Originaltitel: Valar Morghulis Episodennummer: 2x10 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 03.06.2012 Erstausstrahlung D: --- Drehbuch: David Benioff & Dan Weiss Regie: Alan Taylor Hauptdarsteller: Peter Dinklage als Tyrion Lannister, Lena Headey als Cersei Lannister, Nikolaj Coster-Waldau als Jaime Lannister, Michelle Fairley als Catelyn Stark, Emilia Clarke als Daenerys Targaryen, Aidan Gillen als Petyr "Littlefinger" Baelish, Iain Glen als Ser Jorah Mormont, Kit Harington als Jon Snow, Charles Dance als Tywin Lannister, Isaac Hempstead-Wright als Bran Stark, Richard Madden als Robb Stark, Sophie Turner als Sansa Stark, Maisie Williams als Arya Stark, Alfie Allen als Theon Greyjoy, John Bradley als Samwell Tarly, Jack Gleeson als Joffrey Baratheon, Natalie Dormer als Margery Tyrell, Stephen Dillane als Stannis Baratheon, Carice Van Houten als Melisandre, Conleth Hill als Lord Varys und Sibel Kekilli als Shae.
Gastdarsteller: Donald Sumpter als Maester Luwin, Julian Glover als Grand Maester Pycelle, Natalia Tena als Osha, Ian Hanmore als Pyat Pree, Tom Wlaschiha als Jaqen H’ghar, Simon Armstrong als Qhorin Halfhand, Gwendoline Christie als Brienne, Rose Leslie als Ygritte, Nonso Anozie als Xaro Xhoan Daxos, Joseph Dempsie als Gendry, Oona Chaplin als Talisa, Esme Bianco als Ros, Finn Jones als Loras Tyrell, Mark Stanley als Grenn, Ben Crompton als Dolorous Edd Tolett, Ben Hawkey als Hot Pie, Ralph Ineson als Dagmer, Roxanne McKee als Doreah, Steven Cole als Kovarro, Kristian Nairn als Hodor, Art Parkinson als Rickon Stark, Edward Dogliani als Rattleshirt, Forbes KB als Black Lorren, Daniel Portman als Podrick Payne und Jason Momoa als Khal Drogo.
Zitat:
Maester Luwin: "You're not the man you're pretending to be."
Theon Greyjoy: "You may be right. But I've gone too far to pretend to be anything else."
Kurzinhalt: Daenerys begibt sich in das Haus der Unsterblichen um ihre Drachen zu befreien. Als Tyrion auf dem Krankenbett erwacht, hat sich die Lage in Kings Landing sehr verändert und für ihn nicht unbedingt zum Besseren. Jon Snow muss sich in den Augen der Wildlinge beweisen. Winterfell wird belagert, aber Theon will nicht aufgeben.
Review:
"Valar Morghulis" steht vor der schweren Aufgabe möglichst viele der zahlreichen Plots noch auf ihre ausstehenden Höhepunkte hinzuführen und sich gleichzeitig mit der Aufräumarbeit nach der Schlacht um Kings Landing zu beschäftigen, damit der Weg zur Handlung der 3. Staffel geebnet wird. Die durchaus gute Finalfolge schafft das für die meisten Handlungsbögen, jedoch kann die Auflösung manch eines Plots nicht der Erwartungshaltung gerecht werden und handwerkliche Schwächen in der Konzeption des Inhaltes der Staffel werden recht deutlich. Die Macher scheinen sich an einigen Stellen mit dem Inhalt übernommen zu haben. Ich möchte hierfür nicht über die Ursachen spekulieren, aber mir geht es dabei um Folgendes: Während ich in der ersten Staffel noch überwiegend von der Treffsicherheit der Adaption begeistert war, hat sich die 2. Staffel an einigen Stellen deutlich von der Vorlage gelöst. Das war teilweise auch wirklich notwendig, nur sollten die Änderungen dann auch wirklich zu Ende gedacht werden, bevor man mit dem Dreh beginnt. Ich sehe mich nicht als Buchpuristen. Falls das anders rüberkommt, entschuldige ich mich hierfür. Ich habe nichts gegen Änderungen und Anpassungen oder gar unterhaltsame Eigenkreationen in einer Adaption, doch sollten diese erstens innerhalb der Folge selbst funktionieren, zweitens das auch rückblickend in der gesamten Staffel noch tun und drittens sich zumindest auf ähnlichem Niveau des zu adaptierenden Materials bewegen oder falls dies möglich ist, dieses sogar verbessert umsetzen. Leider haben sich die Macher auf diesem Gebiet mehr als nur einen recht deftigen Fehltritt geleistet.
Aber der Reihe nach. In Kings Landing hat sich in dieser Staffel recht viel getan bzw. auch verändert. Die Lannisters haben zwar weiterhin den eisernen Thron inne, aber die mächtige Lannisterfamilie musste auch kräftig einstecken und der Sieg über Stannis kommt nicht ohne Folgen. Joffrey sieht sich nun mehr gezwungen denn willens Margery Tyrell zu heiraten, die ihre ganz eigenen Ambitionen bezüglich des Throns hat und sich mit Sicherheit nicht so einfach einschüchtern lässt wie Sansa Stark. Das gemeine Volk verachtet die Blondschöpfe sowieso und Cersei dürfte sich durch ihr Verhalten während der Schlacht auch beim Adel unbeliebt gemacht haben. Die falsche, gespielte Freundlichkeit im Thronsaal, als Joffrey seinen Großvater als Retter der Stadt preist, spricht Bände. Tywins sich erleichterndes Pferd im Übrigen auch. Einen schönen Moment bekommt dabei aber Sansa, die sich gegen das Angebot des Hundes entschieden hat und hier das erste Mal in dieser Staffel Lächeln darf. Zwar wird sie von Littlefinger kurz darauf wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, aber gleichzeitig bleibt ein Funke Hoffnung für sie bestehen. Nachdem Littlefinger in der Serie die Angewohnheit hat, immer direkt zu sagen, was er tun wird, nehme ich, dass sein Angebot ernst gemeint sein könnte. Natürlich wird das zu allererst seinen eigenen Interessen dienlich sein, aber ich kann mir schlecht vorstellen, wie sich Sansas Situation weiter verschlechtern könnte. Der Leidtragende der Nachwirkungen ist ungerechterweise Tyrion, der am Anfang der Folge – ganz untypisch für ihn – den Mut zu verlieren droht. Er wurde seines Amtes enthoben, sein Freund kann Bronn ihm auch nicht mehr zur Seite stehen und zu guter Letzt zahlt ihm Pycelle die Münze von seiner Einkerkerung durch Tyrion zurück. Zum Glück bleiben ihm seine Geliebte Shae (in der ersten Staffel pfui, in der zweiten hui!) und sein Knecht Pod treu, aber auch Varys hat versprochen, dass Tyrions Taten alles andere als vergessen sind. Da Tyrion nun in Kings Landing und in seiner Familie sowieso das fünfte Rad am Wagen darstellt, dürfte es für ihn ab sofort ungemütlich werden. Das riecht nach einer interessanten und vor allem spannenden Ausgangssituation für die 3. Staffel.
Von Theons Wandel, der in der Serie nachvollziehbarer rüberkommt als im Buch, und der Besetzung von Winterfell war ich bisher überwiegend begeistert. Leider hätte man das Ende, mal abgesehen von der durchaus rührenden letzten Szene mit Maester Luwin und Alfie Allens abermals überzeugenden Schauspiels, nicht stärker versauen können. Zwar war der Moment, als Dagmer Theon mit dem Speer K.O. schlägt kurzeitig witzig, der Rest lässt mich (als Buchleser) aber mehr als ratlos und enttäuscht zurück. Was ist passiert? Wer hat Winterfell abgefackelt und die Bediensteten abgeschlachtet? Wo ist die Armee der Nordmänner verblieben, die Winterfell angeblich belagert haben und befreien sollten? Soll dass das große Geheimnis sein, über das man in der Staffelpause spekulieren darf? Wenn das der Fall sein sollte, war die Umsetzung einfach schlecht und vor allem sehr billig. Ich hatte angenommen, das Fehlen einer sehr wichtigen Figur in diesem Plot würde der Vereinfachung der Handlung dienlich sein, aber so, wie es nun nach dem Finale steht, haben die Macher damit leider (ungewollt?) das exakte Gegenteil erreicht. Brans Story war in der ersten Hälfte etwas ereignisarm. Seine Beziehung zu seinem Schattenwolf und seine Träume haben die Autoren anfangs vorsichtig angerissen, dann aber auch Zeitgründen wieder fallen gelassen. Die Schattenwölfe waren in der 2. Staffel etwas öfter vertreten, ihr Einsatz beschränkte sich aber überwiegend auf passive Hintergrundauftritte. Das Vierergespann Bran, Rickon, Osha und Hodor ist nun auf dem Weg zur Nachtwache. Vielleicht kommt nun etwas Fahrt in Brans Geschichte.
Den Kurzauftritt Aryas empfand ich in der Finalfolge als etwas deplatziert und wäre meiner Meinung nach besser in der ohnehin höhepunktarmen Folge ihrer Flucht aus Harrenhal aufgehoben gewesen, obwohl ihre Verabschiedung von Jaqen durchaus in Ordnung war. Zugegeben, ihre Dialoge mit Tywin waren für sich gesehen über die Staffel verteilt sehr unterhaltsam, haben aber die besten Momente des Buches für etwas geopfert, dass rückblickend im Handlungsstrang für die Katz war, da sich aus den Interaktionen der beiden Figuren nichts entwickelte. Harrenhal mag zwar nun nicht der wichtigste Punkt der Gesamthandlung der Saga darstellen, aber dieser düster trostlose und vor allem mörderisch gefährliche Ort war entscheidend für Aryas Charakterentwicklung im Buch. In der Serie ist weder von der Wirkung des Ortes viel übrig geblieben, noch hat er sichtbar Aryas Charakter geprägt. Ein Schulterzucken in Bezug auf Jaqens Frage nach ihrer Ehre ist wohl das Höchste der Gefühle, was die Serie davon noch übrig gelassen hat. Ich kann mir aber schon vorstellen, warum man diesen Weg gegangen ist. Gefallen muss der mir aber nicht. Apropos nicht gefallen: Aus Robb, der eigentlich ganz seines Vaters Sohn sein sollte, haben die Autoren jemanden gemacht, der sich zu allererst von seinen Wünschen und erst an zweiter Stelle von den Notwendigkeiten und seiner Erziehung leiten lässt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so beabsichtigt wurde. Seine Figur wird für mich somit immer uninteressanter.
Weder für Jon Snow noch Daenerys gibt das Buch genügend Inhalt für acht bis zehn Episoden her. Da beide aber zu den Fan-Favoriten zählen, sahen sich die Macher aber anscheinend gezwungen, deren Stories anzupassen und zu strecken, was leider nur bedingt funktioniert hat. Würde beispielsweise Daenerys in nur ca. vier Folgen im Mittelpunkt stehen und im Rest der Staffel überhaupt nicht auftauchen, würde rein inhaltlich wohl eher ein Schuh daraus werden. Im jetzigen Zustand wirkt ihr Staffelplot aber reichlich zäh. Qarth war optisch eine Bereicherung und der Hexenmeister Pyat Pree hatte einige Überraschungen auf Lager, aber der dringend notwendige Höhepunkt von Daenerys Handlung war meines Erachtens weit weniger wirkungsvoll als erhofft. Das Haus der Unsterblichen ist auch nach mehr als 10 Jahren das wohl meistdiskutierte Kapitel der Buchreihe. Mir war von vornherein klar, dass man das Kapitel nicht inhaltlich 1:1 umsetzen konnte, aber was die Serie daraus gemacht hat, hat im Prinzip bis auf die Drachen nichts mit dem Stoff aus dem Buch zu tun. Anstelle Prophezeiungen und Visionen über ihre Rolle in der Zukunft, als auch Reflexionen ihres bisherigen Handelns aufgezeigt zu bekommen, was sich in der Serie natürlich als schwierig gestaltet, wenn ein Großteil der Grundlagen dafür bisher nicht etabliert wurden, stellt die Sequenz für Daenerys in der Serie nun die (illusorische) Entscheidung zwischen Macht und Familie dar. Beide Illusionen waren atmosphärisch umgesetzt, haben aber wahrscheinlich keinen starken Einfluss auf das weitere Handeln der Drachenmutter. Rückblickend betrachtet war Qarth für Daenerys nichts anderes als eine überlange Lehrstunde zum Thema Vertrauen und Macht. Treffend hingegen war die Tatsache, dass auch die Macht des selbsternannten Königs der Stadt, passend zum Thema der Staffel, auf einer sorgsam aufgebauten Illusion fußte und er letztendlich selbst von derjenigen, die er zu hintergehen beabsichtigte, darin bzw. im Tresor eingesperrt wurde. Da die Lehrstunde nun beendet scheint und sich in Xaro Xhoan Daxos Anwesen genügend Schmuckstücke auftreiben lassen dürften, um ein Schiff zu mieten, hoffe ich bei Daenerys auf eine Rückbesinnung auf ihr ursprüngliches Ziel, den eisernen Thron der sieben Königslande und damit endlich auch auf eine stärkere Verknüpfung ihrer Handlung mit den Geschehnissen in Westeros.
Während mir das Pärchen Brienne – Jaime gefällt, verpufft Jon Snows zentrale Tat in dieser Folge recht wirkungslos, da die Autoren es als wichtiger erachtet haben, Jons Beziehung zu Ygritte in den Mittelpunkt zu stellen, als sich um an der Stelle wichtigere Figur Qhorin Halfhand zu kümmern. Ich hatte angenommen, die Handlung hinter der Mauern wäre, insbesondere durch die Wahl des Drehortes Island, sehr einfach und kostengünstig umsetzbar gewesen, da weder ausladende Sets noch intensiver CGI-Einsatz hierzu notwendig waren, aber dadurch, dass meines Erachtens auf falsche Schwerpunkte gesetzt wurde, erscheinen nun die Ranger – sowohl Qhorin, als auch Jon – als recht wenig kompetent und die Wildlinge alles andere als bedrohlich oder wirklich gefährlich. Im Grunde genommen hat der Plot aber funktioniert und das war Meckern auf hohem Niveau. Trotz einiger dramaturgischen Taschenspielertricks war die Abschlussszene von "Valar Morghulis" jedoch, im Gegensatz zum Finale der ersten Staffel mit der feurigen Geburt der Drachen aus, wahrhaft eisig. Die anrückende Horde der weißen Wanderer und ihrer untoten Armee ist ein ansprechender Appetitmacher auf bevorstehende Ereignisse. Leider müssen wir uns dazu wieder bis zum Frühjahr 2013 gedulden.
Fazit:
Das Finale der 2. Staffel schließt die wichtigsten Handlungen vorerst ab, kann aber nicht alle in die Folge gesetzten Erwartungen halten und bleibt wie die Staffel selbst, oft hinter den Möglichkeiten zurück. Zusammenfassend empfinde ich die zweite Staffel als ein gutes Stückchen schlechter als die erste. Planungsschwächen, dramaturgische Mängel und einige durchaus unnötige Änderungen, die rückblickend einige Plots unsinnig machen, lassen mich mehr als einmal das Vertrauen in die Macher verlieren. Einzig "Blackwater" sticht neben einigen positiv überraschenden Darstellerleistungen von Lena Headey und Alfie Allen im sehr überzeugenden Gesamtcast als Highlight hervor.
Für die nächste Staffel wünsche ich mir weniger Experimente und eine tiefgreifendere Auseinandersetzung mit dem Material der Vorlage. Änderungen werden weiter nötig sein, vielleicht sogar mehr denn je, jedoch sollten diese sorgfältiger geplant werden. Da die 3. Staffel nach ersten Informationen nur ungefähr die erste Hälfte des 3. Buches der Reihe umzusetzen versucht, sehe ich hier die große Chance der Autoren, sich vertieft dem Inhalt der Vorlage widmen und vielleicht auch aus kleinen Szenen mehr herausholen zu können. Aber bis es soweit ist, heißt es wieder warten, warten und nochmals warten.