Klappentext:There's likely no more of a thankless job in the Federation than temporal investigation. While starship exlorers get to live the human adventure of traveling to other times and realities, it's up to the dedicated agents of the Federation Department of Temporal Investigations to deal with the consequences to the timestream that the rest of the Galaxy has to live with day by day. But when history as we know it could be wiped out at any moment by time warriors from the future, misused relics of ancient races, or accident-prone starships, only the most disciplined, obsessive, and unimaginative goverment employees have what it takes to face the existential uncertainty of it all on a daily basis… and still stay sane enough to complete their assignments.
That's where Agents Lucsly and Dulmur come in - stalwart and unflappable, these men are the Federation's unsung anchors in a chaotic universe. Together with their colleagues in the DTI - and with the help and sometimes hindrance of Starfleet's finest - they do what they can to keep the timestream, or at least the paperwork, as neat and orderly as they are. But when a series of escalating temporal incursions threatens to open a new front of the history-spanning Temporal Cold War in the twenty-forth century, Agents Lucsly and Dulmur will need all their investigative skill and unbending determination to stop those who wish to rewrite the past for their own advantage, and to keep the present and the future from devolving into the kind of chaos they really, really hate.
Kurzinhalt:
Die Agenten der Abteilung für temporale Ermittlungen werden immer dann hinzugezogen, wenn es zu Zeitreisen und ähnlichen Ereignissen kommt, welche die Integrität der Zeitlinie bedrohen. Zwei dieser Agenten sind Lucsly und Dulmur, denen die abenteuerlustigen Sternenflottenoffiziere mit ihren ständigen Zeitreisen ein Dorn im Auge sind. Über den kompletten Raum der Föderation hinweg gehen sie ungewöhnlichen Ereignissen nach, die mit zeitlichen Phänomenen zu tun haben, forschen nach dessen Ursprung, und versuchen, die daraus entstehenden Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, damit die Zeitlinie nicht verändert wird. Die beiden Agenten sind nun schon seit Jahren Partner; ihr aktueller Auftrag soll sich jedoch als der möglicherweise schwerste ihrer Karriere offenbaren. Denn als sich seltsame Phänomene rund um Zeitreisen und potentielle Versuche, die Zeitlinie zu verändern, zu häufen scheinen, bestätigen sich schon bald die schlimmsten Befürchtungen der Abteilung: Im Temporalen Kalten Krieg öffnet sich eine neue Front – und bedroht damit nicht nur die Zukunft, sondern auch die Gegenwart, und teilweise selbst die Vergangenheit. Gemeinsam mit Agenten aus der Zukunft setzen Lucsly und Dulmur alles daran, die Integrität der Zeitlinie zu bewahren…
Review:
Die beiden Agenten Lucsly und Dulmur, sowie die Abteilung für temporale Untersuchungen, der sie angehören, hatten ihren ersten Auftritt in der DS9-Episode "Immer die Last mit den Tribbles", in der es Captain Sisko auf die Enterprise NCC-1701 (kein verdamtes A, B, C, oder D) verschlug, und der dort einen Anschlag auf Captain Kirk verhinderte. Nach kleineren Auftritten in ein paar Kurzgeschichten erhalten sie nun ihren ersten kompletten Roman. Christopher L. Bennett holt die Helden aus der 2. oder gar 3. Reihe der Föderation in den Vordergrund, und gibt uns Einblick in diese zivile Behörde der Föderation. Das Ergebnis ist für mich aus vielerlei Gründen einer der besten "Star Trek"-Romane der vergangenen Jahre. Unter anderem gefällt mir der sehr bürokratische und unaufgeregte Zugang zum Thema der Zeitreisen. Lucsly und Dulmur sehen darin keine erstrebenswerten Abenteuer; tatsächlich sind ihnen die Erlebnisse der Sternenflotte in diese Richtung ein Dorn im Auge. Nur in äußersten Notfällen reisen sie selbst durch die Zeit – üblicherweise sind sie damit beschäftigt, aus der Zeit gerissenen Personen zu helfen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren, Sternenflottenoffiziere nach Zeitreise-Abenteuern zu befragen, und die Integrität der Zeitlinie zu gewährleisten.
Eben dieser unaufgeregte, nüchterne Zugang zum Thema abseits jeglicher Abenteuerlust sorgt für einen erfrischend anderen Zugang, als man ihn von "Star Trek" sonst gewohnt ist. Auch die beiden Agenten sind herrlich getroffen, und einem trotz ihrer eigenwilligen Persönlichkeiten schnell sympathisch. In "Immer die Last mit den Tribbles" waren sie ja leider nur Randfiguren, die sich kaum in Szene setzen konnten – hier lernen wir sie endlich näher kennen. Dazu bedient sich der Autor – für einen Zeitreise-Roman durchaus passend – einigen Rückblicken in die Vergangenheit, und zeigt uns Schlüsselmomente aus ihrem Leben. Viele davon stehen mit den verschiedensten Zeitreise-Phänomenen aus den diversen "Star Trek"-Serien, allen voran der "Next Generation", in Zusammenhang. Neben diesen beiden Personen lernen wir auch noch einige weitere Agenten kennen, wie z.B. den Deltaner Ranjea. Die Deltaner sind ein sehr interessantes Volk, dass es zwar in "Star Trek" schon eine Weile gibt, dem jedoch bisher kaum Beachtung geschenkt wurde – hier erhalten wir endlich mal wieder einen kleinen Einblick in ihre Kultur.
Wenn man "Watching the Clock" liest, wird einem eigentlich erst so richtig bewusst, dass die bisherigen "Star Trek"-Serien genau genommen eigentlich keine Science Fiction, sondern vielmehr Speculative Fiction waren, die mit Wissenschaft nicht besonders viel am Hut hatten. Hier geht Christopher L. Bennett für seinen ersten Roman der "Department of Temporal Investigations"-Reihe einen anderen Weg. Er liefert einige interessante wissenschaftliche Diskurse zum Thema Zeitreisen, bei der er auch viele jüngere Erkenntnisse einfließen lässt, und baut somit einige "Hard-SF"-Elemente in seinen Roman ein. Etwas, dass ich gerade auch angesichts der Tatsache, wie zuletzt im Star Trek-Romanbereich Action und Abenteuer dominierten, als sehr erfrischende und willkommene Abwechslung empfand. Zugleich ist mir auch bewusst, dass nicht jeder diese etwas trockenen Elemente begrüßen wird – weil wer sich für eine ansatzweise wissenschaftliche Basis für die in "Star Trek" gebotene Unterhaltung nicht interessiert, wird die entsprechenden Stellen wohl als mühsam und zäh empfinden.
"Watching the Clock" ist ein sehr epischer und umfangreicher Roman mit vielen Figuren, mehreren Zeitlinien und zahlreichen Nebenhandlungen. Viele Stellen des Romans dienen nicht dazu, die Handlung an sich voranzutreiben, sondern die Figuren zu vertiefen, und sie uns näher vorzustellen. Trotz der starken Konzentration auf temporale Phänomene aller Art ist "Watching the Clock" somit ein sehr charakterorientierter Roman – für mich eine weitere wesentliche Stärke. Am beachtlichsten und faszinierendsten finde ich aber, wie es Christopher L. Bennett hier gelingt, die verschiedensten Zeitreisegeschichten aus den diversen "Star Trek"-Serien stimmig unter einen Hut zu bringen. Denn so originell und faszinierend einige dieser Episoden auch waren, sowohl Kontinuität als auch Logik wurden oft nicht gerade groß geschrieben (siehe auch meine Kritik an "Morgen ist Gestern"). Bennett schafft es, für logische Ungereimtheiten schlüssige Erklärungen zu finden, und selbst die sonderbarsten Ereignisse und Erlebnisse bzw. all die unterschiedlichen Zeitreiseabenteuer, die sich in ihren Regeln teilweise auch stark unterscheiden, zu einem stimmigen, überzeugenden und koheränten Ganzen zu verbinden.
Dabei baut er höchst geschickt auf die aus den Serien bekannten Ereignisse auf. Er referenziert de facto jede einzelne Zeitreisegeschichte, die es bei "Star Trek" zu sehen gab. Manche werden nur kurz erwähnt, andere spielen eine zentrale Rolle innerhalb der Geschichte. Er beweist damit erneut, dass eine derartig umfangreiche und komplexe Historie eben nicht immer ein Fluch sein muss, sondern oftmals auch ein wahrer Segen sein kann. Er schöpft hier wirklich aus den Vollen und schafft es damit, "Watching the Clock" schon allein aufgrund dieser kongenialen Verknüpfung zu einem literarischen Pflichttermin für Trekkies zu machen. Der einzige potentielle Kritikpunkt ist wohl die Tatsache, dass sich die Spannung für lange Zeit in Grenzen hält. Bei "Watching the Clock" stehen die Figuren und die mit Zeitreisen in Verbindung stehenden interessanten Phänomene und Mysterien im Mittelpunkt. Erst im weiteren Verlauf des Romans, als der Temporale Kalte Krieg ins Zentrum rückt, nimmt die Spannung etwas zu; der Showdown ist dann aber aufgrund der sehr verwirrenden Handlung, die es schwer macht, in die Ereignisse einzutauchen, doch eine kleine Enttäuschung. Sieht man über diesen Kritikpunkt wohlwollend hinweg, wird man mit "Watching the Clock" – sofern einen das Thema Zeitreisen grundsätzlich interessiert – viel Spaß haben.
Fazit:
"Watching the Clock" ist der erste "Star Trek"-Roman seit viel zu langer Zeit, der sich das zentrale Prädikat der Serien verdient hat: Faszinierend. Wie Christopher L. Bennett die verschiedensten, teils sich auch widersprechenden, Zeitreisegeschichten und –logiken zu einem stimmigen Ganzen verbindet, ist einfach nur kongenial. Praktisch jede bisherige Zeitreisegeschichte hat hier ihren kleinen oder größeren Auftritt. Dementsprechend ausführlich und episch ist "Watching the Clock" auch ausgefallen. Neben der faszinierenden Handlung an sich konnte mir vor allem die starke Konzentration auf die einzelnen Figuren – alle sehr unterschiedlich, und alle sehr interessant – gefallen. Neben vielen neuen Personen gibt es auch das eine oder andere Wiedersehen mit bekannten Haupt-, Neben- und Gastfiguren. Das Einzige, was nicht jedermanns Geschmack treffen dürfte, sind die Hard-SF-Elemente (in erster Linie wissenschaftliche Diskurse und Theorien zum Thema Zeitreisen), die nicht so ausgeprägte Spannung, sowie der dann vielleicht doch eine Spur zu konfus geratene Showdown. Davon abgesehen kann ich jedem englischkundigen "Star Trek"-Fan nur empfehlen, sich für "Watching the Clock" Zeit zu nehmen, und gemeinsam mit der Abteilung für temporale Ermittlungen in dieses faszinierende Zeitreise-Abenteuer einzutauchen.
Christian Siegel
Bewertung: 4.5/5 Punkten
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