg ist "Planeten-Killer" für mich das erste große Highlight der 2. Staffel. Ein Hauptgrund dafür ist seine Vielschichtigkeit. Der auffälligste Aspekt der Produktion, der ins Auge sticht, ist die sehr überzeugende und erschreckende Bedrohung dieser Maschine, die durch das Universum streift und Planeten vernichtet und vertilgt. Ich halte es, was Bedrohungen betrifft, für eine der faszinierendsten Ideen, die innerhalb "Star Trek" je geschaffen wurden, und ich finde, dass es damals wie heute sehr gut funktioniert. Mit seiner scheinbar unzerstörbaren Außenhülle und seinem starken Energiestrahl sieht sich die Enterprise einem scheinbar übermächtigen Feind gegenüber, mit dem sie zudem nicht Kontakt aufnehmen und/oder verhandeln kann. Sie müssen einen Weg finden, ihn zu stoppen – sonst wird er in Kürze auf die ersten bewohnten Sonnensysteme treffen, und Milliarden von Lebewesen werden sterben. Jedenfalls hat man mit dem Planetenkiller meines Erachtens eine großartige Bedrohung geschaffen, die auch für sehr viel Spannung sorgt. Vor allem die letzten Minuten, als Captain Kirk an Bord der Constellation darauf wartet, herübergebeamt zu werden (und wo sich Scotty wieder einmal beweisen darf), sind mordsmäßig spannend. "Planeten-Killer" funktioniert also in erster Linie als Abenteuergeschichte und/oder Space-Thriller ungemein gut.
Und doch kratzt man damit gerade mal an der Oberfläche dessen, was diese Episode für mich so auszeichnet. Denn eine weitere wesentliche Stärke, die viele interessante Aspekte in sich vereint und für einige der besten Momente sorgt, ist Commodore Decker. Zuerst einmal ist festzuhalten, dass wir noch nie einen so verzweifelten Captain/Commodore/wasauchimmer der Sternenflotte gesehen haben. Sein Schock und seine Verzweiflung tragen vieles dazu bei, den Planetenkiller als formidablen Feind aufzubauen. Zudem erhält seine Figur dadurch, dass er seine Crew – und deren Leben zu retten – just auf jenen Planeten gebeamt hat, der kurz davor von der Entität zerstört wurde, eine ungeheure Tragik, die uns trotz seiner späteren Taten mit ihm mitfühlen lässt, und seinen Wahnsinn verständlich macht. Womit wir bei einem weiteren Punkt wären: Denn genau genommen ist "Planeten-Killer" ein cleverer Transfer des Klassikers "Moby Dick" in das SF-Genre, und Commodore Decker der erste "Captain Ahab" der "Star Trek"-Geschichte (wenn auch sicherlich nicht der letzte). Nach der Zerstörung seines Schiffes und dem Tod seine rCrew ist er wie besessen von dem Gedanken, den Planetenkiller zu zerstören. Mit dem drohenden Tod unzähliger unschuldiger Lebewesen bietet sich zwar eine einfache Rechtfertigung für sein leichtfertiges Handeln, doch es wird deutlich, dass er die Maschine auch dann angegriffen hätte, wenn keine weiteren Leben (außer der Crew der Enterprise) auf dem Spiel gestanden wären. Am Ende muss er sich zwar wohl oder übel beugen und Spock wieder das Kommando über die Enterprise überlassen, doch trotz dieser Niederlage und den vorherigen gescheiterten Versuchen, den Planetenkiller zu zerstören, kann er von seinem Hass und seinen Rachegelüsten nicht ablassen. Und was zuerst wie ein scheinbar sinnloser Tod wirkt, als er sich mit einem Shuttle in den Rachen jener Bestie stürzt, die sein Leben zerstört hat, entpuppt sich letztendlich als Heldentat, als er damit Captain Kirk die Lösung für das Problem auf dem Präsentierteller serviert.
Der dritte wesentliche Pluspunkt des Drehbuchs ist dann die Aussage rund um "Maschinen des Jüngsten Gerichts", wie sich Kirk in der deutschen Fassung ausdrückt – ist der Planeten-Killer doch eine offensichtliche Analogie auf Atomwaffen, und die drohende Vernichtung unseres Planeten durch ihren Einsatz. "Planeten-Killer" hinterfragt sehr kritisch den Sinn solcher Massenvernichtungswaffen, und die damit verbundene Strategie der gegenseitigen Abschreckung. Die genaue Herkunft des Planetenkillers wird zwar nicht aufgeklärt, doch spekulieren Spock und Kirk am Ende offen darüber, dass er wohl ein Überbleibsel eines lang vergangenen Krieges sein könnte, das noch lange nach dem Ende jener Zivilisation, die ihn gebaut hat, sein Unwesen treibt und seine zerstörerische Mission fortsetzt – auf Kosten unschuldiger Leben. Eine Message, die vor allem in der damaligen Zeit, erst wenige Jahre nach der Kubakrise – welche der Menschheit fast einen dritten Weltkrieg eingebracht hätte – sehr wichtig war, aber in Wahrheit bis zum heutigen Tag nichts an Bedeutung und Relevanz verloren hat.
Neben dem Drehbuch geben sich auch die anderen Aspekte der Produktion keine Blöße. "Star Trek"-Veteran Marc Daniels inszeniert die Geschichte mit sicherer Hand, und findet die richtige Mischung aus ruhigen Szenen und packenden Passagen. Die Schauspieler leisten ebenfalls allesamt großartige Arbeit. Während man von der Stammbesetzung mittlerweile eh nichts anderes mehr gewöhnt ist, gefällt vor allem die Performance von William Windom, der die Verzweiflung und die Besessenheit seiner Figur sehr gut – und trotz leichter Überzeichnung auch glaubwürdig – zur Geltung bringt. Wie es der Zufall so will, wurde just an jenem Tag, als ich "Planeten-Killer" in den Player lag um sie mir in Vorbereitung auf dieses Review noch einmal anzusehen, sein Tod bekanntgegeben. Er war einer der (viel zu) wenigen Schauspieler, bei denen ich das Glück hatte, sie persönlich kennenzulernen. Zwar bleibt am Autogrammtisch kaum Zeit, um sich zu unterhalten, dennoch nahm er sich als er hörte, dass ich aus Österreich bin, ein paar Minuten, um mir von seiner Zeit in Österreich und Deutschland während des zweiten Weltkriegs zu erzählen. Er vermittelte das Gefühl eines ungemein netten Mannes, der den Austausch mit den Fans sehr schätzt, und dies nicht nur als Pflichtübung empfindet. In diesem Sinne also ein kurzes R.I.P. für einen der besten Gaststars der klassischen Serie! Und nun weiter im Programm: Eine weitere wesentliche Stärke der Episode ist der großartige Soundtrack von Sol Kaplan, der hier nach "Kirk : 2 = ?" zum zweiten und leider auch letzten Mal als Komponist für "Raumschiff Enterprise" tätig war. Die beiden von ihm neu komponierten musikalischen Themen, für die U.S.S. Constellation und den Planetenkiller, sind ungemein eingängig, und er setzt sie auch sehr geschickt ein – gerade auch beim Anflug des Shuttles bzw. des Schiffes auf den Planetenkiller, wo sich beide Motive ständig abwechseln. Sein peitschender Score trägt maßgeblich zur packenden Spannung bei, welche "Planetenkiller" verströmt.
Die letzte wesentliche Stärke sind dann die Spezialeffekte – und das meines Erachtens in beiden Fassungen. Beachtlich finde ich hierbei vor allem die Fülle an Effektszenen – "Planetenkiller" dürfte diesbezüglich wohl innerhalb der klassischen Serie an der absoluten Spitze stehen. Auch scheut man sich nicht, die Kamera ganz nah an das Modell der Enterprise heranzubringen. Und auch das Design des Planetenkillers ist ungemein denkwürdig, und vor allem auch sein Inneres grandios animiert. Als Kind fand ich diesen Schlund jedenfalls ungemein beängstigend. Für damalige Verhältnisse halte ich die Effekte jedenfalls für sensationell – lediglich die gelegentlich durchscheinenden Sterne (da man diese auf die Aufnahmen des Planetenkillers darübergelegt hat) trüben die Freude ein klein wenig. Doch auch die neuen Effekte sind sehr gut gelungen. Obwohl man sich doch einige Freiheiten nimmt, bleibt man der Grundintention treu, und auch wenn die neuen Szenen ihre Computerherkunft nicht immer verbergen können, sind sie doch um einiges dynamischer. Jedenfalls ist "Planetenkiller" eine jener Episoden, bei denen ich beide Fassungen gleich schätze.
Ganz makellos ist "Planeten-Killer" aber nicht. Neben der irritierenden Abwesenheit von Lt. Uhura (und auch Chekov sucht man hier vergeblich) sind es in erster Linie zwei Kritik- bzw. logische Schwachpunkte, welche für mich die Höchstwertung verhindern. Einerseits wäre das die Tatsache, dass bis auf den verrückten Commodore niemand auf die Idee kommt, dass es angesichts der undurchdringlichen Außenhülle, mit denen mit nicht beizukommen ist, eventuell eine gute Idee wäre, die Aufmerksamkeit auf das innere des Monstrums zu richten. Vor allem Spock hätte ich etwas mehr logische Kombinationsgabe zugetraut, und mir mehr erwartet als sein schlichtes, pessimistisches "Das wird so nichts". Wenn er Decker eine alternative Vorgehensweise vorgeschlagen hätte, Kirk diese jedoch aufgrund der Gefahren für die Crew abgelehnt hätte, Spock daraufhin aufgetragen hätte, das Kommando wieder zu übernehmen – und sich Decker dann erst auf seine Harakiri-Mission begeben hätte, um zu beweisen, dass sie funktioniert, hätte mir das besser gefallen. Und ich sehe keinen Grund, warum die Spannung darunter hätte leiden sollen. Das größte Problem der Episode ist aber natürlich, dass der Planetenkiller während des langen Anflugs sowohl des Shuttles als auch der Constellation freundlicherweise davon absieht, sie mit seiner Strahlenwaffe aus dem All zu schießen, und damit aktiv selbstbezogene Sterbehilfe leistet. Dem deutschen Fan fällt zudem erneut der vor allem angesichts der dramatischen Ereignisse etwas unpassend wirkende flapsige Ton der ZDF-Synchro auf – doch das ist nichts, dass ich der Episode vorwerfe; denn dafür können die Beteiligten nun wirklich nichts.
Fazit:
"Planeten-Killer" ist eine meiner absoluten Lieblingsfolgen von "Raumschiff Enterprise". Einer der Hauptgründe dafür ist das vielschichtige Drehbuch, welches eine ungemein spannende Handlung rund um eine große Bedrohung aus dem All mit einer abgewandelten Erzählung des Klassikers "Moby Dick" sowie einer warnend-kritischen Aussage zu Atomwaffen und ähnlichen "Maschinen des Jüngsten Gerichts" auf faszinierend-packende Art und Weise miteinander vereint. Hinzu kommt noch die Figur des Commodore Decker, der mit seinen tragischen Erlebnissen sowie seiner Rachsucht – beides großartig dargestellt von William Windom – ebenfalls viel zum Gelingen der Episode beiträgt. Beeindruckend auch die Qualität und vor allem die Anzahl an Effektszenen, welche die Bedrohung durch den Planetenkiller glaubhaft vermitteln – wobei mich vor allem das bedrohlich wirkende Innere des Ungetüms immer fasziniert. Nicht vergessen werden darf auch der großartige, peitschende Soundtrack von Sol Kaplan, der viel zur spannenden Atmosphäre der Episode beiträgt. Kleinere logische Schwachpunkte verhindern zwar die Höchstwertung, dennoch zählt "Planeten-Killer" für mich ganz klar zu den besten Episoden der klassischen "Star Trek"-Serie.