Originaltitel: The Return of the Archons Produktionsnummer: 1x22 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 09.02.1967 Erstausstrahlung D: 21.12.1987 Drehbuch: Boris Sobelman Regie: Joseph Pevney Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: Harry Townes als Reger, Torin Thatcher als Marplon, Charles Macauley als Landru, Brioni Farrell als Tula, Sid Haig als First Lawgiver, Jon Lormer als Tamar, Morgan Farley als Hacom, Christopher Held als Lindstrom
Kurzinhalt:
Vor rund 100 Jahren ist das Raumschiff Archon auf Beta III gelandet – danach hat man nichts mehr vom Schiff und seiner Besatzung gehört. Die Enterprise fliegt nach Beta III, um das Verschwinden der Archon zu untersuchen. Doch Sulu kommt vom Außeneinsatz völlig verändert zurück; er wirkt völlig zufrieden, aber zugleich antriebslos, und überhaupt nicht mehr wie er selbst. Captain Kirk beschließt, der Sache mit einem Außenteam auf den Grund zu gehen. Dabei stößt man auf eine seltsame Kultur, in der die Menschen völlig apathisch wirken. Zwar friedlich und freundlich, aber scheinbar ohne echte Emotionen und/oder eigene Gedanken – so als würde sie irgendjemand oder irgendetwas kontrollieren. Lediglich zum Fest der roten Stunde lassen die Bewohner des Planeten all ihren sonst unterdrückten Gefühlen und Bedürfnissen für 12 Stunden freien Lauf. Kirk, Pille, Spock und die anderen Mitglieder des Außenteams ziehen mit ihrem untypischen Verhalten – wollen sie doch an den Festivitäten nicht teilnehmen – schon bald die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich. Sie erfahren, dass eine Entität namens Landru für das seltsame Verhalten der Bewohner von Beta III verantwortlich ist. Mit Hilfe von Reger, einem Mitglied der Untergrundbewegung, die Landru stürzen will, gelingt mit knapper Not die Flucht. Sie erfahren, dass Landu die Bevölkerung des Planeten durch ein geheimnisvolles Verfahren namens Absorbierung kontrolliert. Nachdem man sich diesem unterzogen hat, verfügt man über keinen eigenen Willen mehr, sondern ist nur mehr Teil des Ganzen, des "Körpers" von Beta III. Kurz darauf wird das Außenteam von Landru aufgespürt und gefangen genommen. So wie die Besatzung der Archon sollen nun auch Kirk & Co. "absorbiert" und so in die Gesellschaft von Beta III integriert werden…
Denkwürdige Zitate:"It's time you learned that freedom is never a gift. It has to be earned."
(Kirk bekommt in "Landru und die Ewigkeit" definitiv die besten Dialogzeilen spendiert.)
"Isn't that somewhat old-fashioned?"
(Kirk zu Spock, nachdem dieser einen der Wachen mit einem Kinnhaken niedergestreckt hat.)
"If I were you, I'd start looking for another job."
(Kirk zu den Wachen, nachdem Landru sich selbst vernichtet hat.)
"How often mankind has wished for a world as peaceful and secure as the one Landru provided."
(Zuletzt darf auch Spock noch mit einer interessanten Fragen aufhorchen lassen.)
Review:
"Landru und die Ewigkeit" stellt – wie viele Episoden der klassischen Serie – ein interessantes Mysteriums ins Zentrum des Geschehens, nämlich: Was ist mit den Menschen auf Beta III geschehen? Warum verhalten sie sich so sonderbar, wer oder was kontrolliert sie? Zumindest bei mir ist es gelungen, mich mit dieser Frage praktisch ab der ersten Sekunde zu packen, und schon gespannt auf die Auflösung zu warten. Diese war dann zwar nicht unbedingt überraschend – gab es doch während der Episode bereits mehrere Andeutungen und Vermutungen in diese Richtung – konnte mir aber dennoch sehr gut gefallen. Vor vielen tausend Jahren hat Landru einen Computer erschaffen, um für ein friedliches Zusammenleben der Bewohner des Planeten zu sorgen. Doch diesem fehlen die Intuition, das Wissen und die "Seele", um zu erkennen, dass die Zivilisation unter seiner Herrschaft stagniert. Mir gefällt Kirks (kunstbejahende) Aussage, dass es ohne Kreativität keine Weiterentwicklung einer Kultur geben kann. Jedenfalls ist es eine logische, schlüssige Aufklärung des Mysteriums, auf die über den Verlauf der Episode konsequent hingearbeitet wurde – statt in letzter Sekunde irgendeine abstruse Erklärung aus dem Hut zu zaubern.
Generell ist die Grundidee hinter dieser Zivilisation so interessant wie erschreckend, mit den vielen verschiedenen Menschen, die zu einer Einheit – dem "Körper" – quasi verschmelzen. Das Ergebnis ist das Ende jeglicher Individualität – die Bewohner sind nur mehr reine Automaten, Maschinen, Computer… sie besitzen nichts menschliches mehr (außer in der Roten Stunde, wo sie ihren Gefühlen und Bedürfnissen zügellos freien Lauf lassen können). In gewisser Weise erinnert die Zivilisation auf Beta III an die Borg, die ja ebenfalls über ein kollektives Bewusstsein verfügen und von einem Zentralgehirn gesteuert werden – und die fremde Lebewesen assimilieren/absorbieren. Neben dem Mysterium und dem Grundkonzept gefallen mir vor allem einzelne Momente sehr gut, wobei "Landru und die Ewigkeit" vor allem ein paar amüsante Dialoge bzw. Szenen (wie Spocks Faustschlag) zu bieten hat. Auch die Inszenierung ist durchaus gelungen, wobei vor allem jener Moment, als Kirk die ausschweifenden, tumultartigen Szenen während des Festivals vom Fenster des Appartements aus beobachtet, positiv hervorstechen. Was den Soundtrack betrifft, fällt zwar auf, dass man sich erneut fleißig aus den bereits vorhandenen Musikkatalog der Serie bedient, und vor allem Vina's Thema aus "Der Käfig" setzte man zuletzt etwas gar inflationär ein, jedoch… dadurch, dass es hier als Hauptthema der "Absorbierten" eingesetzt wird, und zumindest teilweise neu arrangiert und eingespielt wurde, fällt es hier nicht so negativ auf, wie bei anderen Gelegenheiten. Erwähnenswert erscheint mir auch, dass dies das erste – jedoch bei weitem nicht einzige – Mal ist, das James "Computer-Killer" Kirk eine Computerentität durch Argumente dazu bringt, sich selbst zu vernichten. Zuletzt gefällt mir an "Landru und die Ewigkeit" auch, dass man die nun befreite Zivilisation nicht einfach ihrem Schicksal überlässt, sondern einen Soziologen zurücklässt, der dabei hilft, diese wieder aufzubauen.
Bei den Schwachpunkten der Episode ist in erster Linie die mangelnde Spannung zu nennen. Diese ergibt sich für mich vor allem daraus, wie Kirk & Co. mit dieser Bedrohung umgehen. Die immer wieder kurz eingestreuten Witze sorgen zwar für Unterhaltung, vermitteln aber nicht den Eindruck, man würde die Gefahr wirklich ernst nehmen. Diesbezüglich fällt vor allem auch sehr störend auf, wie wenig das Außenteam zu seiner Rettung eigentlich unternimmt. Wenn nicht zufällig der dritte Widerständler die Kontrolle der Absorbierungsmaschine übernommen hätte, wäre das komplette Außenteam "umgedreht" und in weiterer Folge wohl auch die Enterprise im Orbit zerstört worden. Unverständlich zum Beispiel, warum Kirk und Spock die Gesetzgeber nicht angreifen, als diese kommen um den Captain zu "absorbieren". Später, als diese vom aufgescheuchten McCoy in die Zelle gerufen werden, stellen sie sich ihnen doch auch gewaltsam entgegen (und gewinnen). Wenn sie nicht den Widerständler als praktische Deus Ex Machina hinter den Kontrollen gehabt hätten, wäre es dann aber eigentlich schon zu spät gewesen. Jedenfalls ergab man sich hier meines Erachtens doch etwas zu früh und kampflos dem drohenden Schicksal.
Ich hätte es zudem vorgezogen, wenn man zur Rettung der Mannschaft auf eine etwas weniger bequeme und praktische Deus Ex Machina zurückgegriffen hätte. Meines Erachtens wäre es z.B. eine elegantere Lösung gewesen, wenn der Absorptionsprozess an Spock aufgrund der überlegenen Kontrolle der Vulkanier über ihre Gedanken und Gefühle gescheitert wäre, und er daraufhin die anderen mit Hilfe der Gedankenverschmelzung (die er ja bei McCoy in der Tat anwendet – wenn auch erfolglos; definitiv eine nette Idee des Drehbuchautors, dies hier einzubauen) aus ihrer Trance befreit hätte. Weiters fällt auch die inkonsequente Handhabung des Absorptions-Prozesses auf. So wird für diesen im späteren Verlauf der Episode die Maschine in Landru's "Zentrale" benötigt. Gleich zu Beginn der Episode schaffen es die Gesetzgeber jedoch, Sulu nur mit ihren Stäben in einen Hippie-Zombie zu verwandeln. Etwas schade auch, dass vieles rund um die Rote Stunde nie aufgeklärt wird, und man daher als Zuschauer über vieles im Unklaren bleibt. Wie oft findet diese statt, was ist ihr Sinn und Zweck? Warum sind ältere Leute von der Teilnahme an diesem Festival befreit? Wieso ist es Zwang, daran teilzunehmen? Generell erscheinen die entsprechenden Szenen rückwirkend betrachtet vollkommen sinnlos, denn in der Auflösung rund um Landru, die Absorption und die Kontrolle eines Computers über die Bevölkerung des Planeten spielt sie nicht die geringste Rolle mehr. Tatsächlich wird die Rote Stunde, nachdem sie erst einmal vorbei ist, nicht mehr thematisiert. Man ist fast dazu geneigt, anzunehmen, dass sie nur dazu da war, um das absonderliche Verhalten der Bewohner des Planeten zu verdeutlichen, die Laufzeit der Episode zu strecken, und für etwas Action und Chaos zu sorgen. Einen narrativen Zweck erfüllt sie jedenfalls nicht.
Last but not least: So interessant das hier vorgestellte Konzept einer zwar friedlichen, jedoch völlig apathischen Zivilisation ohne jegliche Individualität auch ist, die moralische Frage, ob dieser Zustand erstrebenswert ist, bzw. eine kritische Auseinandersetzung mit den damit verbundenen Nach- aber eben auch Vorteilen, verkommt leider zu einer Randnotiz. Erst am Ende darf Spock Zweifel daran anklingen lassen, ob man den Bewohnern von Beta III wirklich einen Gefallen damit getan hat, sie aus ihrer Trance zu befreien – und Kirk darf anmerken, dass sich die Menschheit eine derart friedliche Zivilisation praktisch schon immer gewünscht hat, und damit eingestehen, dass sich trotz allen Horrors doch auch ein Hauch von Idylle in dieser Zivilisation befand. Generell kommt man viel zu früh und zu leicht zu dem Schluss, dass in die Gesellschaftsordnung dieses Planeten eingegriffen werden muss; selbst Spock scheint diesbezüglich keine Bedenken zu hegen. Jedenfalls: Ich hätte es faszinierend gefunden, wenn man sich näher mit diesen Aspekten auseinandergesetzt hätte. Was ist besser: Individualität und Freiheit, oder Harmonie und Frieden? Inwiefern widersprechen sich diese Ziele? Sind sie überhaupt simultan zu erreichen? Fragen, die es in meinen Augen wert gewesen wären, sie näher zu betrachten – was man bei "Landru und die Ewigkeit" aber leider verabsäumt hat.
Fazit:
Im Hinblick auf das zugrundeliegende Mysterium, welches mein Interesse praktisch ab der ersten Minute wecken konnte, stellt "Landru und die Ewigkeit" ein Paradebeispiel für die klassische "Star Trek"-Serie dar. Sowohl das dahinterliegende Grundkonzept als auch die Auflösung wissen zu gefallen und zu "faszinieren". Auch der eine oder andere gut geschriebene Dialog und die zwischendurch eingestreuten Scherze tragen zum überdurchschnittlichen Unterhaltungswert der Episode bei. Dramaturgisch ist "Landru und die Ewigkeit" hingegen leider nicht ganz so gelungen. Die Spannung hält sich – nicht zuletzt, da das Außenteam die Bedrohung selbst nicht ganz ernst zu nehmen scheint, und lange Zeit nicht das Geringste unternimmt, um sich aus der misslichen Lage zu befreien – doch eher in Grenzen. So sehr ich es grundsätzlich schätze, auch die Helden einer Serie mal in einer Situation zu erleben, aus der sie sich nicht aus eigener Kraft befreien können – um aufzuzeigen, dass sie trotz allem nur Menschen und keine unfehlbaren Superhelden sind – heißt das ja noch lange nicht, dass sie sich derart widerstandslos mit ihrem Schicksal abfinden müssen. Vor allem, wenn man danach erst recht auf eine eher einfallslose Deus Ex Machina angewiesen ist, um sie doch noch zu retten. Zudem hätte ich mir gewünscht, dass man sich mehr mit den moralischen Implikationen dieser Zivilisation auseinandersetzt. Und die Rote Stunde erweist sich leider als narrativ belangloser Lückenfüller, dem nach dem Ende des Festivals nicht mehr die geringste Aufmerksamkeit geschenkt wird. Kritikpunkte, die meinen Gesamteindruck von "Landru und die Ewigkeit" nicht unwesentlich trüben – unterm Strich überwiegen dann aber doch die positiven Aspekte.