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The Grey - Unter Wölfen Drucken E-Mail
Liam Neeson im Kampf gegen die Wildnis Alaskas Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 13 April 2012
 
The Grey - Unter Wölfen
(The Grey, USA 2012)
 
The Grey
Bewertung:
Studio/Verleih: Scott Free Productions/Universum Film
Regie: Joe Carnahan
Produzenten: U.a. Ridley Scott, Tony Scott und Joe Carnahan
Drehbuch: Joe Carnahan & Ian Mackenzie
Filmmusik: Marc Streitenfeld
Kamera: Masanobu Takayanagi
Schnitt: Roger Barton & Jason Hellmann
Genre: Drama/Thriller
Kinostart Deutschland: 13. April 2012
Kinostart USA: 27. Januar 2012
Laufzeit: 117 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Soundtrack
Mit: Liam Neeson, Frank Grillo, Dermot Mulroney, Dallas Roberts, Joe Anderson, Nonso Anozie, James Badge Dale, Ben Bray, Anne Openshaw u.a.


Kurzinhalt: Auf dem Rückflug von einer Ölplattform stürzt das Flugzeug, welches die Mitarbeiter nach Hause bringen soll, mitten in der eisigen Wildnis Alaskas ab. Die wenigen Überlebenden rotten sich zuerst im Wrack des Flugzeugs zusammen, machen ein Feuer, und überlegen, wie sie nun weiter vorgehen sollen. Im Wrack ausharren und auf Rettung warten, oder das Schicksal in die eigene Hand nehmen und die Wanderung über die Eiswüste wagen? Als wären der Schnee, der eisige Wind und die Kälte nicht schon genug, wird zudem schon bald ein Rudel aggressiver Wölfe auf sie aufmerksam, und greift sie noch in der ersten Nacht an. Daraufhin schwingt sich John Ottway, ein Jäger, zum Anführer der Überlebenden auf, und hält alle dazu an, mit ihm aufzubrechen. Das Wrack dürfte genau im Territorium der Wölfe liegen und wäre deshalb nicht mehr sicher. Im nahegelegenen Wald hofft Ottway gemeinsam mit den anderen Überlebenden, Schutz zu finden. Doch die Wölfe folgen ihnen unerbittlich…

Review: Liam Neeson schürt falsche Erwartungen…Im Herbst letzten Jahres hat Sarah Deming, eine Frau aus Michigan, für Schlagzeilen gesorgt, als sie den amerikanischen Verleih des Films "Drive" wegen eines angeblich irreführenden Trailers verklagt hat. Ich hatte damals für sie offen gestanden wenig Verständnis. Erstens fand ich nicht, dass die Trailer das Gefühl vermittelt hätten, "Drive" wäre vom Stil her mit der "Fast & Furious"-Reihe zu vergleichen. Und zweitens kann ich nicht verstehen, wie man dermaßen darüber enttäuscht sein kann, statt einen "Fast & Furios"-Film ein derartiges cineastisches Meisterwerk bekommen zu haben, dass man deswegen klagt. Ich meine, das ist so, wie wenn ich mir einen "Transformers"-Film erwarte, und dann plötzlich "Herr der Ringe" bekomme. Ich muss jedoch gestehen: Nachdem ich "The Grey" gesehen habe, war mein erster Gedanke: "Ich hoffe Sarah hat den nicht gesehen – sonst geht’s der Verleihfirma an den Kragen". Denn der Trailer verspricht in der Tat einen gänzlich anderen Film, als man ihn dann serviert bekommt. Vor allem aber deutet man dort einen grandiosen, vielversprechenden Moment an – auf den man im Film dann letztendlich vergeblich wartet.

Ich muss gestehen, angesichts meiner ebenfalls vom Trailer getäuschten Erwartungen war es auch für mich schwer, dem Film eben diese nicht anzulasten. Denn "The Grey" ist weniger ein Survival-Thriller als eine teilweise schon fast meditative Auseinandersetzung mit dem Tod. Natürlich gibt es zwischendurch ein paar spannende, packende Momente, dennoch ist "The Grey" genauso wenig ein Film über den Kampf einer Gruppe von Menschen gegen ein angriffslustiges Rudel Wölfe, wie "The Wrestler" ein Film über Wrestling ist. Leider offenbarten sich mir selbst losgelöst von meinen falschen Erwartungen – die ihm vorzuwerfen ich zu vermeiden versuche – einige Schwächen, die für mich verhindern, dass ich "The Grey", abseits des irreführenden Trailers, uneingeschränkt empfehlen kann. So vermittelt nicht nur der Trailer den Eindruck eines gänzlich anderen Films, teilweise hatte ich während "The Grey" auch das Gefühl, dass Joe Carnahan selbst nicht genau wusste, welchen bzw. welche Art von Film er eigentlich machen will. Denn zwar stehen grundsätzlich existenzielle Fragen sowie die Betrachtung der in dieser schwierigen Situation gefangenen Figuren im Vordergrund, es gibt jedoch auch immer wieder Szenen, welche diese Stimmung unterbrechen, und kurzzeitig einen deutlich spannenderen, packenderen und actionreicheren Film andeuten. Vor allem zwei kurze, billige Schockmomente waren mir hier ein Dorn im Auge. Wenn es "The Grey" in erster Linie darum gehen würde, dass wir vor Anspannung nicht mehr ruhig im Kinosaal sitzen können, dann hätten derartige Szenen ihre Daseinsberechtigung. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es gab danach unzählige ruhige Charaktermomente, wo die Figuren vorgestellt wurden, aus ihrem Leben erzählt haben, etc… die ich jedoch nicht uneingeschränkt genießen konnte, weil ich jeden Moment mit einem weiteren überraschenden Angriff der Wölfe gerechnet habe. Genau in diesen Szenen wäre es aber wichtig gewesen, so richtig einzutauchen, um sich mit den Protagonisten verbunden zu fühlen.

Die Überlebenden des FlugzeugabsturzesDies dürfte auch der überwiegende Grund dafür sein, dass ich leider nur zu Liam Neesons Figur wirklich einen Bezug aufgebaut habe, und die anderen eher als unwichtiges potentielles Wolfsfutter empfunden habe. Wobei die Tatsache, dass die Charakterisierung nicht zu tief geht und sich auch das eine oder andere Genreklischee nicht verkneift, der Identifikation mit den Figuren sicherlich auch nicht zuträglich ist. Dementsprechend wenig – nämlich gar nicht – hat mich dann auch der eine oder andere Filmtod berührt. Auch die Rückblenden sind ein zweischneidiges Schwert. Einige davon, vor allem auch beim Flugzeugabsturz oder gegen Ende des Films, sind perfekt eingestreut, wobei vor allem die Verknüpfung mit den aktuellen Ereignissen zu gefallen weiß. Andere unterbrechen das gegenwärtige Geschehen eher willkürlich und wirken dadurch etwas störend. Gegen Ende hin betritt "The Grey" dann zudem erstaunlich spirituelle und teilweise auch religiöse Pfade, mit denen ich mich nur bedingt identifizieren konnte. Hier drohte der Film in meiner Gunst noch einmal um einiges tiefer zu sinken.

Jedoch, trotz aller Kritikpunkte: Es gibt auch sehr viel Positives an "The Grey". Hier tun sich in erster Linie einige grandiose Einzelmomente hervor. Ich will nicht spoilern, aber… der Flugzeugabsturz ist sehr mitreißend inszeniert, gleich danach gibt es ein weiteres dramaturgisches Highlight, auch zwischendurch schleichen sich ein paar ungemein packende Szenen ein (ich sage nur Seil und Abgrund), ein Filmtod wird wunderbar ruhig und unaufgeregt umgesetzt, und das – meines Erachtens – perfekte Ende sorgt schließlich für einen versöhnlichen Abschluss. Joe Carnahan inszeniert zudem mit sicherer Hand, und setzt vor allem die raue Natur Alaskas gekonnt in Szene. Die Wölfe sind gut getrickst, und vermögen es überwiegend, ihren künstlich-digitalen Ursprung zu verbergen (wobei zwischendurch auch immer wieder Aufnahmen echter Wölfe eingestreut wurden). Der Soundtrack von Marc Streitenfeld ist sehr atmosphärisch, wobei das beeindruckendste und am längsten in Erinnerung bleibende Musikstück, welches zwischendurch in einer wichtigen Rückblende und dann auch noch einmal beim Ende zum Einsatz kommt, auf Jamin Winans zurückgeht (dessen hier ursprünglich für den Film "Ink" verwendete Komposition "The City Surf" mich sehr an den Stil von John Murphy, allen voran sein geniales "Adagio in D Minor" aus "Sunshine", erinnert hat). Die wohl größte Stärke von "The Grey" ist aber Liam Neeson, der hier seine beste schauspielerische Leistung seit langem ("Schindlers Liste"?) zeigt. Er stürzt sich Kopf über in diese Rolle, die ihm sicherlich in gewisser Weise auch persönlich nahegegangen sein dürfte, und umarmt sie ohne Rücksicht auf Verluste. Das Ergebnis ist eine ungemein eindringliche und teilweise überraschend emotionale Performance, die den Film nicht einfach "nur" aufwertet, sondern über weite Strecken prägt. Ohne ihn wäre "The Grey" wohl nur halb so gut gewesen – aber auch mit ihm ist er leider "nur" gut. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Fazit: Im Angesicht des Todes…Angesichts des irreführenden Trailers dürfte es "The Grey" nicht leicht haben, ein – zufriedenes – Publikum zu finden, fällt es doch sehr schwer, die eigene Enttäuschung bzw. fehlgeleitete Erwartungshaltung zurückzustellen, und ihn einfach als das zu betrachten, was er ist. "The Grey" hat zwar den einen oder anderen – kurzen – Kampf gegen die Wölfe zu bieten, und dreht sporadisch an der Spannungsschraube, davon abgesehen stehen aber die Figuren und ihr Umgang mit dieser scheinbar ausweglosen Situation im Mittelpunkt. Auch geht es in "The Grey" weniger um den Kampf ums Überleben, als darum, mit dem Tod Frieden zu schließen. Regisseur Joe Carnahan fängt dabei vor allem die Unerbittlichkeit der Natur Alaskas beeindruckend ein, während Marc Streitenfeld und Jamin Winans einen eindringlichen Soundtrack beisteuern. Die größte Stärke ist aber Liam Neeson, der hier eine unerwartet emotionale Tour de Force zeigt. Was "The Grey" hingegen schadet – und verhindert, dass ich ihn abseits allfälliger falscher Erwartungen uneingeschränkt weiterempfehlen kann – sind seine vor allem gegen Ende hin etwas aus dem Ruder laufende Spiritualität und Religiosität, die man dem Kinozuschauer aufs Auge drückt, sowie die tonalen Inkonsistenzen, die verhindert haben, dass ich vollständig in den Film eintauchen konnte. Ich schließe nicht aus, dass er mir bei einer allfälligen Zweitsichtung besser gefallen wird, aber vorerst konnte mich "The Grey", trotz einiger wirklich starker Momente und positiver Aspekte, leider nicht gänzlich überzeugen.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2012 Universum Film)


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Weiterführende Links:
Review zu "Drive"
Review zu "Sunshine"






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