Mit: Poppy Montgomery, Emily Holmes, Antonio Cupo, Janet Kidder, Madison Desjarlais, Andy Maton, Aislyn Watson, Marie West, Lisa Norton, Paul McGillion, Sarah Desjardins u.a.
Inhalt & Review:
Angenommen man ist Fan eines bestimmten Buches, dann könnte man durchaus den einen oder anderen Fakt zum Autor aufgeschnappt haben. Aber nur mal angenommen man hätte nun alle sieben Bücher gelesen, dann weiß man definitiv etwas über den Autor. Das ist aber nicht der Fall bei J.K. Rowling, die Autorin der "Harry Potter"-Bücher. Es gibt weltweit Millionen von Fans, Merchandise in allen erdenklichen Farben und Formen und sogar einen Vergnügungspark. Allerdings alles nur zum Phänomen Harry Potter, aber nichts über die Autorin selbst. J.K. Rowling ist eine sehr private Person, gibt nur wenige Interviews und ist wie es scheint weniger am Leben im Rampenlicht interessiert. Man könnte sagen, sie möchte, dass ihre Bücher ihre Geschichte erzählen. Eine Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär.
"Magic Beyond Words" beginnt bei der Premierenfeier des ersten "Harry Potter"-Films im Jahr 2001: "Harry Potter und der Stein der Weisen". Poppy Montgomery (Without a Trace) verkörpert dabei Joanne Rowling - so ihr bürgerlicher Name – welche gerade in einer schwarzen Limousine vorfährt. Überwältigt von ihren Gefühlen, weigert sie sich zunächst aus eben dieser auszusteigen. Sie lässt einen ängstlichen Blick über die Massen der Fans streifen, welche nicht nur den ganzen Stars nachjubeln, sondern alle auf J.K. Rowling warten. Ihr Verlobter, gespielt von Greigh Laschuk, beschwichtigt ihre Angst mit den Worten: "Du gehörst jetzt dazu, ob es dir gefällt oder nicht. […] Du hast allen Grund stolz auf dich zu sein. Genieß es einfach." Dabei erblickt sie eine Mutter und deren Tochter verkleidet als Hexen, was Joanne an ihre Kindheit zurückerinnert. Und hier beginnt die eigentliche Geschichte von "Magic Beyond Words". Die erste Hälfte des Films stellt die Kindheit und die Teenagerjahre Rowlings dar. Mit Abstand ist dies auch der bessere Teil des gesamten Films. Nur zu schade, dass dieser bereits nach etwa 20 Minuten zu Ende ist. J.K. Rowling wird zunächst als kleine Geschichtenerzählerin – vielleicht um die 6 Jahre alt – präsentiert, welche vermeintlich magische Spiele mit ihren Freunden in den Wäldern spielt. Einer dieser Freunde ist Ian Potter. Na, macht es Klick?!
Genau aus solchen kleinen Entdecker-Spielen, die natürlich an die Potter-Bücher angelehnt sind, setzt sich die erste Filmhälfte zusammen. So gibt es durchaus clevere Hinweise auf die Bücher, wie zum Beispiel die Lehrerin, welche mithilfe eines Eignungstests die Schülerleistungen feststellen will und damit auch entschieden wird, in welchen Teil des Klassenzimmers man sitzen darf. Sie erinnert an den sprechenden Hut aus Hogwarts, welcher die Erstankömmlinge den vier verschiedenen Häusern zuweist. Ein eher lächerliches Beispiel wäre der rothaarige Freund Sean (Wesley McInnes) des Teenagers Joanne (Madison Desjarlais), denn er ermuntert Joanne dazu, ihn in eine ihrer Geschichten einzubauen, worauf sie freudig erwidert: "Ja, der treue Freund des Helden." In dieser Zeit erkrankt ihre Mutter (Janet Kidder), die stets eine wichtige Rolle in Joannes Leben spielt, an Multiple Sklerose und aus dem einstigen süßen und braven Mädchen wird ein rebellischer Teenager, der sich als die eigensinniger, merkwürdiger und doch irgendwie fetziger Außenseiter entpuppt, wie "Harry Potter" einer ist.
Während ihre Mutter Joanne stets dazu ermuntert hat, ihrem Herz zu folgen und einfach das zu machen, was Joanne am meisten liebt - das Schreiben - versucht ihr Vater (Paul McGillion), sie von der brotlosen Kunst wegzudrängen. Er will sie davon überzeugen, ein Studium zu absolvieren, um später auch einen vernünftigen Job zu erhalten. Von der Vernunft getrieben, nimmt sie den Rat des Vaters an und erhält nach einigen Jahren einen Abschluss in Literaturwissenschaften. Jedoch sollte dies nicht von Erfolg gekrönt sein und Joanne hangelt sich von einem Job zum nächsten, da sie nie ihre wahre Erfüllung findet. Einer dieser Jobs veranlasst Joanne nach Portugal zu ziehen. Hier lernt Sie Jorges Arantes (Antonio Kupo) kennen, den sie nur wenige Monate nach dem Kennenlernen heiratet. In den wenigen glücklichen Monaten, die sie mit ihm verbrachte, wurde sie schwanger. Doch bald sollte sich herausstellen, dass Jorges ein alkoholabhängiger Frauenschläger ist, den Joanne verlässt, sobald es ihr möglich war. Zurück in England muss sie erkennen, dass auch hier das Leben nicht einfacher ist. Da Joanne weder eine Wohnung, noch einen Job hat, zieht sie zunächst mit ihrer Tochter zu ihrer Schwester und beantragt Sozialhilfe. Doch wie sich bald herausstellen sollte, ist dies ein schwieriges Unterfangen. Joanne erhält zwar einen gewissen Betrag Sozialhilfe, wird aber gleichzeitig als "obdachlos" abgetan. Auch wird ihr gesagt, dass sie an ihrer Situation selbst schuld sei, denn sie hätte ja ihren Mann nicht verlassen brauchen, egal wie er sie behandelt hat. Nichtsdestotrotz macht Joanne sich auf die Suche nach einer Wohnung und findet sogar einen Halbtagsjob, allerdings kann sie diesen nicht annehmen, da sonst ihre Sozialhilfe gestrichen wird. Dennoch lässt sich Joanne nicht unterkriegen, lässt sich zunächst von ihrem Mann scheiden und beginnt auch wieder das Schreiben.
Dieser Teil des Films hätte durchaus der bessere sein können, es bot sich hier sehr viel Potenzial. Zumal J.K. Rowling in einem ihrer wenigen Interviews bestätigte, dass sie in dieser Zeit Depressionen hatte und weder ein noch aus wusste. Doch leider wird dies nicht im Film umgesetzt. Der Zuschauer bekommt eine Mutter vorgesetzt, die sich zwar abmühen muss, um ihrem Kind etwas halbwegs Vernünftiges bieten zu können, aber so ist diese Joanne eher langweilig und flach und nicht depressiv. Sie ist nicht verärgert, wie sie vom englischen System an der Nase herumgeführt wird. Sicherlich nimmt die Geschichte hier eine kritische Haltung ein, doch ist diese eher oberflächlich, wie so vieles im Film. Im letzten Teil von "Magic Beyond Words" werden noch einige Minuten dafür verwendet, zu zeigen wie schwer es Joanne hatte, ihr Buch an einen Verlag zu verkaufen. Der danach sich entwickelnde Welterfolg ist dann nur noch eine logische Schlussfolgerung am Rande.
Fazit:
Da J.K. Rowling diesen Film nicht genehmigt hat, handelt es sich bei "Magic Beyond Words" um eine komplett unautorisierte Lebensgeschichte. So bleibt dem Zuschauer nur der Glaube, dass sich die darin gezeigten Erlebnisse der Autorin in dieser oder ähnlicher Form abgespielt haben mögen. Sicherlich gab es den einen oder anderen lustigen und gut inszenierten Moment im Film, doch solche Szenen sind rar gesät und hinterlassen oftmals eine unrealistische, oberflächliche und überdramatisierte Wirkung. Das wird z.B. deutlich daran, dass Joannes erster Mann sie geschlagen haben soll - dies wurde von Rowling jedoch nie offiziell bestätigt. Der ganze Film wirkt teilweise so als hätten sich die Autoren und der Regisseur am Wikipedia-Artikel über die "Harry Potter"-Erfinderin entlang gehangelt. Schade, denn auch wenn es nur eine TV-Produktion ist, hätte diese viel mehr Potenzial geboten. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass J.K. Rowling ein wesentlich weniger dramatisches Leben führte, wie das für den Zuschauer hier aufgeführt wird.