Star Wars Classic Games - Teil 2Kategorie: Kolumnen - Autor: Alexander Lutz - Datum: Samstag, 28 Juli 2012
Nachdem sich "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" 1983 aus den Kinos verabschiedet hatte,
wurde es ruhig um "Star Wars". Es gab zwar noch die beiden "Ewoks"-Filme,
sowie die "Ewoks"- und "Droids"-Zeichentrickserien, doch etwa 1985/86
verschwand die Sternensaga von George Lucas aus dem öffentlichen Interesse. Erst Anfang der
1990er Jahre kehrte "Star Wars" zurück: Der von Timothy Zahn geschriebene Roman "Erben des Imperiums" brachte die Fans zurück in ihre weit, weit entfernte Galaxie. "Erben des Imperiums"
sollte noch zwei direkte Fortsetzungen erhalten.
Doch bevor die
Geschichte um Großadmiral Thrawn und unsere Helden aus der Original-Trilogie beendet
wurde, startete das Franchise so richtig durch. Innerhalb weniger
Jahre warf George Lucas eine Merchandising-Maschine an, die selbst den
"Star Wars"-Wahn der späten 1970er und frühen 1980er Jahre weit
hinter sich ließ. Plötzlich erschienen fast monatlich neue, sehr gute
Romane und hochwertige Comics, die die Geschichte der Orignal-Trilogie weiterführten
und die Saga um die "Knights of the Old Republic"-Epoche erweiterten. Jetzt gab es auch neue Medien, die Lucas früher bestenfalls am Rand
nutzen konnte, wenn Lucasfilm Games einen der damals sehr beliebten Spielhallen-Automaten entwickelte. Nachdem Lucasfilm Games in Lucas Arts umgewandelt wurde, begann George Lucas damit,
höchstwertige Spiele für die damals unglaublich boomenden PCs zu
entwickeln - und er lag richtig! In der ersten Hälfte der 1990er Jahre war Lucas Arts einer der
erfolgreichsten Spieleentwickler der Welt. Jedes ihrer Spiele wurde
ein Erfolg und die Kritiken waren gleichermaßen überwältigend.
...und an genau diese Spiele soll hier in der "Star Wars Classic Games"-Reihe im Rahmen unserer Empfehlungskolumne FollowTheBox erinnert werden. Den Anfang machten im ersten Teil "X-Wing" und "TIE Fighter". Nun geht es weiter mit der "Rebel Assault"-Reihe.
Rebel Assault
Das 1993 erschienene "Rebel Assault" deckte sich inhaltlich zu Teilen mit
dem im gleichen Jahr veröffentlichten "X-Wing". Beide Spiele folgten der
Ausbildung und Karriere eines neuen Piloten der Rebellen-Allianz bis
hin zur Vernichtung der ersten Todessterns. Dennoch unterschieden sich diese Games komplett voneinander. Während "X-Wing" ein astreiner
Weltraum-Flugsimulator war, handelte es sich bei "Rebel Assault" um einen sogenannten
Railshooter. Das heißt, während man bei "X-Wing" tatsächlich sein
fliegerisches Können zeigen und das Energie-Management des Raumschiffes
im Griff haben musste, flog man bei "Rebel Assault" auf vorgegebenen
Bahnen und musste "nur" Hindernissen ausweichen sowie angreifende
Feinde und vorgegebene Ziele zerstören. Dies war jedoch leichter gesagt
als getan, denn die Steuerung des Spiels war alles andere als präzise
und war tatsächlich einem Balanceakt sehr ähnlich. Verlor man einmal
kurz die Kontrolle über sein aus der Thirdperson-Perspektive gesteuertes
Raumschiff, wurde es sehr schwer, dieses wieder unter Kontrolle zu
bekommen und Kollisionen mit Hindernissen waren in den meisten Fällen
unausweichlich.
Wohl kaum ein anderes Spiel revolutionierte den PC seinerzeit so sehr wie "Rebel
Assault". Denn es erschien als eines der ersten Games
ausschließlich auf CD-ROM zu einem Zeitpunkt, zu dem das SW-Fandom
und große Teile der Spielergemeinde sehnsüchtig auf neue Abenteuer aus
der "weit, weit entfernten Galaxie" warteten. Dies führte dazu, dass sich sehr viele
PC-Spieler eigens für "Rebel Assault" ein CD-Laufwerk einbauen
ließen und so der CD-ROM-Technologie halfen, sich
durchzusetzen.
Durch die Ausnutzung des (damals fast unendlich erscheinenden)
Speicherplatzes der CD konnte Lucas Arts ein Spiel schaffen, das eine
nie zuvor dagewesene Grafik präsentierte. Neben einer wirklich
atemberaubenden Spielgrafik bot "Rebel Assault" auch gerenderte Cutscenes
und Videosequenzen, die zum größten Teil aus dem ersten SW-Film (A New Hope) stammten und etwas digital bearbeitet wurden. So gab es z.
B. als finale Cutscene die Szene, in der Luke Sykwalker, Han Solo und
Chewbacca am Ende von Ep. IV eine Ehrenmedaille erhielten. Nur wurde Luke
in dieser Version durch die Spielerfigur, die die Kennung "Rookie One" trug, ersetzt.
Rebel Assault II - The Hidden Empire
Drei Jahre nach dem triumphalen Erfolg des ersten Teils schickte Lucas Arts 1996 Rookie One auf eine weitere Mission. Doch im Gegensatz zum legendären ersten Teil bekam "The Hidden Empire" eine völlig neue Handlung, die bisher in keinem der Filme erzählt wurde. Dieses Mal musste der Spieler dabei helfen, Darth Vaders
neuestes Geheimprojekt, den Phantom-TIE-Fighter, aufzudecken und die
dazugehörige TIE-Fighter-Fabrik zu zerstören.
Was dem Spieler hier geboten wurde, war aus meiner Sicht phänomenal! In
einer Zeit, in der neues SW-Material nur in Form von Comics, Romanen und
Videospielen zu bekommen war, bot "Rebel Assault II - The Hidden
Empire" etwas, das ich gern als interaktiven TV-Film bezeichne: Die grafisch sehr hochwertigen Level waren durch ebenfalls sehr hochwertige
Liveaction-Cutscenes verbunden und die Darsteller konnten mich damals
wirklich überzeugen. Die Cutscenes wirkten zwar weniger bombastisch als
vergleichbare Szenen in den Filmen, aber die Qualität, die man als Fan von "Star
Wars" erwartet hat, wurde auf jeden Fall erreicht.
Vom Umfang her zeigte sich "Rebel Assault II" allerdings als wirkliches Fliegengewicht.
Zwar war das erste Durchspielen - schon aufgrund der "Rebel
Assault"-typischen völlig unpräzisen Steuerung - eine recht langwierige
Sache, wenn man aber erst einmal etwas Übung hatte, spielte man das Game
in etwa 90 Minuten komplett durch. Da hatte der erste Teil etwas mehr zu bieten.
Persönlicher Rückblick
Bevor ich mir 1994 einen PC kaufte, informierte ich mich natürlich
über alle erhältlichen SW-Spiele und dabei stieß ich zwangsläufig auch auf
"Rebel Assault" - das Spiel, das zwingend ein CD-Laufwerk
erforderte. Daher musste mein Intel 486/66 DX ebenfalls mit einem CD-Laufwerk ausgestattet sein. Denn alles, was "Star Wars" war, musste ich unbedingt haben. Nachdem mein PC dann bestellt war, fand ich in meiner Mittagspause das
begehrte Spiel in einem Tübinger Copy-Shop, nur einige Häuser von jenen
Büromarkt entfernt wo ich mir bereits "TIE-Fighter" gekauft
hatte. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich den Verkäufer fragte,
ob sich das Spiel denn lohnen würde, wenn ich mir bereits "TIE Fighter" gekauft hätte und mir "X-Wing" noch holen wolle. Ich höre den jungen Mann
noch wie er mir sagte, dass "Rebel Assault" wirklich toll sei
und sich diese Spiele gar nicht miteinander vergleichen ließen. Als ich meinen PC dann bekommen hatte, freute ich mich umso mehr, als
ich erfuhr dass "Rebel Assault" im Gegensatz zu den anderen beiden
Disketten-Spielen kaum Platz auf meiner 540 MB großen Festplatte
benötigte. Allerdings begann damit auch das Problem, dass
praktisch jedes SW-Spiel mit einer eigenen DOS-Konfiguration gestartet
werden musste. Also ließ ich mir von meinem damaligen PC-Händler erst ein
Bootmenü installieren und mir zeigen, wie ich dort weitere
Konfigurationen einbauen konnte. Ich hatte meinen ersten Schritt in eine
größere Welt getan...
Das Spiel selbst war atemberaubend. Die Grafik kam auf meinen
14"-Monitor fast schon filmreif rüber und im Gegensatz zum Elektronikgedudel
von "TIE Fighter" gab es hier einen orchestralen Soundtrack mit den
Kompositionen von John Williams. Lediglich die Steuerung war sehr gewöhnungsbedürftig und brachte mich
mehrfach zur Verzweiflung. Die Steuerung war so schwammig, dass man
seinen Joystick kaum bewegen durfte, wenn man nicht übersteuern und
gegen irgendwelche Hindernisse rasen wollte. Aber dennoch machte das
Game großen Spaß. Im ersten Level durfte man gleich durch den Beggars
Canyon auf Tatooine fliegen und an ein oder zwei Stellen sogar den Weg
wählen, den man fliegen wollte. Wie schon gesagt, war "Rebel Assault" ein sogenannter
Railshooter, der den Spieler in filmähnlicher Weise durch das
Spiel führte: Bis auf ganz wenige Stellen hatte man nur geringsten
Einfluss auf seine Bewegungen im Spiel. Ich konnte also den von mir
gesteuerten Jäger nur in einem Umkreis von wenigen Zentimetern (auf dem
Bildschirm) bewegen und mir entgegenkommenden Hindernissen
ausweichen während ich Angreifer zerstörte.
Als dann endlich "Rebel Assault II" erschien, war ich vollkommen aus dem
Häuschen. Die Grafik war nochmals deutlich verbessert worden und die
neue Handlung wurde in bester ILM-Qualität filmreif präsentiert. Für mich war "Rebel Assault II: The Hidden Empire" immer weit mehr als ein
Game. Für mich war es ein neuer (TV-)Film in einer Zeit, in der die Prequel-Trilogie
noch weit entfernt war. Deshalb spielte ich das Game auch immer wieder
durch, so dass ich es irgendwann tatsächlich schaffte, das Spiel in einem Rutsch ohne ein einziges Game Over abzuschließen. Ich lud sogar ein mal eine Bekannten ein
und spielte es vor seinen Augen in nur 90 Minuten durch. Und er war von
diesem neuen "SW-Film" genauso begeistert wie ich. Und ich war so
begeistert von diesem Spiel, dass ich es mir gleich doppelt kaufte, in
der englischen Originalversion und in der komplett deutschen
Synchronfassung. Eines der Highlights war für mich das Level, in dem man
einen gekaperten TIE Fighter durch eine Schlucht steuern musste. Zwar
war das Level "nur" eine Variante des bereits erwähnten ersten Canyon-Levels "Rebel Assault I", aber es fühlte sich so unendlich viel cooler an, diesen
imperialen Raumjäger anstelle des Skyhoppers aus Teil 1 zu fliegen.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich mich über ein HD-Remake von "Hidden Empire" sehr freuen würde, auch wenn sowas bei Lucas Arts momentan leider nicht geplant zu sein scheint. Denn neben "TIE-Fighter" und "Dark Forces" ist dieses Game für mich
der Inbegriff eines rundum gelungenen SW-Spiels.