Mit: Noomi Rapace, Michael Fassbender, Charlize Theron, Logan Marshall-Green, Idris Elba, Guy Pearce, Sean Harris, Rafe Spall, Emun Elliott, Benedict Wong, Kate Dickie, Patrick Wilson, Lucy Hutchinson u.a.
Anmerkung zu Spoilern:
Das Review von Ulrike Waizenegger beinhaltet leichte Spoiler zum Film - jedoch nichts, dass nicht auch schon die Trailer verraten hätten. Das Review von Christian Siegel ist de facto spoilerfrei.
Kurzinhalt:
Das Wissenschaftler-Pärchen Elizabeth Shaw und Charlie Holloway entdecken bei ihren Ausgrabungen im Jahre 2089 Höhlenzeichnungen. Sie finden dabei Malereien aus den verschiedensten seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden verstorbenen Kulturen unseres Planeten. Und dennoch haben alle eine Gemeinsamkeit: Eine Sternenkonstellation weit entfernt von unserem Sonnensystem. Dorthin brechen Shaw und Holloway gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern auf, und begeben sich auf das Erkundungsschiff "Prometheus" von Captain Janek. Für die Dauer der Reise werden alle an Bord in Tiefschlaf versetzt, während der Android David sich um die Funktionstüchtigkeit des Schiffes kümmert und alles überwacht. Am Zielort angekommen beginnt sofort die Suche nach den vermeintlichen Bewohnern des Planeten, die Shaw und Holloway für die Erschaffer der menschlichen Rasse halten. Doch was sie vorfinden, entpuppt sich als tödliche Bedrohung, nicht nur für das Team der "Prometheus", sondern für die gesamte Menschheit…
Ulrike Waizenegger
Review von Ulrike Waizenegger:
Gleich zu Beginn bekommt man Voldemort zu sehen… ach ne, falscher Film. Aber das Wesen, das einem gezeigt wird, hat verblüffende Ähnlichkeit mit ihm. Sehr schnell merkt man in der Anfangsszene, dass die 3D-Effekte dieses Films sehr auf Perspektive und Tiefe setzen und weniger auf Überraschungsmomente, in dem einem etwas entgegen geflogen kommt. Die musikalische Untermalung war sehr passend und das Gefühl, Wassertropfen auf der Haut zu spüren, war nicht fern. Rückblickend jedoch muss ich sagen, dass diese Szene zwar klasse gemacht war, aber die Bedeutung dahinter hat sich mir leider nicht so ganz erschlossen. Der Cast des Films war jedenfalls gut gewählt: allen voran Michael Fassbender als Android David mit offensichtlich anderer Agenda als das restliche Team, wobei der ach-so-überraschende Wendepunkt der Handlung nicht sonderlich überraschend war; hat jedoch mit Fassbenders Rolle und schauspielerischer Leistung nichts zu tun. Im Gegenteil, lange Zeit empfand ich David als geradewegs durchtrieben und angsteinflößend. Ein Android, der so süffisant lächeln kann, weil er mehr und mehr erkennt, dass er eigentlich den Menschen, denen er dient, um Längen voraus ist, ist eine grandiose Bereicherung des Films. Charlize Theron hat das Beste aus der weniger umwerfenden Rolle der Leiterin der Expedition rausgeholt. Bei Meredith Vickers hatte ich das Gefühl, man brauchte einfach eine Zicke an Bord, die meint, sie kann ihren Willen durchsetzen und merkt dabei vor lauter Egozentrik nicht, wie ihr das gesamte Projekt durch die Finger rutscht.
Für den ein oder anderen mag es überraschend sein, dass mir die Frauenpower, die mit Elizabeth Shaw in den Film integriert wurde, zunehmend auf den Keks ging. Es mag vielleicht an zukünftiger Technologie oder Adrenalin oder Schmerzmitteln liegen, aber so wie Shaw nach dieser haarsträubenden Not-OP rumgerannt ist, das widersprach meiner persönlichen Logik. Nichtsdestotrotz hat Noomi Rapace eine ziemliche Bandbreite an schauspielerischem Talent bewiesen. Egal ob einfühlsame Szene mit Logan Marshall-Green, oder Kampf um ihr Leben, oder einfach nur ein Blick, der einen mit Verachtung straft. Klasse Leistung. Mein persönlicher Held des Films war jedoch Captain Janek. Jede Szene mit Idris Elba hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, da ich nicht mal im Ansatz das Gefühl hatte, er spielt nur eine Rolle, sondern dass er sich wirklich mit Leib und Seele in die Rolle des Captains hineinversetzt hat.
Als Science-Fiction-Fan war ich hellauf begeistert von der "Prometheus" und hätte nur zu gern auch den ein oder anderen Knopf gedrückt oder das Schiff mal geflogen. Dass das Schiff kein Kampfschiff ist, hat das Design sofort klar gemacht. Hier ging es um Transport und Flüge über weite Strecken. Dass es keine Raumschiffkämpfe gab, hat dem Film keinen Abbruch getan. Sci-Fi-Feeling kam bei mir jedenfalls sehr schnell auf. Mein persönliches Highlight war die Inszenierung des Starts des Alien-Schiffes. Hier hat sich das Soundtrack-Orchester mächtig ins Zeug gelegt und mir durchaus Gänsehaut beschert. Was den Horror-Aspekt betrifft, von dem ich mehrfach bei Genre-Klassifizierungen des Films gelesen habe, war ich ehrlich gesagt enttäuscht. Gruselmomente waren nur spärlich gesät, und nur extrem schreckhafte Leute werden vielleicht einmal einen Schock-Moment erleben, aber das Label "Horror" bekommt dieser Film von mir nicht. "Mystery" vielleicht noch eher, aber letztlich war es für mich nur Science-Fiction mit Action. Abschließend sei noch gesagt, dass hie und da ein paar Momente aufkommen, an denen man sich an "Alien" erinnert fühlt. Ist natürlich kein Wunder, wenn man weiß, dass "Prometheus" ursprünglich als Prequel zu dieser Reihe geplant war. Ob man nun begrüßt oder es als negativ bewertet, dass "Alien"-Referenzen auftauchen, obwohl der Film nunmehr als eigenständig gilt, sei jedem selbst überlassen.
Fazit:
Wer sich einen Horror-Science-Fiction-Film à la "Event Horizon" oder eben "Alien" erhofft, sollte seine Erwartungen mächtig zurückschrauben. Für alle anderen, die eine gute Portion Science-Fiction mit Action mögen, ist dieser Film gutes Unterhaltungsmaterial. Ein Meisterwerk ist es jedoch nicht.
Wertung:7 von 10 Punkten
Ulrike Waizenegger
Review von Christian Siegel:
Seit der Ankündigung von "Prometheus" wurden alle Beteiligten nicht müde, zu betonen, dass es sich um kein "Alien"-Prequel per se handeln würde. Und auch wenn es einige skeptische Stimmen gab, die dahinter Kalkül vermuteten, um die Zuschauer dann doch noch durch eine stärkere Verknüpfung überraschen zu können, so ging es bei diesen Aussagen tatsächlich nicht darum, uns zu täuschen oder hereinzulegen (dies könnte man vielmehr den Trailern vorwerfen, welche die aus den "Alien"-Filmen bekannten Elemente zelebrierten). Ridley Scott & Co. wollten vielmehr vermeiden, dass man mit gänzlich falschen Erwartungen an den Film herangeht. Denn: Auch wenn "Prometheus" natürlich im gleichen Universum spielt, so ist er was Ton, Aufbau, Handlung, Konzept und Zielrichtung betrifft dennoch ein gänzlich anderer Film, und eben kein "Alien 0". Auch erzählt er nur bedingt die Vorgeschichte zu "Alien" – (Achtung, Spoiler!) finden die Ereignisse hier doch auf einem gänzlich anderen Planeten statt (Spoiler Ende). Eben dies sollte sich jeder bewusst machen, bevor er sich ins Kino setzt – ansonsten werdet ihr von ihm unweigerlich enttäuscht werden.
Jedoch: Selbst dann, wenn euch dieser Punkt bewusst ist, stehen die Chancen leider noch sehr gut, dass euch "Prometheus" enttäuschen wird. Das liegt nicht nur an den astronomisch (und unrealistisch?) hohen Erwartungen an den Film – angesichts der Tatsache, dass er Ridley Scotts Rückkehr in jenes Genre darstellt, dass er mit "Alien" und "Blade Runner" um zwei Meisterwerke bereichert hat – sondern schlicht und ergreifend auch daran, dass "Prometheus", im Gegensatz zu "Alien" eben leider kein "perfekter Organismus" ist, sondern über einige Schwächen verfügt. Das beginnt leider schon beim Inhalt. Hand aufs Herz: "Alien" war genau genommen inhaltlich ja eher dürftig. Ohne seine Leistungen herabwürdigen zu wollen, war er doch ein recht geradliniger Horror-Schocker. "Prometheus" will hier eine gänzlich andere Richtung einschlagen, und stattdessen Ideen, Gedanken und Thesen ins Zentrum rücken. Und dagegen ist grundsätzlich ja auch nichts einzuwenden. Zugleich versteckt sich hierin jedoch das erste Problem des Films, nämlich: Die meisten der hier präsentierten Ideen sind nicht gerade neu, und damit längst nicht so faszinierend, wie das die Verantwortlichen vielleicht meinen. Die von Erich von Däniken populär gemachte These, dass Außerirdische unsere Evolution und Entwicklung beeinflusst haben könnten, ist mittlerweile – auch in Hollywood – schon ein alter Hut, und hat bereits einige bekannte Blockbuster, wie z.B. "Stargate" oder "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels", inspiriert. Auch einige andere der hier behandelten Ideen kennt man bereits aus anderen Filmen – so finden sich interessanterweise vor allem auch zu "Blade Runner" einige thematische Überschneidungen. Der Versuch, die Evolutionstheorie mit dem Kreationismus – und damit Wissenschaft und Glauben (ein Widerspruch, der schon bei der von Damon Lindelof co-produzierten Mystery-Serie "Lost" eine große Rolle gespielt hat) – in Einklang zu bringen, ist zwar schon deutlich frischer und unverbrauchter, wird aber ebenfalls nicht jedermanns Geschmack treffen.
Natürlich wärmt "Prometheus" nicht ausschließlich altbekanntes neu auf, sondern widmet sich auch einigen neuen Aspekten – bzw. auch so großen, zentralen Fragen wie "Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Warum existieren wir?", die man ohnehin nie oft genug stellen kann. Ein wesentliches Problem des Films ist jedoch, dass "Prometheus" zu den meisten der aufgeworfenen Fragen eine Antwort verweigert. Und wir reden hier nicht von periphären, fürs Verständnis der Handlung oder des Films unerheblichen Fragen wie "Was ist das für ein Ding da in dem Stuhl" bezüglich des Space Jockeys in "Alien", und wir reden auch nicht von unbeantwortet im Sinne von "2001 – Odyssee im Weltraum", wo es am Ende Szenen gibt, die sich vielfältig interpretieren lassen – aber eben genug Informationen bieten, um eine solche überhaupt erst zu ermöglichen. Nein, wir sprechen von zentralen Fragen zur Handlung und Prämisse des Films. Und uns für diese auf eine potentielle Fortsetzung zu vertrösten, halte ich schon für ziemlich dreist – zumal die "Alien"-Filme narrativ immer abgeschlossen waren. "Prometheus" bietet hingegen keinen wirklichen Abschluss der Handlung; er ist wie ein Krimi ohne Auflösung. Am Ende bleiben einem nur Fragen, aber keine Antworten.
Für sich genommen ist dies ja schon enttäuschend, unbefriedigend und frustrierend genug. Es ergibt sich daraus jedoch noch ein weiteres wesentliches Problem des Films: So tun sich durch die mangelnden Antworten einige potentielle Logiklöcher auf, zu deren Beurteilung uns nach diesem ersten Film, der fast schamlos und rücksichtslos auf eine potentielle Fortsetzung hinarbeitet, einfach noch zu viele Informationen fehlen. Auf dem ersten Blick gibt es aber vieles, das nicht so recht Sinn ergeben will – worauf ich möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt in einem Spoiler-Nachwort zu diesem Review noch eingehen werde. Es hilft auch nicht, dass sich "Prometheus" nicht wirklich entscheiden kann, was es denn nun sein will: Ein eigenständiger SF-Film, oder ein "Alien"-Prequel. Vieles, was sich mit dem daraus bekannten Xenomorph befasst, wirkt irgendwie aufgesetzt, wie eine ungewollte Pflichtübung. Das Ergebnis ist ein sehr schizophrener Film, in dem die teilweise verkrampften Versuche einer Annäherung zur "Alien"-Reihe wie Störfaktoren wirken. Vor allem die letzte Szene vor dem Abspann fällt hier negativ auf – wirkt diese doch unheimlich aufgesetzt und wie ein billiger Versuch, die "Alien"-Fanboys (und -girls) in letzter Sekunde doch noch zufrieden zu stellen. Zudem platzt aus ihm ein weiterer potentieller Logikfehler hervor und hinterlässt ein unschönes Loch im narrativen Brustkorb des Films. Und insgesamt fällt leider auch störend auf, dass "Prometheus" sich auf der einen Seite zwar beharrlich weigert, wirklich interessanten (und innerhalb dieses Films aufgeworfenen) Fragen zu beantworten, uns auf der anderen Seite aber offene Fragen aus "Alien" beantwortet, zu denen wir jedoch meines Erachtens nicht unbedingt eine Antwort gebraucht hätten. Zumal auch diese Antworten nicht gerade begeistern können, und sie auch nicht immer 100%ig schlüssig erscheinen. Alles in allem wäre es wohl besser gewesen, wenn man sich vorab entschlossen hätte, entweder einen eigenständigen Film, oder aber ein "Alien"-Prequel zu machen, aber eben nicht beides zugleich versucht hätte.
Leider gehen die Probleme des Drehbuchs noch weit über offenbleibende Fragen und die fehl am Platz wirkenden Einflüsse aus "Alien" hinaus. So fallen vor allem einige unschlüssige Taten der handelnden Personen (von denen viele zudem leider längst nicht so gut charakterisiert sind wie eben im direkten Vergleich bei "Alien", sondern vielmehr unter die Kategorie "Kanonenfutter" fallen) extrem negativ auf. Das Drehbuch erfordert leider immer wieder, dass Figuren unlogisch handeln, und sich in einer Art und Weise verhalten, die weder plausibel noch für sie charakteristisch erscheint. Vor allem angesichts der Tatsache, dass es sich bei den Passagieren der Prometheus ja in erster Linie um Forscher und Wissenschaftler handeln soll, sind einige der Aktionen einfach unglaublich dämlich. Exemplarisch seien, ohne zu spoilern, die beiden Forscher genannt, die sich trotz Kartographierung und Funkkontakt zum Schiff verlaufen; vor allem aber ihr Verhalten bei einer daraus resultierenden mysteriösen Begegnung. Und das soll ein Biologe sein? "Prometheus" ist leider voll von solch unplausiblen Handlungen und unrealistisch wirkendem Verhalten. Man beachte nur die – mangelnde – Reaktion der Anwesenden eines Raumes, als eine andere Person blutüberströmt diesen betritt.
Durch dieses oftmals nicht nachvollziehbare Verhalten, welches einzig und allein den Erfordernissen des Drehbuchs geschuldet ist, entsteht unweigerlich eine Distanz zum Zuschauer. Während man derartiges Verhalten vielleicht bei einem vergleichsweise hirnlosen Horrorfilm oder Action-Blockbuster noch eher verschmerzen kann, fällt es eben gerade bei einem Film, der ja eigentlich zum Nachdenken anregen will, extrem negativ auf. Weiters hat mich auch der Tod einer bestimmten Figur gegen Ende des Films enorm gestört. Mal ganz abgesehen davon, dass ich diese auch gerne in einer Fortsetzung gesehen hätte, da sie eine der interessanteren Figuren des Films war, hat man ihren Tod zudem derart dümmlich umgesetzt, dass es fast unfreiwillig komisch wirkte. Darüber hinaus hätte ich es entschieden besser gefunden, wenn man sich die ersten beiden Szenen gespart und stattdessen direkt mit der im All fliegenden "Prometheus" gestartet wäre. Und das nicht nur, weil dies den Bezug zu "Alien" (im Unterschied zu einigen jener Elemente, die man dann schließlich eingebaut hat) auf unaufdringliche Art und Weise hätte verstärken können. Die erste Szene ist zwar für sich genommen durchaus faszinierend, und wohl wichtig, um zumindest in einigen Bereichen eine Interpretation durch den Zuschauer zu erlauben. Aber einerseits wirken die Handlungen der Personen hier nicht unbedingt schlüssig (bzw. fehlen uns essentielle Informationen, um dieses zu erklären), und andererseits beantwortet man damit jene Frage, welche die erste Stunde des Films dominiert. Zudem nimmt man gleich mehrere spätere Offenbarungen vorweg, die dadurch nicht mehr die gewünschte Wirkung entfalten können. Denn statt es gemeinsam mit den Protagonisten zu entdecken, verfügen wir hier über einen nicht unwesentlichen Informationsvorsprung, was nicht nur ihre Entdeckungsreise weniger interessant und faszinierend macht, sondern auch dafür sorgt, dass wir nicht so recht ins Geschehen eintauchen können. Auch die darauffolgende Szene hätte ich geschnitten; einfach, da sie vollkommen unnötig ist und absolut nichts zum Film beiträgt. Ach ja, und auch wenn es im Vergleich zu den anderen Schwächen nur eine Lappalie ist, aber… in einem Aspekt hält man sich zu strikt an die chekovsche Regel, und zeigt die "Waffe an der Wand" etwas zu überdeutlich.
Die wohl mit Abstand größte Stärke des Films ist die visuelle Gestaltung. "Prometheus" sieht, vom ersten bis zum letzten Bild, einfach nur phantastisch aus. Die Spezialeffekte sind makellos, und vor allem die Weltraumsequenzen sind ungemein beeindruckend und einfach nur wunderschön, wobei es mir die nebenstehende Einstellung der im Anflug auf den Planeten befindlichen Prometheus ganz besonders angetan hat. Optisch gelingt es dem Film jedenfalls zweifellos, die nach dem Trailer in ihn gehegten Erwartungen zu erfüllen. Neben den Spezialeffekten stechen hierbei vor allem auch die imposante Ausstattung und die beeindruckenden, teils riesigen Sets hervor. Zumindest visuell schafft Ridley Scott hier also genau das, was ihm zuvor auch schon bei seinen anderen beiden Ausflügen ins Genre gelungen ist: Eine Welt zu erschaffen, die so faszinierend wie glaubhaft ist, und in deren Schönheit und Imposanz man sich verlieren kann. Insgesamt ist "Prometheus" optisch jedenfalls eine absolute Wucht, und sollte auf einer so großen Kinoleinwand wie möglich bestaunt werden.
Eine weitere essentielle Stärke des Films ist David. Michael Fassbender ist in dieser Rolle einfach nur (wieder mal) großartig. Er verleiht seinem David von Beginn an eine herrliche, phantastische Ambivalenz, die uns ihm (und seinen Absichten) gegenüber skeptisch macht. Zudem war es mir schwer bis unmöglich, ihn und seine Motive einzuschätzen. Führt er nur Befehle aus, oder verfolgt er gar eigene Ziele? Wenn ja, welche? Ist er die Marionette, oder vielmehr der Puppenspieler, der im Hintergrund die Fäden zieht? Es war das erste Mal innerhalb der im "Alien"-Universum angesiedelten Filme, dass ich nur aufgrund der Performance des Darstellers bzw. dem Drehbuch dem Androiden gegenüber Unbehagen empfand. Denn bei "Alien" wusste man ja nicht, dass es sich bei Ash um einen Androiden handelt – dementsprechend hatte man auch keinen Grund, ihm gegenüber voreingenommen zu sein. Und unsere vorsichtig-skeptischen Gefühle gegenüber Bishop in "Aliens" waren ja in erster Linie auf Ashs Taten aus dem Vorgänger zurückzuführen. Hier jedoch fühlte zumindest ich mich von Anfang an in Davids Gegenwart nie so richtig wohl. Einige Kommentare, seine Mimik und Gestik machen seine Herkunft deutlich und sorgen für Unbehagen. Fassbender ist hierbei sehr subtil, aber wohl auch genau deshalb eben auch ungemein effektiv. Wirklich eine großartige Performance, und so ziemlich das einzige am Film, das gänzlich ohne Makel ist. Hinzu kommt, dass die besten und interessantesten Thematiken, die der Film behandelt, mit David in Verbindung stehen. Doch auch davon abgesehen ist er mit Abstand die interessanteste und faszinierendste Figur im gesamten Ensemble. Charlize Theron ist – vor allem angesichts dessen, dass sie leider nicht allzu viel zu tun bekommt – ebenfalls großartig, und Noomi Rapace ist Gott sei Dank auch wieder deutlich besser als noch bei "Sherlock Holmes – Spiel im Schatten" – wenngleich sie auch dem Vergleich mit Sigourney Weaver nicht stand hält. Aus dem Rest der Besetzung sticht dann vor allem noch Idris Elba positiv hervor, während der Rest weder sonderlich positiv noch negativ auffällt.
Die Filmmusik von Marc Streitenfeld kann sich zwar meines Erachtens mit den "Alien"-Kompositionen von Jerry Goldsmith, James Horner und/oder Elliot Goldenthal nicht ganz messen, unterstützt den Film aber vor allem in den spannenderen Momenten sehr gut. Darüber hinaus sind es in erster Linie einzelne Szenen, die zu begeistern vermögen. Die erste Erkundung des Tempels ist durchaus atmosphärisch, und vor allem im weiteren Verlauf gibt es dann doch noch die eine oder andere fesselnde und denkwürdige Szene – allen voran rund um Elizabeth Shaw und die Benutzung einer Operationskapsel. Generell sind diese Minuten, von Davids Gespräch mit ihr bis eben der gerade angesprochenen Kapsel, für mich wohl die besten des gesamten Films. An die großartige, nervenzerfetzende atmosphärische Dichte von "Alien" kommt Ridley Scott bei "Prometheus" aber leider selbst in diesen Momenten, geschweige denn davor oder danach, heran. Und vor allem gegen Ende hin entweicht die Spannung zunehmend – da der Ausgang zu diesem Zeitpunkt selbst dann, wenn man die Trailer noch nicht kennt (die leider schon so gut wie den kompletten Film verraten), recht absehbar ist.
Fazit:
Ich kann nur allen, die sich von dieser Rückkehr von Ridley Scott zum SF-Genre ein Meisterwerk erhoffen, raten, ihre Erwartungen zurückzuschrauben. Optisch natürlich – wie es die Trailer schon erwarten ließen – ungemein beeindruckend, und mit einigen wirklich tollen Idee und starken Szenen, fehlt es "Prometheus" doch an der atmosphärischen Dichte von "Alien". Zudem sind die hier präsentierten Ideen leider größtenteils nicht neu, und dafür für sich genommen nicht interessant und faszinierend genug, um für gute Unterhaltung zu sorgen. Weitere kleinere Schwachpunkte sind ein sehr schlecht umgesetzter und auch inhaltlich enttäuschender Tod eines Protagonisten, sowie der meines Erachtens suboptimale Einstieg, da die erste Szene zu viel vorwegnimmt, und die zweite völlig überflüssig war. Auch die Stränge an Alien-DNA, die Ridley Scott seinem neuesten Science Fiction-"Kind" mit auf dem Weg gegeben hat, tun dem Film im Endeffekt nicht wirklich gut; scheint man sich doch nicht so recht entscheiden zu können, ob "Prometheus" nun in erster Linie ein "Alien"-Prequel oder ein eigenständiger Film sein soll. Zu deutlich merkt man, dass viele der Anspielungen auf die bekannte und beliebte Filmreihe nur dazu da sind, die Fans zu befriedigen; im Kontext des restlichen Films wirken sie jedoch eher störend. Die größte Schwäche ist aber das Drehbuch, das von den Protagonisten einige bescheuerte Aktionen und Verhaltensmuster voraussetzt, über mehrere potentielle Logiklöcher verfügt, und vor allem (zu) viele der aufgeworfenen Fragen unbeantwortet lässt. Vor allem letzteres sorgt unweigerlich für Frust; zu offensichtlich ist, dass hier auf eine potentielle Fortsetzung hingearbeitet wird, die all diese Fragen dann hoffentlich/vielleicht beantworten wird – wobei man diesbezüglich wohl hoffnungsfroher wäre, wenn nicht gerade einer der Mitproduzenten und Schöpfer von "Lost" am Drehbuch mitgewirkt hätte.
Dennoch kann ich allen Genre-Fans nur wärmsten empfehlen, ihn sich anzusehen, sobald er bei uns endlich ins Kino kommt. "Prometheus" ist nun mal einer jener Filme, den man dank seiner eindrucksvollen Bilder einfach im Kino erleben muss. Ich behaupte, einen auch nur ansatzweise so imposanten und wunderschön anzusehenden Film wird es 2012 nicht mehr geben. Weitere Stärken sind die schauspielerischen Leistungen (allen voran von einem wieder einmal überragenden Michael Fassbender), seine Figur David (mit Abstand der interessanteste Protagonist des Films) sowie individuelle Einzelszenen und -Momente. In einem bin ich mir jedenfalls ziemlich sicher: Egal ob aus Faszination oder Frustration, "Prometheus" wird viele noch lange nach dem Kinobesuch beschäftigen. Er ist ein Film, der dazu einlädt, sich mit anderen über ihn auszutauschen und zu diskutieren. Dies allein macht ihn aus meiner Sicht schon lohnenswert. Denn auch wenn er als Film, vor allem aufgrund der inhaltlichen Schwächen, teilweise eine Enttäuschung sein mag, so ist er als Filmerlebnis schon allein aufgrund der imposanten visuellen Gestaltung für jeden Cineasten und/oder Genre-Fan ein Pflichttermin, den man auf einer so großen Leinwand wie möglich wahrnehmen sollte.