Originaltitel: The Alternative Factor Produktionsnummer: 1x20 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 30.03.1967 Erstausstrahlung D: 14.12.1987 Drehbuch: Don Ingalls Regie: Gerd Oswald Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: Robert Brown als Lazarus, Janet MacLachlan als Charlene Masters, Richard Derr als Barstow, Eddie Paskey als Lesley
Kurzinhalt:
Während die Enterprise einen scheinbar leblosen Planeten kartographiert, wird das Schiff plötzlich von einer Raumanomalie erschüttert. Von der Sternenflotte erfährt man, dass das Phänomen nicht auf den Planeten beschränkt war, sondern sich über die gesamte Galaxis erstreckte – wohl aber vom Planeten seinen Ursprung hatte. Als man diesen erneut untersucht, findet man nun plötzlich ein Lebenszeichen. Der Mann stellt sich als Lazarus vor, und behauptet, er würde einen mächtigen, grausamen Feind jagen, der das gesamte Universum vernichten will. Kirk und seine Mannschaft soll ihn bei diesem Unterfangen unterstützen. Schon bald bemerkt Spock, dass zwischen Lazarus und der immer wieder auftretenden Raumanomalie ein Zusammenhang zu bestehen scheint. Außerdem scheint er sein Aussehen und teilweise auch seine Persönlichkeit gelegentlich nach Auftreten der Anomalie zu verändern. Was genau steckt hinter dem mysteriösen, gefährlichen Phänomen, und was kann man tun, um die drohende Vernichtung der gesamten Galaxis aufzuhalten? Schließlich findet Kirk die Antwort darauf – in einem Paralleluniversum…
Denkwürdige Zitate:"I fail to comprehend your indignation, sir. I've simply made the logical deduction that you are a liar."
(Bin ich der Einzige, der Spock gerne mal dabei zusehen würde, wie er einen Politiker interviewt?)
"You'll be trapped inside that corridor with him forever. At each other's throats throughout time." "Is it such a large price to pay for the safety of two universes?"
(Vom Segen, dass die Folge endlich vorbei ist, ganz zu schweigen! Aber ich greife vor…)
Review:
Als ich mit dieser Komplettsichtung der ersten "Star Trek"-Serie begann – de facto meine erste überhaupt; als die DVDs rauskamen, habe ich mir zwar die Special Features sowie einzelne ausgewählte Episoden angesehen, für einen kompletten Durchlauf aber nie recht Zeit gefunden – war ich schon gespannt, ob ich wohl früher oder später über eine Folge stolpern würde, die ich entweder nie gesehen habe, oder an die ich mich zumindest überhaupt nicht mehr erinnern kann. Zwar habe ich als Kind und Jugendlicher zahlreichen Folgen mehrmals gesehen, aber aufgrund der eigenwilligen Ausstrahlungsreihenfolge hätte ich zumindest nicht ganz ausgeschlossen, früher oder später über eine Episode zu stolpern, die mir gänzlich unbekannt ist – oder zumindest scheint. Auftritt "Auf Messers Schneide". Und selbst nach meinen beiden Sichtungen (ich schaue mir alle Episoden immer doppelt an, 1x auf DVD in der Synchro-Fassung und 1x auf Blu Ray Remastered und im Originalton) könnte ich nicht beschwören, in welche dieser beiden Kategorien diese Folge nun fällt. Jedenfalls ist "Auf Messers Schneide" derart langweilig, dass ich es durchaus für möglich – wenn nicht gar wahrscheinlich – halte, dass sie mir schlicht und ergreifend nicht im Geringsten in Erinnerung geblieben ist.
Hauptgrund hierfür ist das Drehbuch: Man hatte zwar eine interessante Idee für das Ende der Episode, mit einem Mann, der mit seinem Gegenpart bis zum Ende der Zeit in einem ewigen Kampf gefangen ist. Allerdings fehlte es dann an Zeit oder Talent – oder beidem – um daraus eine fast 50-minütige Folge zu machen. Dass sich einige Fernsehstationen gegen die im Drehbuch ursprünglich enthaltene Romanze zwischen Lazarus und Charlene Masters störten, nachdem für letztere eine Afroamerikanerin gecastet wurde, half natürlich auch nicht gerade. Das Ergebnis zählt zweifellos zu den ödesten und einfallslosesten 40 Minuten der klassischen "Star Trek"-Serie. Letztendlich mangelte man es derart an Inhalt, dass man dazu gezwungen war, praktisch mehrmals die immer gleichen Szenen abspulen zu lassen – wie eine Schallplatte mit Sprung. Man beamt hinunter, trifft Lazarus, der hat einen Anfall, fällt einen Abhang hinunter, erwacht verletzt auf der Krankenstation, wird befragt, schleicht sich durch die Enterprise, und stiehlt Dilithium-Kristalle, während sich Kirk mit Spock über die seltsamen Vorkommnisse berät. Dann geht das Spielchen wieder von vorne los. Diese Sequenz wird mit ganz wenigen Änderungen 3x hintereinander abgespult. Auch Lazarus Anfälle laufen überwiegend gleich ab: Das Bild wird unscharf, wir sehen im Hintergrund einen Nebel im Weltraum, während zwei Figuren in einer Einstellung, die nachträglich durch Bearbeitung künstlerisch verfärbt (genauer gesagt: invertiert) wurde (was die Fremdartigkeit dieses Korridors unterstreichen soll). Der einzige größere Unterschied: Auf dem Planeten wird eben dieses Phänomen von heftigen Erdbeben, Donnern, Sturm etc. begleitet. Beim ersten Auftreten der Anomalie schüttelt sich zwar auch die Enterprise kräftig durch, bei späteren Anfällen von Lazarus an Bord der Enterprise glänzen diese Begleiterscheinungen jedoch durch Abwesenheit.
Womit wir schon bei einen weiteren wesentlichen Schwäche von "Auf Messers Schneide" wären: Das ganze ergibt leider hinten und vorne keinen Sinn, und ist eine Ansammlung verschiedenster Ideen, die kein stimmiges Ganzes ergeben, sowie vom verzweifelten Versuch geprägt sind, die seltsamen Vorkommnisse zu erklären. Leider bleibt es beim Versuch. Zuerst wird vor einer Invasion gewarnt, die dann nicht kommt. Dann taucht Lazarus auf, der mindestens genauso viele Lügen wie Wahrheit erzählt. Wir erfahren von einem negativen Paralleluniversum, und irgendwie soll es wohl, wenn die beiden in Kontakt kommen, zu einer Katastrophe galaktischen Ausmaßes führen. Aber offensichtlich nur, wenn genau die beiden gleichen "Partikel" sich berühren – denn Kirks Anwesenheit hat noch keine derartig katastrophalen Folgen. Irgendwie finde ich das Konzept sehr beliebig und wenig überzeugend. Immerhin dürfte es wenn ja deutlich mehr als nur ein Paralleluniversum geben – und hier hat man just mit einem in Kontakt, wo alles aus Antimaterie besteht? Und die Wesen dieses Minus-Universums wussten davon, und sind trotzdem in unseres gewechselt – auch auf die Gefahr hin, dass sich die beiden selben Personen treffen und die Galaxis aufhört zu existieren? Und genau dies ist scheinbar in der Zukunft passiert – bringt man doch zusätzlich noch einen nicht minder verwirrenden Zeitreise-Aspekt in die Handlung hinein, der völlig entbehrlich wirkt.
Was dem ganzen dann schließlich die Krone aufsetzt, ist das unnachvollziehbare, ja teilweise sogar schon hirnrissige Verhalten, dass die Protagonisten an den Tag legen müssen, damit sich die Handlung genau so entwickeln kann, wie sich das der Drehbuchautor wünscht. Nachdem ihm Lazarus schon ein Mal durch die Lappen gegangen ist, besteht Pille dennoch darauf, dass sich der Wachmann verkrümelt. "He's not going anywhere", meint er zu Kirk über seinen Patienten. Wenige Sekunden später ist Lazarus auch schon wieder auf den Beinen und schleicht durchs Schiff. Kurz darauf lässt sich dann auch noch ein sehr ängstlich wirkender Transportertechniker, der Lazarus sanft darauf hinweist, dass er an diesem Ort nichts verloren hat, auf stümperhafteste Art und Weise von diesem überwältigen – der noch dazu kein Problem damit hat, allein die Kontrollen zu bedienen und sich auf den Planeten herunterzubeamen. Ich würde ja gerne meinen Kopf schütteln, nämlich in jener Stärke, wie es diesem Verhalten von Pille & Co. angemessen wäre – habe aber Angst vor einem Schleudertrauma. Da verkommt das teilweise wieder einmal negativ auffallende Musik-Recycling (vor allem aus "Das letzte seiner Art") ja schon fast zu einer Lappalie. Das Einzige, was "Auf Messers Schneide" ansatzweise rettet, sind die letzten 10 Minuten, die nicht nur eine interessante Wendung zu bieten haben – stellt sich der vermeintliche Bösewicht doch als der Gute, der Held der Geschichte, heraus – sondern uns zudem in durchaus nachdenklicher Stimmung zurücklässt, angesichts seines weiteren Schicksals. Der zugrundeliegende Grundgedanke hinter Lazarus' Opfer ist – wie zuvor schon erwähnt – jedenfalls durchaus gefällig und sogar ansatzweise berührend; hätte sich aber eine bessere "Vorarbeit" nicht einfach nur verdient, sondern diese auch benötigt, um wirklich die volle Wirkung entfalten zu können. So fällt es leider unter die Kategorie "zu wenig, zu spät".
Fazit:
Das Drehbuch zu "Auf Messers Schneide" hätte definitiv noch einiges an Feinschliff benötigt. Offenkundig wird dies nicht nur beim schnarchigen Erzähltempo, einigen logischen Ungereimtheiten sowie der wenig überzeugenden Ansammlung verschiedenster Ideen und Konzepte, die einfach kein koheräntes Ganzes ergeben wollen, sondern vor allem auch angesichts der ständigen Wiederholungen einiger Ereignisse, die sich den einen oder anderen fragen lassen könnten, ob man vielleicht in einer – gar grausamen – Zeitschleife gefangen ist. Dabei sind die ständigen Anfälle und/oder ein von einem Felsvorsprung stürzender Lazarus schon beim ersten Mal nicht sonderlich spannend, packend oder interessant. Hier merkt man der Episode doch sehr stark an, dass dem Drehbuchautor die Ideen ausgegangen sind, bzw. er nicht wusste, wie er die Folge bis zur einzigen gefälligen Idee strecken kann. Somit kann leider selbst die grundsätzlich ja durchaus gelungene Wendung am Ende nicht mehr viel retten; hätte es doch, um beim Zuschauer Wirkung entfalten zu können, einer deutlich besseren Vorgeschichte bedurft. Denn so ist man nach den vorhergehenden 40 Minuten gediegener Langeweile in erster Linie froh, dass es dem Ende zugeht – ganz egal wie. Und wenn dafür ein Mann, den wir bis kurz vor Ende der Episode ohnehin nicht kannten, bis in alle Ewigkeit gegen einen Wahnsinnigen kämpfen muss, so ist dies ein Opfer, das man nur allzu gern in Kauf nimmt. Hauptsache, es ist endlich vorbei…