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Schmerzen der Erinnerung PDF Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Warner Bros.

Originaltitel: A Late Delivery From Avalon
Episodennummer: 3x13
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 22. April 1996
Erstausstrahlung D: 15. Dezember 1996
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: Mike Vejar
Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Commander Susan Ivanova, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jason Carter als Marcus Cole, Jeff Conaway als Zack Allaln, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar.
Gastdarsteller: Michael York als Arthur, Michael Kagan als Emmett Farquaha, Roger Hampton als Merchant, Dona Hardy als Old Woman, Michael Francis Kelly als Security Guard #1, Jerry O'Donnell als Security Guard #2, James Kiriyama-Lem als Med Tech, Robert Schuch als Lurker, u.a.

Kurzinhalt: Ein Mann kommt auf die Station und wird in der Ankunftshalle angehalten, da er eine Waffe – ein Schwert – bei sich trägt. Er behauptet, dass es sich bei ihm um den legendären König Artus handelt – und denkt gar nicht daran, sein Schwert Excalibur abzugeben. Marcus und Franklin werden zufällig Zeuge seiner Ankunft, und nehmen ihn unter ihre Fittiche. Während Marcus zumindest in Betracht zieht, dass er die Wahrheit sagen könnte – immerhin weiß man ja bereits von historischen Gestalten, die von den Vorlonen entführt und bewahrt wurden – ist Franklin fest dazu entschlossen, die Wahrheit herauszufinden und ihn von seiner Wahnvorstellung zu heilen. Marcus hingegen akzeptiert ihn so wie er ist, und sieht weder Sinn noch Nutzen darin, dessen Worte anzuzweifeln. Auch G'Kar sieht in König Artus eine verwandte Seele, und schlägt sich bald auf seine Seite. Doch als Franklin eine DNA-Probe durch die Datenbank laufen lässt, findet ihr die wahre Identität ihres Besuchers heraus – und sieht es als seine medizinische Pflicht an, ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren…

Denkwürdige Zitate: "What do you mean, a hundred credits?"
"I mean more than ninetynine, less than a hundred and one. What, you got a hearing problem, or a math problem?"
(Der Postbeamte verhöhnt Garibaldi.)

"You know, I used to think it was awful that life was so unfair. Then I thought, wouldn't it be much worse if life were fair? And all the terrible things that happen to us come because we actually deserve them? So now I take great comfort in the generel hostility and unfairness of the universe."
(Einer der besten Sprüche aus der Serie.)

"You have something that does not belong to you. Actually, I suspect you have quite a few things that do not belong to you, but let's start with a picture. And a frame. I command you to hand that over, or face the consequences."
(David/Artus, bevor er die Gangster in der unteren Ebene angreift.)

"What are you so nervous about? We went up against the entire Earth Alliance and two carrier groups."
"Yeah… but this is the post office. This could get us in real trouble!"
(Köstlicher Dialog zwischen Garibaldi und seinem seiner Sicherheitsleute.)

"Better the illusions that exalt us than ten thousand truths."
(Marcus zitiert Alexander Pushkin.)

"You know, you'd think I'd learn one of these days that I can't fix everything."
(In der Tat, Stephen.)


Review: Episodenbild (c) Warner Bros. "Schmerzen der Erinnerung" ist eine Episode, an der mir die Grundidee dahinter letztendlich besser gefällt, als die Folge selbst. Ich bin Fan der Sage rund um König Artus, und fand daher diese Idee ganz nett. Zumal es der Folge recht gut gelingt, zu Beginn zumindest die vage Möglichkeit in den Raum zu stellen, dass es sich tatsächlich um den wirklich König Artus, der die Basis für die Sagenfigur geliefert hat, handeln könnte – immerhin ist die Crew von Babylon 5 mit "Sebastian" ja schon einmal auf eine Figur getroffen, die von den Vorlonen von der Erde entführt und für spätere Zwecke bewahrt wurde (wobei man sich fragt, woher Marcus eigentlich davon weiß; aber vielleicht hat er ja die Logbücher der Station studiert, oder so. Zumal es ja der Hauptzweck der Ranger ist, Informationen zu sammeln, so gesehen erscheint es nicht gänzlich unplausibel, dass er davon gehört hat). Warum also nicht auch König Artus? Leider aber ist bei der Umsetzung dieser Idee da und dort etwas schief gegangen. Als einer meiner größten Kritikpunkte erweist sich dabei die Inszenierung der Traumsequenzen.

Ich bin grundsätzlich ein großer Fan von Mike Vejar, aufgrund seiner hochwertigen Inszenierungen, mit der er vor allem viele "Babylon 5"-Folgen aufgewertet hat. Beim Versuch, die Traumsequenzen von "Schmerzen der Erinnerung" möglichst surreal zu machen, schoss er aber meines Erachtens leider teilweise etwas übers Ziel hinaus. Eigentlich mag ich es ja, wenn eine Serie das üblicherweise recht Ende inszenatorische Korsett von TV-Serien (insbesondere in den 90ern) durchbricht und etwas anderes versucht. Und die erste Traumsequenz, wo David das Schwert findet, ist sogar noch recht gelungen. Die schwarz/weiß-Gestaltung dieser Szenen, die Aufnahme in Zeitlupen, der ewig lange Korridor usw. vermitteln das Gefühl eines "echten" Traums, die sich ja üblicherweise durch eine gewisse Surrealität auszeichnen. Aber mit der Zeit wurde es mir dieser Sequenzen etwas zu viel. Beim ersten Mal ist man noch durchaus angetan von dieser Inszenierung, aber dann verlieren sie laufend an Wirkung, ehe es dann früher oder später einfach nur mehr aufgesetzt und bemüht wirkt. Zumal sich in weiterer Folge der eine oder andere Moment einschleicht, wo man es mit der Theatralik in diesen Szenen doch etwas übertreibt, und unfreiwillig komisch wird. Exemplarisch sei jener Moment genannt, wo David die Hand, mit einem freudigen Lächeln auf seinem Gesicht, nach vorne streckt, und von hinten mit einem Schwert niedergestreckt wird, und daraufhin in der Wirklichkeit in einen katatonischen Zustand verfällt. Weitere Kritikpunkte: Wenn sich David einbildet, König Artus zu sein, hätte er sich dann nicht eigentlich vielmehr als der Captain der Prometheus herausstellen müssen, statt der Mann an der Waffenkontrolle (und noch dazu vermeintlich nur einer von vielen)? Und auch, dass wir den Kampf von David und G'Kar gegen die Gangster nicht zu sehen bekommen, fand ich etwas schade.

Episodenbild (c) Warner Bros. Dennoch will ich die Episode jetzt nicht schlecht reden. Sie hat mir insgesamt ganz gut gefallen; ich fand halt eben nur, dass es ihr nicht ganz gelungen ist, ihr volles Potential auszuschöpfen, weshalb ich sie auch nicht zu den besten "Einzelepisoden" (also jene ohne größeren Bezug zur fortlaufenden Handlung) der Serie zählen kann. Wobei "Schmerzen der Erinnerung auch ein wenig darunter leidet, dass sie nun schon die dritte eher unabhängige Episode in Folge ist, was insbesondere nach dem Tripleschlag davor etwas unangenehm auffällt. Nachdem der Handlungsrahmen dort richtig Fahrt aufgenommen hatte, schien JMS hier nun wieder auf die Bremse zu steigen. Dennoch gab es auch abseits der interessanten Grundidee einiges an "Schmerzen der Erinnerung", das mir gut gefallen konnte. Dabei sticht in erster Linie Michael York heraus, der – ähnlich wie David Warner in "Der Gral" vor ihm (zwei Episoden, die generell einiges gemeinsam haben; es geht um mythische Objekte, und Menschen, die ihrer eigenen schrecklichen Vergangenheit entfliehen) – seiner Figur und damit auch der gesamten Episode aufgrund seiner Anwesenheit und seiner Performance Glanz verleiht. Zudem strahlt er eine ungeheure Menschlichkeit und Wärme aus, die David/Artus sehr sympathisch macht.

Generell gefiel mir die Idee, dass David aufgrund seiner "Wahnvorstellungen" zu einer Person wird, die anderen Menschen – die in der großen Aufregung rund um die Schatten, den Krieg gegen Clark und so weiter mit ihren Anliegen auf der Strecke bleiben – helfen will, sehr gut. Alles rund um ihn und die alte Frau mit dem Bild ihres Mannes stach diesbezüglich besonders positiv hervor, war durchaus berührend, und wertete die Episode für mich definitiv auf. Eine weitere wesentliche Stärke von "Schmerzen der Erinnerung" ist wieder einmal Christopher Franke, der dieser Episode einen doch eher ungewöhnlichen Soundtrack beschert, die – angesichts der Thematik durchaus angemessen – da und dort einen keltischen Einschlag erkennen lässt. Und auch die Surrealität der Traumsequenzen fängt er mit seiner Musik sehr gut ein, ohne dabei über das Ziel hinauszuschießen. Insofern freue ich mich auch sehr, dass sein Score zu "Schmerzen der Erinnerung" – als einer der wenigen, die er für eine Nicht-Arc-Folge komponiert hat – auf CD erschienen ist. Sehr gut gefallen haben mir auch die gemeinsamen Szenen von Artus und G'Kar. Letzterer scheint in ihm eine verwandte Seele zu erkennen, und ich fand die sich entwickelnde Freundschaft zwischen den beiden sehr gut dargestellt. Wunderbar auch, wie Artus ihm zum Ritter schlägt. Sir G'Kar! In erster Linie sind es aber Marcus und Franklin, die mit Artus/David zu tun haben. Ersterer, der selbst einige schmerzhafte Erinnerungen verbirgt, sympathisiert sofort mit ihm. Er ist einer der wenigen, der sofort und ohne Vorbehalte dazu bereit ist, ihn als das zu akzeptieren, was er vorgibt zu sein – ganz gleich, ob dies der Wahrheit entspricht oder nicht. Für ihn ist dies letztendlich zweitrangig: Er sieht ihn nicht als jene Person, die er ist, sondern als jene, die er sein will.

Episodenbild (c) Warner Bros. Etwas, zu dem Franklin nicht fähig ist. Er sieht keinen Mann, der mit sich im Reinen ist, sondern einen, der seine Erinnerungen verdrängt; oder anders ausgedrückt: Er sieht einen Patienten, dem er unbedingt helfen will. Besonders gut gefiel mir auch, wie ihm am Ende Zweifel kommen, ob er die richtige Entscheidung getroffen hat (was seine Handlung hier betrifft, zeigen sich in meinen Augen einige Parallelen zu "Die Gläubigen"; auch dort zwingt er seinem Patienten die Behandlung die er für richtig hält auf, mit – im Falle von "Schmerzen der Erinnerung" zumindest kurzfristig – katastrophalen Folgen). Umso schöner dann die versöhnliche Szene am Ende, wo Delenn als "Lady of the Lake" Excalibur entgegennimmt. Neben der Geschichte rund um Artus gibt es dann auch noch zwei Nebenhandlungen. Während jene rund um den Babylon 5-Vertrag zwar den Handlungsrahmen aufgreift, aber letztendlich zu unwichtig und banal erschien, um auf mich sonderlich Eindruck zu hinterlassen, überzeugt jene rund um Garibaldi und das Postamt mit viel Humor – auch wenn ich es etwas schade fand, dass Garibaldi am Ende den Spieß umdreht und triumphiert. So befriedigend es auch gewesen sein mag, es war mir etwas zu typisch – und utopisch, denn wie wir alle wissen: Gegen dem Amtsschimmel ist ein Sieg ausgeschlossen!

Fazit: "Schmerzen der Erinnerung" ist schon eine etwas sonderbare und ungewöhnliche "Babylon 5"-Episode; wo mir letztendlich auch die Idee dahinter besser gefallen konnte als die Folge selbst. Vor allem die Traumsequenzen haben mich mit der Zeit nicht mehr so recht überzeugt: Schwarz/Weiß, Zeitlupen, Symbolismus, Theatralik… hier schien mal es mit dem Künstlerischen doch etwas zu übertreiben, ehe das Ganze für mich zuletzt sogar ins unfreiwillig komische umschlug. Zudem passiert in dieser Folge einfach nicht sonderlich viel. Nachdem der Handlungsrahmen zuletzt erst so richtig Fahrt aufgenommen hatte, wurde er jetzt schon die vierte Episode in Folge wieder eher auf die Warteschleife gestellt. Ich sage ja nicht, dass sich jede Episode um den Arc drehen muss – dann würde die Serie auch nicht "Babylon 5", sondern "Babylon 2" heißen – aber zumindest in der B- oder C-Handlung könnte man das Ganze vernünftig vorantreiben. Hier geschah mir in den letzten paar Episoden trotz kleinerer Andeutungen – wie hier rund um den Sicherheitspakt mit der Liga der blockfreien Welten – doch etwas zu wenig. Gut gefallen konnte mir aber wie gesagt die Grundidee (nicht zuletzt, da ich Fan der Artus-Sage bin) die warmherzige schauspielerische Leistung von Michael York (der die Episode schon allein mit seiner Anwesenheit veredelt), einzelne berührende Momente (wie z.B. alles rund um die alte Frau und ihr Photo, oder auch Delenn als "lady of the lake"), die Parallelen bzw. Anspielungen zum Erd-Minbari-Krieg, die amüsante Nebenhandlung rund um das Postamt, das Zusammenspiel zwischen David/Artus und Marcus sowie G'Kar, sowie der Soundtrack von Christopher Franke, der hier mit seiner phantastischen, für die Serie teils doch recht untypischen Musik wieder einmal sehr viel zum Gelingen der Episode beiträgt. Insgesamt war "Schmerzen der Erinnerungen" also – auch wenn es ihr nicht ganz gelungen ist, ihr volles Potential auszuschöpfen – ganz ok.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel


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Hintergrundinformationen:
Vom Skript zur Folge:
  • Gleich zu Beginn gibt es einen kurzen Moment, wo Ivanova und Sheridan darüber sprechen, dass es irgendwie ein seltsames Gefühl ist, dass Babylon 5 just von Minbari-Schiffen verteidigt wird – was auf den Krieg anspielt und der restlichen Handlung rund um David in gewisser Weise den Weg bereitet.

  • Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Eine sehr lange Szene, die entweder danach generell verworfen wurde oder es aus Zeitgründen nicht in die Episode geschafft hat: Londo, Sheridan und Ivanova treffen sich im früheren Versammlungsraum des Babylon 5-Rats. Londo erwähnt, dass dieser angesichts der Tatsache, dass sich jeder mit jedem im Krieg zu befinden scheint, aufgelöst wurde. Dann fragen Sheridan und Ivanova ihm, ob er vorerst auf der Station bleiben wird, was er bejaht, und ob die Centauri-Regierung Babylon 5 als unabhängigen Staat anerkennen wird, was, wie Ivanova sagt, eine große Hilfe für sie wäre. Londo's Antwort: "Sie wollen die Anerkennung der Station doch nur weil Sie wissen, dass es zu Spannungen zwischen meiner Regierung und der Erde führen und unser kürzliches Abkommen sogar vielleicht gefährden könnte. Und weil Sie wissen, dass die Minbari-Schiffe da draußen nicht ewig hier bleiben können. Je mehr Regierungen Sie anerkennen, desto sicherer glauben Sie zu sein. Aber es gibt keine Sicherheit auf dieser Seite des Grabes. Meine Regierung wird diesen Ort niemals anerkennen. Nein, ich fürchte Sie sind auf sich allein gestellt."

    Was wie ein Rückschlag wirkt, stellt sich kurz darauf in einem Gespräch mit G'Kar im gleichen Raum als ausgeklügelter Plan von Sheridan heraus. G'Kar wird ebenfalls in den Versammlungsraum gebeten, und gefragt, ob seine Leute die Station anerkennen werden, was er bejaht. Er erklärt sich auch bereit, gelegentlich – im Austausch gegen Ersatzmaterial, Reparaturen, medizinische Hilfe und so weiter – die beiden verbliebenen Schlachtkreuzer der Narn zur Verteidigung von Babylon 5 abzustellen. "Die Centauri werden allerdings gegen ihre Anwesenheit protestieren." Darauf Ivanova: "Sie können nur offiziellen Protest einlegen wenn sie uns anerkennen. Wenn nicht, haben sie keine Basis auf die sie ihre Beschwerde stützen können." "Und werden sie?" Sheridan: "Wir haben es Botschafter Mollari gegenüber sehr deutlich gemacht, dass wir wirklich seine Hilfe wollen, und die Anerkennung der Centauri brauchen." "Aber wenn die Centauri Schwäche oder eine Notlage erkennen, geben sie dir nie was du willst." "Ganz genau." – woraufhin G'Kar langsam zu lächeln beginnt.

  • Aus dem Dialog zwischen G'Kar und Arthur nach ihrem Kampf wurde ebenfalls ein kleiner Teil herausgeschnitten: "Ich bin mir nicht sicher, was ich berauschender finde, diesen Drink, oder Ihre Worte. Sie haben etwas Bemerkenswertes an sich." "Natürlich. Ich bin Artus, Son von Uther Pendragon, König von England." "In welchem Sternensystem liegt das denn?"



  • Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 6"


    Produktionsnotizen:
    Michael York wäre eigentlich JMS' Wunschkandidat für die Rolle von John Sheridan gewesen; aber Warner Brothers legten sich quer, da sie einen jüngeren Schauspieler in der Hauptrolle haben wollten. Um trotzdem einmal mit ihm arbeiten zu können, und ihn zumindest als Gaststar in der Serie zu haben, hat JMS die Rolle von David/Artus für ihn geschrieben.


    Stimmen zur Episode:
    Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Andreas Katsulas über die Episode: „Es war zwar keine Arc-Geschichte für Babylon 5, aber es ist Teil von G'Kars Entwicklung. Hier kommt König Artus, und jeder sagt "Oh, der Kerl ist verrückt, glaubt er ist König Artus!", aber G'Kar akzeptiert und glaubt ihm. Wie ein Kind, das nach Disneyland geht und die Hand von Mickey Mouse nimmt; und für das Kind IST es Mickey Mouse. Es denkt nicht daran, dass da jemand unter dem Kostüm steckt. G'Kar ist dafür völlig offen. Er denkt das, was auch immer sein Problem ist, es ist egal, denn er hat ein gutes Herz. G'Kar hüpft ohne zu zögern vom Balkon und beginnt, zusammen mit ihm Drachen zu erschlagen."”

  • Richard Biggs über Michael Yorks Gastauftritt: „Es ist so als würdest du dich ständig in einem Klassenzimmer befinden. Es kommen diese Leute herein, und du kannst dich mit ihnen unterhalten. Du lernst mehr über Schauspielerei, in dem du dich hinsetzt und mit Leuten sprichst. Ich erinnere mich daran, mit ihm zu sprechen, und sogar noch mehr von ihm zu lernen, als ich ihm bei der Vorbereitung zusah. Die drei Minuten bevor die Kamera zu laufen beginnt, ihm dabei zusehen wie er von Michael York zu König Artus wird. Diese Transformation zu beobachten, ihm bei der Vorbereitung zuzusehen, war sehr interessant.”

  • Regisseur Mike Vejar über die Traumsequenzen: „Wir wollte das Gefühl vermitteln – so wie es auch geschrieben war – dass es ein sehr langer Korridor war, limbusartig, das diese Türen in andere Dimensionen hatte. Die Figur war dazu gezwungen, immer wieder rauf und runterzulaufen und Türen zu Dingen zu öffnen die ihn am meisten verängstigten. Es hat viel Spaß gemacht, das zu drehen. Was die Dreharbeiten an sich anbelangt, sie nahmen das Set des Hauptkorridors, und bauten ein Set mit abnehmendem Maßstab. Die Größe der Türen nahm in Richtung des Hintergrunds ab, und wir strichen das Ganze schwarz an, um den Eindruck des Limbus zu erzeugen, und drehten es mit einer anderen Geschwindigkeit als die normalen 24 Bilder. Wir drehten es mit sechs Bildern pro Sekunde, und verwendeten dann jedes Bild vier Mal, was dem Ganzen das Gefühl von normaler Geschwindigkeit gab, aber sehr ruckartig. Die Kamera die wir verwendeten wird "ramp camera" genannt. Wir steigerten uns von sechs Bildern in der Sekunde bis hin zu, ich glaube, einhundert und zwanzig Bilder in der Sekunde, du beginnst also mit diesen stockenden Bildern, und dann floss dies langsam in eine starke Zeitlupe über. Ich danke, dass es sehr effektiv dabei war, das Alptraum-Gefühl des ewig Laufens ohne je ans Ziel zu kommen zu vermitteln.”

  • Andreas Katsulas über die Szene mit dem betrunkenen G'Kar: „Ich bin kein Trinker. In meinen Zwanzigern am College war ich mal wirklich betrunken, und bemerkte, dass es einfach nicht meins ist. Muss der Kerl der Othello spielt jemanden ermordet haben um zu wissen, wie er die Rolle spielen soll? Nein. Ich hab's vorgetäuscht! Ich lallte einfach und spielte betrunken; so wie ein Kind es machen würde.”


  • Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 3: Point Of No Return"


    Kommentare von JMS
    Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Der Erd-Minbari-Krieg war ein einschneidendes Ereignis. Es ist so, als wenn sich Leute zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg miteinander unterhalten. Es war das bestimmende Ereignis im Leben der meisten Menschen an diesem Zeitpunkt der Geschichte, und solche Dinge vergisst man einfach nicht. In einer viel späteren Episode fällt der Satz "Die Dauer des Krieges wird um einiges länger sein als der Krieg selbst.", und die Implikation die ich damit und auch hier zu vermitteln versuche ist, dass in der Fernsehunterhaltung, wenn der Krieg vorbei ist, wir nie wieder daran zurückdenken, aber in der Wirklichkeit haben die Dinge die Angewohnheit, sich länger herum zu treiben, und es gibt langfristige emotionale und persönliche Konsequenzen mit denen man sich befassen muss. Das ist auch der Grund warum, auch wenn der Schattenkrieg dann mal vorbei sein wird, das nicht zugleich auch das Ende der Serie ist. Die Serie wird danach für eine bestimmte Zeit lang noch weitergehen, um die Konsequenzen zu zeigen. Entscheidung, Verantwortung, Konsequenzen. Das ist für mich das Interessanteste – der Prozess und die Resultate. Zu zeigen, dass der Schmerz nicht aufhört, sobald der Friedensvertrag unterzeichnet ist.

  • An diesem Punkt hatte ich genug im Netz gehört und genau Fan-Reaktionen gesehen um zu wissen, dass sie versuchten, eine Art Vorlage zu finden an der sie "Babylon 5" aufhängen konnten. Das machen sie nicht mit gedruckter Fiktion, aber sie machen es üblicherweise mit TV-Unterhaltung, und grübeln "Was ähnelt es?" SF-Fans sagen oft: "Wir wollen etwas neues", und dann gibst du ihnen etwas neues, und sie wollen es zu etwas machen, dass sie schon hatten. Nachdem ich dies oft genug beobachtet hatte und bemerkte, dass keiner von ihnen Artus aufgegriffen hat, dachte ich mir ich werfe eine Granate hinein: "Hier habt ihr Artus, macht schon, habt euren Spaß mit ihm!" Und als die Episode herauskam, sagten die Leute "Nun, vielleicht erzählt er ja wirklich die Artus-Sage", und suchten nach allen möglichen Korrelationen, die nicht wirklich da sind. Ich dachte mir: Wenn ihr mit mir euren Spaß habt, dann werde ich mir auch mit euch einen Spaß erlauben.

  • Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 3: Point Of No Return"

  • Seitdem wir gehört hatten, dass Michael York bereit gewesen wäre, die neue Hauptfigur bei "Babylon 5" zu spielen [nach Michael O'Hares Ausstieg], versuchte ich, die richtige Rolle für ihn zu finden, um wenigstens als Gaststar in einer Episode auftreten zu können. Als ich über meine Notizen betreffend des Schicksals jenes Mannes ging, der zuerst das Feuer auf einen Minbari-Kreuzer eröffnet hat, erinnerte ich mich daran wieder zurück. Ich hatte schon immer ein Faible für glorreiche Wahnsinnige in Theater und Film, und dies war eine Gelegenheit eine solche Figur für Michael zu schreiben. Nachdem das Drehbuch fertig war, schickten wir es zu Michael und boten ihm an, die Rolle von David zu spielen, und er war so nett, anzunehmen. Bei seiner Ankunft waren die Besetzung und die Crew von "Babylon 5" völlig "starstruck". Wir hatten eine Reihe von bekannten Schauspielern die im Verlauf der Jahre bei "Babylon 5" auftraten, aber Michael war absolut außergewöhnlich. Er hatte mit einigen der größten Namen im Geschäft gearbeitet, aber war nichtsdestotrotz bescheiden und charmant, und jeder im Studio war sofort Feuer und Flamme für ihn. Er beschwerte sich auch kein einziges Mal über die Räumlichkeiten, die Arbeitsbedingungen… oder das Kostüm. Und was letzteres betrifft, hätte er nun wirklich eine Menge sagen können.

    Episodenbild (c) Warner Bros. Nachdem wir beschlossen hatten, ihn Artus spielen zu lassen, und da es keinen Sinn machte die Kostümabteilung viel Zeit darauf zu verschwenden ein Kettenhemd anzufertigen das wir nie wieder verwenden würden, beschlossen wir einfach einen Kettenpanzer zu kaufen, der sich in der Kamera gut machen würde. Wir gingen also Fotos und Beschreibungen durch in den Katalogen von Firmen die Kostüme für die Verwendung in TV-Serien und Filmen bereitstellen, bevor wir uns für ein Kettenhemd entschlossen das großartig aussah. Es gab nur ein Problem, das wir auch leider erst am ersten Drehtag entdeckten, als das Kettenhemd eintraf: Es war echt, und wog eine Tonne. Okay, vielleicht nicht eine Tonne, aber es war aus Metallringen angefertigt, die in engen Reihen zusammengeknüpft waren, und es war schwer. Du hättest einen Polizeihund mit dem Ding töten können. Einmal durchziehen, Peng, zermatschtes Hündchen.

    Wir waren entsetzt, da Michael in dem Ding nicht nur schauspielern musste, den ganzen Tag, unter heißen Lampen, sondern es auch große Kampfszenen gab die er absolvieren musste. Wir zeigten ihm das Kettenhemd und sagten ihm dass wenn es eine zu große Last sei, er es nicht tragen müsse, wir würden schon einen anderen Weg finden. "Unsinn", sagte er. "Hängt es mir um und damit hat es sich." Und genau damit, wie er es ausdrückte, hatte es sich. Es ist gar keine Frage dass das Hemd zu tragen eine enorme Belastung war, aber er beschwerte sich kein einziges Mal. Jeden Morgen mussten wir im Bereich des Nackens extra Makeup anbringen weil sich am Tag davor die Metallteile in die Haut gesenkt und diese verfärbt hatte, aber es gab kein einziges Wort der Beschwerde. Er lächelte und war die ganze Zeit über freundlich und liebenswürdig.

  • In der Folge "Die Hüter des Wissens" wird euch vielleicht aufgefallen sein, dass Marcus, obwohl er Macbeth zitiert, das Stück nicht beim Namen nennt, sondern es nur als "das schottische Theaterstück" bezeichnet. Ich hatte schon immer gehört dass viele Schauspieler glaubten, es bringe Unglück, den Namen des Stückes auszusprechen, da sie glaubten es sei verflucht und würde Pech bringen, weshalb ich es aus Höflichkeit aus dem Dialog herausließ. Dabei traf ich nie jemanden der daran tatsächlich glaubte – bis zu jenem Tag, als wir Michael York für "Schmerzen der Erinnerung" verpflichteten. Wenn jemand den Namen in seiner näheren Umgebung aussprach, würde er sie, ganz ernst und aufrichtig, dazu auffordern, das Gebäude zu umrunden und den Rest des Rituals durchzuführen, das Schauspieler im Verlauf der Jahre entwickelt haben, um den Fluch zu umgehen (Für jene die neugierig sind, hier ist das komplette Ritual um jenen Fluch zu heben der heraufbeschworen wird wann immer jemand in ihrer Anwesenheit Macbeth wörtlich erwähnt: Du musst aus dem Gebäude herausgehen, es umrunden, dich dreimal umdrehen, über deine linke Schulter spucken, und entweder das dreckigste Wort sagen dass du kennst, oder "Engel und Boten Gottes, steht uns bei!", oder einen Satz aus dem "Mittsommernachtstraum" zitieren. Dann musst du warten bis du dazu eingeladen wirst, das Gebäude wieder zu betreten). Als Autor und Kollege der dramatischen Künste, verstand und sympathisierte ich mit seinem Befinden… was soweit ging dass ich während Yorks Aufenthalt jede Gelegenheit dazu nutze, alle die neu ans Set kamen dazu anzustiften, zu ihm rüberzugehen und ihn zu fragen ob er je in "Macbeth" gespielt hat. Wir suchen uns unsere Belustigt halt nun mal dort, wo wir sie finden können.

  • Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 6"

  • Haben die Legenden um Artus den Handlungsverlauf von B5, dessen epischer Stil sich ja am Heldenepos orientiert, beeinflusst?
    Episodenbild (c) Warner Bros. Nun, wenn Du Dir Heldenepen anschaust, ist die Artus-Geschichte sicher ein Klassiker… aber die frühesten und besten von diesen Epen bleiben die Ilias und die Odyssee. Homer hat da zweifellos alle Aspekte abgedeckt. Wenn es einen Gesichtspunkt gibt, der zur Gestaltung von B5 konkret beigetragen hat, dann ist es der Handlungsbogen jenes Heldenepos, der, wenn man es nüchtern betrachtet, sich sowohl um die Leute dreht, die sich im Umfeld des Helden befinden, als auch um den Helden selbst. Und allzu oft erreicht der Held das Ziel, fällt aber oder schwankt oder wird am Ende dadurch verändert. Viel von dem, was heutzutage als "Heldenepos" gilt, heißt einfach nur: Die Guten gewinnen. In unserem Fall geht das Wort "heroisch" auf seine viel früheren Ursprünge zurück; eine "heroische Tat" bedeutet, alles, was man hat und kann, gegen schreckliche und aussichtslose Umstände aufzubieten.

    Ja, du erreichst das Ziel… aber du fällst im Kampf auf den Schlachtfeldern von Troja. Ja, du erschaffst Camelot, aber am Ende wirst du vernichtet, und Camelot fällt. Unglück, Irrtümer und Fehler gehen Seite an Seite mit Ruhm und Gewinn. Die Beschreibungen von Artus' Zusammentreffen mit Mordred auf dem Feld von Camlan und wie die letzte Schlacht begann, ist klassische ironische Dichtung, eine Tragödie von großem Ausmaß… und ein Gesichtspunkt davon ist direkt in die Entwicklung der Vorgeschichte von B5 eingeflossen, wie du später in dieser Staffel erfahren wirst.

    Chroniken werden verfasst über Soldaten, die ihre Schlachten gewonnen haben; aber Dichtungen werden geschrieben über die Soldaten, die in der Schlacht gefallen sind, als sie um ihre Sache kämpften. Was uns inspiriert, ist die unvollendete Aufgabe; der Traum, das gefallene Banner aufzuheben und es drei Meter weiter den Hügel hinauf zu tragen, im Wissen, dass, selbst wenn du fällst, der nächste Mann in der Reihe es wieder drei Meter weiterbringen wird, bis schließlich der Hügel eingenommen ist. Beständig opfern Menschen ihr Leben für Sachen, die, so sagt uns die Logik, aussichtslos sind… die aber aus eben diesem Grund irgendwann Realität werden. Es liegt ein gefährlicher Zauber im Mythos, in Heldentum und Tod. Auf der einen Seite inspirieren sie einen Artus, auf der anderen Seite bringen sie einen Attentäter dazu, sich und 27 Außenstehende, die unterwegs zu einem Treffen mit Allah sind, mit einer Autobombe in Stücke zu reißen.

    Was das Heldenepos funktionieren lässt, ist die Tatsache, dass es sich all der Mythen und Archetypen bedient, die uns in allen geschichtlichen Aufzeichnungen und oft auch in mündlichen Überlieferungen begleiten. Wo sich B5 auf dieses Gebiet begibt, so geschieht das in dem Versuch, diese Arten von Mythen und Epen zu betrachten, die vorausgegangen sind, und nicht die Themen zu entdecken, die ganz speziell sind, sondern jene, die allgemeingültigen Charakter haben, deren Bedeutung und Atmosphäre, die nicht greifbar sind, zu erkennen. Und das macht es so schwierig, ein Epos zu verfassen. Entweder man hat ein Gespür für die Struktur, oder man hat keins; wenn man versucht, sie in ein Schema zu zwängen, Schritt für Schritt, dann verwandelt sie sich in Quecksilber und schlüpft einem durch die Finger. Man muss sie ganz in sich aufnehmen, dann auf seine innere Stimme hören und dementsprechend schreiben.

    Episodenbild (c) Warner Bros. Ich erinnere mich an eine Strophe aus einem Gedicht, das ich vor langer Zeit gelesen habe:

    "Hältst zu fest Du die Liebe, stirbt bald sie dahin; hältst Du sie nur ein wenig, wird sie dir entfliehn'; zu wenig, zu fest, was mache ich bloß, halt' fest ich die Liebe, oder lass ich sie los?"

    Diese Form von Dichtung funktioniert auf der gleichen Grundlage. Ersetze das Wort Liebe durch Epos oder Geschichte, und der Sinn bleibt erhalten.

    Folglich kann der Held eines Epos oder eine epische Geschichte kein "Modell" sein (um deinen Ausdruck zu verwenden), es kann uns nur begeistern für das, was vorausgegangen ist… ein Echo, dass du im Hinterkopf hast, dass dir zuflüstert und dich durch alle dunklen Orte leitet.

  • Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5

    Zusammengestellt von Christian Siegel
    (Bilder © Warner Bros.)







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