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Originaltitel: Blackwater
Episodennummer: 2x09
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 27.05.2012
Erstausstrahlung D: 19.07.2012
Drehbuch: George R.R. Martin
Regie: Neil Marshall
Hauptdarsteller: Peter Dinklage als Tyrion Lannister, Lena Headey als Cersei Lannister, Charles Dance als Tywin Lannister, Liam Cunningham als Ser Davos Seaworth, Jack Gleeson als Joffrey Baratheon, Sophie Turner als Sansa Stark, Rory McCann als Sandor Clegane, Stephen Dillane als Stannis Baratheon, Jerome Flynn als Bronn, Sibel Kekilli als Shae und Conleth Hill als Lord Varys.
Gastdarsteller: Roy Dotrice als Pyromancer Hallyne, Julian Glover als Grand Maester Pycelle, Eugene Simon als Lancel Lannister, Kerr Logan als Matthos Seaworth, Finn Jones als Loras Tyrell, Tony Way als Ser Dontos Hollard, Wilko Johnson als Ser Ilyn Payne, Callum Wharry als Tommen Baratheon und Daniel Portman als Podrick Payne.

Zitat: Tyrion: "Those are brave men knocking at our door. Let's go kill them!"

Kurzinhalt: Der Krieg hat Kings Landing erreicht. Während Stannis alles daran setzt die Stadt einzunehmen, ist es an Tyrion, deren Verteidigung sicherzustellen, die Soldaten in den Kampf zu führen und vor allem selbst am Leben zu bleiben.

Review: ImageGanze achtzehn Folgen hat es gedauert, bis sich die Verantwortlichen hinter der Serie getraut haben, vom gewohnten Schema abzuweichen. Das bedeutet, es gibt weder endloses Geschrei nach Drachen, die wir als Zuschauer fast nie zu sehen bekommen, noch Witze über Jon Snows Jungfräulichkeit, die der Darsteller sowieso mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck quittiert. Auch müssen wir darauf verzichten, Robb Stark beim süßen Nichtstun zuschauen zu dürfen, so schwer uns das auch fällt. "Blackwater" ist somit nun nicht nur die erste Folge, die lediglich einen zentralen Handlungsort aufweist und dadurch Wunder bei der Dramaturgie wirkt, sondern – und das erachte ich in diesem Fall sogar als wichtiger – die erste gelungene Umsetzung des "Show, don't tell!"-Prinzips visueller Medien im größeren Maßstab innerhalb der Serie. Die zweite Staffel "Game of Thrones" war bis jetzt in Teilen eine recht trockene Angelegenheit und nicht jeder Handlungsstrang ist so gut gelungen oder hat noch dieselbe Frische, wie noch in der ersten Staffel. Es wurde zwar viel über den Krieg geredet, gesehen hat man davon als Zuschauer bis zuletzt leider nichts. Auch "Blackwater" sollte ursprünglich ganz anders aussehen, aber aufgrund der Beharrlichkeit der Showrunner David Benioff und Dan Weiss, einer erbettelten Finanzspritze vom Sender HBO und der Beteiligung von Neil Marshall ("The Descent", "Doomsday", "Centurion" etc.) als Actionspezialist für überschaubare Budgets, konnten die Verantwortlichen es schließlich doch noch wortwörtlich krachen lassen. Im direkten Vergleich zu Helms Klamm aus dem "Herrn der Ringe" mag die Schlacht um die Blackwater Bay verlieren und wie erwartet kann die Folge den in der Serie besprochenen Truppenstärken nicht ganz gerecht werden, dafür bleibt Marshall nahe an den Figuren und schafft es auch ohne Soldaten aus dem Computer, dafür mithilfe mehrerer hundert bewaffneter und eingekleideter Statisten ein gutes Mittendrin-Gefühl zu erzeugen, ohne dass die Übersichtlichkeit stark darunter leidet. Der Einsatz des Seefeuers war dessen ungeachtet aber ein wirklich spektakulärer Ohren- und Augenöffner.

Neben der ganzen Action ist "Blackwater" im Herzen letztendlich auch wieder eine Charakterfolge. Während sich Tyrions rechte Hand Bronn die Zeit vor der Schlacht mit Wein, Weib und Gesang vertreibt, tritt Joffreys Bluthund Sandor Clegane als Stimmungskiller auf, nur um dann auf dem Schlachtfeld selbst mit seiner größten Angst konfrontiert zu werden. Spielball Lancel begehrt in Gegenwart seiner Mätresse das erste Mal auf. Als Stannis nach dem ersten Fehlschlag sich entschließt, seine mutlosen Soldaten selbst anzuführen, fällt es mir schwer, mich für eine Seite zu entscheiden. Einerseits hofft man natürlich, Tyrions Plan möge aufgehen, aber wenn Stannis selbst mit entschlossenem Blick aus den Landungsbooten steigt, seine Männer im Pfeilhagel über den Strand führt, anschließend als Erster die Mauern von Kings Landing erklimmt und dabei rechts und links Lannistersoldaten zerhackt, dann kann ich nicht anders und möchte diesen Mann, trotz dessen, dass er seinen Bruder hinterrücks umbringen lassen hat, siegen und den kleinen Scheißer Joffrey über die Klinge springen sehen. Überhaupt lebt die Folge von ihren Kontrasten. Kämpfer Stannis gegen Feigling Joffrey. Tyrions Einfallsreichtum gegen die schiere Masse von Stannis Baratheons Truppen. Königin Cersei, die immer weiter die Kontrolle verliert versus die eigentlich immer wieder unterdrückte Sansa, die hier den Frauen und Kindern Mut zuspricht und sogar Joffrey verspottet und manipuliert. Cersei, in zeremonieller Rüstung gekleidet und mit der Aufgabe betraut für den Schutz der adeligen Damen und deren Kindern während des Kampfes zu sorgen, ertränkt ihre Sorgen und damit die Hoffnungen der Anwesenden in Wein, berichtet immer weiter von ihren Ansichten und Erlebnissen, die in Gegenwart anderer lieber unerwähnt hätten bleiben sollen und beweist eindrucksvoll, dass Herrschen können und Herrschen wollen zwei grundverschiedene Dinge sind. In der ersten Staffel habe ich Lena Headey noch für eine Fehlbesetzung für die Rolle der Cersei gehalten. Durch ihren Wandel in der 2. Staffel bin ich mittlerweile von ihr überzeugt, spätestens ab dieser Folge regelrecht begeistert. Ihre Szene im Thronsaal, allein mit ihrem jüngsten Sprössling und einer Ampulle Gift ist wohl ihr ganz persönliches Bewerbungsvideo für die Emmynominierungen.

ImageZwei volle Absätze Lobhudelei? Ja, denn ich habe ausnahmsweise keine wirklich relevanten Kritikpunkte. War die Schlacht genauso wie im Buch? Nein, sie wurde aber auf ein gesundes Maß entsprechend den zur Verfügung stehenden Geldmitteln reduziert und hat dennoch oder gerade deswegen wunderbar funktioniert. Klar, ein paar Panoramaaufnahmen von den Truppenaufmärschen wären alles andere als schlecht gewesen, ein paar Szenen hätten durchaus etwas mehr Licht vertragen können und das Ende kommt etwas abrupt, aber damit kann sich die Finalfolge beschäftigen. Apropos Finale. Die Abschlussfolge dürfte es schwer haben, "Blackwater" zu toppen und eigentlich erwarte ich das auch nicht. Es wäre zwar schön, wenn das trotzdem eintreffen würde, aber ein sinnvolles Beenden bzw. die Überleitung der wichtigsten Handlungsstränge zur dritten Staffel würde mir genügen. Da hierzu an jeder Handlungsfront noch einiges geschehen muss, stehen die Autoren vor der nicht ganz einfachen Aufgabe, dies alles sinnvoll in nur einer Folge unterzubringen. Nachdem das in dieser und letzter Staffel nicht immer hundertprozentig geklappt hat, bleibe ich vorerst skeptisch und komme nicht umhin anzumerken, dass es vielleicht besser gewesen wäre, manch Handlungsbogen schon eher auf sein Finale hinzuführen oder gar zu beenden.

Fazit: Ein straffes Drehbuch, ein kompetenter Regisseur, jede Menge Action, Schauwerte bis zum Abwinken und einige sehr starke Darstellerleistungen machen "Blackwater" zu einem fast perfekten Stück TV-Geschichte, das die hin und wieder sowohl inhaltlich, als auch qualitativ etwas strauchelnde 2. Staffel wieder zurück aufs Podest der besten derzeit laufenden Serienproduktionen hievt. "Blackwater" hat die Messlatte für die kommende Finalfolge der Staffel sehr hoch gehängt. Ich bin gespannt, ob die Macher in der Lage sein werden, das Niveau zu halten oder gar zu übertreffen.


Wertung: 5 von 5 Punkten
Tu Bacco
(Bilder © HBO)




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Kommentare (1)
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1. 11.08.2012 19:58
 
Stimme zu!
Auch ich fand die Blackwater Folge grossartig! 
Das "Wildfeuer" (Phosphor!) wurde perfekt umgesetzt. 
Auch die Charakterszenen waren großartig, von Bronn über Tyrion und Stannis Baratheon bis Cersei Lannister oder Sancha. 
Die Schlacht war spannend in Szene gesetzt, auch ich schwankte zwischen den beiden verschiedenen Parteien. 
An Belagerungsgeräten hätten noch einige Pfeile verschiessende Belagerungsgeräte wie bei den Römern oder auch im Mittelalter dazugehört. 
 
Unerwähnt blieb in der Folge im Gegensatz zum Buch, dass es Tyrions als Plänkler gegen die Flanken von Stannis Baratheons Truppen in die Wälder bei King`s Landing entsandte Truppen waren, die einen "toten Winkel" oder "blinden Fleck" während des Anmarsches der Tyrell und Lannister Armeen für Stannis Scout, Späher und Aufklärer schufen, da sie alle Reiter und Kundschafter von Stannis Dragonstone und Sturmland Armeen töteten. 
So wurden die Baratheon Truppen in der Tat gänzlich von der Übermacht in letzter Sekunde überrascht. 
Hätten sie eher von deren Herannahen erfahren - hätten sie noch eine Speermauer aus Lanzen und Hellebarden und einen Schildwall gegen den herrannahenden Feind bilden können! 
Und damit dessen Truppen erstmal aufgehalten. 
Stannis Baratheon hätte noch die Stadt erobern können - und King`s Landings Mauern gegen alle Feinde verteidigen und halten können, da er hinter den hohen Steinwällen gut geschützt gewesen wäre. 
Vermisst hat man auch die eiserne Kette, die über die Bucht-Einfahrt gespannt worden war. 
Tyrion freilich erhält in der letzten Folge der Staffel nicht allzuviel Dank für seine strategische und taktische Meisterleistung. Geschichte schreibt der Sieger - bzw. die MACHTHABER bei den Siegern... 
Ich hoffe, ich bekomme in den folgenden Büchern noch einige skrupellose Lannister Bankiers und Finanzhaie wie Tywin Lannister zu sehen. 
Eventuell ja Spekulation mit Nahrungsmitteln...Schieber, Horter und Wucherer, wie heute in Zeiten der Bankiers und Börsen...
 

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