Klappentext:
Seit mehr als einem Jahrzehnt, seit Beginn der Mission des Raumschiffes Enterprise, haben unbekannte Feinde eine Reihe tödlicher biologischer Waffen im Alpha-Quadranten freigesetzt und damit schreckliche Epidemien bei den Romulanern, Cardassianern, Bajoranern und sogar der Föderation verursacht. Nun endlich verbündet sich Captain Jean-Luc Picard mit Captain Mackenzie Calhoun vom Raumschiff Excalibur, um die heimlichen Schöpfer der Seuchen aufzuspüren – und den Tod von Tausenden zu rächen!
Kurzinhalt:
Aus einer Forschungsstation des Daystrom-Instituts wurde ein revolutionäres Computer-Interface, genannt "Omega 9", gestohlen. Die Admiralität der Sternenflotte geht davon aus, dass dieser Diebstahl irgendwie mit einem großen Angriff in Zusammenhang steht, der von Föderations-feindlichen Mächten für die bevorstehende 200-Jahr-Feier einer Resolution stattfinden soll. An dieser Resolution wiederum hat anno dazumal ein Vorfahre von William Riker mitgewirkt, weshalb er als einer der Ehrengäste auserkoren wurde. Doch dazu kommt es nicht: Denn das Schiff, welches ihn zur Erde bringen will, wird von einer Flotte der Romulaner angegriffen und vernichtet. Die Überlebenden werden hilflos im All treibend von der U.S.S. Excalibur gefunden und gerettet. Admiral Nechavey erteilt Captain Calhoun daraufhin den Auftrag, sich auf eine Undercover-Mission zu begeben und in die Organisation des Thallonianers Thul einzuschleusen, die irgendwie mit diesem Diebstahl und dem geplanten Terroranschlag in Verbindung zu stehen scheint. In seiner Abwesenheit soll Commander Riker das Kommando über die U.S.S. Excalibur übernehmen. Calhouns Mission wird ihn nicht nur erneut mit einigen Personen aus seiner Vergangenheit zusammenführen, sondern ihn auch gemeinsam mit Captain Picard auf die Spur des Doppelhelix-Virus bringen, der droht, die gesamte Föderation zu vernichten…
Review:
Wenn man "Doppelt oder Nichts" hinter sich hat, der – obwohl ja eigentlich genau genommen der letzte Teil der Reihe – die Doppelhelix-Saga im Prinzip abschließt (erzählt Band 6 doch die Vorgeschichte), wird einem leider bewusst, dass diese Reihe von einer genaueren Planung profitiert hätte. Denn rückwirkend betrachtet ist leider nur allzu offensichtlich, dass hier der Crossover-Gedanke im Zentrum stand, und man dabei die Chance, eine große, epische, zusammenhänge Geschichte zu erzählen, überwiegend verspielt hat. Denn die einzelnen Bände der Reihe ergeben leider kein stimmiges Ganzes, sind nicht größer als die Summe ihrer Teile. Dafür war jeder zu eigenständig, und rückte die Bedrohung durch den Virus spätestens ab Band 3 zu sehr in den Hintergrund. Gerade auch bei "Doppelt oder Nichts" ergibt sich erst auf den letzten rund 30 Seiten der Bezug zum Rest der Reihe, und wirkt fast schon wie ein nachträglicher Einfall, oder auch eine ungeliebte Pflichtübung, die in letzter Sekunde wohl oder übel doch noch absolviert wird. Etwas weniger Eigensinn der einzelnen Autoren (und da schaue ich neben Peter David in erster Linie noch Diane Carey an) hätte der Saga in meinen Augen jedenfalls gut getan.
Betrachtet man "Doppelt oder nichts" hingegen nicht als (narrativ) finalen Teil der Doppelhelix-Reihe, sondern als nächsten "New Frontier"-Band (der zeitlich vor "Ort der Stille" angesiedelt ist), vermag er durchaus zu gefallen. Zu Beginn gibt es wieder eine kurze Geschichte aus der Vergangenheit der Figuren, welche natürlich in weiterer Folge große Bedeutung erlangt. Die Handlung in der Gegenwart ist dann durchaus einfallsreich und spannend, und in Peter Davids gewohnt gut-sprachgewitztem Schreibstil erzählt. Was "Doppelt oder nichts" hingegen etwas hemmt, ist dass er offensichtlich auch so halb als potentieller Einstiegsroman für jene geschrieben wurden, die zwar die Doppelhelix-Reihe in ihrer Gesamtheit lesen wollen, aber bislang noch keinen "New Frontier"-Roman gelesen haben. So erfüllt die eine oder andere Szene keinen narrativen Zweck, sondern ist nur dazu da, die doch etwas schräge Besetzung der Excalibur – über die sich der stellvertretende Captain Will Riker natürlich stellvertretend für "New Frontier"-Neulinge ausgiebig wundern darf – vorzustellen. Stellenweise kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass David hier die Gelegenheit doch ein wenig eigennützig für schamlose Werbung seiner Eigenkreation im "Star Trek"-Universum ausnutzt.
Davon abgesehen erweist sich jedoch die Idee, Riker das Kommando über die Excalibur zu übertragen (damit nicht Picard allein mit seinem Auftritt auf den letzten Seiten die Crossover-Fahne hoch hält), durchaus als eine der Stärken des Romans, da das bekannte Figurengemisch und damit auch die Dynamik an Bord etwas durcheinandergewirbelt wird. Schade nur, dass sowohl er als eigentlich auch die gesamte Excalibur-Crew bis auf die Rettung von Mac und Picard am Ende nichts Wesentliches zum Gelingen der Mission beitragen darf. Und so droht "Doppelt oder nichts" zwischenzeitlich doch ein wenig zur "Mackenzie Calhoun"-Show zu verkommen; was jedoch, um die diesbezügliche Kritik gleich wieder zu relativieren, auch nicht unbedingt etwas schlechtes sein muss – wie sich auch hier wieder zeigt. So interessant viele von Peter David für seine "New Frontier"-Saga geschaffenen oder ausgeliehenen Figuren auch sein mögen, Captain Calhoun steht mit seinem taktischen Verständnis und seiner Rohheit doch irgendwie über allen anderen. Und in "Doppelt oder Nichts" bekommt er zwischendurch immer wieder mal die Gelegenheit, zu beweisen, warum. Vor allem der Showdown in der Dyson-Sphäre (bei der wieder einmal Davids Angewohnheit positiv auffällt, sich aus dem reichhaltigen "Star Trek"-Kanon zu bedienen) ist sehr spannend, packend und flott erzählt, und setzt auch Picard sehr gut in Szene und gibt ihm etwas wichtiges zu tun. Jedenfalls trösten die letzten Seiten zweifellos zumindest teilweise über die eine oder andere Enttäuschung zuvor hinweg.
Fazit:
Betrachtet man "Doppelt oder nichts" unabhängig vom Rest der "Doppelhelix"-Reihe, und sieht ihn in erster Linie als "New Frontier"-Roman, weiß er durchaus zu gefallen. Die Handlung entwickelt sich flott und wendungsreich, ist von Peter David gewohnt gut geschrieben, überzeugt mit einiges an Wortwitz, und bietet vor allem zum Ende hin einiges an Spannung. Als narratives Finale der "Doppelhelix"-Saga lässt er jedoch teilweise zu wünschen übrig, rückt dessen roter Faden, nämlich das Virus, doch hier erneut viel zu sehr in den Hintergrund. Generell hätte eine etwas genauere Vorausplanung und ein etwas engerer Rahmen für die Autoren der Reihe als Gesamterlebnis gut getan. Von diesem nicht unwesentlichen Kritikpunkt abgesehen, ist "Doppelt oder nichts" aber sehr unterhaltsam, und vor allem für Fans des Autors absolut empfehlenswert.
Bewertung:
3.5/5 Punkten
Christian Siegel
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