Originaltitel: Arena Produktionsnummer: 1x19 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 19.01.1967 Erstausstrahlung D: 07.12.1987 Drehbuch: Gene L. Coon Regie: Joseph Pevney Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: Jerry Ayres als O'Herlihy, Grant Woods als Kelowitz, Tom Troupe als Harold, James Farley als Lang, Sean Kenney als DePaul, Carole Shelyne als Metron, Vic Perrin als Metron (Stimme), William Blackburn, Bobby Clark, Gary Coombs & Ted Cassidy als Gorn Captain
Kurzinhalt:
Captain Kirk und sein Außenteam beamen auf den Planeten Cestus III, wo sich eine Kolonie der Föderation befindet. Nach ihrer Ankunft müssen sie erkennen, dass die Kolonie fast vollständig zerstört wurde – und die Angreifer sind immer noch auf dem Planeten! Es gelingt Kirk, die unbekannten Aggressoren mit einer Photonengranate zu vertreiben. Man beamt auf die Enterprise zurück und nimmt die Verfolgung des fremden Schiffes auf, dass offenbar dabei ist, zu seiner Heimatwelt zurückzukehren. Kirk vermutet hinter dem Eindringling die Vorhut einer bevorstehenden Invasion – weshalb er alles daran setzt, das Schiff zu vernichten, was als abschreckende Warnung dienen und weitere Angriffe verhindern soll. Doch ganz egal auf welche Geschwindigkeit die Enterprise beschleunigt, es gelingt dem Angreifer, Schritt zu halten, und den Abstand beizubehalten. Da wird das fremde Schiff plötzlich langsamer. Haben sie ihren Antrieb überstrapaziert? Bekommt Kirk nun endlich die Gelegenheit, sie auszuschalten? Doch kurz darauf verliert auch die Enterprise auf unerklärliche Weise Energie, und strandet im Weltraum. Der Vertreter eines mächtigen Volkes – den Metronen – nimmt mit ihnen Kontakt auf. Es handelt sich um Wesen, die jeglicher Form von Gewalt ablehnend gegenüberstehen, weshalb sie einen Kampf in ihrem Gebiet nicht dulden können. Stattdessen transportieren sie Captain Kirk sowie den Captain des fremden Schiffes – ein Gorn – auf einen Planeten, wo sie einen Kampf auf Leben und Tod austragen sollen. Der Überlebende darf den Raum der Metronen mit seinem Schiff verlassen. Das Schiff des Verlierers wird vernichtet…
Denkwürdige Zitate:"Doctor, you are a sensualist." "You bet your pointed ears I am."
(Ein kurzer, amüsanter Wortwechsel zwischen Spock und McCoy - ehe es ernst wird.)
"You are still half savage. But there is hope."
(Das erfeuliche Urteil der Metronen.)
"We're a most promising species, Mister Spock, as predators go. Did you know that?" "I've frequently had my doubts." "I don't. Not anymore."
(Kirks Zuversicht sorgt für einen optimistischen Ausklang.)
Review:
"Ganz neue Dimensionen" ist – dank des kultigen Kampfes zwischen Kirk und dem Captain der Gorn – zweifelsohne eine der bekanntesten und beliebtesten Episoden der klassischen "Star Trek"-Serie. Zum Urteil, dass es sich bei ihr auch um eine der besten handeln würde, kann ich mich hingegen leider nicht ganz durchringen. Denn die Konfrontation am Ende bleibt zwar definitiv in Erinnerung, und ist – trotz kleinerer Schwächen – ein Highlight der klassischen Serie, allerdings dauert es auch ein Weilchen, ehe es soweit ist. Und vor allem der Einstieg auf Cestus III ist meines Erachtens nicht so recht gelungen. Der gesamte Angriff auf die Kolonie ist einfach – natürlich bedingt durch die begrenzten finanziellen Mitteln bzw. die damals noch nicht so fortgeschrittenen Spezialeffekte – nicht wirklich überzeugend, beginnend mit den hinter einem Hügel verschanzten Angreifern über ihren Einsatz von Artilleriefeuer bis hin zu Kirks Angewohnheit, sich hinter Steinen zu verkriechen (bei Waffenfeuer, das von oben einschlägt), was nicht die erfolgversprechendste Taktik zu sein scheint. Und trotz der Rothemden-Verluste wollte bei dieser Szene einfach nicht so recht Spannung aufkommen.
Interessant wird es dann nach der Rückkehr auf die Enterprise, wo man sich kurzzeitig an eine ähnliche Verfolgungsjagd aus "Spock unter Verdacht" erinnert fühlt. Nicht nur, dass es gilt, einen Angreifer zu stoppen, ehe er seine Heimat erreichen kann – Kirk muss sich zudem erneut mit Kritik und Skepsis bezüglich seiner Haltung auseinandersetzen (bei "Spock unter Verdacht" war es McCoy, hier ist es Spock). Bestrebt, die Kolonie zu rächen und die Angreifer zu stoppen, lässt er das Raumschiff immer schneller fliegen – man werde die Angreifer entweder aufhalten, oder beim Versuch zerstört. Zu diesem Zeitpunkt geht man als – unvorbereiteter – Zuschauer davon aus, dass es zu einer dramatischen Konfrontation im All à la "Spock unter Verdacht" kommen wird; doch dann vollzieht "Ganz neue Dimensionen" mit dem Auftauchen der Metronen eine interessante (und bei der Erstsichtung definitiv überraschende) Wendung. Diese sind über die aggressive Haltung beider Schiffe bzw. Völker alles andere als erfreut – und setzen Kirk und den Captain der Gorn auf einem Planeten aus, wo sie bis zum Tod miteinander kämpfen sollen. Dem Sieger wird erlaubt, weiterzufliegen, das Schiff des Verlierers wird zerstört. Nun beginnt das Herzstück der Episode: Der Kampf zwischen Kirk und den Gorn, bei dem sich der Captain als körperlich unterlegen erweist, und daher auf seine Cleverness angewiesen ist, um gegen den reptilienartigen Gorn zu bestehen. Die Landschaft, die für diesen Zweikampf ausgewählt wurde, weiß definitiv zu gefallen und zu beeindrucken – allen voran die Gesteinsformationen. Die Location wertet diese Auseinandersetzung jedenfalls definitiv und entscheidend auf.
Jedoch: Über alle Kritik erhaben ist auch die zweite Hälfte der Episode nicht. Dass die Metronen die beiden zu einem Kampf auf Leben und Tod zwingen, will zu ihren sonst so pazifistischen Ansichten nicht wirklich passen. Ein Kampf der Raumschiffe in ihrem Sektor ist verpönt, aber wenn sich die beiden die Schädel einschlagen und danach das Schiff der Verlierer vernichtet wird, ist das ok? Gerade auch letzteres erscheint angesichts ihrer Ablehnung gegenüber Gewalt heuchlerisch und unlogisch. Auch der Kampf zwischen Kirk und dem Gorn an sich ist nicht ohne Schwächen. Vor allem durch die gar langsamen Bewegungen der Echse erhält er teilweise einen trashigen und unfreiwillig komischen Touch. Zudem stellt sich der Gorn selten dämlich an, nachdem ihm Kirk in die Falle gegangen ist. Statt die Zwangslage seinen Opponenten auszunutzen, befreit er ihn lieber zuerst vom Felsen. Sonderlich clever wirkt diese Vorgehensweise nicht gerade. Was die "Remastered"-Fassung betrifft, hätte ich mir zudem gewünscht, dass man uns statt einer extrem vagen, weit entfernten Ansicht ein klares Bild des Gorn-Schiffes präsentiert. Zumindest mir wäre dies weitaus wichtiger gewesen, als das Blinzeln.
Davon abgesehen kann der Kampf zwischen Kirk und dem Gorn aber durchaus gefallen, und zählt zu recht zu den denkwürdigsten, kultigsten und beliebtesten Passagen der klassischen "Star Trek"-Serie. Kirk erkennt schnell, dass er körperlich unterlegen ist, doch ein erster Versuch, den Gorn unter einem Felsen zu begraben, scheitert. Als er kurz darauf selbst in eine Falle des Gorn tappt – definitiv ein weiterer positiver Aspekt der Folge, zeigt sich doch damit, dass der Gegner auch einiges auf dem Kasten hat (zumindest bis er Kirk wie gerade erwähnt leichtfertig entkommen lässt) – entkommt er nur mit knapper Not. Um gegen den Angreifer zu bestehen, ist er auf sein Wissen und sein Geschick angewiesen. Wie er langsam die Puzzleteile zusammensetzt und beginnt, die Waffe zu bauen, ist sehr interessant mitzuverfolgen. Hier steigt dann auch endlich die Spannung, als der Gorn ihm immer näher kommt, und es Kirk quasi in letzter Sekunde gelingt, seine rudimentäre Waffe fertig zu stellen und zum Einsatz zu bringen. Sehr clever auch der Einfall, die Ereignisse von der Brücke der Enterprise aus mitverfolgen – und kommentieren bzw. erklären – zu lassen. Das Tüpfelchen auf dem i ist dann die Offenbarung, dass der Planet zuerst von den Gorn besiedelt wurde, und es sich demnach bei der Föderation um die Aggressoren und Eindringlinge handelt – was Kirk dazu zwingt, umzudenken, und ihn am Ende das Leben des Gorn verschonen lässt. Dies wiederum veranlasst die Metronen dazu, beide Schiffe ziehen zu lassen – und der Menschheit zu attestieren, dass noch Hoffnung für sie besteht. Diese Aussage des Metronen (siehe mittleres Zitat zur Folge) und der damit einhergehende versöhnlich-optimistische Ausklang geben wohl die Quintessenz dessen wieder, was Roddenberry mit der Serie aussagen wollte, und sind demnach "Star Trek" pur!
Fazit:
"Ganz neue Dimensionen" verdient seinen Kultfaktor definitiv zu recht, dennoch ist die Episode nicht gänzlich ohne Schwächen. Zu Beginn halten sich Spannung und Dramatik noch eher in Grenzen, und auch die faszinierenden Elemente treten erst mit den Metronen ab ca. der Mitte der Folge – eine höchst gelungene und bei der Erstsichtung überraschende Wendung der Ereignisse – zu Tage. Zudem braucht man beim Kampf zwischen Kirk und dem Gorn teilweise die rosarote Nostalgiebrille, um sich nicht an dessen viel zu langsamen Bewegungen und ähnlichen Kleinigkeiten zu stören. Davon abgesehen vermag es "Ganz neue Dimensionen" aber überwiegend gut und teilweise sogar hervorragend, zu unterhalten. Neben dem Kampf zwischen Kirk und Gorn, wo der Captain erneut seinen Grips unter Beweis stellen muss, um gegen einen übermächtigen Feind zu bestehen, gefallen vor allem die Wendung rund um die Kolonie auf Cestus III sowie die Aussage am Ende, die perfekt und prägnant genau das zusammenfasst, was Gene Roddenberry mit "Star Trek" vermitteln wollte: Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, in der die Menschheit gelernt hat, nicht nur untereinander, sondern auch mit anderen Wesen – so fremdartig sie auch erscheinen mögen – in Frieden zusammen zu leben.