Originaltitel: The Devil in the Dark Produktionsnummer: 1x26 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 09.03.1967 Erstausstrahlung D: 11.01.1988 Drehbuch: Gene L. Coon Regie: Joseph Pevney Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: U.a. Ken Lynch als Vanderberg, Brad Weston als Appel, Biff Elliott als Schmitter, Barry Russo als Giotto, Janos Prohaska als Horta
Kurzinhalt:
In der Bergbau-Kolonie auf Janus VI treibt ein grauenhaftes Monster sein Unwesen, dass schon mehreren Arbeitern das Leben gekostet hat. Daraufhin ruft der Leiter der Station die Besatzung der Enterprise um Hilfe. Kirk, Spock und McCoy beamen zusammen mit einem Landetrupp herunter, um der Sache auf den Grund zu gehen. Spock vermutet schon bald, dass es sich bei dem Wesen um eine Lebensform handeln könnte, die auf Silizium basiert – was erklären könnte, warum die Waffen der Bauarbeiter keine Wirkung zeigten. Währenddessen schlägt das Monster erneut zu: Es entwendet eine Kühlpumpe, die für den Betrieb des Hauptreaktors zwingend erforderlich ist. Zwar gelingt es Scotty notdürftig, einen Ersatz zusammenzubasteln, doch dieser wird nur wenige Stunden halten. Falls es bis dahin nicht gelingt, die Pumpe wieder zu beschaffen, wird die Kolonie vernichtet. Kurz darauf gelingt es Kirk und Spock, das Wesen ausfindig zu machen – und es mit ihren Phasern zu verletzten. Sie erkennen, wie es immer so schnell angreifen und dabei scheinbar wie aus dem Nichts auftauchen konnte: Es bewegt sich durch Stein, wie wir durch Luft. Kirk und Spock nehmen die Verfolgung auf. Als sie auf eine Abzweigung treffen, beschließen sie, sich zu trennen. Kurz darauf lässt eine Erschütterung des Stollens einen der Durchgänge zur Höhle verschütten. Von Spock und dem Landeteam abgeschnitten, steht Kirk dem Wesen plötzlich alleine gegenüber…
Denkwürdige Zitate:"Pain!"
(Einfach nur Kult…)
"I'm a doctor, not a bricklayer!"
(Wohl das bekannteste und beliebteste Zitat von McCoy aus der gesamten Serie.)
"The Horta has a very logical mind. And after close association with humans, I find that curiously refreshing."
(Spock hat sich trotz der SCHMERZEN! offensichtlich im Geist des Horta durchaus wohl gefühlt.)
"I suspect you're becoming more and more human all the time." "Captain, I see no reason to stand here and be insulted."
(Da kann Spock ja richtig froh sein, dass er Kirks Rede beim Begräbnis nicht gehört hat…)
Review:
"Horta rettet ihre Kinder" ist in vielerlei Hinsicht ein – hell verzerrtes – Spiegelbild von "Das letzte seiner Art". Die Grundkonzepte beider Episoden sind nahezu identisch. In beiden treibt ein gefährliches, jedoch zweifellos intelligentes außerirdisches Geschöpf sein Unwesen, und ermordet mehrere Menschen – um sich selbst zu retten, bzw. den Fortbestand der eigenen Art zu sichern, und damit diese vor dem Aussterben zu bewahren. Doch in der Weiterentwicklung der Handlung, insbesondere was den Umgang mit diesem Wesen sowie schlussendlich auch dem Lösungsansatz betrifft, den Kirk und seine Crew verfolgen, könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Denn wo man in "Das letzte seiner Art" dieses tötet – und damit eine komplette außerirdische Art ausrottet – wählt Kirk hier den Dialog, und kann zuletzt mit Hilfe von Spock (der mit der vulkanischen Gedankenverschmelzung den Erstkontakt herstellt, und das Gespräch erst ermöglicht) und McCoy (der es heilt, und damit nicht nur die guten Absichten von Kirk und seiner Crew beweist, sondern auch den Fortbestand der Horta sichert) eine Übereinkunft treffen, welche es den Horta und den Kolonisten erlaubt, in Zukunft in friedlicher Koexistenz zusammenzuleben.
Eine Wendung der Ereignisse, die angesichts der Tatsache, wie sehr man sich zuvor bemüht, den Horta als skrupelloses Monster darzustellen, dass zur Verteidigung der Kolonisten um jeden Preis vernichtet werden muss, sehr überraschend kommt – und wohl auch erst genau durch diesen Aufbau viel an Prägnanz bezieht (wie auch aus der Tatsache, dass sich im Endeffekt der Mensch als der eigentliche Aggressor, und damit das "echte" Monster, herausstellt). Denn in der ersten halben Stunde wird der Horta noch rein als Bedrohung dargestellt. Ein Monster, das gedankenlos mordet und zudem jederzeit zuschlagen kann, von einer Sekunde auf die nächste. Den Grundstein hierfür legt man schon bei der allerersten Szene der Episode, in der wir miterleben müssen, wie einer Kolonisten ermordet wird (Trivia-Notiz: Es ist das erste und zugleich auch einzige Mal innerhalb der klassischen "Star Trek"-Serie, dass wir nicht entweder direkt an Bord der Enterprise oder zumindest mit einer uns bekannten Figur in die Episode einsteigen, sondern diese erst nach der Intro-Sequenz zum ersten Mal zu Gesicht bekommen), und setzt sich mit den darauffolgenden Todesopfern sowie dem Diebstahl der Pumpe – was die gesamte Kolonie in größte Gefahr bringt – fort. Dass wir diese Tode unmittelbar miterleben hilft nicht nur dabei, die Sicht der Minenarbeiter besser verstehen zu können – und sie für ihre Rachegelüste nicht zu verurteilen – sondern ist zudem auch der Spannung sehr zuträglich. Vor allem in den darauffolgenden Szenen, als man auf der Suche nach dem Wesen durch die Höhlen streift, baut "Horta rettet ihre Kinder" eine beachtliche bedrohliche Atmosphäre auf. Zudem sind diese Tunnel bzw. die Sets generell wirklich phantastisch gestaltet, und verbergen ihre künstliche Studioherkunft wirklich sehr gut.
Auch abseits der zentralen Aussage der Episode ist das Drehbuch eine der größten Stärken der Episode. Neben den teils sehr guten Dialogen stechen vor allem zahlreiche kurze Einzelszenen und -momente hervor, wie Kirks kurze Trauer über den Verlust seines Sicherheitsoffiziers, sein ursprünglicher Beschluss, Spock nicht auf die Jagd mitzunehmen (der zudem einiges an herrlichem Interpretationsspielraum bietet – traut er ihm etwa nicht mehr so recht, nachdem er sich über Kirks Befehl ansatzweise hinweggesetzt und das Sicherheitsteam angewiesen hat, das Wesen möglichst gefangen zu nehmen?), oder auch Spocks Reaktion, als Kirk ihm sagt, dass er das Wesen gefunden habe. Hat er zuvor noch dafür appelliert, das Geschöpf möglichst zu verschonen, weist er seinen Captain nun dazu an, es zu töten und nicht zu zögern – die Angst um seinen Freund (den er hier wieder kurz mit dem inoffiziellen, persönlicheren "Jim" anspricht) ist in diesem Fall eben doch größer als das rein wissenschaftliche Interesse. Sollte sich hier vielleicht sogar kurzzeitig die menschliche Seite Spocks gegenüber der vulkanischen durchgesetzt haben?
Doch auch wenn sie die meiste Zeit allein durch die Tunnel streifen, spielt auch McCoy hier wieder eine größere Rolle. Überhaupt rückt das Triumvirat nun merklich immer öfter in den Mittelpunkt (während in der ersten Hälfe der ersten Staffel zumeist immer nur entweder Spock oder McCoy mit Kirk unterwegs war); fast so, als hätten die Drehbuchautoren erst nach der Produktion der ersten Episoden bemerkt, über welch bestechende Dynamik dieses Dreigespann verfügt, und welches Potential demnach darin steckt, diese drei Figuren miteinander interagieren zu lassen. Generell darf McCoy am Ende eine Heldentat vollbringen, als er den Horta rettet (der Moment ist zudem mit seinen dreckigen, in die Höhe gehaltenen Händen köstlich inszeniert). Und auch Scotty darf hier wieder einmal einen wesentlichen Beitrag leisten. Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls wieder einmal über jeden Zweifel erhaben – und im Falle William Shatners umso beachtlicher, als sein Vater während der Dreharbeiten verstarb (weshalb man auf einige Szenen in der Höhle auf ein Double zurückgriff, welches man hier jedoch wieder deutlich geschickter verbirgt als zuletzt). Für die Musik greift man überwiegend wieder auf die bestehende Musikbibliothek zurück (unter anderem auch auf Material aus "Das letzte seiner Art", was die Ähnlichkeiten zur Episode noch einmal verdeutlicht), stellenweise haben sind jedoch auch kurze neue Stücke (wie z.B. als Kirk dem Doktor aufträgt, den Horta zu heilen) zu hören. Viel wichtiger als die Musik sind aber die Toneffekte. Die Geräusche des Horta, wie der Herzschlag, vor allem aber der Klang von Gestein, tragen ungemein viel dazu bei, das Geschöpf plausibel und glaubwürdig zu machen. Optisch kann es nämlich – trotz des grundsätzlich gelungenen Designs – der Begutachtung durch moderne, kritische Augen nur mehr bedingt standhalten.
Womit wir die Brücke zu den wenigen, kleinen Kritikpunkten geschlagen hätten, die mir negativ aufgefallen sind. Hier sticht in erster Linie die unglückliche Inszenierung der Monster-Angriffe hervor, die längst nicht so flott von statten gehen, wie man uns glauben lassen will. Gerade auch beim Rothemd, der mit dem Angriff des Horta ja gerechnet hat (und trotzdem allein durch die Tunnel wandert – das allein wirkt schon nicht sonderlich intelligent, sondern eher wie ein notwendiges Plot-Konstrukt), erscheint es unplausibel, dass er nicht einmal mehr seinen Phaser abfeuern konnte. Und auch die vorherigen Opfer des Horta zeichnen sich nicht gerade durch überragende Reflexe aus. Was das Wesen an sich betrifft, macht die Offenbarung, dass es eine andere Atmosphäre zum Überleben benötigen würde, leider wenig bis gar keinen Sinn. Wie kann in einem anderen Teil des Planeten eine andere Atmosphäre herrschen? Und dass der Horta den Zweck des entwendeten Geräts kennt ist mindestens so konstruiert wie die Tatsache, dass dieses nicht – wie die Maschinen zuvor – gleich vernichtet, sondern nur gestohlen wird. Last but not least: Der deutsche Titel verrät leider viel zu viel, und nimmt die zentrale Erkenntnis der Episode leider schon vorweg. Sehr schade!
Fazit:
Keine Episode der klassischen Serie hat die Quintessenz der "Star Trek"-Philosophie besser und prägnanter vermittelt, als "Horta rettet ihre Kinder". Was als vermeintliche "Monster of the Week"-Episode beginnt, entpuppt sich im weiteren Verlauf vielmehr als Fabel über den Wert des Lebens, sowie als Plädoyer für Toleranz, gegenseitiges Verständnis und Mitgefühl – ganz egal, wie fremdartig uns das Gegenüber auch erscheinen mag. Zudem lädt "Horta rettet ihre Kinder" dazu ein, die Motive des jeweils anderen zu hinterfragen, und macht deutlich, dass man gemeinsam oft mehr erreichen kann als alleine. Komplettiert wird der aus dieser optimistischen, wichtigen Aussage entstehende positive Gesamteindruck durch ein spannendes, wendungsreiches Drehbuch, das tolle Set-Design der Höhlen, das interessant aussehende und denkwürdige (wenn auch vor allem aus heutiger Sicht nur mehr bedingt überzeugend/glaubwürdige) "Monster", die teilweise wieder einmal sehr gelungenen Dialoge, eine gute Inszenierung mit einigen gelungenen Bildern und Einstellungen, sowie das Zusammenspiel des Triumvirats Kirk, Spock und McCoy, bzw. generell die darstellerischen Leistungen von William Shatner, Leonard Nimoy und DeForest Kelley. Lediglich ein paar kleinere (überwiegend logische) Schwächen trüben meine Freude ein wenig, und verhindern eine höhere Wertung. Nichtsdestotrotz zählt "Horta rettet ihre Kinder" zu Recht zu den Highlights der klassischen "Star Trek-"Serie!
Wertung: 4 von 5 Punkten